Im Interview: Olaf Niemeitz, Axians Deutschland

Die Cloud als Problemlöser

6. Dezember 2022, 7:00 Uhr | Dr. Jörg Schröper
Olaf Niemeitz, Business Area Leiter bei Axians Deutschland.
© Axians

Carrier-Netzwerktechnik sowie Breitbandausbau durch Glasfaser- und Mobilfunk-Telekommunikations-Infrastrukturen. Im LANline-Interview nahm Olaf Niemeitz, Business Area Leiter bei Axians Deutschland, ausführlich Stellung zu den aktuellen Markt- und Technikentwicklungen.

LANline: Herr Niemeitz, was sind die wichtigsten Lehren, die Unternehmen aus den vergangenen Krisenjahren gezogen haben?

Niemeitz: Am Anfang der Pandemie beschäftigten viele unserer Kunden die gleichen Themen: Business Continuity, Remote Work und ein sicherer Betrieb von ICT-Infrastrukturen. Durch die bereits vor der Pandemie gestörten Lieferketten bis hin zu den aktuellen Entwicklungen wie gestiegener Inflation und zunehmen Fachkräftemangel sind Planungssicherheit und Verlässlichkeit in den Mittelpunkt der Unternehmen gerückt, um die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten. Als ICT-Dienstleister beobachten wir zum Beispiel, dass im Bereich der Systeminfrastrukturen für Datacenter und Cloud-Infrastrukturen, für die Breitbandnetze, aber auch in den Fachabteilungen die Digitalisierung als Mittel für mehr Resilienz genutzt wird. Dies hat Unternehmen – zum Beispiel im Handel, bei Banken- und Versicherungen oder im Gesundheitssektor – geholfen, stabil durch die der Krisen zu kommen. Teilweise wurde sogar ein bestehender Digitalisierungsstau aufgelöst und sinnvolle Innovationen zum Beispiel bei der Transformation eigener RZs mit hoher Dynamik angegangen.

LANline: Das klingt recht positiv. Profitiert die Branche denn insgesamt?

Niemeitz: Bei unseren Kunden gibt es mehrere bemerkenswerte Beispiele dafür, wie Unternehmen die Corona-Krise als Chance genutzt haben. Ein deutscher Maschinenbauer für Rundstrickmaschinen hat während der Pandemie seine komplette IT-Infrastruktur mit uns auf Infrastructure-as-a-Service in einem Colocation-Rechenzentrum umgestellt, um damit die Komplexität seiner IT-Landschaft zu verringern. Die darauf aufgesetzten S/4-Hana-Systeme sind die Basis für die Produktion in Deutschland, den Service, aber auch für internationales Wachstum. Für das Unternehmen bedeutet das gerade in Krisenzeiten eine Verringerung der finanziellen Belastung und Risiken durch die Nutzung von ManagedServices und eine Effizienzsteigerung für die Inhouse-IT. Diese kann nun ihre Kapazitäten komplett auf die internen, geschäftskritischen Prozesse fokussieren. Wir haben in dieser schwierigen Zeit auch einen großen deutschen Hoster unterstützt, um seine System-Performance zu steigern, damit bei stark angestiegenem Datendurchsatz und Ressourcenbedarf in seinen Rechenzentren seine Leistung stabil bleibt. Dazu wurden unter anderem die Points of Presence modernisiert, um auch bei Belastungen jenseits der 10 TBit/s Datendurchsatz alle I/O- Prozesse im RZ des Hosters performant durchführen zu können.

LANline: Wie sieht die Situation beim Thema Sicherheit aus?

Niemeitz: Eine wichtige Lehre aus den Krisenjahren lautet für viele Unternehmen: Cyber-Security ist unabdingbar. Cyberattacken haben in den letzten Jahren massiv zugenommen – Tendenz weiter steigend. Laut Gartner-Prognosen ist der Bereich Cybersecurity der wachstumsstärkste Markt in der IT. Auch wir beobachten auf Kundenseite ein gestiegenes Bewusstsein für die eigenen digitalen Angriffsflächen. Bekannte Zero Day Exploits wie die Log4j-Version-Lücke oder Stillstände in Client und Produktions-IT durch Ransomware-Angriffe haben sich in das kollektive Gedächtnis von Unternehmen eingebrannt.

LANline: Was genau kann denn Axians zum Thema Cybersecurity beisteuern?

Niemeitz: In Kritis-Infrastrukturen, beispielsweise in der Energieversorgung, kommen vermehrt digitale Prozesse, Software und entsprechende Schnittstellen zum Einsatz. Hier haben wir umfangreiche Erfahrungen und setzen diese über unser internationales Security Operations Center in Basel sowie unser deutsches Managed Security Services Center und unser Network Operations Center ein. Eine Spezialität von uns ist die Absicherung von ICT- und OT-Infrastrukturen. Wir sichern die komplette ICT-Welt der Kunden – das klassische IT-Office mit Servern, Endpoints, Routern und Switches, dem VPN, aber auch die operative Betriebstechnik (OT) mit ihren Maschinen, Anlagen und Produktionsnetzen. Damit konnten wir in den Krisenjahren einige Kritis-Unternehmen als neue Kunden gewinnen. Gemeinsam mit Partnern wie beispielsweise Cisco, Fortinet oder Checkpoint realisieren wie auch zunehmend Innovationen wie Secure Access Service Edge (kurz SASE, d. Red.) und Cloud-Security. In diesen Service-Modellen kommen SD-WAN- und Netzwerk-Sicherheitsdienste mit Next Generation Firewalls und weiteren Diensten zusammen. Mit Security-Fabric-Plattformen überwachen und automatisieren wir diese Modelle für unsere Kunden.

LANline: Wächst nicht auch gleichzeitig der Druck auf die Branche weiter?

Niemeitz: Selbstverständlich, das zeigt ja die aktuelle Entwicklung. Der Digitalisierungsdruck ist permanent hoch, wird aber aktuell gebremst durch die Energieversorgungssituation in Deutschland. Die steigenden Strom- und Gaspreise beeinflussen das Investitionsverhalten der Unternehmen – auch im Bereich der IT. Allerdings zeichnet sich aus aktueller Sicht nicht ab, dass vermehrt an den Investitionen für Digitalisierungsprojekte gespart wird. Wir haben derzeit einen Auftragsbestand, der so hoch ist wie nie zuvor. Auch über nachhaltige Lösungen – stromsparende Netzwerktechnik, Energiebilanzen oder gar Cloud- und Rechenzentrums-Infrastrukturen mit Stromsystemen auf der Basis von Wasserstoff-Brennstoffzellen diskutiert man verstärkt.

LANline: Wie hat Axians intern auf die neue Situation reagiert?

Niemeitz: Als ICT-Dienstleister hat Axians schon früh ein hybrides Arbeiten eingeführt. Wir verfügen über die technische Infrastruktur, um flexibles Arbeiten zu ermöglichen und haben in der Pandemie noch stärker in intelligente Arbeitsplatz- und Arbeitszeitstrategien investiert. Wir modernisieren außerdem unsere Geschäftsstellen und haben Flagship-Standorte weiterentwickelt zu Coworking-Spaces mit Meeting-Zonen und Entspannungsecken, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexibel an modernen Arbeitsplätzen zusammenkommen. Geschäftsstellen fungieren stärker als Begegnungsstätten für Events mit Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

LANline: Modernes und flexibles Arbeiten ist also Firmenstrategie.

Niemeitz: Das ist richtig. Wir haben die klassischen Ein-Personen-Büros um Open-Space- und Shared-Desk-Konzepte ergänzt, E-Mobilität und Bike-Leasing eingeführt. In unserem Axians-Netzwerk in den verschiedenen Gesellschaften der Axians-Deutschland-Gruppe gibt es gleiche oder ähnliche Entwicklungen. Das Management einer jeden Business-Unit konnte entscheiden, wie viel Remote Work möglich sein soll und wie die Präsenzpflichten gestaltet werden. Unter dem Motto „Keep IT going“ waren unsere Mitarbeitenden auch während der Lockdowns in den Projekten aktiv, um die Systemstabilität und die Zufriedenheit unserer Kunden zu gewährleisten. Uns hilft natürlich auch, dass wir durch eigene Labs und Appliances zunehmend Arbeiten beim Kunden remote erledigen können.

LANline: Das klingt nach einer grundsätzlichen Umstellung.

Niemeitz: In der Tendenz ja. Aktuell sehen wir zum Beispiel immer mehr, dass Mitarbeitende unterwegs, teilweise aus dem Ausland oder auch in ganz flexiblen Arbeitsmodellen agieren wollen. Flexibilität und Vertrauen sind hier wichtige Stichworte, die ich auch persönlich sehr ernst nehme. Dann verteilen sich bereichs- oder mitarbeiterspezifisch beispielsweise die Arbeitszeiten, damit Kinderbetreuung oder andere private Termine nicht zu kurz kommen. Für uns als Arbeitgeber ist dies zwar auch eine Herausforderung, aber unsere Führungskräfte nutzen hier den Gestaltungsspielraum im Sinne von Kunden, Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Flexibles Arbeiten – dazu gehört aber auch die Präsenz in unseren Geschäftsstellen – stärkt den persönlichen Austausch von Mitarbeitenden, was uns sehr wichtig ist.

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