Management virtueller Umgebungen

Keine Angst vor Automatisierung

1. Juni 2011, 6:00 Uhr | Manfred Schulz/pf, Director Systems Engineering VMware EMEA Central Region

Virtualisierung hat sich zum De-facto-Standard in der IT entwickelt und gilt als technische Grundlage für Cloud Computing. Allerdings bildet der Hypervisor eine zusätzlich eingeschobene Schicht, die unter verschiedenen Gesichtspunkten zu überwachen und zu verwalten ist. Das Management virtueller Umgebungen unterscheidet sich in einigen Bereichen gar nicht so sehr von dem in der physischen Welt. Doch gerade im Bereich Verfügbarkeit und Disaster Recovery ergeben sich neue Herausforderungen und Chancen.Kaum jemand bestreitet heute noch den Nutzen einer virtualisierten Umgebung. Angesichts der verfügbaren Server-Systeme mit Multi-Core-CPUs und bester RAM-Ausstattung stellt sich beim Einsatz eines Hypervisors kaum mehr die Frage, wie sich solche Systeme effizient auslasten lassen. Auf der anderen Seite erleichtert Virtualisierung mit schnellen Klonmechanismen und Automatisierungsfunktionen viele alltägliche Aufgaben derart, dass sich Administratoren durchaus mehr Kontrolle über den "Wildwuchs" virtueller Maschinen wünschen. Hypervisoren können schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn Benutzer ohne die nötige Kontrolle jederzeit virtuelle Maschinen auf Anfrage zur Verfügung gestellt bekommen.

Um die Vorteile der dynamischen und flexiblen Infrastruktur tatsächlich voll ausnutzen zu können, muss sich das Management-Modell insgesamt der neuen, virtuellen Welt anpassen. Moderne Management-Werkzeuge schließen die Lücke zwischen einer so genannten automatisierten "Zero-Touch-Infrastruktur" und den eigentlichen Business-Prozessen der Unternehmen. Sprich: Wo Management-Tools aus früheren, Hardware-lastigen Zeiten heute überflüssig werden, entsteht Bedarf nach Management-Software für virtuelle Umgebungen.

Automatisierung und Self-Service-Portale

Gibt es in Unternehmen Fachbenutzer, denen die zentrale IT wiederholt virtuelle Maschinen zur Verfügung stellen muss, so liegt es nahe, diese Prozesse zu automatisieren. So kann etwa ein Self-Service-Portal den Benutzern ein Katalog von Virtual Machines (VMs) anbieten, aus denen diese selbst eine Auswahl treffen können. Die Möglichkeiten gestalten sich vielfältig - angefangen bei einer einzelnen virtuellen Maschine bis hin zu einer virtuellen Test- oder Entwicklungsumgebung, die auf Wunsch in einem virtuellen Netz arbeitet und beliebig oft geklont werden kann - mit gleich bleibenden IP-Adressen. Die Benutzer haben über ihr Portal natürlich die Möglichkeit, die virtuellen Konsolen der VMs zu sehen und Kontrollaufgaben, wie "Power on/off" etc. durchzuführen. Ein Berechtigungskonzept regelt die Benutzerrechte. Auf Wunsch lässt sich der initialen Provisionierung einer VM ein Genehmigungsprozess vorschalten, der beispielsweise die Zustimmung eines Vorgesetzten einholt.

IT als Profitcenter

Manch einem CIO mag bei der Vorstellung einer solchen automatisierten IT Angst und Bange werden, sieht er doch seine Kosten explodieren. Eine sinnvolle Ergänzung zu Self-Service-Portalen stellen ohne Frage Chargeback-Lösungen dar. Dabei werden die von einem Benutzer oder einer Abteilung in Anspruch genommenen Ressourcen in Rechnung gestellt. Flexible Kostenmodelle, die sowohl Fixkosten, als auch variable Kosten berücksichtigen, ermöglichen eine entsprechende Ausgleichsbuchung. Dabei lassen sich erstmalige Bereitstellungsgebühren ebenso berücksichtigen, wie Mehrkosten für besonders abgesicherte virtuelle Maschinen, wie beispielsweise bei der fehlertoleranten Spiegelung oder garantierten Verfügbarkeit.

Überwachung im Alltag

Um bei einer produktiven virtuellen Umgebung vereinbarte Service-Levels, optimale Ressourcennutzung und die Einhaltung von Richtlinien (Compliance) garantieren zu können, bedarf es einer Lösung, die den operativen Betrieb überwacht. Dafür lässt sich ein klares Anforderungsprofil definieren.

An erster Stelle steht die Kontrolle von Performance und Kapazität der virtuellen Infrastruktur. Kommt es hier zu Engpässen, wirken sich diese in der Regel unmittelbar auf Benutzer und Systeme aus. Für Administratoren eignen sich daher nur Lösungen, die übersichtlich und zentral einen Überblick über diese Parameter geben und im Fall einer nicht "rund" laufenden Umgebung Werkzeuge bereitstellen, die bei der Fehlerananlyse und Problemlösung zur Hand gehen. Dabei sollten neben der Virtualisierungsschicht selbst auch Komponenten wie Speichersysteme und Netzwerke mit einbezogen sein.

Um Ressourcenengpässen vorausschauend entgegenwirken zu können, stellt die Möglichkeit einer "Was wäre, wenn?"-Analyse ein hervorragendes Feature dar für die Überwachung und auch für die Budgetplanung. Mithilfe derartiger Pläne lassen sich modellhaft Wachstumsszenarien und deren Auswirkungen auf die derzeitige Infrastruktur analysieren. Dabei ist durch eine Erweiterung von Ressourcen innerhalb des "Planspiels" auch eine langfristige Planung möglich.

Provisionieren und konfigurieren

Gerade in größeren virtuellen Infrastrukturen existiert die Anforderung, möglichst viel zu automatisieren. Während im Desktop-/PC-Umfeld Betriebssysteme und Anwendungen meist schon automatisiert verteilt werden, findet sich im Server-Umfeld oft noch eine Menge Handarbeit. Die Anforderungen an eine solche Softwarelösung sind allerdings keineswegs trivial. Neben Rollout-Funktionen und Konfigurations-Management gehört der Bereich Compliance-Management ohne Frage ebenfalls dazu.

Automatische Server-Provisionierung bedeutet in diesem Fall nicht nur das Installieren von Server-Betriebssystemen, sondern auch die automatisierte Installation des eigentlichen Hypervisors. Wobei - genau wie bei Server-Betriebssystemen - die entsprechenden Regelwerke und Best Practices des Herstellers hinterlegt und anzuwenden sind. Was die Überwachung von Regularien betrifft, so lassen sich beispielsweise Vorgaben für Zertifizierung nach HIPAA, ISO 27001 oder Sarbanes-Oxley überprüfen und in Berichten zusammenfassen.

Berichte stellen ebenfalls einen notwendigen Bestandteil einer Konfigurations-Management-Lösung dar. Ohne eine Vielzahl von Reporting-Möglichkeiten für die gesamte virtuelle und physische Infrastruktur inklusive Speicher und Netzwerk wären Anforderungen an ein Enterprise-Tool nicht erfüllt.

Das Thema Verfügbarkeit von IT-Diensten spielt schon immer eine zentrale Rolle im Rechenzentrumsdesign. Dennoch ist den veränderten Bedingungen in dynamischen, virtualisierten Umgebungen mit ganz neuen Konzepten Rechnung zu tragen. Allerdings bietet gerade die Virtualisierung auch ganz neue Möglichkeiten und effektive Ansätze, um IT-Services hochverfügbar auszulegen. Einige dieser Features sind heutzutage bereits nativ in Virtualisierungsplattformen enthalten, wie beispielsweise redundante Pfade zur Netzwerk- und Storage-Anbindung, das automatisierte Wiederhochfahren von virtuellen Maschinen nach einem Hardwareausfall oder das automatisierte Verschieben von laufenden virtuellen Maschinen bei drohendem Komponentenausfall oder als Lastverteilungsmaßnahme.

In einigen Fällen sind diese Maßnahmen jedoch nicht ausreichend. Ganz nach den speziellen Anforderungen des jeweiligen Unternehmens gilt es zum Beispiel, bei Hardwareausfall virtuelle Maschinen unterbrechungsfrei weiterbetreiben zu können oder bei Verlust eines ganzen Rechenzentrums diese automatisiert und regelbasiert im Ausfall-RZ neu zu starten. Anforderungen dieser Art sollten im Vorfeld sehr genau und klar definiert sein. So genügen beispielsweise Cluster-Konfigurationen (auch über Distanzen) oft nicht den Kriterien, die beim Ausfall eines ganzen RZs und dem damit verbundenen Failover einer großen Anzahl von virtuellen Maschinen in ein Backup-Rechenzentrum zu Grunde zu legen sind.

Virtualisierung bildet die Grundlage für ein automatisiertes Self-Service-Management.
LANline.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Yes Telecom Germany GmbH

Weitere Artikel zu FRAKO Kondensatoren- und Anlagenbau GmbH

Matchmaker+