Einzelelemente steigern die Gesamteffizienz

RZs im Klimawandel

5. Dezember 2016, 8:00 Uhr | Von Thomas Wermke.

Der EN 50600 sei es gedankt. Sie ist nicht nur eine allgemein gültige Normenreihe für Einrichtungen und Infrastrukturen von Rechenzentren. Ihre Vorgaben sowie Empfehlungen an die Energieeffizienz sind gewissermaßen Bestätigung für ein seit Jahren auferlegtes, aber nur teilweise gelebtes Umweltbewusstsein.

Die EN 50600 bringt Hersteller dazu, Produkte unter dem Aspekt der Energieeinsparung zu entwickeln und zu produzieren. Dies bringt zum einen ein Umdenken, einen frischen Wind in Rechenzentren. Zum anderen fördert es auch die aktive Auseinandersetzung mit bestehenden Problemen. Denn eines ist gewiss: Das Energie-Management gehört zu den Kernherausforderungen eines effizienten Datacenters. Dies zeigt sich unter anderem sehr deutlich an der Klimatisierung, die immer noch den größten Anteil der Betriebskostenbetrachtung ausmacht. Ist sie zu schwach, überhitzt die IT. Ist sie zu stark, entstehen enorme Betriebskosten. Durch gezielte Produktoptimierung kann jedoch jeder RZ-Verantwortliche buchstäblich einen kühlen Kopf bewahren.

Selbstverständlich ist nicht jede Produktoptimierung der EN 50600 geschuldet. Jedoch schaffen die Normteile ganz nebenbei die notwendigen Impulse für neue Innovationen und Produktideen. Etwa nach dem Motto "die Not macht erfinderisch" nehmen Unternehmen, die Dienstleistungen und Produkte rund um Datacenter anbieten, die Anforderungen der EN 50600 zum Anlass, neue Lösungen kreativ umzusetzen. Bereits am vermeintlich kleinen Beispiel einer Seitenkühlerlösung zeigt sich, wie deren Verbesserung die Effizienz der Klimatisierung und damit verbunden des Rechenzentrums steigern kann.

Voraussetzung sind in erster Linie intelligente Lösungen. Um den Energieverbrauch effizient zu regeln, muss der Seitenkühler beispielsweise in der Lage sein, die Auslastung der IT-Komponenten selbstständig zu erkennen. Ist diese gering, kann er die Kaltwasservorlauftemperatur gleitend nach oben anpassen. Dadurch können die Kaltwassersätze mit einer längeren Freikühlphase energieeffizienter arbeiten. Dies leistet wiederum einen signifikanten Beitrag zur Betriebskostensenkung und hat damit deutlichen Einfluss auf die Power Usage Effectivness.

Neben neuen Lösungen kann die Neuanordnung bestehender Module eines Racks einen markanten Unterschied ausmachen, zum Beispiel durch zwei statt einem Wärmeübertrager. Durch eine scheinbar simple V-förmige Anordnung entsteht eine sehr hohe Wärmeübertragungsfläche bei gleichzeitig sehr geringem luftseitigen Druckverlust. Dadurch können Seitenkühler die Wärme ohne zusätzliche Luftventilatoren über die Wärmeübertrager fördern. Da sich die Ventilatoren in bestimmten Fällen komplett einsparen lassen, steigt die Energieeffizienz und die Lärmbelästigung sinkt. Versuche im hauseigenen Testraum von Schäfer IT bestätigen, dass bei einer Vorlauftemperatur von 18°C und einer Zulufttemperatur von 25°C eine Kühlleistung von 28 kW ohne Ventilatoren abgeführt werden kann.

Ein weiterer Vorteil der großen Wärmeübertragerfläche besteht in der Möglichkeit, mit sehr hohen Kaltwassertemperaturen die Server zu kühlen. In einem aktuellen Projekt erreichen die Betreiber mit einer Kaltwasservorlauftemperatur von 30°C eine Server-Zulufttemperatur von 35°C bei einer Kühlleistung von 30 kW. Dank der neuen Server-Generation gibt es kein Problem mit diesen hohen Zulufttemperaturen und die Server arbeiten sehr zuverlässig.

Thomas Wermke ist Leiter Vertrieb bei Schäfer IT-Systems ().

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