Energie, Datenanbindung und Stabilität

Standortwahl für das RZ

1. August 2013, 6:00 Uhr | Jeff Monroe/jos,CEO von Verne Global.

Bei der Frage, wo der optimale Ort für das eigene Rechenzentrum liegt, ergibt sich schnell, dass es im Grunde vor allem auf zwei Kabel ankommt: das Strom- und das Datenkabel. Denn bei beiden RZ-Ressourcen ist eine stabile und verlässliche Verbindung entscheidend.

Die gesicherte Versorgung mit Energie und vorhersehbare Stromkosten sind besonders kritisch: Ein vor Kurzem veröffentlichter Report der Broad Group schätzt deren Anteil auf 20 bis 40 Prozent an den Gesamtbetriebskosten von Rechenzentren. Der Stromverbrauch von Rechenzentren in Europa stieg im vergangenen Jahr um 63 Prozent, und aktuelle Trends wie Big Data oder die rasante Zunahme im Bereich mobiler Daten bedeuten, dass sich diese Zahl in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. Als eine der Folgen sehen dann auch die Analysten bei Gartner, dass bis 2015 die Preise für Cloud-Services in 80 Prozent der Fälle einen Energiekostenzuschlag enthalten werden.

Dies führt schließlich dazu, dass die Nachfrage nach planbareren Energieversorgungsmodellen für Rechenzentren wächst. Durch die geringere Preisfluktuation erhalten dadurch insbesondere bestimmte erneuerbare Energieformen einen großen Marktvorteil. Energie aus Wasserkraft oder Geothermie ist weit weniger Preisschwankungen unterworfen als beispielsweise Energie aus Erdölverbrennung, bei der steigende und fallende Ölpreise eine gewichtige Rolle spielen. Zusätzlich sorgt natürlich die Nutzung von erneuerbaren Energien dafür, dass der CO2-Ausstoß beim Betrieb eines Rechenzentrums verringert oder vielleicht sogar komplett beseitigt werden kann.

Wasserkraft und Geothermie sind gewissermaßen CO2-neutral und liefern so in den Gegenden, in denen sie verfügbar sind, eine dauerhafte, nachhaltige und vor allem vorhersehbar preisstabile Energiequelle. Dies ist unabhängig davon, wie sehr die IT-Kapazitäten des Unternehmens wachsen sollten.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist das örtliche Klima. Wählt ein Betreiber einen Ort für sein Rechenzentrum, der ein gemäßigtes bis kühles Klima mit wenig Schwankung in der Durchschnittstemperatur aufweist, kann er sich komplizierte und teure Kühlsysteme für die Server sparen. Diese beiden Parameter – Nähe zu grünen Energiequellen und gemäßigtes Klima – bringen jedoch scheinbar einen Nachteil: Viele Orte, die in diesen Kategorien punkten können, liegen meist abseits der großen Metropolregionen und verfügen daher nicht über die nötige Netzwerkanbindung.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat jedoch dazu geführt, dass nur wenige verzögerungsempfindliche Anwendungen (wie zum Beispiel High Frequency Trading) tatsächlich auf die physische Nähe zu den Märkten angewiesen sind. Andere Applikationen können ohne sichtbaren Leistungsverlust auch anderswo ablaufen. Selbstverständlich gilt: Je höher die Netzwerkkonnektivität, desto besser. Für Anwendungen wie Disaster Recovery, Cloud Computing oder Datenbank-Hosting ist jedoch eine Verzögerung von 20 bis 40 Millisekunden unproblematisch.

Neben Strom, Klima und Konnektivität gibt es noch weitere Faktoren, die zu beachten sind. Die geographische Lage spielt ebenso immer eine große Rolle. Einige Rechenzentrums-Hubs rund um den Globus sind regelmäßig von Orkanen, Erdbeben und Vulkanaktivität bedroht. Ist der Betreiber sich dieser Gefahr aber bewusst, können entsprechende Sicherheitsmaßnahmen das Risiko minimieren. Ebenso entscheidend sollten die politische Stabilität und ein gut ausgebildeter Arbeitsmarkt sein.

Schließlich sollten Unternehmen bei der Wahl des richtigen Standorts auch auf den Platz und die Möglichkeit zur Expansion achten. Cisco schätzt, dass das Wachstum im Online-Bereich 40 bis 60 Prozent (gemessen am Traffic-Volumen) in Industrieländern beträgt. Dies bedeutet, dass der Bedarf an Rechenzentrumsfläche weiter rasant steigen wird. Gerade in Städten ist allerdings nicht unendlich viel Expansionsraum gegeben. Deshalb sollten auch eine Schätzung darüber, wie schnell und wie weit man in den nächsten Jahren wachsen möchte, für die abschließende Entscheidung über den künftigen Rechenzentrumsstandort eine wichtige Rolle spielen.

Verne Global stellt auf seiner Web-Seite (www.verneglobal.com) ein Werkzeug zu Energieberechnung für das RZ zur Verfügung.
LANline.

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