Mit Teaming 2.1 lässt Novell seine Enterprise-2.0-Plattform in die Spitzengruppe des Marktsegments aufrücken. Teaming kommt hauptsächlich für Wissens-Management und Wissensdatenbanken, Teamarbeit und Prozessautomatisierung in Unternehmen und Organisationen zum Einsatz. Skalierbarkeit, Erweiterbarkeit sowie flexible Rechteverwaltung zählen zu den wesentlichen Merkmalen von Teaming. Der Praxistest basiert auf einer Großinstallation an der Universität München.
Mit Teaming 2.1 lässt Novell seine Enterprise-2.0-Plattform in die Spitzengruppe des Marktsegments aufrücken. Teaming kommt hauptsächlich für Wissens-Management und Wissensdatenbanken, Teamarbeit und Prozessautomatisierung in Unternehmen und Organisationen zum Einsatz. Skalierbarkeit, Erweiterbarkeit sowie flexible Rechteverwaltung zählen zu den wesentlichen Merkmalen von Teaming. Der Praxistest basiert auf einer Großinstallation an der Universität München.
Nichts im Internet war in den letzten Jahren erfolgreicher als Social Network Sites. Facebook, Myspace, Linkedin und spezialisierte Angebote wie Youtube und Twitter zählen hunderte von Millionen Benutzer. So gut wie jeder neue Mitarbeiter im Unternehmen ist Mitglied in mehreren Social Network Sites. Wikis, Blogs und andere Web-2.0-Methoden der Gruppenkommunikation sind normaler Bestandteil seines Verhaltensrepertoires. In der Folge löste dieses Phänomen auch einen regelrechten Enterprise-2.0-Hype mit entsprechenden unternehmensgerechten Lösungen aus. Nach Meinung der Analysten stellen Enterprise-2.0-Anwendungen die Zukunft der Zusammenarbeit im Unternehmen dar. Novell hat mit Teaming (siehe LANline 4/2008, www.lanline.de/kn31467555) in diesem Sinne ein Collaboration Framework entwickelt, dem Forrester Research gleich im ersten Anlauf einen Platz in der Gruppe der Leader zusprach – zusammen mit IBM Lotus Quickr und Microsoft Sharepoint.
Novell Teaming ist aus dem Kauf des Open-Source-Herstellers Sitescape entstanden, und es dürfte wohl einen der wesentlichen Unterschiede zu den Mitbewerberprodukten darstellen, dass Teaming im Wesenskern eine Open-Source-Anwendung geblieben ist – mit einer sehr aktiven Benutzergemeinde. Jeder der sich mit dem kommerziellen Produkt Novell Teaming (www.novell.com/products/teaming/) befasst, kommt auch an der Open-Source-Variante auf www.kablink.org nicht vorbei. Die Novell-Entwickler stellen dort ihre Ideen und Ergebnisse zuerst zur Diskussion: zum Beispiel die neue viel versprechende Benutzerschnittstelle für die nächste Version von Teaming („Durango“), die im Spätsommer 2010 auf den Markt kommen soll (www.kablink.org/~teaming_ux/1Web/testing/Teaming/).
Benutzeroberfläche
Bei der bisherigen Benutzerschnittstelle von Teaming 2.1 müssen sich die Anwender allerdings noch mit einem klassischen Bildschirmaufbau mit Inhaltsbereich und vier Navigations- und Werkzeugleisten zufrieden geben. Im Header der Seite finden sie Eingabefelder für die Suche („ Allgemein“, „Personen“, „Orte“ und „Tags“), Favoriten (Arbeitsbereiche oder Teamordner), einen Link zum eigenen Arbeitsbereich, die Druckfunktion und den Weg zur vorbildlichen Online-Hilfe in Overlay-Ansicht. Darunter, in der oberen Navigationsleiste, ist der in „Breadcrumb“-Technik ausgehführte Workspace Explorer untergebracht, der dem Benutzer jederzeit zeigt, wo er sich gerade befindet und mit dem er sich durch die Hierarchien in voreingestellten Arbeitsbereichstypen („ Global“, „Personen“ und „Team“) klicken kann.
Zwei weitere horizontale Navigations- beziehungsweise Werkzeugleisten gehören ebenfalls zum Inhaltsbereich: die Werkzeugleiste für Arbeitsbereiche beziehungsweise Ordner mit Drop-down-Menüs sowie eine Registerleiste für das Umschalten zwischen den unterschiedlichen Inhaltsbereichen im jeweiligen Kontext. Die linke Navigations- und Werkzeugleiste enthält ein Eingabefeld für den Microblog, den Explorer für den aktuellen Arbeitsbereich sowie allerlei nützliche Werkzeuge.
Im Vergleich zu Social Network Sites wie Lokalisten oder Facebook müssen nicht eingeweihte Benutzer die Teaming-Benutzerschnittstelle als zu komplex empfinden.
Dies ist eine Einschätzung, die Teaming mit den Angeboten der anderen großen Hersteller teilt. Teaming ist nicht Facebook. Teaming stellt ein Collaboration Framework dar, aus dem der Betreiber viele Facebooks für unterschiedlichste Zielgruppen und deren Bedürfnisse generieren kann. Als erster Schritt zum schnellen Erfolg von Teaming auch beim Endbenutzer empfiehlt sich der grafische Landing Page Editor, mit dem der Workspace-Administrator die Konfigurierbarkeit und Komplexität der Benutzerschnittstelle vor dem so genannten „Content Consumer“ erfolgreich verstecken kann. Letzterer sieht dann eine Website mit Web-2.0-Elementen und -Funktionen, die nur das zeigt und ermöglicht, was er tatsächlich benötigt – aber eben nicht mehr.
Rollenverteilung
Für die Beurteilung von Teaming ist es nützlich die verschiedenen Rollen zu unterscheiden, die am erfolgreichen Einsatz von Teaming (und entsprechend auch anderen Enterprise Web-2.0-Frameworks) beteiligt sind. Dies sind „Informationskonsument“ (Content Consumer), „Informationsproduzent“ (Content Producer), „Arbeitsbereichsverwalter“ (Workspace Administrator), „Teaming-Administrator“ (Site Admin), „Systemadministrator“ (Sysadmin) und „Teaming-Entwickler“ (Developer). Als unterstützende Rolle ist ein Web-2.0-Designer beziehungsweise User-Interface-Spezialist angeraten – die Site wird sonst nie richtig griffig aussehen.
Die Kablink Teaming Community und die Novell-Teaming-Entwickler treiben das Produkt in allen Bereichen gleichzeitig voran. Für den Informationskonsumenten hält die aktuelle Version Teaming 2.1 vier Neuigkeiten parat:
eine neue Schnittstelle für Smartphones und andere mobile Geräte,
den „Teaming Feed“, einen Liveticker, der dem Benutzer die Möglichkeit gibt, die Ereignisse in Teams, Arbeitsbereichen, Microblogs und der ganzen Site zu verfolgen,
die Möglichkeit, gelöschte Einträge wieder zu aktivieren sowie
Verbesserungen in der Benutzerschnittstelle des Kalenders und für die Bearbeitung von Aufgaben.
Workspace-Administratoren haben in Teaming 2.1 die Möglichkeit, ganz Arbeitsbereiche aus einer Teaming-Installation zu exportieren und in eine andere Teaming-Installation zu importieren. Zudem lassen sich Dateiquoten für Benutzergruppen und einzelne Benutzer festlegen, und es existiert nun eine einfache Möglichkeit Teaming-Erweiterungen einzurichten und zu administrieren. Formulare und Workflows etwa stellen solche Erweiterungen dar und gelten für viele Unternehmen als eines der Hauptargumente, Novell Teaming zu wählen und nicht irgendein anderes Enterprise-2.0-Produkt auf dem Markt. Ein Besuch der Teaming Library unter www.novell.com/teaming_library/ vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten.
Sicherheit und Rechtekonzept
Teaming verfügt bereits seit Version 2.0 über ein sehr flexibles Rechtekonzept, das in der Grundeinstellung ein gutes Gleichgewicht zwischen „offen genug für Teamarbeit“ und „sicher genug für ein Unternehmen“ findet. Granulare Rechtezuordnungen von „eigene Einträge lesen“ bis „ Zugriffssteuerung“ sind in vordefinierten Rollen („Besucher“ bis „Administrator“) zusammengefasst.
Der Verwalter eines Arbeitsbereichs kann diese Zugriffsrollen fein abgestimmt entweder Personen, Gruppen oder speziellen Funktionen, wie „Teammitglied“ oder „Remote-Applikation“ zuordnen. Vergebene Rechte vererben sich an Unterordner. Bei der Erstellung eines neuen Ordners beeinflusst das Ordner-Template die Rechtestruktur. Der Teaming Site Admin kann Einfluss nehmen durch Änderung der Zuordnung von Rechten zu Rollen, das Erstellen eigener, für die Organisation besser geeigneter Rollen, das Ändern von Templates oder das Anpassen der Einstellungen von Arbeitsbereichen der oberen Ebenen. Realisierbar ist dabei praktisch alles.
Implementierung
Eine Unternehmensanwendung muss wachsen können und in dieser Hinsicht existiert nichts, was Teaming aufhalten könnte. Teaming läuft auf Linux und Windows und skaliert problemlos von einer Ein-Maschinen-Installation bis zu einer komplexen Hochleistungskonfiguration wie im Kasten „ Testumgebung“ beschrieben. Teaming benötigt die Tools Tomcat und Lucene (jeweils vorkonfiguriert mitgeliefert) sowie SQL, wobei es sich bei der SQL-Datenbank um MySQL (5.0.26 und neuer), Oracle (10g oder 11g) oder MS SQL Server (2005 oder 2008) handeln kann.
Ohne den Suchindex-Server Lucene läuft bei Teaming nichts: Wenn der Lucene-Server kränkelt, hakt auch die Teaming-Anwendung. Was genau Lucene indiziert, ist wiederum abhängig von den Dateiformaten, die die verwendete „Oracle Outside In“-Technik (aktuell V. 8.3) unterstützt. Was „ Outside In“ „sieht“, verarbeitet auch Lucene und lässt sich in Teaming anzeigen sowie – wenn die entsprechende Anwendung auf dem Arbeitsplatz installiert ist – bearbeiten und versioniern.
Darüber hinaus erlaubt Teaming die Erweiterung des Systems auf mehreren Wegen. So ist es ist möglich,
Workflows, Formulare, Ordnertypen und deren Ansichten innerhalb von Teaming zu designen,
selbst gestaltete Seiten (JSP) innerhalb von Teaming zu nutzen,
Teaming-intern nutzbare „Extensions“ (Java/JSP) zu programmieren, die direkt innerhalb der Teaming-Web-Applikation laufen, sowie
Remote-Applikationen über Web-Services-Schnittstellen einzubinden.
Einige Funktionen und Templates finden sich in der Teaming Library, bereit zum Download. Die Kablink Community und die gute Dokumentation bereiten dem Entwickler Freude.
Fazit und Ausblick
Novell Teaming kostet im Gegensatz zur Open-Source-Version „Kablink Teaming“ Geld. Allerdings bietet die kommerzielle Variante wesentliche zusätzliche Features wie die Einrichtung mehrerer „ Zonen“ (komplett getrennte Teaming-Instanzen auf einer Installation), die Möglichkeit, den Indexing-Server hochverfügbar auszulegen oder auch auf einer anderen Maschine zu betreiben (wichtig für die Laststeuerung), die Nutzung von „Mirrored Folders“ (in Teaming „hineingespiegelte“ Dateisystemordner auf OCFS2/NFS/WebDAV-Basis) sowie – wohl der spürbarste Unterschied – den „ Outside In Viewer“ mit Unterstützung aller Dateitypen, die „Oracle Stellent“ kennt.
Novell Teaming ist ein Enterprise-2.0-Produkt, das sich auf einer gesunden Basis rasch weiterentwickelt. Der Unterschied zu anderen vergleichbaren Lösungen besteht vor allem in der durchdachten und granularen Rechteverwaltung, der Skalierbarkeit und der Möglichkeit, Workflows mit eigenen Formularen zu definieren. Ein IDM-Treiber (Novell Identity Manager) zur Provisionierung von Teaming gemäß den Anforderungen der Unternehmensstruktur ist derzeit in Arbeit. Die fehlende Echtzeitkommunikation wiederum lässt sich etwa über Skype oder Twitter leicht in Teaming einklinken. Wer bei letzterem Aspekt skeptisch reagiert, kann auf die neue Version des Novell-Schwesterprodukts „Conferencing“ warten, das Echtzeitkommunikation, Whiteboarding, Übernahme von Anwendungen auf den eigenen Bildschirm und anderes mehr zur Verfügung stellt. Conferencing 2.0 befindet sich derzeit in der „Closed“-Betaphase.
Sowohl Teaming als auch Conferencing bieten zwar als Enterprise-Applikationen den Vorteil der Unternehmenssicherheit, der aber mit dem Nachteil verbunden ist, dass dies nur innerhalb der definierten Grenzen des Unternehmens realisierbar ist. Föderierte Collaboration über die Unternehmensgrenzen hinaus bieten diese Lösungen nicht. Wer solchen Bedarf hat, der könnte sich für Novell Pulse interessieren, das im März auf der Brainshare 2010 vorgestellt wurde und im zweiten Halbjahr verfügbar sein soll. Pulse ist ein Echtzeit-Collaboration-System, das unter anderem gemeinsames Bearbeiten von Dokumenten erlaubt und für die Integration mit anderen Anwendungen das Google Wave Federation Protocol nutzt. Novell Pulse ist zwar eine Anwendung in der Cloud, aber dennoch „sicher“ – wie Novell versichert.
Es ist kein Wunder, dass sich gerade eine Elite-Universität wie die Universität München für ein „ Enterprise 2.0 Collaboration Framework“ interessiert. Die Fakultät für Psychologie und Pädagogik setzt dort Novell Teaming in folgenden Kernanwendungsbereichen ein: Wissens-Management, Dokumentverwaltung, Teamarbeit in Forschung und Lehre, Prozessautomatisierung sowie „virtueller Seminarraum“. Dabei entstand in mehreren Schritten eine robuste und ausfallsichere Konfiguration, die derzeit etwa 20.000 Benutzer und Arbeitsbereich-Administratoren unterstützt und auch einem höheren Aufkommen problemlos gewachsen wäre.
Nutzer von Teaming greifen über die Teaming-URL auf einen Apache-Server zu, der die Zugriffe über SSL absichert und über „mod_proxy“ für Lastverteilung sowie Ausfallsicherheit sorgt. Der Web-Server läuft virtuell in der VM-HA-Umgebung des Leibniz-Rechenzentrums. Der Apache-Server stellt die Verbindung zu den beiden Servern des Teaming-Clusters über AJP (Apache Jserv Protocol) her, die Sessions bleiben jeweils bei einem Teaming-Host („Sticky Sessions“). Beide Teaming-Server (je acht Kerne, 8 GByte RAM) teilen sich ein über OCFS2 (Oracle Cluster File System 2) angebundenes Datenverzeichnis („/var/opt/novell/teaming“) und nutzen dieselbe Datenbank.
Die Datenbank sowie die gemeinsam genutzte Dateifreigabe werden als Dienst von einem „Novell Cluster Services“-System mit vier Nodes bereitgestellt. Beide Dienste sind gekoppelt an je ein gespiegeltes NSS-Volume (Novell Storage Services), hinter dem zwei räumlich getrennte File-Server stehen. NSS kommt zum Einsatz, da es ohnehin vorhanden ist, aber auch wegen seiner Transparenz hinsichtlich der Hochverfügbarkeit. Es wäre durch andere Lösungsmodelle wie zum Beispiel SMB oder NFSv4 als Freigabe mit DRBD zur Redundanz ersetzbar. Die MySQL-Hochverfügbarkeit ließe sich ebenso durch eine Master/Master-Replikation oder Ähnliches erreichen.
Da Teaming für Kernfunktionen auf den Lucene-Index angewiesen ist, ist dieser ebenfalls hochverfügbar ausgelegt und auf zwei Maschinen installiert (Xen-virtualisierte Maschinen zur einfachen Leistungssteigerung, aktuell je zwei VCPU, 1 GByte RAM). Die Benutzer und Gruppen des Systems werden vollständig über eine LDAP-Verbindung aus einem Novell Edirectory synchronisiert. Die Provisionierung der Nutzerprofile sowie der Gruppen und deren Mitgliedschaften erfolgt über einen Novell Identity Manager.
Jede laufzeitkritische Komponente (Teaming-Server, Lucene-Indexer, Dateiablage inklusive Backend, Datenbank) ist redundant ausgelegt oder wird (im Fall des Web-Servers) in einer Hochverfügbarkeitsumgebung betrieben. Andere benötigte Standardkomponenten wie zum Beispiel der SMTP-Server für ausgehende E-Mails stellt ebenfalls das Leibniz-Rechenzentrum ausfallsicher und performant zur Verfügung. Alle Maschinen verwenden als Betriebssystem Suse Linux Enterprise Server und kommunizieren untereinander über 1GbE-Verbindungen.