Citrix Technology Exchange, Unterschleißheim

Citrix treibt Cloud Computing und mobiles Arbeiten voran

21. Juni 2012, 15:27 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Auf seiner technisch ausgerichteten Anwenderkonferenz "Technology Exchange" präsentierte Citrix am 20. und 21. Juni seine Neuerungen rund um das mobile Arbeiten, Desktop-Virtualisierung und Cloud Computing, insbesondere im Hinblick auf Private Clouds und Hybrid Clouds. Ein Großteil der Ankündigungen war von der Citrix Synergy, die kürzlich in den USA stattgefunden hatte (LANline berichtete), schon gekannt, dürfte aber zahlreichen Teilnehmern dennoch neu gewesen sein. Die laut Citrix 850 Besucher konnten sich in 64 Workshops und an den Ständen der 21 Ausstellungspartner informieren.

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Stolz verwies Dr. Jürgen Müller, seit wenigen Monaten Area Vice President Central Europe bei Citrix, auf den Platz 47, den Citrix weltweit unter den 300.000 Softwareunternehmen einnimmt: „Wir sind ein Enterprise Player im globalen Maßstab“, so Müller. Citrix habe in den letzten drei Jahren 25 Akquisitionen bewältigt. Dazu zählten zuletzt die Übernahmen von AppDNA, Podio, des vormaligen Xenclient-Konkurrenten Virtual Computer sowie jüngst von Bytemobile für „“adaptives““ Traffic-Management.

Thomas Zell, Director Field Readiness EMEA, und Markus Klein, Director Systems Engineering CE bei Citrix, konzentrierten sich in der gemeinsamen Keynote auf den Übergang vom dezentralisierten Networking zum (schon oft gepriesenen, sich aber nun tatsächlich verbreitenden) Cloud Computing, zudem Client-seitig auf den offensichtlichen Trend zu mehr Mobilität. Die Gerätewahl werde künftig keine Rolle mehr spielen, so Zell. Dementsprechend kreisten die vorgestellten Lösungen um die beiden Gravitationszentren Cloud und flexibles mobiles Arbeiten.

Mit der Social-Networking-Lösung Podio, deren Interface und intuitive Bedienung Citrix auf der Bühne live zeigte, hat der Anbieter „ein Facebook für Unternehmen“ akquiriert – der späte Einstieg in einen längst heftig umkämpften Markt. Dank Integration der hauseigenen Video-Conferencing-Lösung Gotomeeting lassen sich Videokonferenzen aus dem Enterprise Social Network heraus anstoßen. Dabei unterstützt Gotomeeting nun die HD-Technik „HD Faces“ auch auf dem Ipad, wie schon zur Synergy verkündet.

Dank der schon zuvor erfolgten Akquisition von Sharefile ermöglicht Citrix nun die Datenspeicherung in der Cloud, um Daten plattformübergeifend vorzuhalten und zu synchronisieren. Damit bietet der Cloud-Spezialist eine unternehmenstaugliche Dropbox-Alternative, ähnlich gelagerte Lösungen findet man auch bei VMware und Appsense. Die Citrix-Software umfasst so genannte „Storagezones“ zur Strukturierung der Zugriffsreche auf die Datenbestände, die in der Public Cloud oder neuerdings auch in der Private Cloud lagern können, je nach Sicherheitsbedürfnis. Dank Sharefile-Integration in den hauseigenen Remote-Computing-Client Receiver sind damit Unternehmensdaten jederzeit orts- und endgeräteunabhängig verfügbar – ein wichtiger Baustein für eine BYOD-Strategie (Bring Your Own Device). Die Funktionalität umfasst das Versenden sehr großer Dateien aus Outlook heraus (Attachments werden per Policy durch einen Sharefile-Upload und Link in der E-Mail ersetzt) sowie Möglichkeiten für Remote Wipe aus Sicherheitsgründen.

Die Bandbreite an Zugriffsoptionen bei der Flaggschifflösung Xendesktop hat Citrix um ein Remote-PC-Technik erweitert. Dieser Ansatz erlaubt den Fernzugriff auf Desktops – an sich nichts Neues, aber hier eben im Rahmen der Xendesktop-Zugriffsarchitektur und unter Verwendung des hauseigenen, Performance-optimierten Zugriffsverfahrens HDX.

Die mit dem Zukauf von AppDNA übernommene gleichnamige Software dient in Change-Projekten der Discovery von Appliaktionen, beispielsweise für die Migration auf Windows 7 oder für die Umstellugn auf Application Streaming mittels Citrix- oder  Microsoft-Technik. Die neue Applikationsumgebung lässt sich modellieren und zumindest teilweise automatisiert umstellen. Fälle, die ein Nachbessern (Remediation) erfordern, stellt die Lösung grafisch dar, dazu gibt sie Empfehlungen für die Migrations-Projektplanung.

Das ebenfalls schon zur Synergy angekündigte Cloudgateway 2 dient der Aggregation, Orchestrierung und Bereitstellung von Appikationen und Daten aus der Cloud an jedes Endgerät. Über das Modul Storefront erhält der Anwender Zugriff auf Xendeskop, Xenapp, Web- und SaaS-Applikationen sowie – neu in Version 2 – auf Daten in der Cloud und auf native Mobile-Apps. Cloudgateway ersetzt das Tool Webinterface, das nicht mehr weiterentwickelt wird. Es dient damit als einheitlicher Zugangspunkt zu Applikationen, Services und Daten mit Single Singn-on und SAML-Schnittstelle für den Aufbau von Trust-Beziehungen.

Nach der Akquisition des Xenclient-Konkurrenten Virtual Computer gibt es bei Citrix nun zwei Versionen des Xenclients: Der bislang verfügbare Xenclient wird weiterhin gratis vertrieben, aber unter dem Namen Xenclient Enterprise Edition gibt es ihn auch erweitert um die umfangreichen Management- und Policy-Control-Funktionen, die Virtual Computer mit einbringt. Die Integration der Bestandteile läuft laut Citrix, ein erstes gemeinsames Release ist laut Markus Klein noch für dieses Jahr zu erwarten.

In Sachen Cloud-Computing besteht der Citrix-Lösungs-Stack heute aus den zwei Komponenten: erstens Cloudportal für die Cloud-Service-Definition und -Bereitstellung inklusive Service-Katalog sowie Benutzerverwaltung, zweitens Cloudplatform als Orchestration Layer, das den Zugriff auf die Cloud-Ressourcen steuert. Cloudplatform ist die kommerzielle Variante der bisherigen Lösung Cloudstack, die Citrix kürzlich als Open Source an die Apache Foundation übergeben hat. Cloudstack arbeitet Hypervisor-agnostisch und kann damit neben Xenserver auch mit VMware ESX, MIcrosoft Hyper-V sowie KVM und OVM umgehen.

„Citrix bietet den kompletten Stack an – und kann liefern“, betonte Citrix-Mann Zell. Für die Verknüpfung interner und externer Ressourcen zu einer Hybrid Cloud dient die Lösung Cloudbridge. Ergänzt wird das Konzept um die Performance-Optimierung mittels Netscaler, der nun auch mehrere virtuelle Instanzen auf einer physischen Plattform beherbergen kann (Triscale genannt).

Olivier Maes, Senior Director Cloud Infrastructure EMEA bei Citrix, nannte als Zielgruppe für solche anspruchsvollen, mandantenfähigen Cloud-Infrastrukturen neben Telkos und Managed Service Providern auch Unternehmen, die eine eigene Private Cloud aufbauen wollen. Eine Hybrid Cloud eigne sich dabei für die schnelle Skalierung (Burst-out). „Es geht hier weniger um Open Source, als vielmehr um Offenheit“, ergänzte Oded Nahum, Cloud-Spezialist bei Citrix. Dies sei der wesentliche Vorteil Vorteil des Citrix-Ansatzes gegenüber VMware und Microsoft. Eine Cloud-Orchestration-Plattform, so Nahum, sei daher der Grundstein für eine flexible Cloud-Nutzung über Stack-Grenzen hinweg.

Der Systems-Engineering-Chef CE Markus Klein erläuterte im LANline-Interview das Projekt Avalon, das Citrix-CEO Mark Templeton auf der Synergy als nächste Stufe der hauseigenen Lösungsfamilie in Aussicht gestellt hatte. Avalon dient laut Templeton dazu, virtualisierte Desktops und Applikationen aus einer „echten Cloud-Umgebung“ heraus bereitstellen zu können.

Auf die Frage der LANline, worin Avalon eigentlich besteht, bietet doch Citrix bereits jetzt Desktop-Virtualisierung wie auch „echte Clouds“ an, erklärte Klein, Citrix arbeite daran, Xendesktop mandantenfähig sowie dynamisch und automatisiert provisionierbar auszulegen, wie dies in der (Public) Cloud und damit für DaaS (Desktop as a Service) erforderlich ist. Dies sei technisch zwar bereits möglich, allerdings „nur mit Klimmzügen“, so Klein. Es gehe also darum, diese Funktionalität auszubauen und in ein Softwareprodukt zu gießen. Eine öffentliche Beta ist laut Citrix noch für dieses Jahr zu erwarten.

In der Keynote präsentierten Thomas Zell (Bild) und Markus Klein die Citrix-News rund um mobiles Computing auf der Client- und Cloud Computing auf der Server-Seite. Bild: Dr. Wilhelm Greiner

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