Greenpeace-Report zu Green IT

Rauchwolken am Cloud-Himmel

2. August 2011, 6:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Cloud Computing soll IT-Leistung dynamisch und flexibel in hochgradig automatisierten, virtualisierten Rechenzentren bereitstellen - also "aus der Internet-Wolke", daher der Name. Laut einem Greenpeace-Bericht "How Dirty Is Your Data?" vom 21. April 2011 mischen sich aber auch einige Rauchschwaden unter die schönen sauberen IT-Wolken am Cloud-Computing-Himmel.An sich ist Cloud Computing, konsequent und effizient betrieben, unter technischen wie auch unter Umweltgesichtspunkten eine feine Sache: Virtualisierung sorgt für eine deutlich höhere Server-Auslastung, und die Skaleneffekte der Mega-Rechenzentren von Amazon, Google und Co. relativieren den Stromverbrauch für die einzelne bereitzustellende IT-Leistung weiter. Nach einem prüfenden Blick auf die RZs der weltgrößten Cloud-Anbieter hat die Umweltorganisation Greenpeace dazu aber einige durchaus kritische Anmerkungen. Greenpeace hat untersucht, woher die Größen des Cloud-Computings ihren Strom beziehen: aus Kohle- und Atomkraftwerken oder erneuerbaren Energiequellen? Das Ergebnis lässt die Cloud-Provider großteils nicht "grün" aussehen.

Den rauchschwarzen Peter erhält der sich immer schick, sauber und lifegestylt gebende Konzern Apple: Das eine Milliarde Dollar teure Apple Idata Center in North Carolina wird laut Greenpeace-Report bis zu 100 MW Strom ziehen. Dies entspreche dem Verbrauch von 80.000 Haushalten in den USA (wo man auch sonst nicht gerade eifrig Strom spart). Das umliegende Stromnetz erzeuge dabei weniger als fünf Prozent regenerative Energie, den Rest teilten sich Kohle- und Atomstrom - nach dem Skandal um die Datensammelwut der Iphones ein weiterer Dämpfer für das Image des Konzerns mit dem angenagten Apfel als Logo. Facebook wiederum ist laut Greenpeace dabei, der am stärksten von Kohle abhängige Cloud-Anbieter zu werden: 53 Prozent seines RZ-Stroms beziehe der Social-Networking-Gigant aus Kohle. Apples "Clean-Energy-Index" beziffert Greenpeace mit 6,7 Prozent, der Facebook-Wert beträgt 13,8 Prozent. Andere etablierte Player wie IBM und HP stehen mit Index-Werten von 10,9 und 9,9 Prozent allerdings auch nicht besser da.

Es gibt aber auch Lichtblicke: Der Report zeigt, dass die Provider beim RZ-Neubau auf Nachhaltigkeit achten und tatsächlich auf ansehnliche Ökostromanteile kommen. So sollen zwei neue Amazon-Data-Center im wasserreichen US-Bundesstaat Oregon zu jeweils 85,5 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Als Vorbilder nennt Greenpeace in dieser Hinsicht Yahoo und Google. Yahoo kommt beim Index auf 55,9 Prozent, Google immerhin auf 36,4 Prozent. Beide Konzerne, so begründet Greenpeace die Wertung, investierten massiv in erneuerbare Energie, übrigens sowohl in den USA wie auch in Deutschland. Greenpeace fordert die übrigen Cloud-Provider auf, sich an diesen beiden Anbietern ein Vorbild zu nehmen und ihr umweltgerechtes Vorgehen zu intensivieren.

Rechenzentren verursachen laut dem Report zwischen 1,5 und 2 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. Das klingt nach wenig, doch Greenpeace stellt fest: Wäre die Cloud ein Land, wäre sie der fünfgrößte Energieverbraucher nach den USA, China, Russland und Japan (Vergleichszahlen von 2007). Die Wachstumsrate des Cloud-Energieverbrauchs liegt laut Greenpeace bei zwölf Prozent im Jahr - was angesichts rasant um sich greifender IT-Nutzung und -Abhängigkeit nicht weiter verwunderlich ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Nachhaltigkeit des RZ-Betriebs deutlich schneller zunimmt als der IT-bedingte Stromverbrauch - ob aus dem hauseigenen Data Center oder der Cloud. Manche Cloud-Provider zeigen, wie?s geht.

Der Autor auf LANline.de: wgreiner

Apple kommt in seinem neuen RZ in Maiden, North Carolina, nur auf einen Anteil von 4,6 Prozent Ökostrom (" % of RE Supply to Data Center"; RE: Renewable Energy = erneuerbare Energie). Amazons RZ-Neubauten in Oregon hingegen erzielen stolze 85,5 Prozent. Bildquelle: Greenpeace
LANline.

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