IBM setzt auf Hybrid Cloud und KI

Elementar, mein lieber Watson

17. Mai 2021, 7:00 Uhr |
© Wolfgang Traub

„Seine Ignoranz war so bemerkenswert wie sein Wissen“, urteilt der Ich-Erzähler John H. Watson in „A Study in Scarlet“ über Sherlock Holmes. „In zeitgenössischer Literatur, Philosophie und Politik schien er so gut wie nicht bewandert.“ Denn in Arthur Conan Doyles Romanen ist Dr. Watson ein Mann von Welt, Holmes hingegen eine detailverliebte Schlussfolgerungsmaschine. Seltsam also, dass IBM seine KI einst „Watson“ taufte und nicht „Sherlock“. Allerdings können Anwender so die Analysen der IBM-KI mit dem sprichwörtlichen, besserwisserischen „Elementar, mein lieber Watson“ kommentieren (was Sherlock in den Romanen übrigens so nie gesagt hat). Auf Watson jedenfalls basieren zahlreiche Innovationen, die IBM jüngst auf der Hausmesse Think vorstellte.

Zum Beginn seiner Think-Keynote rückte CEO Arvind Krishna jedoch eine zweite Schlüsseltechnologie in den Fokus: die Hybrid Cloud. Er zitierte IDC-Prognosen, wonach innerhalb der nächsten drei Jahre 7,43 Billionen Dollar in die digitale Transformation fließen werden, also rund zehn Prozent der Weltwirtschaftkraft. Vor diesem Hintergrund betonte er: „IBM setzt ganz auf die Hybrid Cloud. Denn wir verstehen, dass Unternehmen einen klaren und glaubhaften Weg benötigen, um ihre Kernsysteme mit fortschrittlichen Cloud-Services zu modernisieren.“ Er zitierte Analystenzahlen, wonach bislang nur 25 Prozent der Workloads in die Public Cloud abgewandert sind. Dies sah er als Indiz dafür, dass die Public Cloud eben nicht als alleinige Lösung akzeptiert sei – vielmehr werde die Hybrid Cloud den Fortschritt im nächsten Jahrzehnt prägen.

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Beschwor die große Bedeutung von Hybrid Cloud und KI: IBM-Chef Arvind Krishna.
Beschwor die große Bedeutung von Hybrid Cloud und KI: IBM-Chef Arvind Krishna.
© IBM

Experten sehen das Pendel längst von der Cloud zurück zum Netzwerkrand (Edge) schwingen. Denn mit der stetig steigenden Fülle von Geräten, Maschinen und Anlagen, die ohne Ende Daten generieren, steigt der Bedarf an Rechen- und Speicherkapazitäten direkt am Dateneintrittspunkt. Obwohl der Edge nicht Krishnas Kernthema war, ist er sich dessen natürlich voll bewusst: „Wir treten in eine Ära ein, in der das Computing allgegenwärtig wird.“

Allerorts niederprasselnde Daten, erzeugt von unzähligen Kameras, Sensoren und Protokollierungsmechanismen, bilden die Basis künftigen Fortschritts, da ist sich die IT-Branche einig. Auch Krishna stützte sich auf die oft zitierte IDC-Prognose, bis 2025 werde das globale Datenvolumen 175 Zettabytes betragen (das entspricht 175-mal unvorstellbar vielen Daten). Wie man im 20. Jahrhundert jede Fabrik mit Elektrizität ausgestattet habe, so Krishna, durchziehe man im 21. jede Fabrik mit Daten. Dieser Datenzyklon ist mehr, als der Mensch allein bewältigen kann: „Der einzige Weg, aus all diesen Daten Sinn zu gewinnen“, so Krishna, „ist künstliche Intelligenz.“

IBM hatte drei Gäste in Form aufgezeichneter Remote-Interviews zur Keynote geladen, um dies zu illustrieren. So diskutierte Krishna mit Tony Hemmelgarn, CEO von Siemens Digital Industries Software, das Konzept des digitalen Zwillings: Siemens’ „Closed-Loop Digital Twin“, so Hemmelgarn, biete eine KI-gestützte Feedbackschleife, um etwa eine Maschine besser verstehbar zu machen und Designänderungen zu erleichtern.

Karen Lynch, CEO des Gesundheitsdienstleisters CVS Health, beschrieb, wie ihr Unternehmen IBM-Technik zur Unterstützung der COVID-19-Impfkampagne in den USA nutzt und damit einen Anstieg des Anrufvolumens um das Zehnfache bewältigte. Eine Contact-Center-Lösung mit Watson Assistant auf IBMs Public Cloud, eingerichtet in nur vier Wochen, habe es ermöglicht, Fragen zu Tests, Impfstoffen, Symptomen, Impfnachweisen, Kosten etc. schneller und genauer zu beantworten. Laut Lynch konnte CVS so bis zu 300.000 Termine an einem Tag vereinbaren. Der virtuelle Assistent habe Millionen Anrufe abgewickelt, meist ohne menschliches Zutun.

„Wir haben in 13 Monaten die digitale Transformation eines Jahrzehnts erlebt“, kommentierte später Brett Taylor, Präsident und COO von Salesforce, die aktuelle Lage: „Wir treten in eine komplett digitale Work-from-anywhere-Welt ein.“ So hätten die Unternehmen zum Beispiel während der Krise alle Bankgeschäfte online abgewickelt. Die zunehmende Bedeutung von KI bestätigte Taylor anhand der Zahl, dass die Nutzung des Einstein-Chatbots von Salesforce während der Pandemie um stolze 706 Prozent gestiegen sei.


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