Neuer Fokus auf Services und Lösungen

Dell drängt ins Virtuelle

6. Juni 2011, 6:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Etwa eine Milliarde Dollar will der texanische Computer-Hersteller Dell in die Hand nehmen, um sich im Markt neu zu positionieren. Das Geld soll unter anderem in den Bau neuer Rechenzentren fließen, über die Dell ein globales Angebot an Cloud-Services für Unternehmen aufbauen will. Eine neue Offensive als Lösungsanbieter beginnt das Unternehmen zudem mit Vstart, einer Art Virtualisierungs-Appliance als komplettes, individuell konfiguriertes Rack-System.Seit Längerem schon spürt Dell den eisigen Wind, der PC-Herstellern vornehmlich aus dem asiatischen Raum um die Ohren pfeift. Während sich HP sehr gut zur Wehr setzen konnte - das Unternehmen hat Dell schon vor Längerem vom Spitzenplatz verdrängt - hat der ehemalige Marktführer nun auch noch verstärkt mit Anbietern wie Acer und Lenovo zu kämpfen. Die Strategie zur Stabilisierung beziehungsweise Steigerung der Umsätze zielt auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder. Übernahmen wie Kace (System-Management), Secureworks (Sicherheit), Scalnet (RZ-Infrastruktur-Management), Compellent (Speicherlösungen für Unternehmens- und Cloud-Umgebungen), Exanet (verteilte Dateisysteme), Ocarina (Speicheroptimierung) und einige weitere im Verlauf der letzten 18 Monate deuteten bereits auf diese Entwicklung hin. Eigentlich sollte auch 3Par als Spezialist für virtuelle Speicherumgebungen in der Liste der Übernahmen stehen - Dell hatte sich hier im vergangenen Jahr zunächst gegen HP durchgesetzt. Ein Preis von 1,15 Mrd. Dollar war dem Unternehmen dann aber letztlich doch zu teuer und Dell zog sich zugunsten von HP vom Kauf zurück.

Die Milliarde Dollar wollen die Texaner nun ganz anders investieren - und zwar in einen weit reichenden Umbau des Unternehmens in Richtung Services und Lösungen. Auch hier spielt eine Firmenübernahme eine entscheidende Rolle: Bereits 2009 kaufte Dell den IT-Dienstleister Perot Systems, der inzwischen zur Service-Sparte von Dell ausgebaut wurde. In den nächsten 24 Monaten will Dell zunächst zehn hocheffiziente Rechenzentren rund um den Globus aufbauen. Sie sollen die Basis liefern, um einem erweiterten Kreis von Unternehmenskunden den Zugang zu privaten und öffentlichen Clouds zu bieten. Spezielle Container-Rechenzentren sollen Dell zudem bei der Einrichtung von IT-Outsourcing-Angeboten unterstützen.

Beim Service-Angebot setzt Dell neben Infrastruktur und Plattformen als Service (IaaS, PaaS) auch sehr stark auf eine Vitalisierung des Desktops. "Das Thema Mobilität hat am Desktop zu hohen Herausforderungen geführt", so Bryan Jones, Director Global Data Center Marketing & Strategy bei Dell. "Die damit einhergehende Vielfalt an Endgeräten fordert eine geräteunabhängige Computing-Umgebung, wollen Unternehmen ihren Mitarbeitern hier die erforderliche Flexibilität bieten und gleichzeitig die Kosten dafür in den Griff bekommen. Dell wird seinen Kunden dafür ein breites Spektrum an Dienstleistungen anbieten, von Managed Services bis hin zu Virtual-Desktop-as-a-Service." Dazu will Dell auch eine ausgeklügelte Prozessmethodologie offerieren, die Nutzer dabei unterstützt, die bestmögliche Lösung zu finden. Weitere Service-Angebote betreffen die Bereitstellung von Rechenumgebungen (Compute as a Service) zum Entwickeln und Testen von Applikationen oder das Hosten von Anwendungen, außerdem Datenspeicherung (Storage as a Service).

Zum neuen Auftritt gehört auch mehr Kundennähe. Dafür will Dell noch im laufenden Jahr weltweit zwölf Solution-Center errichten. Zehn weitere sind in den 18 Monaten danach geplant. "Dies sind nicht nur Produktausstellungen als vielmehr Labors, in denen Kunden Lösungen anfassen und testen können", so Jones. "Ein ganz wichtiger Punkt ist der direkte und unkomplizierte Zugang zu unseren Ingenieuren."

Mit dem Strategiewechsel hat Dell auch eine Reihe neuer Lösungen angekündigt, die vor allem dazu dienen sollen, das Thema Virtualisierung zu vereinfachen: Vstart kommt für 100 oder 200 virtuelle Maschinen (VMs) vorkonfiguriert, wobei Dell Server, Speicher und Bandbreite nach den konkreten Anforderungen des Nutzers optimiert. Derzeit läuft Vstart ausschließlich mit VMware, die Plattform sei jedoch grundsätzlich offen für verschiedene Hypervisoren. Speziell Microsoft soll schon bald unterstützt werden, ihre bestehende Partnerschaft haben die beiden Unternehmen bereits dahingehend erweitert.

Der Autor auf LANline.de: ElCorrespondente

"Die mit der Mobilität einhergehende Vielfalt an Endgeräten fordert eine geräteunabhängige Computing-Umgebung", so Bryan Jones, Director Global Data Center Marketing & Strategy bei Dell. Bild: Dell
LANline.

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