Deutsche RZs verbrauchen die Produktion dreier Kraftwerke - neuer Leitfaden vorgestellt

Bitkom-Broschüre hilft, den Energieverbrauch im RZ zu senken

30. Juli 2008, 22:57 Uhr |

Nach einer Studie des Borderstep-Instituts, durchgeführt im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU), hat sich der jährliche Energiebedarf deutscher Rechenzentren zwischen 2000 und 2006 mehr als verdoppelt: Er liege nun nun bei rund 8,7 Milliarden kWh und entspreche damit der Jahresstromproduktion dreier mittelgroßer Kohlekraftwerke.

Die Stromkosten für den RZ-Betrieb haben sich im gleichen Zeitraum aufgrund der gestiegenen
Energiepreise sogar mehr als verdreifacht: Sie betragen nun laut Borderstep 867 Millionen Euro. Für
den Fall, dass Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz ausbleiben, prognostiziert die
Studie einen Anstieg des RZ-Stromverbrauchs um weitere 4,2 Milliarden kWh auf knapp 12,9 Milliarden
kWh im Jahr 2010.

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Im Schnitt verbraucht die IT im RZ laut dem Bundesverband Informationswirtschaft,
Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) nur rund die Hälfte der Energie, die das gesamte
Rechenzentrum verbraucht. Denn die andere Hälfte wird für Infrastrukturkomponenten wie
Klimatisierung und unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) im Wortsinne "verheizt". Bei richtigem
Ansatz amortisierten sich somit die Kosten für die Einrichtung eines modernen, "grünen" IT-Betriebs
laut Bitkom-Angaben innerhalb von zwei Jahren allein durch die erzielbaren Energieeinsparungen.

"Für Betreiber und Hersteller ist Energiemanagement in Rechenzentren heute ökonomische,
technische und ökologische Pflicht", erklärte Bitkom-Präsidiumsmitglied Martin Jetter. Die
Modernisierung der Architektur und der eingesetzten Technik optimiere zudem nicht nur das RZ
selbst, sondern verbessere auch die von hier aus gesteuerten Unternehmensabläufe.

Bitkom und BMU haben deshalb gemeinsam einen neuen Leitfaden vorgestellt, der praktische
Hinweise zu Planung, Aufbau und Betrieb moderner Rechenzentren enthält. Der zweite Band der
Schriftenreihe "Umwelt und Energie" mit dem Titel "Energieeffizienz im Rechenzentrum" umfasst die
Bereiche Energiemessung, Optimierung von Servern, Kühlung und Stromversorgung sowie Energy
Contracting (also Beratung, Planung, Finanzierung und Betrieb von Energieanlagen durch externe
Dienstleister). Damit widmet sich der Leitfaden zum Beispiel folgenden Fragen: Wie lassen sich
Kühlung und Stromversorgung optimieren? Welche Techniken stehen zur Verfügung? Wie misst man
Energie und Temperatur richtig? Wie sollte ein Rechenzentrum angelegt sein, um besonders heiß
laufende Bereiche (so genannte "Hot Spots") zu vermeiden?

Der 41-seitige Leitfaden steht als 2 MByte große PDF-Datei unter
www.bitkom.org/de/publikationen/38337_53432.aspx
zum Download bereit. Angesichts eskalierender Strompreise und zunehmenden Drucks auf die IT,
energiebewusster und umweltfreundlicher zu wirtschaften, kann man die Lektüre nur empfehlen.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


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