Lotusphere-2005-Konferenz in Orlando

Alles unter Kontrolle

10. April 2005, 22:55 Uhr | Dr. Michael P. Wagner/mw Dr. Michael P. Wagner ist als Management Team Berater in München tätig.

Administrierbarkeit, Kontinuität und Investitionsschutz waren die wichtigsten Themen der Lotusphere-2005-Konferenz in Orlando, Florida, auf der IBM das 20-jährige Jubiläum von Lotus Notes feiern konnte.

Die Bilanz von Lotus Notes nach 20 Jahren Entwicklung und 15 Jahren Vertrieb kann sich sehen
lassen: 118 Millionen Anwender nutzen Lotus Notes derzeit weltweit. Ambuj Goyal, General Manager
der Lotus Division von IBM, versteht dies als Ansporn, mit der neuen J2EE-basierten
Workplace-Technologie die Nutzerzahlen auf insgesamt über 200 Millionen zu steigern.

Domino 7

Domino 7 bietet unter anderem mit dem Domino Domain Monitoring (DDM) und dem erweiterten
Policy-Management zwei Techniken, mit denen der administrative Aufwand und damit die "weichen"
Personalkosten einer Domino-Installation deutlich reduziert werden soll. Harte Fakten liefert
dagegen die Leistungsoptimierung, die in Domino 7 Einzug gehalten hat. Bis zu 50 Prozent unter
Windows und 200 Prozent unter Linux bei gleicher Hardware soll Domino 7 mehr als die
Vorgängerversion leisten. Möglich werden soll dies durch umfangreiche Änderungen am
Speichermanagement sowie an der Optimierung der Thread-Unterstützung.

Domino Domain Monitoring

Mit dem Domino Domain Monitoring (DDM) findet ein weiterer Baustein der
Autonomic-Computing-Initiative der IBM Einzug in die Domino-Welt. Unter Autonomic Computing
versteht IBM die schrittweise Automatisierung der Selbstverwaltung von Hard- und Softwaresystemen.
DDM setzt da an, wo die herkömmlichen Mittel des Domino Monitorings enden – bei den
serverübergreifenden Problemen. Für jeden einzelnen Domino-Server existieren bereits zum Teil recht
umfangreiche Ereignisdienste. Allerdings findet keine Analyse und keine Korrelation der Ereignisse
statt, sodass sich insbesondere die Identifikation serverübergreifender Probleme mitunter äußerst
schwierig gestaltet.

Domino Domain Monitoring schafft Abhilfe durch eine Instrumentierung und Analyse jedes einzelnen
Domino-Serverdienstes sowie der Zusammenfassung und Priorisierung von Problembeschreibungen. Dabei
werden Details solange verborgen, bis sie wirklich benötigt werden. DDM fügt sich nahtlos in die
bisherige Serveradministration ein. Die Instrumentierung misst periodisch durch eingebaute Trigger
oder durch Polling und lässt sich wie der bisherige Ereignismechanismus über Schwellenwerte
steuern. Die Ergebnisse werden in einer neuen Datenbank zusammengetragen, wo sie sich analysieren
und über selektive Replikation innerhalb einer Hierarchie von Datenbanken und Servern
zusammentragen lassen.

Die Benutzerschnittstelle der "obersten" Auswertungsdatenbank arbeitet mit Farben, Icons und
Kategorien, um die Tragweite von Ereignissen differenziert darzustellen. Schwerpunkt der
Visualisierung ist die systematische Einkreisung und Bearbeitung von Problemen. DDM analysiert die
serverübergreifende Information auf Zusammenhänge, identifiziert gemeinsame Probleme und schlägt
konkrete Lösungsansätze vor. Ausserdem steht ein Delegationsmechanismus für Problemlösungen zur
Verfügung, der insbesondere für größere Teams von Administratoren innerhalb umfangreicher
verteilter Installationen interessant sein dürfte.

Noch nicht ganz automatisieren lässt sich die Abwehr von Spam-Mails. IBM hat jedoch die
Unterstützung für die Bekämpfung in Domino 7 deutlich erweitert. Zusätzlich zu den bereits seit
Domino 6 bekannten Features werden nun auch selbstdefinierte schwarze und weiße Listen unterstützt.
Damit lässt sich die Spam Filterung in Kombination mit den "offiziellen" Listen und den Regelwerken
für die Mail-Weiterleitung besser steuern und der Aufwand für die Abwehr ungeliebter Werbe-Mails
deutlich reduzieren.

Web Admin für Mozilla

Erstmals zieht in Domino 7 der Browser-basierte Web Admin Client funktional mit dem
Administrator-Client gleich – einschließlich der Benutzerregistrierung. Zudem wird jetzt auch der
Mozilla-Browser als gleichwertige Plattform neben dem Internet Explorer unterstützt. Damit entfällt
für viele Domino-Installationen unter Linux oder anderen Unix-Varianten die Notwendigkeit, einen
Windows-Client insbesondere für die Benutzerregistrierung vorzuhalten.

Notes 7

Auch wenn die Schwerpunkte der Neuerungen in der Version 7 auf der Serverseite liegen, einiges
Interessantes hat auch der neue Notes-Client zu bieten. Neben der Produktivitätssteigerung stand
ebenfalls die Kostenminderung bei der Administration im Mittelpunkt der Weiterentwicklung. So soll
sich die Ausweitung der Desktop-Policies auf Mail und Kalender positiv auf die Arbeitsbelastung der
Administratoren auswirken. Weniger als Drangsalierung der Benutzer als vielmehr als
Arbeitserleichterung für die Administratoren ist die Möglichkeit gedacht, einen Großteil der durch
Policies auf dem Server festgelegten Client-Parameter durch ein so genanntes Lockdown für den
Benutzer unveränderbar festzuschreiben. Durch geschickten Einsatz der Parametrisierung können
Administratoren verhindern, dass sich die Anwender durch unüberlegte Aktionen etwa von Mail-Verkehr
ausschließen, was zu einer Reduktion von Hotline-Anrufen führen dürfte.

In der Benutzerschnittstelle von Notes 7 fällt vor allem eines auf: Ansichten werden asynchron
geöffnet, das heißt, der Bildschirmaufbau wartet nicht mehr auf ein Erscheinen der
Dokumentenlisten. Diese kleine Veränderung hat große Auswirkungen auf den Umgang mit dem
Notes-Client, da man nun verschiedene Fenster mit Notes-Ansichten "auf Vorrat" öffnen kann, ohne
auf jedes eigens warten zu müssen. Darüber hinaus lässt sich der Zustand der Fenster nun beim
Beenden des Notes-Clients auf Knopfdruck speichern, was ein späteres Weiterarbeiten an der Stelle
erlaubt, an der man Notes verlassen hat.

Die Nutzbarkeit der E-Mail-Funktionen wurde weiter erhöht. Die so genannten Attention IndicatorS
markieren die Mails, in denen man selbst als Empfänger oder auf der cc-Liste auftaucht. Auf einen
Blick kann der Anwender so die wichtigen Mails von den unwichtigen unterscheiden. Die sich aus
einer E-Mail ergebenden Diskussionspfade (Mail-Threads) lassen sich bei der Anzeige von
Mail-Nachrichten mit einblenden. Wer auf wen womit geantwortet hat, muss der Benutzer nun nicht
länger aus dem Text der E-Mail entnehmen. Zudem werden Veränderungen an Notes-Dokumenten mit dem "
Auto-Save"-Feature nach einem festgelegten Intervall automatisch gespeichert.

Die Integration der Instant-Messaging-Funktionen in den Notes-Client wurde deutlich
vorangetrieben. So besteht nun Online-Awareness auch im Notes Calendar, und der einzelne Benutzer
kann bestimmen, welcher andere Benutzer den eigenen Online-Status zu sehen bekommt. Die
Interoperabilität mit dem Instant-Messaging-Server der Workplace-Plattform ist angesichts der auf
Release 7 vorgezogenen Plug-in-Implementation nur konsequent.

Notes 7 als Workplace-Plug-in

Mit der Version 7 wird sich der Notes-Client als Plug-in in den Eclipse-basierten Client der
Workplace-Umgebung einbetten lassen. Damit sind Notes-Anwendungen ohne Änderungen auch innerhalb
der Workplace-Umgebung lauffähig. Mit der Version 7 will IBM nicht nur den Notes-Client auf der
Windows- und Macintosh-Plattform mit der gleichen Funktionalität verfügbar machen, sondern bietet
über das Notes-Plug-in erstmals auch Client-Unterstützung für die Linux-Plattform auf Basis der
Workplace-Client-Technologie.

Workplace 2.5

Für Ende des ersten Quartals wurde ebenfalls auf der Lotusphere die Version 2.5 der Workplace
Collaborative Services (WCS) angekündigt, die sämtliche bisherigen Workplace-Produkte in sich
vereinen. Neu in WCS 2.5 ist der Activity Explorer, der eine spontane Zusammenarbeit zwischen
Benutzern auf Basis eines Baums von gemeinsam genutzten Aktivitäten erlaubt. Fester Bestandteil von
WCS ist die auf der Open-Source-Anwendungsumgebung Eclipse basierende Workplace-Client-Technologie,
die eine Offline-Nutzung von J2EE-Komponenten ermöglicht. Die Entwicklung von WCT-Komponenten
musste bislang von Hand erfolgen. Mit WCS 2.5 steht nun das so genannte Data Access Tool zur
Verfügung, mit dem man WCT-Komponenten auf Basis der relationalen Datenbank Cloudscape erstellen
kann, die Bestandteil von WCT ist.

Ab Mitte des Jahres soll dann der Workplace Designer die Entwicklung von Komponenten für das
Workplace-Portal wesentlich vereinfachen. Der mit einer ähnlichen Entwicklungsphilosophie wie der
bekannte Domino Designer arbeitende Workplace Designer erzeugt reine J2EE-Anwendungen die dem
Java-Server-Faces-Standard entsprechen.

Fazit

Notes erweist sich nach wie vor als das stärkste Zugpferd im Software-Portfolio. Workplace kommt
mit etwa 2 Millionen Anwendern gerade erst in Schwung und hat noch einiges nachzuholen. Ziel und
Strategie stimmen, allein die implementatorische Wirklichkeit ist noch nicht so weit wie die kühnen
Konzepte der Visionäre.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+