Praxistest Parallels Access

Fernwartung per App

19. September 2016, 8:00 Uhr | Von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

Es gibt viele gute Fernwartungsprogramme, und so mancher Administrator geht davon aus, dass er in diesem Bereich schon alles gesehen hat. Ein Irrtum, wie der Blick auf das neue Parallels Access zeigt. Fernzugriff kann ganz anders und viel besser sein!

Ein Remote Desktop über Parallels Access - wenn es nach dem Hersteller geht, handelt es sich hier um die schnellste, einfachste und zuverlässigste Variante eines Fernzugriffs von jedem Ort aus. Das klingt vollmundig und erhöhte unsere Erwartungen. Parallels Access ist eine erweiterte Fernwartungssoftware, die den Bildschirm überträgt, einen Dateizugriff ermöglicht, aber auch die auf dem entfernten PC installierten Programme in einer optimierten Ansicht auf einem Mobilgerät wiedergibt.

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Hübsch: Parallels Access begrüßt mit einer vorgeschobenen Anmeldung.

Neben der Möglichkeit des Fernzugriffs auf Applikationen bietet Access noch eine äußerst simple Variante der Dokumentenfreigabe. Für einen definierten Zeitraum oder eine benannte Anzahl von Downloads ist ein Herunterladen einzelner Dateien über einen Download-Link möglich. Den Link teilt der Anwender beispielsweise per E-Mail mit. Die Datei wird nicht auf einen Server im Internet hochgeladen: Ein Proxy-Dienst von Parallels stellt sicher, dass ein Gast das Dokument direkt vom Host-Rechner herunterladen kann. Eine lokale Installation von Parallels auf dem Gast-Computer ist dazu nicht erforderlich.

Einfache Testumgebung

Eine Teststellung von Parallels Access 3.1 aufzubauen ist nicht sonderlich schwer: Der Anwender braucht ein Konto bei dem Anbieter mit einem Abo, das es für einen Testzeitraum kostenlos gibt, und natürlich die Installation der Software auf den Zielrechnern. Hier unterstützt Parallels die aktuellen Versionen von Microsoft Windows und Apple OS X. Die Installation der Softwarekomponente dauert nur wenige Minuten und endet mit der Eingabe der Kontoinformationen. Ab diesem Zeitpunkt baut der Host-Rechner eine Verbindung mit den Parallels-Servern im Internet auf, über die die Clients ihre Zielrechner finden. Wir verwendeten ein virtualisiertes Windows 8.1 in der x64-Ausprägung unter VMware Workstation hinter einer typischen Proxy/Firewall-Anbindung, einen Windows Server 2008R2 in einem Rechenzentrum bei Kamp sowie eine lokale Installation unter OS X Yosemite und El Captain für den Test.

Client-seitig haben Anwender die freie Produktauswahl: Für den schnellen Zugriff aus einem Internet-Café heraus reicht ein HTML5-fähiger Browser, der ohne jegliche Erweiterungen über die Parallels-Website den Zugriff auf einen Zielrechner ermöglicht. In diesem Fall verhält sich die Software wie eine klassische Fernwartungslösung und zeigt den kompletten Bildschirm im Browser-Fenster an. Die Skalierung ist je nach Monitor manchmal etwas weniger hübsch - dafür braucht man keinerlei Zusatzprogramme.

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Gut: Parallels Access stellt Programme eines OS-X-Systems auf dem Iphone wie Apps dar.

Mit Version 3.0 führte der Hersteller bereits die Unterstützung für mehrere Monitore in einer Web-Browser-Sitzung von einem Remote-Computer aus ein. Benutzer können, wie bei allen gängigen Fernwartungsprogrammen, zwischen den verfügbaren Anzeigen wechseln oder alle gleichzeitig zur Ansicht bringen. Ein Blick in den Cache und ein Wireshark-Mitschnitt zeigte in unserer Testbetrachtung, dass sich Anwender keinerlei Sorgen dahingehend machen müssen, verwertbare Reste ihrer Arbeit könnten auf dem Rechner oder im Netzwerk verbleiben.

So richtig attraktiv wird Parallels Access erst im Zusammenspiel mit einer App für IOS- oder Android-Geräte aus dem jeweiligen Store: Statt plump den ganzen Bildschirm gestaucht auf dem Mobilgerät zur Ansicht zu bringen, arbeitet eine intelligente Applikationsüberwachung im Hintergrund und skaliert die Darstellung optimiert für das jeweilige Gerät. Beim Erstkontakt zeigt die App dem Anwender, mit welchen Gesten die verschiedenen Arbeitsschritte wie Ziehen oder Rechtsklick zu bewerkstelligen sind. Welche Programme des Host-Rechners auf dem "Launcher"-Desktop des Mobilsystems als Icon angezeigt werden, legt der Benutzer individuell über eine Auswahl fest.

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Unspektakulär: Die Fernwartung im Browser ist eher traditionell und bietet keine besonderen Gimmicks.

Die App wertet die auf dem entfernten System installierten Programme aus, wobei wir im Test keinen Mangel feststellen konnten. Selbst ältere Applikationen wie die Entwicklungsumgebung für Visual Basic 6.0 oder Spielprogramme wie Sims 3 fanden wir in der Liste. Eher untypisch installierte Programme wie SQL Plus aus dem aktuellen Instant Client von Oracle öffneten wir direkt über den freien Dateizugriff. Sogar die Mikrofunktion eines Mobilgeräts kann der Benutzer im Fernzugriff einsetzen und Sounds abspielen, die dann die Software auf dem Mobilgerät ausgibt.

In Apple-Sphären

In der jüngsten Version 3.1 hat sich das Tool einige neue Features einverleibt. Bei den Grundfunktionen hat sich nicht so viel verbessert, sehr wohl aber die Unterstützung von Funktionalitäten auf spezieller Zielhardware. Besitzer eines Apple Ipad Pro erfreuen sich einer verbesserten Integration auf ihrem Gerät. Das Programm ermöglicht den Anwendern einen bequemeren und mitunter natürlichen Zugang für die Steuerung von Desktop-Anwendungen auf dem großen Bildschirm des Ipad Pro mit 12,9 Zoll. Die drei bereits bekannten Auflösungsoptionen für mobile Geräte - "Optimal für dein Gerät", "Mehr Fläche", "Wie bei Computer" - sind auch hier nutzbar, nur ergeben sich in der letztgenannten Einstellung schwarze Streifen, das so genannte "Letterboxing". Diese Streifen erscheinen stets dann, wenn die Auflösung des Zielrechners, beispielsweise ein Imac mit 27 Zoll, eine geringe Auflösung liefert als das Ipad - in diesem Fall 2560 × 1440 zu 2732 × 2048 Pixel. Das Letterboxing sorgt für ein unverzerrtes Bild auf dem Ipad. Ferner bietet Parallels die Unterstützung für Apple Pencil mit Ipad Pro und anderen gängigen Stiften mit allen Ipads und Iphones.

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Äußerst praktisch: Dokumente lassen sich über den Proxy-Service von Parallels schnell freigeben.

Wer sich nur mit einem Ipad Mini aufschaltet, braucht sich jedoch um das Letterboxing keine Gedanken machen - hier sieht alles perfekt aus. Auf dem Iphone ist die Bearbeitung von Word-Dateien zwar noch möglich, jedoch verkommt das Arbeiten hier zu einem gefühlten Eingriff unter dem Mikroskop. Für das Durchsehen von E-Mails oder den schnellen Blick auf eine Branchenlösung reichen kleinere Mobilgeräte wie das Iphone aber allemal, für längere Arbeitseinsätze empfiehlt sich jedoch ein etwas größeres Gerät. Auch auf den anderen, neueren Devices aus dem Hause Apple macht Parallels Access 3.1 eine ganz gute Figur. Es bietet die Unterstützung für 3D Touch auf Iphone 6s und Iphone 6s Plus, das vereinfacht das Ziehen und Ablegen auf dem Display oder die Emulation einer rechten Maustaste. Die Cursorbewegung per Display-Tastatur als Trackpad unterstützt Parallels ab IOS 9.

Sicherheitsgedanken

Die Verbindung zwischen Client und Host ist durch SSL und 256-Bit AES geschützt, um eine Überwachung durch Dritte zu umgehen. Doch was ist mit dem PC oder Mac selbst, der irgendwo im Büro steht und nun im Fernzugriff ist? Den Remote-Bildschirm können Benutzer während der Verbindung mit einem Tablet oder Smartphone aus Datenschutzgründen sperren. Praktischerweise meldet der Computer, der in den Fernzugriff genommen wird, dass eine Fernverbindung aufgebaut wurde, sofern die Sperre nicht zum Einsatz kommt.

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Problemlos: Der Download eines freigegebenen Dokuments ist ohne jegliche Zusatzsoftware möglich.

Immer wenn ein neuer Benutzer, ein neuer Computer oder ein neues Mobilgerät erstmalig mit Parallels Access arbeitet, erhält der Kontoinhaber eine Aktivitätsbestätigung per E-Mail. Sollte es sich um einen nicht autorisierten Zugang handeln, kann der Kontobesitzer mit einem Mausklick das Passwort ändern, um einen weiteren Zugriff zu unterbinden. Je nach Sicherheitseinstellung kann der Besitzer die Software so konfigurieren, dass jedes Mal eine volle Anmeldung auf dem Client oder Mobilgerät erforderlich ist. Dies ist zwar mitunter lästig - aber Sicherheit und Komfort stehen ja seit jeher auf getrennten Seiten.

Parallels vertreibt das Tool direkt über seinen Webshop, in der kleinsten Variante für einen Benutzer bei einer Laufzeit von einem Jahr für maximal fünf Computer und für eine unbegrenzte Anzahl von Mobilgeräten. Bei einer verlängerten Laufzeit von zwei Jahren fällt der Monatspreis etwas günstiger aus, und in der Variante "Unternehmensplan" ist die Anzahl von Benutzern und Mobilgeräten, die ein Administrator verwaltet, unlimitiert, wobei für je fünf Computer ein Abopreis für die Dauer eines Jahres gilt.

Fazit

Die Entwickler bei Parallels haben sich viel Mühe gegeben und innovative Ideen in das Fernzugriffs-Tool Access einfließen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, insbesondere auf einem Ipad kommt der Fernzugriff richtig in Schwung. Bewaffnet mit einer Bluetooth-Tastatur vergisst der Anwender schnell, dass er nicht vor einem Windows-PC oder OS-X-Rechner sitzt. Auch der Dateienaustausch zwischen Systemen ist über Parallels Access kein Problem. Eine wahrlich gute Software, die den monatlichen Abopreis ab 1,54 Euro garantiert wert ist.

Info: Parallels
Tel.: 089/45080860
Web: www.parallels.com/de

Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

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