Im Test: Kentix Multi-Sensor-Rack

Alles klar im Server-Raum

12. Februar 2015, 7:00 Uhr | Thomas Bär, Frank-Michael Schlede/jos

Netzwerküberwachung ist weit mehr als nur das Zählen von Datenpaketen, das Routing im Blick zu behalten und die Latenz zwischen den Netzwerkknoten zu kennen. Eine Wasseransammlung in einem Verteilerraum, Übertemperatur oder eine zu hohe Luftfeuchtigkeit - auch darüber kann sich der Administrator mit geeigneten Lösungen problemlos alarmieren lassen.

Unternehmen geben eine große Menge Geld für die Sicherung ihrer Server-Systeme aus - nicht nur im Sinne von Backup und Co., auch für Brandschutzmaßnahmen, gesicherte Türen oder große und leistungsfähige USV-Anlagen. Doch wer sich seinen Server-Raum oder gar sein Rechenzentrum einmal näher betrachtet, der weiß möglicherweise, dass es noch einiges zu tun gäbe: Beispielsweise Brandschutztüren, einbruchsichere Fenster, speziell angepasste Stromkreise, keine wasserführenden Leitungen im Raum - oft Dinge, auf die Administratoren gar keinen Einfluss haben.
Doch wie bemerkt der Administrator überhaupt, dass sich eine immer größere Wasserpfütze, ausgehend von einer defekten Heizungsanlage oder einem Klimagerät, in einem Verteilerraum im Keller bildet? Meist doch erst dann, wenn das Wasser die Stromversorgung erreicht hat und das ganze Rack durch einen Stromausfall lahmlegt. Recherchen im Internet ergaben, dass mehr als die Hälfte aller Feuer in elektrischen Anlagen durch sich langsam entwickelnde Schmorbrände entstehen. Ein Ausfall der Klimaanlage in einem intensiv genutzten Server-Raum dürfte innerhalb kürzester Zeit zu einem Verlust beinahe aller Systeme führen, die bekanntlich auf Temperaturschwankungen sehr negativ reagieren. Die Liste ließe sich problemlos erweitern, aber schlussendlich ist die Antwort stets dieselbe: Es muss ein Sensor auf eine Veränderung oder Gefahr reagieren und die zuständige Administration automatisch informieren.
Exakt dieser Aufgabenstellung widmet sich Kentix und überwacht mit seinen Produkten in der Summe über 35 verschiedene Gefahren - von der Übertemperatur über den verstopften Filter einer Kühlung, Einbruch, Kabeldefekte bis hin zum offenen Fenster. Im Portfolio von Kentix finden an Überwachung interessierte Kunden unterschiedliche Ausprägungen von Sensoren und Komplett-Sets. Das Einstiegsgerät, das Modell Multi-Sensor-LAN für rund 500 Euro, überwacht mithilfe von acht integrierten Sensoren die Umgebung eines Raums und wird typischerweise per Power over Ethernet mit Strom versorgt. Das größere Modell - das Multi-Sensor-Rack - überprüft über eine Achtfach-PDU mit zweimal 3.600 VA zusätzlich die Qualität der Stromversorgung und arbeitet mit dem integrierten Web-Server auch als Standalone-Lösung für ein Umwelt- und Stromnetz-Monitoring.
Über verschiedene kabelgebundene oder auch per Funk (Zigbee) integrierbare Sensoren erweitern Administratoren das Klima in unterschiedlichen Räumen, erkennen dort Bewegungen, stellen sicher das Türen oder Fenster verschlossen sind oder protokollieren der Zutritt über ein Keypad. Bewegungssensoren erkennen mehr oder weniger heftige Stöße - wodurch auch immer ausgelöst.
 
Recht einfache Installation
Für einen Test stellte uns der im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein beheimatete Hersteller Kentix das Multi-Sensor Rack im 19-Zoll-Gehäuse zur Verfügung. Bei dem kleinen, in Kunststoff gefertigten Gerät mit einer Höheneinheit handelt es sich um ein "Standalone"-fähiges Überwachungssystem zur Erkennung von 24 potenziellen Gefahren. Auf der orangenen Vorderseite sind der RJ45-LAN-Anschluss und zwei Kentix-Systembuchsen, ebenfalls RJ45, zum Anschluss von Leckage-Sensoren oder Türkontakten angebracht. Das sogenannte OLED-Display stellt aktuelle Messwerte dar, erlaubt ein Durchschalten über zwei Taster, und zwei LEDs zeigen den Betriebszustand und den Alarmfall an.
Auf der Rückseite sind neben den beiden C20-Stromversorgungen insgesamt acht typische C13/10A-Kaltgerätesteckdosen mit einer maximalen Gesamtanschlussleitung von 7.200 VA zu finden. Der Energieverbrauch und die Qualität der Stromversorgung dieser je vier Geräte je PDU überwacht der Multisensor selbst. Die Energieversorgung des 19-Zoll-Geräts erfolgt stets über den Anschluss 1 - was in der Anleitung steht, nicht aber etwa auf einem Aufkleber am Gerät selbst.
Zum Lieferumfang gehören neben den Montagewinkeln lediglich zwei Stromversorgungsanschluss-Verlängerungskabel vom Typ C19/C20. Wer nicht über diese doch eher seltenen Kabel verfügt, sollte sich mit Schuko-C19-Kabeln ausstatten. Nach Herstellung der Stromversorgung und dem Anschluss an das Netzwerk ist der kleine Server über die zunächst feste IP-Adresse 192.168.100.223 über 10/100 MBit/s erreichbar. Der Username "admin" und das Passwort "password" findet der Administrator einerseits auf der Geräteunterseite als auch in der einseitigen Kurzanleitung. Ehe jedoch der Benutzer dazu kommt, das Passwort einzugeben, macht der kleine Überwachungs-Server ordentlich auf sich aufmerksam - der eingebaute 2,3-kHz-Signalgeber mit 85 dB Lautstärke zeigt an, dass er korrekt arbeitet. Da sich der Administrator zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich noch recht nah am Gerät befindet, zerreißt es ihn erst einmal ordentlich. Den Signalton kann man selbst durch die geschlossene Schutztür und bei dem Lüfter- und Klimakrach im Server-Raum gut hören.
 
Selbsterklärender Erstkontakt
Der erste Besuch der Web-Oberfläche des Überwachungs-Servers gestaltet sich ebenso einfach wie die komplette spätere Bedienung. Das "Dashboard" mit den aktuellen Messdaten bekommt jeder zu Gesicht, der auf die Web-Seite der Appliance surft. Änderung von Parametern oder das Schalten der Steckdosen erfordern die Eingabe von Passwörtern.
Die Inbetriebnahme und der Betrieb sind einfach. Da wird zu keinem Zeitpunkt ein Wissen abverlangt, das der Administrator nicht haben kann. Die komplette Bedienungsanleitung stellt der Hersteller ausschließlich über das Internet zur Verfügung. Darauf weist Kentix in der Kurzanleitung jedoch hin. Zunächst einmal gilt es, die IP-Adresse den eigenen Wünschen anzupassen. Dies macht der IT-Profi nach dem Login im Menüpunkt "Konfiguration" unter "Grundeinstellungen". IPv6 unterstützt das Multi-Sensor-Rack ebenso wie DHCP für IPv4, zwei namentlich benannte DNS-Quellen und zwei Zeit-Server und die Option, ob Sommerzeit genutzt werden soll oder nicht. Die Benutzerverwaltung bietet Platz für maximal fünf administrativ berechtigte Anwender, wovon ein Platz bereits für das vordefinierte "admin"-Konto belegt ist. Die Anlage eigener Benutzer ist recht einfach - mehr als die Eingabe der E-Mail-Adressen, die gleichzeitig das Ziel für Alarme sind, des Namens und des Passworts sieht das Dialogfenster nicht vor. Eine weitere Variante der Alarm-Weiterverarbeitung ist das Feuern von SNMP-Traps an einen SNMP-Receiver, die passende MIB-Datei mit allen notwendigen Details bietet der Hersteller auf seiner Homepage. Die Funktion FTP-Server dient nicht zur Weitergabe von Alarmmeldungen, sondern wurde vor dem Firmware-Stand 4.00 für Updates benötigt.
Das Logbuch sammelt alle wichtigen Ereignisse wie Neustarts oder Alarmaussendungen chronologisch, nicht jedoch die Anmeldung der unterschiedlichen Personen, Tests von E-Mails oder das Schalten der PDU-Steckleiste. Die Konfiguration kann der Administrator per Mausklick als Ini-Datei herunterladen und ebenso wieder einspielen.
 
Sensoren, Alarme und Schaltungen
Eine gewisse Trägheit scheint besonders den Temperatursensor zu betreffen. Nach dem ersten Einschalten sollte es in unserem Büro, indem wir den Test durchführten, gerade einmal 7° Celsius haben - wir sparen zwar gern Heizenergie, aber übertreiben tun wir es nicht. Nach rund einer Stunde im Betrieb zeigte das Gerät den von uns ebenfalls gemessenen Wert von etwa 20,0°C. Die Messungen der Luftfeuchtigkeit waren deutlich schneller in dem Bereich, den wir mit einem klassischen Hygrometer und einem elektrischen Luftentfeuchter überprüften. Die Messergebnisse passten somit zu den selbst gemessenen Referenzwerten innerhalb tolerabler Abweichungen. Die Funktionalität des CO-Sensors, der für die Erkennung von Rauchentwicklungen im Raum zuständig ist, prüften wir - der Jahreszeit entsprechend - mit einem Duftkegel für ein Räuchermännchen. Die Angaben des Energieverbrauchs verglichen wir mit den uns bekannten Verbrauchsdaten für den "HP Microserver N40L", auch dabei gab es keine Auffälligkeiten. Die Qualität des Frequenzsignals, Spitzenlast, Scheinlast, Spannung, Wirkleistung und so genannte Flicker-Erkennung konnten wir nicht durch zusätzliche Messungen validieren. Den Bewegungssensor zur Anzeige eines Prozentwerts zu bringen ist einfach, es reicht schon ein beherztes Klopfen auf die Schreibtischoberfläche und der Wert schnellt nach oben. Alle unsere Tests verliefen in jedem Fall wie erwartet.
Die Definition von Alarmen ist ebenso einfach wie die restliche Bedienung des kleinen Servers. Im Menü "Konfiguration" wechselt der Administrator in das Register "Multi Sensor" und findet eine selbsterklärende Web-Seite mit den Mini- und Maximalwerten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Taupunkt, Kohlenmonoxid und Bewegung. Zu welchen Uhrzeiten der Bewegungssensor "scharf" oder "unscharf" sein soll, kann der Administrator in zwei Schritten definieren: Schaltzeit "scharf" und Schaltzeit "unscharf" - feinere Zeiträume oder gar unterschiedliche Werktage gibt es nicht. Die Nachrichten der beiden externen Anschlüsse definiert der IT-Profi über die Trigger-Level "hi/low", je nachdem, was für ein Sensor angeschlossen ist.
 
Fazit
Die Überwachungssysteme von Kentix sind überaus praktisch und leicht in die eigene Umgebung zu integrieren. Insbesondere Messdaten wie die Luftfeuchtigkeit oder die stabile Stromversorgung sind für die zu erwartende Lebensdauer von aktiven Netzwerkkomponenten äußerst entscheidend. Insgesamt überzeugte das Multi-Sensor-Rack-Gerät von Kentix und ist mit rund 1.000 Euro sicher auch nicht außerhalb jeden Budgets.
Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede
Info: KentixTel.: 06781/562510Web: www.kentix.com

Die Energiemessung umfasst verschiedenste Parameter. Eine automatische Umrechnung in Energiekosten ist ebenfalls möglich.

Raumklimawerte sind in erster Linie in Server-Räumen von hoher Bedeutung. Schwankungen wie im Beispiel mögen Hochleistungsgeräte in der Regel nicht.

Das passende Update-Image muss der Administrator schon selbst finden.

Wann soll das Multi-Sensor-Rack welchen Alarm ausgeben?

Verschiedene Alarmmessungen beim Multisensor-Rack.

Das Multi-Sensor-Rack von Kentix überwacht verschiedenste Umgebungswerte.

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