Android-Tools für Administratoren - Teil 3

Fernbeziehungsvermittlung per App

22. Juli 2014, 6:00 Uhr | Dr. Johannes Wiele (jos)

Für gelegentliche Fernwartungs- oder Fernbedienungszwecke jenseits der fest konfigurierten Remote-Steuerungsstrukturen in den Unternehmen haben sich im PC-Bereich Tools wie Logmein und Teamviewer etabliert. Sie erlauben den Fernzugriff auf Server und PCs per Browser, aber auch mittels Android-Apps. Lassen sich mit einem Handy oder Tablet jedoch tatsächlich ausreichend flüssig Konfigurationsaufgaben auf dem Host erledigen oder gar Anwendungen nutzen?Remote-Steuerung ist in modernen IT-Umgebungen Alltag. Administratoren verwalten Server, die oft in entfernten Rechenzentren laufen, via Direktverbindung oder Jump-Server, wobei je nach Bedarf verschlüsselte und per Mehrfaktor-Authentifizierung gesicherte Verbindungen aufgebaut werden. Daneben gibt es aber auch Fernsteuerverbindungen, die anderen Anforderungen genügen müssen. Temporäre Supportverbindungen zu Home-Office-PCs, fernzuwartende Messerechner und semiprofessionelle Ad-hoc-Netze ohne allzu hohe Sicherheitsanforderungen erfordern einfach zu installierende Verbindungen, die überdies auch dann funktionieren sollen, wenn die Systeme über DSL angebunden sind und mindestens eine Seite keine feste IP-Adresse zugewiesen bekommen kann.   Touchscreen steuert Mausumgebung Für solche Fälle haben Anbieter Systeme wie Logmein und Teamviewer entwickelt: Der fernzusteuernde Host hält Kontakt mit einem Server des Anbieters, mit dem auch der Fernsteuer-Rechner Kontakt aufnimmt, sobald er auf den Host zugreifen soll. Der Server des Anbieters betätigt sich dann als "Partnervermittlung" und stellt zwischen beiden Systemen eine verschlüsselte Direktverbindung her. Grundfunktion - manchmal kostenlos - ist in solchen Fällen der Zugriff auf den Host-Desktop. Eine Port-Weiterleitung am Router oder an der Firewall ist dabei nicht nötig, außerdem funktioniert der Zugriff auf den Host gewöhnlich auch über NAT und Firewall hinweg. Abhängig von Service-Level und Preismodell lassen sich zur reinen Fernsteuerung weitere Funktionen wie der direkte Zugang zur Systemsteuerung oder ein Datei-Manager hinzubuchen. Dabei ist es inzwischen längst Standard, dass der Remote-Zugriff auch von Tablet- und Mobiltelefon-Apps aus erfolgen kann. In unserem Test geht es darum, die Praktikabilität dieses Modells zu erforschen. Könnte der Admin, der seinem Marketingteam für eine Wochenendmesse einen Stand-Server oder PC bereitgestellt hat, diesen bei Problemen auch aus der Gartenliege vom Handy aus steuern - oder würde dieses Unterfangen zur Geduldsprobe mit verknoteten Fingern ausarten, die ihn dann doch wieder an den Schreibtisch eilen lässt? Immerhin sind die Hosts in fast allen Fällen auf Tastatur- und Mausbedienung ausgerichtet und haben einen möglichst großen, hoch auflösenden Bildschirm. Damit sich solch ein System auf einem kleinen Touchscreen bedienen lässt, muss eine gute Übersetzung zwischen beiden Welten stattfinden. Der erste Testkandidat ist Logmein. Eine freie Version gibt es leider nicht mehr - ein Jahr Zugriff auf bis zu zwei PCs kostet im Abonnement 79 Euro, für größere Umgebungen stehen weitere Abo-Modelle zur Verfügung. Auf dem fernzusteuernden Rechner muss der Anwender von der Logmein.com-Seite zunächst das Host-Modul installieren. In der Testumgebung ist es die Windows-Version - dieselbe, die auch für den Zugriff vom Browser eines Notebooks oder Desktop-PCs arbeitet. Nach der Installation startet Logmein automatisch als Service, steht also auch nach Neustarts des Hosts - etwa nach Updates oder aus anderen Gründen veranlassten Reboots - immer wieder zur Verfügung. Sollte dieser Automatismus einmal versagen, lässt sich das beschriebene Verhalten anhand einer Anleitung auf dem Logmein-Server wieder einrichten. Etwas ärgerlich ist, dass die Software keine einfache Methode zum Ein- und Ausschalten des Logmein-Autostarts bietet. Neben der Installation ist für Neukunden das Anlegen eines Logmein-Kontos obligatorisch, über das sich dann auch mehrere Host-Computer verwalten lassen. Auf dem Host sind anschließend nur wenige Einstellungen wirklich nötig - etwa, ob "Wake on LAN" den Ziel-PC für Logmein auch aus dem Ruhezustand weckt (wenn das Host-BIOS diese Funktion bietet) und ob und wie das System einem Anwender am Host kundtun soll, dass ein Fernzugriff stattfindet. Wenn der Host über ein kennwortgesichertes Nutzerkonto verfügt, ist außerdem vom Host aus ein gesondertes Zugriffskenn-wort für Logmein-Verbindungen festzulegen.   Problemlose App-Bedienung Der nächste Schritt ist die App-Installation auf unseren Testgeräten unter Android. Neben Desktop-Fernsteuerung und Dateiaustausch via Zwischenablage steht als wichtigstes Add-On ein Datei-Manager zur Verfügung, der den Dateiaustausch zwischen Host und Remote-Controller erleichtert. Bei den PC-Versionen der Steuersoftware kommen weitere Tools wie Drucker-Umleitung auf den Steuer-PC, HD-Videostreaming, Audio-Weiterleitung, direkter Zugriff auf Host-Systemfunktionen und andere Tools hinzu. Beim Download stellten wir fest, dass gerade eine Werbeaktion lief, die uns mehrere Monate kostenfreie Testzeit statt weniger Wochen bescherte. Das Pearl-Meteorit-Notebook aus dem Test-Zoo (siehe erste Folge der Reihe) scheidet diesmal aus, seine Android-Version ist zu alt. Auf dem HTC One von der Telekom und dem Intenso Tab 814 von Pollin dagegen ist die Installation schnell erledigt. Die Apps fragen das Logmein-Konto ab und zeigen sofort den Host in einem Auswahlmenü, wobei sie den Aufruf des Desktops und des Datei-Managers als Alternativen anbieten. In unserem Fall fordert die Software auch das Host-Zugriffskennwort ein. Auf beiden Testgeräten zeigt die App im Desktop-Modus den Bildschirm an und bietet zugleich eine Funktionsleiste, über die sich Tastatur, Maus, Sondertastenkombinationen, die Vergrößerung und Verkleinerung der Darstellung per Slider und Systemfunktionen aufrufen lassen. Interessant ist, dass die Mausbedienung auf dem kleinen HTC-Bildschirm automatisch anders funktioniert als auf dem vergleichsweise großen Tablet. Auf dem Telefon bewegt man einen Ausschnitt des Host-Bildschirms unter dem zentral angeordneten Mauszeiger und klickt Schaltflächen an, die man unter den Zeiger geschoben hat. Auf dem Tablet schiebt man eine Maus und einen etwas darüber angeordneten Zeiger über den Touchscreen, kann aber zugleich auch einen per Geste oder Slider leicht vergrößerten Schirm unter der Maus bewegen. Die grundsätzlichen Bedienmodi lassen sich auf Wunsch auch manuell wechseln. In beiden Fällen ist sichergestellt, dass der Mauszeiger auch die Ecken der Fenster und des Host-Schirms erreicht. Die Umschaltung zwischen rechter und linker Maustaste funktioniert ebenfalls sicher. Überhaupt gelingt eine flüssige Bedienung erstaunlich schnell: Funktionen anklicken, Eingabefelder ausfüllen, selbst einen kleinen Text in einem Editor schreiben - alles klappt reibungslos. Spezielle Gesten - Berühren mit zwei Fingern ist ein Rechtsklick, Scrollen mit zwei Fingern entspricht dem Scrollen mit einem Mausrad und so weiter - erleichtern die Bedienung weiter. Wo die Grenzen sind, zeigt sich, sobald man spaßeshalber versucht, auf dem Host etwas zu malen oder zu zeichnen. Bleibt am Ende noch der Datei-Manager: Er erinnert stark an Produkte wie Ghost Commander, die wir im ersten Teil der Android-Reihe vorgestellt haben. Man öffnet im Dateisystem des Hosts oder Steuer-Geräts einen Ordner, markiert Dateien, öffnet dann auf dem anderen Gerät das Zielverzeichnis und kopiert oder verschiebt die Informationen. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Sind Host und Remote-Controller über gängige DSL-Verbindungen (im Test: Telekom 6000 bei Host und Remote Controller) mit dem Internet verbunden, läuft alles flüssig. Hat das HTC One LTE-Verbindung, gilt dies ebenfalls. Nur bei einer Standard-Mobilfunkverbindung muss der Anwender ein wenig Geduld aufbringen, aber selbst unter diesen Bedingungen sind einfache Administrationsaufgaben noch sinnvoll zu bewältigen. Ein rundum positiver Eindruck! Nächstes Mal betrachten wir Teamviewer.   Kontakt: Logmein Tel.: 0800/1812468 Web: www.logmein.com/de

Auch auf dem HTC One macht die App das Beste aus den Anforderungen: Der Host-Bildschirm verschiebt sich unter dem Mauszeiger.

Auf einem Acht-Zoll-Tablet-PC (Intenso Tab 814) lässt sich mit dem Host recht gut arbeiten.
LANline.

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