Virtualisierungskluft zwischen alten und "neuen" Telcos eklatant

MWC: Radware will Aufholjagd beschleunigen

24. Februar 2016, 22:50 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Klassische Telcos und Service-Provider tun sich nach wie vor schwer, ihre Netzwerkinfrastruktur für die Anforderungen des digitalen Business fit zu machen. Zu groß sind die Altlasten, zu schwerwiegend die Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Verwaltbarkeit virtueller Netzwerkfunktionen. Radware will ihnen zeigen, dass ersteres kein Hinderungsgrund, letzteres schlicht unbegründet ist. Ein neuer, auf dem MWC in Barcelona angekündigter Application Delivery Controller (ADC) soll die entsprechenden Fakten liefern.

Der Druck auf die Telcos wächst, sie sehen sich neuen Wettbewerbern wie Google und Amazon gegenüber. Die klassische Carrier-Infrastruktur ist aus dedizierten Geräten wie Router, Switches, Appliances etc. aufgebaut, während „die Netze der neuen Wettbewerber noch nie irgendeine dedizierte Hardware gesehen haben“, so Michael O'Malley, Vice President Carrier Strategy and BD bei Radware.

„Dort ist von Beginn an alles auf Basis von Standard-Hardwarekomponenten virtualisiert““, so O'Malley weiter. „Neue Funktionen und Services lassen sich hier von einer zentralen Konsole aus im Handumdrehen aufsetzen, während die Telcos ihre Netze üblicherweise nur zweimal im Jahr öffnen, um neue Dienste auszurollen. Und dann sind ganze Hundertschaften von Mitarbeitern damit beschäftigt, die Hardware entsprechend einzurichten und zu konfigurieren.“

O'Malley beklagt, dass die Umstellung auf eine virtualisierte Cloud-Infrastruktur – Stichwort: Network Function Virtualization, kurz NFV – bei den Carriern und Providern noch mehrere Jahre dauern werde. Sehr kontraproduktiv sei dabei das Verhalten vieler Netzwerkausrüster: „Sie erzählen den Telcos, das mit der Virtualisierung sei alles noch viel zu unsicher und komplex, um ihnen im Anschluss ein etwas leistungsfähigeres Gerät des alten Typus dedizierter Hardware zu verkaufen. Das hilft ihnen vielleicht über die nächsten ein bis zwei Jahre, aber jeder Dollar, der in dieses überholte Netzwerkkonzept fließt, fehlt für den Aufbau eines langfristig wettbewerbsfähigen Netzwerks mit NFV. Auch wenn das den Netzwerkausrüstern nicht schmeckt – in letzter Konsequenz wird ein Carrier-Netzwerk künftig zum größten Teil aus Standard-Servern bestehen, die Netzwerkfunktionen auf Basis einer Virtualisierungsebene in Software umsetzen. Erst dann können sie mit den neuen Wettbewerbern mithalten und Services nicht nur einmal alle sechs Monate, sondern im Takt der digitalen Wirtschaft innerhalb weniger Stunden anbieten.“

Insbesondere Mobile-Carrier hätten über die vergangenen Jahre nach und nach die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen eingeführt, um neue Services schneller, flexibler und kostengünstiger als vorher an den Start zu bringen. Eine der großen Herausforderungen beim Design der NFV-Infrastruktur wäre dabei immer die Kapazität der Load Balancer, da die Carrier und Provider mit immer mehr Kundenanfragen und -zugriffen fertig werden müssen.

„Während die Virtualisierung erhebliche Vorteile bei der Skalierbarkeit und Agilität mit sich bringt, bedeutet es auf der anderen Seite auch, dass Ressourcen konzentriert werden müssen, um die Kapazität der Hardware zu maximieren“, so O'Malley. Dies führe an solchen Konzentrationspunkten zu extrem hohen Bandbreitenanforderungen, die bisher kaum bedienbar gewesen wären.

Lasten mit 200 GBit/s balancieren

Mit einem neuen Application Delivery Controller (ADC), den Radware auf dem MWC vorstellte, soll dieses Problem nun zu bewältigen sein. Die virtuellen ADCs der Alteon-NG-VA-Reihe sollen Load Balancing mit 200 GBit/s in einer einzigen Software-basierten Instanz verarbeiten.

„Damit können Telcos, Betreiber von Mobilfunknetzen und Internet-Service-Provider erstmals eine vollständige NFV-Architektur implementieren, ohne Kompromisse bei der Bandbreite einzugehen“, so O'Malley. Der Radware-Mann räumt ein, dass die extrem hohe Verarbeitungskapazität nur erreichbar ist, wenn ausschließlich Load Balancing aktiviert ist. Die Geräte böten zahlreiche weitere Funktionen wie Quality of Service, Web Application Firewall und eine Acceleration Suite für unterschiedliche Verkehrstypen wie Web-, SAP-, TCP- und SSL-Traffic, deren Aktivierung die Performance-Werte drücken könnten.

Next Generation Software Delivery mittels ADC ist neben Security das zweite Standbein des israelischen Unternehmens. Größter Mitbewerber auf dem ADC-Feld ist F5, wichtigste Partner sind Hersteller wie etwa Cisco und HP sowie Integratoren wie Nokia und Ericsson.

"Bei den neuen Telcos lassen sich neue Funktionen und Services von einer zentralen Konsole aus im Handumdrehen aufsetzen, während die Telcos ihre Netze üblicherweise nur zweimal im Jahr öffnen, um neue Dienste auszurollen", so Michael O?Malley, Vice President Carrier Strategy and BD bei Radware. Foto: Radware

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