Microsofts Auflagen und der preissensitive Netbook-Markt könnten XP noch eine lange Zukunft bescheren

Analysten erwarten keinen guten Start für Windows 7 Starter

16. August 2009, 22:56 Uhr |

Microsoft-Chef Steve Ballmer hat erstmals Details über den geplanten Leistungsumfang von Windows 7 Starter erläutert. Das Wichtigste: Microsoft entscheidet fortan, was ein Netbook ist und was nicht. Windows 7 Starter wird nicht über den Handel und nicht als Online-Upgrade verkauft, sondern nur zum Vorinstallieren auf einem PC - ist also eine reine OEM-Version.

Dies hat zwei wichtige Konsequenzen: Erstens, Microsoft kann genau vorschreiben, auf welche Art
von PCs dieses System installiert werden darf. Zweitens, es bleibt dem allgemeinen Markt ein
Geheimnis, wie teuer (beziehungsweise wie billig) das Starter-System in Verhältnis zu seinen
leistungsfähigeren System-Schwestern ist.

In einem Gespräch mit Analysten erläuterte jetzt Steve Ballmer wie er sich den Einsatz der
Starter-Version vorstellt. "Unsere Lizenzvorschriften erlauben nur Systeme mit besonders kleinen
Bildschirmen, kleiner Tastatur und schwachem Prozessor", lautet seine Konfigurationsbeschreibung.
Dies zielt eindeutig auf den unteren Netbook-Markt, was von Ballmer bestätigt wird: "Wir werden den
OEMs genau vorschreiben, was ein Netbook ist."

Eine Web-Seite in Malaysia hat inzwischen veröffentlicht, was sich Microsoft unter einem Netbook
vorstellt. So soll es eine Anweisung an die OEMs geben, die den Systemumfang genau regelt: maximale
Bildschirmgröße von 10,2 Zoll, nicht mehr als ein GByte Hauptspeicher, maximale Festplattengröße
von 250 GByte (oder 64 GByte Solid State Drive) sowie ein Prozessor von maximal zwei Gigahertz.

Das Problem von Microsoft in diesem Zusammenhang ist immer noch Windows XP, das derzeit
besonders preiswert auf den meisten Netbooks installiert wird. Microsoft hatte einst mit einem
Kampfpreis- und Support-Angebot von XP den Angriff von Linux abgewehrt, doch jetzt steht es sich
mit diesem Niedrigpreisangebot selbst im Weg. "Mit den Hardware- und Softwarerestriktionen des
Starter-Systems sollen die User dazu gezwungen werden, auf bessere (also teurere) Windows-Versionen
auszuweichen", sagt Allan Krans, Analyst bei Technology Business Research. Seiner Ansicht nach hat
Microsoft den OEM-Preis für XP auf Netbooks viel zu niedrig angesetzt – was der Hersteller jetzt
über Windows 7 Starter indirekt korrigieren will.

Doch dies sei ein zweischneidiges Schwert. "Der Netbook-Markt ist sehr preissensitiv, ein
Aufschlag von 20 oder gar 30 Dollar für Windows 7 gegenüber XP kann hier sehr kritisch sein", so
Krans weiter. Als Folge vermutet er bereits, dass viele OEMs gar nicht auf das Starter-System
setzen werden. "Viele werden weiterhin XP vorinstallieren und es dann dem Usern selbst überlassen,
ob und wann sie auf ein höheres Windows 7 upgraden wollen", lautet seine Prognose.

Harald Weiss/pf


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