Diagnose mit einem mobilen Endgerät

Das RZ von unterwegs im Blick

14. Mai 2014, 6:00 Uhr | Jan Moll/jos, Geschäftsführer von Dtm Datentechnik Moll.

Rechenzentrumsleiter und Notärzte haben etwas gemeinsam: Sofortige Erreichbarkeit während Bereitschaftszeiten spielt in ihrem Beruf eine zentrale Rolle. Für den IT-Verantwortlichen kann das Smartphone aber weit mehr als eine Alarmglocke sein: Die Software Envi Monitor von Dtm ermöglicht die Ferndiagnose von Umgebungsproblemen im RZ von jedem mobilen Endgerät.Moderne Rechenzentren sind komplexe Systeme, für deren reibungslosen Betrieb eine Vielzahl von Daten zu erheben ist. Der Administrator muss nicht nur wissen, ob einer seiner Server Probleme macht, sondern will auch den Zustand der Klimaanlage, der USV und weiterer wichtiger Umgebungsparameter kennen - und zwar idealerweise auch dann, wenn er sich nicht im Rechenzentrum befindet. Für das Remote-Management der Server selbst gibt es eine große Zahl von ausgereiften Softwarelösungen, schließlich ist der Fernzugriff über ein Netzwerk geradezu die Grundidee des Client/Server-Prinzips. Unerlässlich ist jedoch auch das Monitoring der Umweltbedingungen im Rechenzentrum. Um bei Problemen sofort reagieren zu können, sind auch dazu Lösungen gefragt, die dem Administrator unabhängig von seinem Aufenthaltsort sofort ein klares Bild der Lage verschaffen. Mit dem Simple Network Management Protocol (SNMP) lassen sich nicht nur aktive Netzwerkkomponenten ansprechen. Auch Sensoren für eine Vielzahl von Messgrößen sind damit in ein Rack-Management-System einbindbar und auf einer entsprechenden grafischen Benutzeroberfläche darzustellen. Es gilt vor allem, die klimatischen Bedingungen im Server-Raum zu überwachen, um einen ausfallsicheren und energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb zu gewährleisten. Bei der hohen Packungsdichte heutiger Datacenter ist die Abführung der Abwärme eine der wichtigsten Aufgaben der physischen Infrastruktur. Da die Klimageräte selbst einen hohen Anteil am Energieverbrauch von Rechenzentren ausmachen, kann eine nicht optimal eingestellte Klimaanlage nicht nur den Server-Betrieb beeinträchtigen, sondern dabei auch noch horrende Stromkosten verursachen. Deshalb ist es wichtig, für alle neuralgischen Punkte jedes Racks die relevanten Parameter zu kennen: die aufgenommene Leistung, Temperatur, Luftfeuchte und den Taupunkt im Schrank. Außerdem müssen Stärke und Temperatur des Luftstroms an verschiedenen Stellen gemessen werden, um sicherzugehen, dass zum Beispiel die Trennung von Kalt- und Warmgängen funktioniert. Auch Sensoren zur Erkennung von eventuellen Leckagen an den wasserbasierenden Wärmetauschern gehören dazu. Türkontaktsensoren überprüfen zudem, ob die Rack-Türen ordnungsgemäß geschlossen sind. Dies ist nicht nur wichtig für die Klimatisierung - eine ungeplant geöffnete Tür kann auch ein Indiz für einen unbefugten Zutritt ins Rechenzentrum sein. Zur Überwachung im Sinne der Zutrittskontrolle gehören auch Bewegungsmelder und Videokameras. Sensoren zur Erfassung des Geräuschpegels können, wenn sie im Server-Raum angebracht sind, ebenfalls auf Eindringlinge verweisen. Bei Montage im Rack dienen sie der Früherkennung von Hardwareproblemen. Wird etwa ein Lüfter plötzlich deutlich lauter, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die Wärmeentwicklung an einem Server oder Switch über das normale Niveau ansteigt und eine Überprüfung erforderlich ist.   Mobiler Zugriff auf die Sensorik Gängige Rack-Management-Systeme zeigen die Daten der via SNMP angebundenen Sensoren üblicherweise auf einer Windows- oder Linux-basierenden PC-Konsole an. Bei Erreichen definierter Alarmschwellen kann der Administrator sich per E-Mail oder SMS informieren lassen, falls er sich gerade nicht am PC-Arbeitsplatz befindet. Schon eine solche herkömmliche Alarmfunktion setzt voraus, dass der Datacenter-Verantwortliche stets ein Mobiltelefon bei sich trägt. Angesichts der Leistungsfähigkeit heutiger Smartphones und mobiler Internetverbindungen ist es jedoch ineffektiv, auf das Mobilgerät nur die Meldung zu senden: "Es stimmt etwas nicht, kommen Sie ins Rechenzentrum." Die Software Envi Monitor, die ihren Namen vom englischen Wort "Environment" für Umgebung ableitet, verfolgt daher das Ziel, alle Sensordaten aus dem Rechenzentrum direkt auf dem mobilen Endgerät zu visualisieren. Neben genannten einzelnen Messgrößen lassen sich damit auch Lage und Zustand aller Sensoren im Überblick zeigen. Die Technik unterstützt dabei alle SNMP-fähigen Sensoren, unabhängig vom Hersteller. Envi Monitor ist als webbasierende Anwendung für Apache-Tomcat-Server angelegt und stellt nur minimale Anforderungen an die Server-Plattform. Als Turnkey-Linux-Appliance läuft Envi Monitor in einer virtuellen Umgebung mit einem Hauptspeicherbedarf von nur 512 MByte RAM. Als Server-Plattform unterstützt die Applikation auch alle Netzwerkspeicher von QNAP mit der aktuellen Betriebssystemversion QNAP 4.0. History-Daten speichert sie in einer ebenfalls Server-basierenden SQL-Datenbank. Zudem bietet sie die Möglichkeit zur grafischen Darstellung. Mit dieser schlanken Architektur lässt sich Envi Monitor Browser-basierend auf den Betriebssystemen Windows, IOS und Android betreiben. Ein Echtzeitzugriff auf die Sensordaten aus dem Rechenzentrum ist also ohne Medienbrüche sowohl vom PC am Arbeitsplatz wie auch vom Tablet oder Smartphone möglich. Eine lokale Installation von Apps oder Plug-ins ist aufgrund dieser Architektur nicht notwendig. Der kennwortgeschützte Zugriff der mobilen Clients aus dem öffentlichen Netz ist durch die Verwendung von HTTPS gesichert.   Logisch strukturiertes Interface Bereits von außerhalb des Rechenzentrums die Lage einzuschätzen und bei Bedarf per Remote-Management betroffene Bereiche warten zu können, ist nicht nur komfortabel für den Administrator, sondern erhöht auch die Betriebssicherheit. Wenn der Verantwortliche während einer Bereitschaftszeit alarmiert wird, entfällt nicht nur der Zeitverlust durch den Weg ins Rechenzentrum, sondern im besten Fall sogar der Weg zum nächsten PC. Für das Troubleshooting genügt dann das Mobiltelefon. Eine Herausforderung bei der Entwicklung von Envi Monitor war es jedoch, auf einem Smartphone-Display übersichtlich und in lesbarer Größe die Vielzahl von Sensoren darzustellen, mit denen man es bereits in einem mittelgroßen Rechenzentrum zu tun hat. Die Applikation löst dieses Problem durch ihre logische Struktur, die auch zu einer effizienten Benutzerführung auf großen PC-Displays beiträgt. Die Grundlage dieser Struktur ist die Gruppierungsfunktion. Mehrere Sensoren desselben Typs lassen sich zu einer Sensorgruppe zusammenfassen. Sensorgruppen können hierarchisch in einer Baumstruktur angeordnet werden. Dem Benutzer ist es dabei freigestellt, ob er sich zum Beispiel in einer Gruppe alle Temperatursensoren anzeigen lassen will, oder ob er die Sensoren nach dem Layout seines Rechenzentrums in Gruppen wie "Server-Raum 1", "Kaltgang 1" etc. zusammenfasst. Abhängig von der Sichtweise kann er Sensoren auch gleichzeitig mehreren Gruppen zuordnen. Für jede Gruppe sind Limits und Aktionen definierbar, also etwa die Grenzwerte, bei deren Überschreiten ein Alarm, die Abschaltung von Komponenten erfolgen soll. Wenn für eine Sensorgruppe keine Grenzwerte und Regeln für Benachrichtigungen festgelegt sind, erbt diese Gruppe die Limits und Aktionen von der übergeordneten Gruppe. Der Aufwand für das händische Konfigurieren ist damit stark reduziert.   Vererbung der Konfiguration Erfolgt die Vererbung der Konfigurationseinstellungen von einer logischen Ebene des Baumdiagramms zur nächsten nach dem Top-to-Bottom-Prinzip, so verhält es sich im Tagesbetrieb genau umgekehrt. Aktuelle Ereignisse, also Sensorwerte, Alarme und Vorwarnungen, gehen Bottom-to-Top immer an die übergeordnete Gruppe weiter. Durch die Zusammenfassung in Gruppen kann die Darstellung auf dem Smartphone also sehr kompakt bleiben. Es genügt beispielsweise, die Gruppen "Server-Raum 1" und "Server-Raum 2" auf dem Display zu haben. Passiert etwas in einem der untergeordneten Racks in diesen Gruppen, signalisiert das System den Alarm auch in der obersten Gruppe. Der Benutzer kann dann im konkreten Bedarfsfall gezielt in die Verzeichnisstruktur einsteigen.   Management der Zugriffsrechte Durch die webbasierende Architektur von Envi Monitor können mehrere IT-Mitarbeiter jederzeit und von überall die Bedingungen im Rechenzentrum einsehen und darauf reagieren. Dies erlaubt einen optimalen Support, setzt aber auch die klare Verteilung von Zugriffsrechten voraus. Die Software gewährleistet diese durch die Trennung von funktioneller Konfiguration und Konfiguration der grafischen Benutzeroberfläche. Limits und Aktionen fasst der Administrator zu Sensorgruppen zusammen. Er legt auch die Grenzwerte und die Alarmierung fest. Der Client-User hat keinen Einfluss auf Grenzwerte und Alarmierungen. Er kann sich aber die Benutzeroberfläche je nach seinen Anforderungen per Drag and Drop aus den Sensorgruppen zusammenstellen. Ist der Client-User zum Beispiel nur für bestimmte Bereiche einer größeren Infrastruktur verantwortlich, so kann er sich diese gezielt auswählen. Das intuitive Ziehen von Elementen ist für ein möglichst ergonomisches Arbeiten auf Endgeräten mit Touchscreen hin optimiert, lässt sich aber auch auf PC-Arbeitsplätzen mit Mauseingabe bequem nutzen.

Info: DtmTel.: 07542/94030Web: www.dtm-group.de

 

 

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Grafische Darstellung der History-Daten aus der SQL-Datenbank.

 

Aus den Stammdaten lassen sich per Drag and Drop logische Sensorgruppen in einer hierarchischen Baumstruktur definieren.

 

Envi Monitor: Darstellung der Sensorzustände auf mobilen Endgeräten im Browser ohne zusätzliche Softwareinstallation.

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