Praxis: Brandschutzlösung für Colocation-RZs

Kein Stromlosschalten im Ernstfall

16. November 2021, 7:00 Uhr | Katharina Bühmann/am
Mit dem zweistufigen Konzept lassen sich Brandmeldetechnik, Brandbekämpfung und Sauerstoffreduzierung miteinander kombinieren.
© Wagner Group

Telehouse Deutschland hat seinen firmeneigenen Campus um ein weiteres Colocation-Rechenzentrum erweitert. Die passgenau abgestimmte Brandschutzlösung für das Hochleistungsrechenzentrum lieferte die Wagner Group. Ein Vorteil der eingesetzten Lösung besteht darin, dass ein Stromlosschalten im Brandfall entfällt.

Internationale Cloud-Anbieter, Branchenriesen aus den Bereichen E-Commerce und Unterhaltung sowie andere große Dienstleistungs- und Industrieunternehmen setzen auf Colocation-Rechenzentrumsplätze. Da der Bedarf in Deutschland steigt, hat Telehouse Deutschland Mitte 2020 ein fünftes Rechenzentrum auf seinem Campus in Frankfurt am Main eröffnet. 2.200 Quadratmeter Colocation-Fläche verteilen sich auf drei Etagen mit einzelnen Racks und dezidierten RZ-Bereichen.  Die Schutzziele sind klar ausgearbeitet: kein Stromlosschalten im Alarmfall, kein Risiko möglicher Rückzündungen und damit Ausfallzeiten vermeiden. Denn die dauerhafte Verfügbarkeit von Daten ist für den Rechenzentrumsbetreiber und seine Kunden von größter Bedeutung. Daher muss die Betriebsbereitschaft der Server auch im Brandfall rund um die Uhr erhalten bleiben sowie die mitunter eine Million Euro teuren IT-Racks, die noch wertvolleren Daten und das eigene Image geschützt sein.

Das Brandrisiko im Rechenzentrum ist besonders hoch. Es resultiert aus der hohen Energiedichte der dort verbauten elektrischen Anlagen. Technische Defekte in den elektrischen und elektronischen Komponenten und Bauteilen können zu Kabelkurzschlüssen und Schwelbränden führen. Letztere bleiben häufig unentdeckt, bedingt auch durch die hohe Luftumwälzung der klimatisierten Raumluft, und können sich dabei fast unbemerkt entwickeln. Im Technikbereich des Rechenzentrums von Telehouse  kommt das sogenannte zweistufige Konzept zum Einsatz. Die Lösung soll  durch eine hohe Energieeffizienz und größtmögliche Sicherheit punkten. Detektieren hochsensible Ansaugrauchmelder einen Brand im frühen Entstehungsstadium, erfolgt zunächst ein Absenken des Sauerstoffniveaus durch das Einleiten von Stickstoff aus bevorrateten Druckbehältern von Normalniveau (20,9 Volumenprozent) auf 17 Volumenprozent Sauerstoff. Damit lässt sich ein deutlich reduziertes Brandverhalten erreichen, sodass im Idealfall der Brand bereits erlischt. Danach hält ein Sauerstoffreduzierungssystem mit vor Ort generiertem Stickstoff die abgesenkte Sauerstoffkonzentration beliebig lang auf einem konstanten Niveau. So bleibt der Schutzbereich frei begehbar und die verantwortlichen Beschäftigten können nach der Brandursache suchen und diese beheben.

Detektieren die Ansaugrauchmelder weiterhin ein Brandgeschehen, lässt sich die Sauerstoffkonzentration durch erneutes Einleiten von Stickstoff aus Druckbehältern auf ein tieferes Sauerstoffniveau senken. Diese liegt deutlich unter der Entzündungsgrenze der im Rechenzentrum vorherrschenden Materialien. Diese zweite Sicherheitsstufe kann durch das erneute Zuschalten des Stickstofferzeugers wiederum beliebig lang anhalten und soll eine Brandausbreitung gänzlich verhindern. Autorisiertes Personal kann in diesem  Fall den Schutzbereich allerdings weiterhin betreten, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Ein weiterer Vorteil der verbauten Lösung ist das (Wieder-)Befüllen der Gaslöschbehälter mit Stickstoff direkt vor Ort. Stickstofferzeuger gewinnen den dafür benötigten Stickstoff in hoher Reinheit direkt vor Ort aus der Umgebungsluft. Somit ist es nicht nötig, die vielen Löschmittelbehälter nach Entleerung auszubauen und zu einem Befüllwerk zu fahren. Dieses Vorgehen spart Zeit, Geld und garantiert eine permanent hohe Betriebsbereitschaft. Das zweistufige Konzept stellt eine wirtschaftliche und sichere Lösung dar: Der Einsatz von sensiblen Ansaugrauchmeldern sorgt für den entscheidenden Zeitgewinn zum Ergreifen von Gegenmaßnahmen. Außerdem muss im Ernstfall kein Abschalten der Energieversorgung erfolgen. Zudem sind Imageschäden durch ein Brandereignis nicht zu erwarten.

Katharina Bühmann ist Redakteurin bei der Wagner Group.

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