Natürlich wollen Unternehmen heute als klimafreundlich dastehen und schicken ihre Marketiers mit dem grünen Farbeimer los. Doch nicht alles ist Grüntüncherei: Hinter den Hochglanzkulissen arbeiten in vielen Unternehmen engagierte Beschäftigte an echten Nachhaltigkeitsfortschritten. Ein Beispiel liefert Cisco: Im Herbst 2021 verkündete der IT-Konzern mit breiter Brust, man wolle bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette Net Zero erreichen, und zwar durch 90-prozentige Emissionsreduktion in allen Bereichen, vom eigenen Betrieb und Energiebezug (Scope 1 und 2) bis zur Lieferkette und Produktnutzung beim Anwenderunternehmen (Scope 3). Der IT-Riese hat sich also viel vorgenommen.
„Mein Team ist sehr klein, aber es arbeitet im Moment in allen Bereichen der technischen Entwicklung. Es ist dafür verantwortlich, Nachhaltigkeit in unsere Produkte und Lösungen zu integrieren“, so Denise Lee, Vice President Engineering Sustainability Office bei Cisco, gegenüber LANline. Ciscos Hauptproblem – sorry, „Hauptherausforderung“ – liegt hier: „99 Prozent der Emissionen von Cisco stammen aus Scope 3, und 72 bis 73 Prozent davon aus der Produktnutzung“, sagt Lee. „Wir können das nur durch die technische Entwicklung unserer Produkte verringern.“
Dabei arbeite sie eng mit Mary de Wysocki, Ciscos Chief Sustainability Officer, zusammen – aber längst nicht nur mit ihr: „Es gibt viele Teams im gesamten Unternehmen, ich nenne sie ‚Green Hearts‘, die versuchen, in ihrem Teil des Portfolios das Richtige zu tun“, so Lee. „Wir bringen diese Leute zusammen und sorgen für Konsistenz in unserem gesamten Portfolio, um unser Ziel der Kreislaufwirtschaft zu erreichen.“
Nachhaltige Rechenzentren
In puncto Energieersparnis kann Cisco auf seine „Silicon One“-Chiptechnik verweisen. Ein 25,6-TBit/s-Switch mit G100-Prozessor spart laut Cisco-Angaben bis zu 77 Prozent Strom gegenüber herkömmlichen Systemen – vor allem durch höher aggregierte Switching-Leistung. Die hochskalierenden modularen Switches der Serie Nexus 9800 wiederum optimieren laut Hersteller die Energieeffizienz, indem eine einzige Stromschiene den Strom an alle Karten und Module des Systems verteilt. Diese Switch-Serie kann laut Denise Lee „die Grundlage für nachhaltige Rechenzentren bilden“.
Natürlich seien mehr Innovationen gefragt: „Wenn wir an die steigenden Bandbreiten und die Anforderungen der IT-Branche denken, müssen wir uns unbedingt weiter neu erfinden und nach vorne schauen auf das, was noch möglich ist“, sagt Lee. Großes Potenzial sieht sie im Routed Optical Networking, das Netzbetreibern laut Ciscos Kalkulation 45 Prozent Energieeinsparung bringen soll.
„Wir haben hier den Vorteil der Skalierung – und ich würde sagen: der Geschwindigkeit und der Skalierung. Denn es gibt nur ein paar Dutzend Service-Provider auf der Welt, die den Großteil des weltweiten Internets bereitstellen“, erklärt Denise Lee und führt aus: „Wir müssen die gesamte Wertschöpfungskette an jeder Stelle des Netzwerks betrachten, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Denn es hilft nicht, das Problem auf einen Cloud-Anbieter oder jemand anderen abzuwälzen.“
Für die Cisco-Managerin, die zuvor Vice President Product Marketing war, ist ein wichtiges Stichwort „Einfachheit“: „Ich versuche zu vereinfachen, um sicherzustellen, dass die nachhaltigen Lösungen, auf die sich Cisco konzentriert, konsistent bleiben. Denn es wird Zeit brauchen, bis der Markt und die Kunden sie annehmen.“
Es müsse sozusagen einen „Easy- oder Easier-Button“ für die Techniknutzung geben: „Wir hoffen, dass wir dies durch die Vereinfachung und Standardisierung der Energiemessung, also durch die Transparenz des Energieverbrauchs, erreichen können“, sagt Lee, „während wir gleichzeitig an der eigentlichen Hardware arbeiten, an den Technologieebenen vom Chipdesign über die optische Technik bis hin zur Hardware und den Gehäusen selbst.“ Zudem werde Cisco seine umfangreiche technische Entwicklung nutzen, um Standardisierung, Regulierung und Politik in diese Richtung zu beeinflussen.