Testserie Client-Management, Teil 5: Materna

Dem Prozess gemäß

3. Mai 2016, 6:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede/wg

Viele IT-Verantwortliche stehen vor Problemen, wenn es um die zeitnahe Bereitstellung von Arbeitsumgebungen in Unternehmen geht: Der IT-Prozess ist oft nur lückenhaft in Software abgebildet, was dann zwangsläufig zu unproduktiver Wartezeit führt. Dass es auch besser geht, zeigt ein Blick auf DX-Union von Materna.

Geht es darum, Arbeitsumgebungen für die eigenen Benutzer bereitzustellen, sieht es in Unternehmen mitunter eher düster aus: Oft haben die IT-Verantwortlichen zwar eine Softwareverteilung oder ein OS-Deployment eingeführt, für die Benutzerverwaltung selbst kommen jedoch ebenso häufig immer noch Anträge der Anwender auf Papier und Excel-Listen zum Einsatz. Dies widerspricht dem Bild einer modernen und flexiblen IT, die nicht zuletzt ihre Aufgaben ohne "Zettelwirtschaft" und zusätzliche Rückfragen bewältigen kann. Die Industrialisierung der IT-Services macht deshalb eine stärkere Prozessorientierung zwingend erforderlich.
Hier kommt das Dortmunder Softwarehaus Materna mit seiner Softwaresuite DX-Union zum Zuge, einer Server- und Client-Management-Lösung für mittlere bis sehr große Unternehmen. Die Suite gliedert sich in verschiedene Module, die der Anwender gemäß den eigenen Anforderungen zusammenfassen kann. Dazu gehören Software-Management (einschließlich Softwarepaketierung und -verteilung, Fernwartung, Patch-Management und Organisation von Gerätetreibern), Inventarisierung, Monitoring, Service-Desk (also IT-Service-Management mit Trouble-Ticket-Verwaltung), User-Management, Printer-Management sowie Service- und Virtualisierungs-Management einschließlich VDI-Management (Virtual Desktop Infrastructure).
Technisch handelt es sich bei DX-Union um Server-Dienste, die Administratoren in verteilten Umgebungen skalierbar einsetzen können. Auf der anderen Seite, auf den zu verwaltenden Servern und Client-Systemen, arbeitet eine Agent-Komponente, die Kommandos aus der zentralen Verwaltungskonsole umsetzt. Ergänzend bietet Materna Lösungen wie eine Oberflächen-Automatisierung oder vorgefertigte Softwarepakete an, wie es derzeit bei allen Anbietern üblich ist. Während sich jedoch viele Marktbegleiter auf die technischen Details stürzen, geht es hier stets darum, was der Kunde mit den verschiedenen Werkzeugen macht.
 
Benutzer- und Geräte-Management
Grundsätzlich sind die Bordmittel der Betriebssysteme für die Verwaltung von Benutzer- und Computerkonten in den Verzeichnisdiensten heute schon sehr ausgereift - ganz gleich, ob es sich um Microsoft Windows oder eines der Linux-Derivate handelt. So sind auch viele kleinere und mittlere Unternehmen in der Lage, ihre Benutzerverwaltung mit deren Hilfe abzuwickeln. Soll der Administrator aber ein halbwegs automatisiertes Zusammenspiel von Verzeichnisdiensten, Personalverwaltungs-Software und verschiedenen Branchenlösungen umsetzen, so kommen die Basisarbeitsmittel rasch an ihre Grenzen. Nur wenige dieser Lösungen haben von ihren Entwicklern den Blick über den eigenen Tellerrand mit auf den Weg bekommen, auch wenn in der Regel Schnittstellen zu anderen Systemen vorhanden sind.
Für diesen Test wollten wir die Funktionen von DX-Union im Zusammenspiel von Service-Desk, Active Directory (AD), Microsoft Exchange Server und der eigenen Workflow-Engine etwas genauer betrachten. Dazu nutzten wir eine von Materna bereitgestellte virtualisierte Umgebung. Zunächst einmal überraschte uns die Software mit ihrem frischen Design. Dabei sind die optischen Möglichkeiten für den Anbieter an sich eher begrenzt, da die primäre Administrationsoberfläche für die technischen Mitarbeiter vollständig in der Microsoft Management Console (MMC) realisiert wurde. Der Vorteil der MMC liegt aber auf der Hand: Welche Funktionen, Sichten und Zugriffe ein Administrator braucht, stellt er nach Belieben selbst in der bekannten Konsole zusammen. Farbenfroher und abwechslungsreicher wird es dank des Web-basierten rollenspezifischen Service-Katalogs.
 
Workplace-Management
Ganz im Zeichen der Zeit heißt die Mission nun "Workplace-Management", auch wenn der Einstieg noch immer mit den zwei identischen Fragen beginnt: Wie kommen die Benutzerdaten in das System? Und wie kommen die vom Benutzer benötigten Daten und Programme auf die Maschine? Alle anderen Fragestellungen ergeben sich im Anschluss: Welcher Drucker, welche Shares oder welche Zugriffsrechte in einer Sharepoint-Plattform sind notwendig? Dafür braucht es zunächst immer ein Benutzerkonto.
Die typischen Dialogfelder von Verzeichnisdiensten wie dem Active Directory sind für die Anwendbarkeit außerhalb der IT denkbar schlecht geeignet. Sinnvollerweise beginnt das "User Onboarding" jedoch in der Personalabteilung, da hier die ersten Informationen zu einem neuen Mitarbeiter auftauchen. Bei DX-Union kann der Administrator dank der verwendeten Web-Technik recht flexibel einstellen, wie zum Beispiel ein Dialogfenster für die Personalabteilung aussehen soll. In Abhängigkeit von einem zuvor definierten Workflow ermittelt die Software aus den Formulareingaben die entsprechenden Merkmale. Ist ein Benutzer schon vorhanden, so macht das Dialogfenster den Anwender darauf aufmerksam. Manche Felder entstehen überhaupt erst in Abhängigkeit zu einer getroffenen Auswahl. So erscheint beispielsweise bei Auszubildenden (sofern dies gewünscht ist) automatisch das Ausstiegsdatum aus dem Unternehmen, während das Feld bei regulären Angestellten erst gar nicht erscheint.
Die Erstellung der Workflows entscheidet letztendlich darüber, wie eine derartige Lösung auf Daten und Ereignisse überhaupt reagieren soll. Die Erstellung dieser Arbeitsabläufe kann primär IT-getrieben stattfinden, jedoch ließen sich auch vollkommen IT-ferne Abläufe über die Software abwickeln: Grundsätzlich handelt es sich um eine Workflow Engine mit Zugriff auf die Benutzer- und Geräteverwaltung - was ein Anwenderunternehmen damit umsetzt, bleibt ihm selbst überlassen. Im IT-User-Management decken die Arbeitsschritte nach unserer Einschätzung alle Anforderungen ab, die ein Unternehmen an diesen Bereich haben könnte.
Der Hersteller liefert eine Vielzahl von Prozessbausteinen für das Workflow-Design gleich mit, darunter beispielsweise das Durchsuchen des AD-Verzeichnisses, das Anlegen einer Organisationseinheit (OU), das Hinzufügen eines Computers zur Gruppe oder das Löschen eines Benutzers. Die Einbindung eigener Skripte dürfte nur in Sonderfällen erforderlich sein.
Der grafische Workflow-Designer arbeitet, wie es Administratoren auch von anderen Lösungen her kennen dürften: Der Anwender zieht ein Element aus einer Auswahl in das Programmfenster, weist über das Kontextmenü Variablen und Detaildaten zu und verbindet dann das Objekt mit anderen Elementen. Dabei stehen im unter anderem Logikbefehle, Skript-Jobs, Services, Aktionen, Zeitpläne oder Zähler zu Verfügung. So lässt sich zum Beispiel ein Prozessabbruch initiieren, wenn sich ein Ablauf das zehnte Mal in Folge mit sich selbst beschäftigt. Die IT-Mannschaft kann sich in solchen Fällen per E-Mail über fehlerhafte Abläufe informieren lassen.
Sofern es im Workflow vorgesehen ist, nutzt DX-Union die vorhandenen Mittel zur IT-Verwaltung. Aber auch Konstellationen, in denen beispielsweise kein Active Directory zum Einsatz kommt, sind durch das verwendete System von Agents, die auf den Servern und Clients installiert sind, durchaus denkbar. Das ITIL-konforme Ticketing-System hält dabei für gewöhnlich sorgsam Wache über alle Schritte: Fordert zum Beispiel ein Benutzer oder ein Vorgesetzter über den Service-Desk ein Benutzerkonto an, wird stets ein Ticket dazu angelegt, ganz wie es ITIL für das Service-Request-Management fordert. Auch die automatisch abgearbeiteten Prozesse erzeugen Tickets im Service-Ablauf, sofern die Administratoren dies entsprechend konfiguriert haben.
 
Virtuelle Desktops automatisch bereitstellen
Wie alle namhaften System-Management- und Client-Lifecycle-Management-Lösungen, die sich an Großunternehmen richten, stellt DX-Union der IT-Mannschaft eine automatisierte Bereitstellung virtueller Desktops zur Verfügung. Aus der Sicht des Anwenders verläuft die Einrichtung auf die gleiche Art und Weise, die auch bei der Anlage eines Benutzers oder PCs zur Anwendung kommt: Der zuständige Mitarbeiter wählt dafür in einem Formular die zwingend notwendigen Informationen aus. Dazu gehören in der Regel der Benutzername für eine Zuordnung im AD, der Standort zur Auswahl der passenden VDI-Farm, die Abteilung zur Zuweisung der Standardsoftware und -pakete sowie falls erforderlich auch der Zeitraum der Verwendung und der Typ des virtuellen Desktops. Was uns dabei sehr gut gefallen hat: Administrator, Vorgesetzter oder Personalabteilung können bei den Einstellungen für den Zeitraum schon beim Aufsetzen des virtuellen Desktops festlegen, wann die virtuelle Maschine wieder verworfen wird. So spart sich das IT-Personal zu Beispiel bei projektbezogen tätigen Externen, Schulungsteilnehmern oder Auszubildenden zeitraubende Nacharbeiten.
Auf der Server-Seite kümmert sich DX-Union selbst um die Erstellung der virtuellen Maschinen sowie um das Verteilen der Berechtigungen und Zugriffe auf alle benötigten Ressourcen. Die für den IT-Administrator üblicherweise im VDI-Umfeld komplizierten Themen Lizenz- und Patch-Management deckt die Software ebenfalls ab - ein weiterer Punkt, der das IT-Personal deutlich entlasten kann. Sie unterstützt die bekannten Virtualisierungsplattformen von Citrix, VMware oder Microsoft und hilft dabei, die Komplexität von VDI im Tagesgeschäft vor Administratoren und IT-Mitarbeitern zu verbergen.
 
Fazit: Gelungen im Detail, mit vielen praktische Helfern
Maternas DX-Union stellt sich in der aktuellen, von uns betrachteten Version 7.3 sowohl im Aussehen als auch im Handling als nützliche, moderne Lösung dar. Prozesse kann der IT-Verantwortliche hier gemeinsam mit der Fachabteilung in erster Linie grafisch verwalten, was in der Praxis sicher vorteilhaft ist. Das Service-Portal als Schnittstelle des Anwenders zur IT ist dank großer und klar beschrifteter Schaltflächen ebenfalls einfach in der Bedienung, was viele Probleme im täglichen Betrieb vermeiden hilft.
Im Test zeigte sich, dass Administratoren bei der Arbeit mit DX-Union immer wieder kleine Hilfsprogramme finden, die den Alltag der IT-Mitarbeiter deutlich vereinfachen. Als Beispiel sei einer der Klassiker unter den Support-Anfragen angeführt: das vergessene Passwort. Durch die Integration von SMS-Diensten haben Support-Mitarbeiter bei dieser Lösung die Möglichkeit, ein automatisiert generiertes Passwort für den Verzeichnisdienst per Kurznachricht auf das Mobiltelefon des jeweiligen Mitarbeiters zu schicken. So ist garantiert, dass der Support-Mitarbeiter zwar helfen kann, aber niemals das Passwort des Benutzers kennt. Ebenso praktisch und nützlich stellte sich die integrierte Analysefunktion für Zugriffsrechte im NTFS-Dateisystem dar.
Der Preis von DX-Union hängt von den genutzten Modulen und Funktionen ab. In einer typischen Installation liegt der Preis in Abhängigkeit von den ausgewählten Modellen pro Client/Benutzer zwischen 35 und 45 Euro. Für Interessenten richtet Materna eine kleine Testumgebung ein.

Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede
Info: Materna
Tel.: 0231/559900
Web: www.materna.de

Dank Prozessdesign ohne Einsatz einer Skript-Sprache können auch Vertreter von Fachabteilungen ohne tiefes technisches Know-how den Ablauf am Bildschirm leicht verfolgen.

Passwortrücksetzung Deluxe: Die Software sendet das neue Domänenpasswort einfach per SMS an die hinterlegte Mobiltelefonnummer des Anwenders.

Prozesse müssen sich nicht notwendigerweise mit IT-Themen befassen: Es bietet sich beispielsweise an, auch Abläufe in der Personalabteilung als Workflows aufsetzen.

Die Bereitstellung von PCs oder virtuellen Rechnern erfolgt über Formulare, die im Hintergrund einen mitunter sehr umfangreichen Prozess aktivieren.

Klare, übersichtliche Oberfläche: Jeder Mitarbeiter hat bei DX-Union Zugriff auf das Service-Portal. Von hier aus beantragt der Benutzer Share-Zugriffe, Software oder sonstige Dienste.

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