Citrix Mobility: Synergy-Neuheiten und aktuelle Crisp-Research-Studie

Aufklärung zum Arbeitsplatz der Zukunft

28. Juni 2015, 10:57 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Auf der Citrix-Veranstaltung "Mobility" am 25.6. in München präsentierte das Analystenhaus Crisp Research eine Studie zum Arbeitsplatz der Zukunft. Sein Fazit: Feste (Desktop-)Arbeitsplätze verlieren an Relevanz. Dies erfordert aber offenbar noch viel Aufklärungsarbeit seitens der Mobile-Enterprise Anbieter wie Citrix.

Bei Citrix dreht sich dieser Tage (beinahe) alles um den mobilen, flexiblen, via Cloud-Technik bereitgestellten Arbeitsplatz, „Software-Defined Workplace“ genannt. Das derzeit viel diskutierte Software-Defined Datacenter (SDDC) zielt auf Flexibilisierung von Computing, Storage und Netzwerk mittels Loslösung der Software von der jeweiligen Hardware, wie Dirk Pfefferle, Area Vice President Central and Eastern Europe (CEE) bei Citrix, erläuterte; beim Software-Defined Workplace hingegen gehe es um die Flexibilisierung der Mitarbeiter, Einsatzorte und Daten.

Die drei Kernbausteine für den softwaregesteuerten Arbeitsplatz sind laut Citrix: Applikationen as a Service, ein performantes Bereitstellungsnetzwerk und eine leistungsstarke Orchestrierungsschicht.  Alle drei Komponenten liefere Citrix, so Pfefferle.

Im Anschluss präsentierte Stefan Volmari, seit Kurzem Director Systems Engineering CEE bei Citrix, im Schnelldurchlauf die Technik- und Produkteuerungen, die Citrix-CEO Mark Templeton kürzlich auf der US-Hausmesse Synergy vorgestellt hatte (LANline berichtete). Zu den wohl nützlichsten Neuheiten für den softwaregesteuerten Arbeitsplatz zählen neben der baldigen Verfügbarkeit von Citrix Workspace-as-a-Service-Angebot Workspace Cloud: die zentrale Bereitstellung von Linux-Desktops (nun auch auf Citrix’ aktueller FMA-Architektur), die Zusammenfassung zentral vorgegebener Apps zu Gruppen im anpassbaren Self-Service-Interface Storefront, die Integration der Beschleunigungstechnik Framehawk in das Citrix-Protokoll HDX sowie die Vereinigung von HDX mit dem Mobile-Protokoll MDX für Mobilzugriffe mittels des Citrix-Clients Receiver.

Windows auf dem Ipad per Maus bedienen
Demonstriert wurde auf der Mobility zudem die Funktionsweise der neuen X1-Maus: Dank einer „Mobility Pack“ genannten Shell zum im RZ oder in der Cloud gehosteten Windows-7-Desktop kann der Benutzer damit seine W7-Umgebung auf dem Ipad im klassischen Darstellungsmodus per Maus bedienen. Dies sollte sehr praktisch sein für Endanwender, die das Ipad lediglich als modischen mobilen Client nutzen, aber ihren vertrauten Windows-Desktop weiter wie gewohnt – also ohne Touch-Gestensteuerung – bedienen wollen.

Crisp-Research-Chefanalyst Dr. Carlo Velten erläuterte die aktuelle Crisp-Studie „The Adaptive Workplace: Arbeiten im 21. Jahrhundert“. Die für Citrix erstellte empirische Studie beruht auf einer Umfrage vom Mai 2015 unter 166 IT-Entscheidern von Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern im DACH-Raum. Darunter befanden sich laut Velten knapp zur Hälfte IT-Entscheider auf Geschäftsführungs- oder Fachabteilungsebene, die andere Hälfte kam logischerweise aus der IT, mit 38 Prozent waren dies vor allem CIOs oder IT-Leiter.

Arbeitsplatz im Wandel
Velten sieht – im Einklang mit zahlreichen anderen Marktbeobachtern – den IT-gestützten Arbeitsplatz in einem grundlegenden Wandel zu mehr Mobilität und Flexibilität begriffen. Als bahnbrechende Indizien („Inflection Points“) nannte er folgende Umstände: 2014 wurden mehr Tablets verkauft als PCs; Workspace-Colocation-Anbieter wie Wework erzielen Milliardenbewertungen an der Börse; Cloud-basierte Desktops kann man heute schon für 40 Dollar pro Monat beziehen – was laut Velten bald der Normalfall sein wird; und die Cloud ist inzwischen Unternehmensrealität: Nur noch 25 Prozent der Unternehmen in DACH verweigerten sich der Cloud generell.

Auf der Basis der Befragung betonte Velten, der feste Arbeitplatz – und hier meint er nicht das feste Arbeitsverhältnis, sondern den klassischen Schreibtisch mit Desktop-PC – verliere an Bedeutung: 40 Prozent der Unternehmen setzten bereits auf mobile Arbeitsplätze. Dies zeige sich zum Beispiel am Wandel der Organisationsform der Unternehmen: Bei den zentral organisierten Unternehmen werde es in den nächsten fünf Jahren einen Rückgang um zehn Prozent geben, während der Anteil denzentral aufgestellter Firmen deutlich steigen soll. Der Anteil stark dezentral organisierter Unternehmen soll sogar um den Faktor 2,5 wachsen – wenngleich auf bescheidenem Niveau (von heute 1,8 Prozent auf 4,8 Prozent im Jahr 2020).

Als Einflussfaktoren für ein Nachdenken über neue Arbeitsplatzkonzepte nannten die für die Studie Befragten die Verfügbarkeit neuer (also moderner mobiler Consumer-) Geräte, Technologien und Cloud-Services (vor allem von der Altersgruppe über 40 genannt – für Jüngere, so Velten, sie dies bereits der Normalfall). Wichtig waren zudem gesteigerte Mobilitätsanforderungen durch die Globalisierung des Geschäfts sowie der Wunsch nach besserer Vereinbarkeit von Arbeit und Familie (beides verstärkt von Befragten unter 40 angeführt). Hinzu gesellen sich laut den Studienteilnehmern Einflussfaktoren wie der demografische Wandel und Fachkräftemangel sowie die Etablierung von Teamwork als Teil des Arbeitsalltags.

Neue Arbeitsplatzkonzepte werden laut der Crisp-Umfrage vorrangig im Rahmen einer Expansions- oder Wachstumsstrategie eingeführt (26 Prozent). Ein ungefähr ähnlich wichtiger Anlass sind aber auch Konsolidierungs- oder Reorganisationsprojekte (25 Prozent).

Ein spannender Aspekt: Als wichtigsten Impulsgeber für neue Arbeitsplatzkonzepte nennten die Befragten ihren IT-Lösungsanbieter (42 Prozent), weit vor dem zweitplatzierten Faktor, dem Austausch mit Kollegen (28 Prozent). Verfechter innovativer Arbeitsplatzkonzepte wie Citrix und Co. müssen also offenbar das Thema nach wie vor noch aktiv am Markt positionieren und Aufklärungsarbeit – auf Neudeutsch: „Evangelism“ – dafür betreiben.

Doch dieser Aufwand könnte sich lohnen: Crisp-Mann Velten schätzt, dass durch die stringente Modernisierung der Arbeitsplatzumgebungen im Sinne adaptiver mobiler Workplaces sogar ein Plus von 0,8 bis 1,5 Prozent beim Wirtschaftswachstum (BIP) möglich ist.

Im Rahmen seiner Präsentation prognostizierte Carlo Velten zudem, dass das in letzter Zeit stark angewachsene Problemfeld der Schatten-IT dank verbesserter Kontrollmechanismen seitens der IT innerhalb der nächsten 24 Monate „Vergangenheit“ sein werde. Es dürfte aufschlussreich sein, diese These in zwei Jahren zu überprüfen.

Denn die Verbreitung von Schatten-IT-Umgebungen beruht, wie man immer wieder hört, in vielen Fällen auf Unzufriedenheit der Fachabteilungen und Endanwender mit dem Service-Portfolio der hausinternen IT, deren Service-Bereitstellungstempo sowie mitunter generell deren Service-Orientierung. Diese Stimmung vereint sich mit einer zeitgleich deutlich leichteren Verfügbarkeit externer IT-Services (via Cloud) und einer deutlich gestiegenen Vertrautheit der Endanwender mit modernen Endgeräten, Apps und Diensten (via Consumer-Technik à la Iphone und Co.).

Ob sich vor diesem Hintergrund die Konfliktfelder der Schatten-IT wirklich durch stringentere Kontrollmechanismen und innerhalb von nur zwei Jahren bereinigen lassen, könnte man zumindest mit einem Fragezeichen versehen.

Weitere Informationen zum Citrix-Portfolio sind zu finden unter www.citrix.com. Die Studie von Crisp Research ist erhältlich unter www.crisp-research.com.

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