Im Test: Netsupport Manager 9.0

Fernsteuerung mit Finesse

29. Juni 2005, 23:06 Uhr | Andreas Roeschies/mw

Einen mächtigen Funktionsumfang bietet Productive Computer Insight mit der Remote-Control-Lösung Netsupport Manager. Die Version 9 umfasst Clients für Linux und Pocket-PCs sowie diverse Detailverbesserungen. LANline hat sich das Produkt näher angesehen.

Neu im Netsupport Manager 9 sind eine Miniaturansicht, die Chat-Funktion inklusive einem
Whiteboard sowie mit mehreren parallelen Clients und eine Remote-Konsole. Verfügt der Client über
einen größeren Bildschirm als der Control-PC, erscheint das Fenster wahlweise in einer
verkleinerten Darstellung oder mit Scroll-Balken (wobei automatisch gescrollt wird, je nachdem
wohin der Administrator die Maus bewegt). Da beides kein komfortables Arbeiten ermöglicht, sind
diese Funktionen kein Ersatz für einen hochauflösenden Administratorbildschirm. Auch wenn mehrere
Computer gleichzeitig betrachtet oder fernbedient werden sollen, ist ein großer Monitor auf dem
Control-System sinnvoll. Die Druckerumleitung leitet auf dem Remote-System ausgegebene Daten zum
Drucker des Administrators um. Voraussetzung dafür ist, dass der Client über den passenden
Druckertreiber verfügt. Alternativ dazu kann der Administrator seinen Drucker im Netz freigeben und
vom Client eine entsprechende Verbindung herstellen. In der Praxis sehr hilfreich ist die
Möglichkeit, den Inhalt der Zwischenablage auszutauschen, während die Option zur Tastaturanpassung
nützlich ist, wenn Control und Client Tastaturbelegungen unterschiedlicher Sprachen verwenden. Dank
der neuen Remote-Eingabeaufforderung arbeitet der Administrator an der Kommandozeile, ohne den
Benutzer der betroffenen Arbeitsstation zu stören. Zur späteren Dokumentation geeignet ist die
Screenshot-Funktion, die den Client-Bildschirminhalt als BMP-Datei auf dem Control-PC speichert,
während die Aufzeichnung sämtliche Aktionen als Film aufzeichnet, wahlweise inklusive gesprochener
Kommentare. Damit der Administrator auch bei zahlreichen Clients nicht die Übersicht verliert, kann
er Gruppen anlegen, beispielsweise nach Gebäuden, Abteilungen oder aufgeteilt in Server und
Arbeitsstationen. Hinzu kommen mehrere dynamisch erzeugte Gruppen, beispielsweise für aktive
Clients oder entfernte Netze. Neu ist die Miniaturansicht, die die Bildschirminhalte der aktiven
Clients verkleinert darstellt.

Fernbedienung

Die Fernbedienung kennt die drei Modi "Beobachten", "Teilen" und "Kontrollieren". Beim
Beobachten werden Mausklicks und Tastatureingaben auf dem steuernden PC nicht zum Client
übertragen, sodass der Systemverwalter "live" zuschauen kann, ohne versehentlich einzugreifen. Im
Teilen-Modus können sowohl der Systemverwalter als auch der Client-User am PC arbeiten, während
beim Kontrollieren Maus und Tastatur des Clients deaktiviert sind – so kann der lokale Anwender dem
Administrator nicht ins Handwerk pfuschen. Auf Wunsch lässt sich zusätzlich der Client-Bildschirm
abschalten. Bei entsprechender Konfiguration des Clients ist sogar der Zugriff von mehreren
Control-Systemen aus gleichzeitig möglich. Die Scan-Funktion zeigt mehrere Client-Bildschirme
abwechselnd nacheinander an, womit der Administrator einen laufenden Überblick über bestimmte
Systeme erhält, beispielsweise um Backup-Vorgänge oder Skripte aller Server zu kontrollieren.
Natürlich können Systemverwalter diese Funktion auch auf Arbeitsstationen anwenden, um ständig den
Überblick darüber zu behalten, was die Anwender machen. Den umgekehrten Weg geht das "Zeigen", bei
dem der Administrator einem oder mehreren Benutzern zugleich seinen eigenen Bildschirminhalt
anzeigt, was beispielsweise für Instruktionen oder in Schulungen nützlich ist. Noch mehr Funktionen
dieser Art bietet das mit Netsupport Manager gelieferte Netsupport School 7.5, das auch separat
erhältlich ist.

Mit der Nachrichtenfunktion schickt der Administrator einen Hinweis an einen oder mehrere
Clients, während der Chat eine textbasierende Unterhaltung ermöglicht, ebenfalls auf Wunsch mit
mehreren Benutzern zugleich und zusätzlich mit einem einfachen Zeichenbrett. Durchdacht ist der
Dateitransfer, der nicht nur Daten kopiert, sondern sie auch umbenennt, ihre Attribute verändert
und eine wechselseitige Synchronisation bietet. Interessant ist die Möglichkeit, Dateien an mehrere
Clients gleichzeitig zu senden, beispielsweise um für einheitliche LMHOST-Konfigurationsdateien im
Netzwerk zu sorgen oder um Dokumentvorlagen zu verteilen. Der Ausführen-Befehl startet ein
beliebiges Programm auf den Clients, und die Audio-Kommunikation ermöglicht die Telefonie, wobei
zur Datenkomprimierung sämtliche im System existierende Codecs zur Verfügung stehen. Weitere
Funktionen der Admin-Oberfläche sind das Herunterfahren und Einschalten der Clients per
Wake-on-LAN, wahlweise für einzelne Clients oder alle Mitglieder einer Gruppe. Über die
Hilfe-Anforderung können Benutzer von sich aus die Kommunikation beginnen und den Administrator mit
einer kurzen Nachricht um Unterstützung bitten.

Scripting-Funktionen

Besonders leistungsfähig sind die Scripting-Funktionen, mit denen sich wiederkehrende Aufgaben
automatisieren lassen. Dazu gehören beispielsweise die Dateiübertragung und Software-Updates. Damit
der Administrator möglichst wenig eingreifen muss, führt er die Skripts zeitgesteuert aus. Eher
bescheiden ausgefallen ist die Hard- und Softwareinventur, denn sie beherrscht lediglich die
Echtzeitabfrage, speichert aber keine Informationen. Zur Verteilung der Client-Software im Netz
stehen dem Administrator zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Besonders für Windows 95/98/ME geeignet
ist die unbeaufsichtigte Installation, die über ein Anmeldeskript gestartet wird. Auf Windows
2000/2003/XP-Systemen lässt sich der Netsupport Manager bequemer und ohne Zeitverzögerung per Push
aus einer Oberfläche installieren. Der Administrator muss lediglich einige Verteilungsoptionen
festlegen und die Clients vorkonfigurieren, anschließend genügen wenige Mausklicks, um die Software
auf beliebig viele Systeme zu bringen.

Clients die hinter einer NAT-Firewall (Network Address Translation) liegen und damit von außen
nicht direkt erreichbar sind, können über ein Gateway ferngesteuert werden. Dasselbe gilt für
Rechner in Netzen, die per DFÜ/VPN angebunden sind. Der Administrator muss lediglich auf einem
Rechner, der in der DMZ steht, eine Gateway-Software installieren und die Clients entsprechend
konfigurieren. Die einzige Einschränkung liegt darin, dass hierbei ausschließlich TCP/IP zum
Einsatz kommen kann, während innerhalb des LANs auch IPX/SPX und NetBEUI erlaubt sind.
Sicherheitsoptionen legen zusätzliche Kennwörter fest, erlauben nur den Zugriff von bestimmten
Steuerungskonsolen oder nur nach Bestätigung des lokalen Benutzers. Bestimmte Funktionen (etwa das
entfernt ausgelöste Herunterfahren) lassen sich deaktivieren.

Installation

Im Test traten keine ernsthaften Probleme auf. Die manuelle Installation der Software verlief
reibungslos, wobei das Setup die gewünschten Komponenten abfragte. Ebenfalls einwandfrei arbeitete
der Deploy Manager, der die Client-Komponente samt Konfiguration im Netzwerk verteilt. Auch das
Gateway gab keinen Anlass zur Kritik.

Die Bedienung von Linux-Systemen mit dem neuen Client funktionierte einwandfrei, allerdings
fehlen hier einige Funktionen, nämlich die Dateiübertragung, der Austausch der Zwischenablage, die
Audio-Kommunikation, die Eingabeaufforderung und die Miniaturansicht. Auf die Fernsteuerung
beschränkt ist der Administrator bei VNC-Clients, die mithilfe geeigneter VNC-Software den Zugriff
auf andere Plattformen ermöglicht, beispielsweise auf MacOS X. Ein Fehler trat bei der
Miniaturansicht von VNC-Clients auf. Hier stürzte die Control-Komponente reproduzierbar ab.

Gefallen haben uns die Schulungs- und Aufzeichnungsfunktionen, mit denen ein Dozent seinen
Schülern bestimmte Vorgänge "live" vorführen kann, auch wenn die Schüler in unterschiedlichen
Räumen sitzen. Für die Serverüberwachung praktisch ist die Scan-Funktion, die nacheinander die
Bildschirme von Clients darstellt.

Fazit

PCI Software bietet mit Netsupport Manager eine umfassende und gut funktionierende
Remote-Control-Software. Die Bedienung ist trotz der großen Funktions- und Optionsvielfalt einfach
und übersichtlich, sodass der Administrator nur selten die übersichtliche Onlinehilfe in Anspruch
nehmen muss. Netsupport Manager 9.0 kommuniziert problemlos mit Clients der Vorgängerversion 8.60
und umgekehrt. Das positive Gesamtbild wird dadurch etwas getrübt, dass der neue Linux-Client nur
wenige Funktionen beherrscht. Die Software kostet 890 Euro für zehn, 3786 Euro für 50 und 6236 Euro
für 100 Arbeitsplätze. Die Wartung kostet im Jahr ab 10,50 Euro pro Arbeitsplatz und enthält neben
dem Support sämtliche Updates.

Info:PCI Software Tel.: 089/550508-10 Web: www.pci-software.de


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