Aktuelle Umfrage: Der Ausstieg aus der Atomkraft fördert den Einstieg in die Elektromobilität

Atomkraft nein danke! Elektromobilität ja bitte!

5. Juli 2011, 8:29 Uhr | LANline/jos

Der 30.06.2011 markiert einen wichtigen, vielleicht historischen Meilenstein in der deutschen Energiepolitik: den parlamentarischen Beschluss für den Atomkraftausstieg ein halbes Jahrhundert nach dem Erlass der ersten Atomgesetze und nach etwa drei Jahrzehnten der "Atomkraft nein danke!"-Bewegung. In einer aktuellen Online-Umfrage (Juni 2011) von emobility-web.com prognostizierten 71 Prozent von insgesamt 157 Teilnehmern (überwiegend Experten und Branchenkenner), dass dadurch der Umstieg auf Elektromobilität konsequent vorangebracht werden könnte. Nur zehn Prozent gehen eher von einem Dämpfer für das Trendthema Elektromobilität aus. 18 Prozent sehen jedoch keine Auswirkung oder direkten Zusammenhänge.

Was hat der Atomkraftausstiegsbeschluss mit Elektromobilität zu tun? Sehr viel. Denn es gibt hier für beide Seiten eine klare Argumentationskette, die jeweils zu gegensätzlichen Ergebnissen für oder gegen Elektroautos kommt. Zwei Gruppen dominieren unter den Befragten: Die Skeptiker mit einer eher kurz-mittelfristigen Prognose sowie die Befürworter mit einem mittel- bis langfristigen Blickwinkel.

Die Skeptiker (10%) vertreten eher die Meinung, dass durch die Umstellung auf aufwändigere Verfahren der regenerativen Stromerzeugung und dem damit prognostizierten Preisanstieg die Argumente für die Elektromobilität insgesamt negativ sind. Der Strom würde durch Umstellungsinvestitionen, Förderungen und Subventionen insgesamt deutlich teurer, was den Preisvorteil der E-Mobilität gegenüber Benzin, Diesel oder auch Gas reduziere oder gar zunichte mache. Auch die CO2-Bilanz der E-Fahrzeuge würde sich eher verschlechtern, da der Ausstieg durch CO2-intensivere Kohle- und Gaskraftwerke aufgefangen werden müsste. Diese Situation und der vor allem der „Wettbewerb“ um das knappe Gut Strom führt dann zu einer allgemein kritischen Haltung breiter Bevölkerungskreise gegenüber der Elektromobilität, was letztendlich den Anfangs-Hype kompensiert oder sogar ins Gegenteil verkehrt.

Die deutliche Mehrheit (71%) der bislang überwiegend Experten und Insider auf emobility-web vertritt hingegen die These, dass ein Ausstieg förderlich für die Verbreitung von Elektroautos sei. Elektrofahrzeuge machen ja nur dann aus ökologischen Aspekten Sinn, wenn der benötigte Strom dazu auch wirklich regenerativ und nachhaltig erzeugt und bereitgestellt werden kann. Der Atomstrom war natürlich bislang eine einfache und vor allem auch kostengünstige Möglichkeit der nahezu grenzenlosen Stromerzeugung – und das bei einer minimierten CO2 Belastung. Die Argumente „Kosten“ und „CO2

sprechen also auf den ersten Blick für Atomkraft – wären damit dann aber auch in der Öko- und Eco-Bilanz eher hinderlich für die Durchsetzung von Elektromobilität. Man ist quasi in der Atomkraft wirtschaftlich und auch ökologisch gefangen. Ein Anreiz und Anlass zum deutlichen Ausbau von regenerativer Energie besteht kaum. Die Einwände der Atomkraftverlängerung waren bekanntlich, die damals so bezeichnete „Brücke“ zum Umstieg könnte möglicherweise beliebig lang werden.

Im Umkehrschluss macht ein Atomausstieg nun die konsequente Umstellung auf grünen Strom und dessen Verbreitung notwendig und treibt diesen Prozess an. Nicht aufgrund von Elektroautos an sich, sondern zur Sicherung des allgemeinen Strombedarfs der Wirtschaft und der Haushalte – also für den Primärbedarf. Ohne neue Kapazitäten im Bereich Ökostrom wird die Energiewende kaum erfolgreich sein. Genau das stützt dann auch die ökologische Argumentation für Elektromobilität. Tatsächlich ist momentan laut der Neufassung des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG) geplant, den Anteil an grünem Strom am Energiemix deutlich von derzeit ca. 18 Prozent bis auf 35 Prozent im Jahr 2020 ansteigen zu lassen.

18 Prozent sehen keine direkten Zusammenhänge – auch dies ist eine wichtige Perspektive. Beispielsweise könnten sich Nutzen und Gesamtkosten eines Umstiegs gegenseitig relativieren. Es ist theoretisch auch denkbar, dass sich die beiden Bereiche Atomstrom ja/nein und Elektroauto ja/nein prinzipiell auch ganz entkoppeln. Dies ist jedoch aufgrund der technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Zusammenhänge eher unwahrscheinlich.

Im Fazit spricht das Ergebnis der Kurzumfrage von emobility-web nach Einschätzung der Erheber klar für den Atomkraftausstieg beziehungsweise Umstieg auf regenerative Energien. Vor allem steht es für einen positiven Effekt auf die Elektromobilität. Es werde sehr spannend sein, in den nächsten Jahren zu beobachten, welche Annahmen, Berechnungen und Prognosen haltbar sind und welche sich womöglich in Luft, CO2 oder gar wieder verbrauchte Brennelemente auflösen werden.


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