Migration von WS2003 auf WS2012R2, Teil 3

File- und App-Server auf neuestem Stand

3. November 2015, 6:00 Uhr | Christoph Lange/wg

Für die Umstellung von Windows 2003 auf Windows 2012 bietet Microsoft eine ganze Reihe Werkzeuge an. Mit dem File-Server Migration Toolkit lassen sich Datei-Server migrieren. Das neuere Windows Server Migration Toolkit kann darüber hinaus weitere Funktionen auf W2012-Server portieren. Spezial-Tools für MS SQL, IIS und Print-Server komplettieren den Werkzeugkasten.

Im dritten Teil der LANline-Serie zur Umstellung von Windows 2003 auf Windows 2012 R2 beschäftigen wir uns mit der Migration von File- und Application-Servern. Ein In-Place-Upgrade von WS2003 auf WS2012 R2 unterstützt Microsoft nicht. Für die Migration ist deshalb ein neues physisches oder virtuelles WS2012-R2-System erforderlich, auf das der Administrator die Server- und Anwendungskonfigurationen sowie die Anwendungsdaten des W2003-Servers mithilfe spezieller Tools migriert.
Bei Applikations-Servern muss der Systemverantwortliche zunächst prüfen, welche Betriebssystemversionen das zu migrierende Programm unterstützt. Es gibt nach wie vor viele Programme, die mit WS2012 R2 nicht laufen. In diesen Fällen bleibt nichts anderes übrig, als eine ältere Version wie zum Beispiel WS2008 R2 einzusetzen.
Die WS2012-Migration sollte nach Möglichkeit zunächst in einer Testumgebung durchgeführt werden, sodass man überprüfen kann, ob der geplante Migrationsweg funktioniert. Microsoft bietet eine Reihe Migrations-Tools für die Umstellung von File-, Web- und Anwendungs-Servern auf WS2012 R2 an, die wir im Folgenden genauer betrachten.
Für Unternehmen mit einer größeren Zahl an W2003-Servern bietet Redmond mit dem Microsoft Assessment and Planning (MAP) Toolkit ein Instrumentarium zur detaillierten Erfassung der Hard- und Softwareausstattung an. Es kann auch die Daten von W2000- und W2008-Servern auslesen und Client-Betriebssysteme vor einer Migration umfassend untersuchen.
Mithilfe des Inventory and Assessment Wizards lassen sich ausführliche Berichte über die Hardwareausstattung der Systeme sowie die auf ihnen installierten Server-Rollen und Programme erstellen. Der Performance Metrics Wizard untersucht die Leistungsdaten der zu migrierenden Server und stellt sie in einem Report dar. Anhand dieser Informationen kann der Administrator auch abschätzen, welche Systeme sich für eine Virtualisierung eignen würden. Für die Informationssammlung verwendet MAP unter anderem WMI (Windows Management Instrumentation), den Remote-Registrierungsdienst, die Active-Directory-Domänendienste und den Computersuchdienst. Microsofts System Center Configuration Manager (SCCM) 2012 R2 stellt ebenfalls umfangreiche Analyse- und Reporting-Funktionen bereit. Unternehmen, die SCCM einsetzen, werden das MAP Toolkit in der Regel nicht benötigen.
Wir installierten das MAP Toolkit in unserer Testumgebung auf einem W2012-R2-Server, der Mitglied einer W2003-Domäne war. Dann erstellten wir mit dem Inventory Wizard einen Hardware- und Software-Report der in der Domäne vorhandenen Systeme. Der Administrator kann für den Scan unter anderem vorgeben, dass das Tool eine Domäne oder bestimmte IP-Adressbereiche durchsucht. Es ist auch möglich, die zu inventarisierenden Server-Namen und IP-Adressen aus einer Datei zu importieren. Wir wählten als Suchkriterium die Testdomäne sowie alle erreichbaren Geräte aus. Der Scan erfasste sowohl die in der Domäne vorhandenen Server als auch andere im Testnetz befindlichen Systeme. Anschließend erzeugten wir für die Migrations-Server einen Bericht, den das Tool als Excel-Datei speicherte. Die MAP-Reports enthalten detaillierte Informationen zu Hardware, Betriebssystem und installierten Anwendungen und stellen damit eine gute Informationsbasis für die Planung von Server-Migrationen bereit.
Für Datenmigrationen bietet Microsoft zum einen das schon etwas betagte Windows File-Server Migration Toolkit an; es bietet eine grafische Oberfläche für die Migration von File-Server-Daten inklusive ihrer Berechtigungen. Zum anderen lassen sich für diese Aufgabe auch Microsofts Windows Server Migrationstools (WSMT) nutzen, auf die wir später noch genauer eingehen.
 
File-Server-Migration
Wir installierten das File-Server Migration Toolkit auf unserem W2012-R2-Ziel-Server. Es benötigt das Dotnet-Framework 3.5, das wir über das Menü Rollen und Funktionen hinzufügten. Wenn ein Unternehmen Microsofts Distributed File System (DFS) einsetzt, lassen sich die UNC-Pfadangaben unverändert auf den Ziel-Server übertragen. Das Toolkit enthält hierfür einen DFS Consolidation Root Wizard, der das DFS für die Migration so vorbereitet, dass die UNC-Pfade erhalten bleiben.
Die Datenmigration wird im File-Server Migration Wizard konfiguriert. Der Administrator erstellt ein neues Migrationsprojekt und fügt den Quell-Server hinzu. Dabei gibt er an, welche Verzeichnisfreigaben migriert werden sollen und in welches Zielverzeichnis das Tool die Dateien übertragen soll. Der Ziel-Server sollte dieselben Laufwerksbuchstaben verwenden wie der Quell-Server. Anschließend startet man den Kopiervorgang und das Tool kopiert die gewählten Dateien und Verzeichnisse inklusive ihrer Berechtigungen auf den Ziel-Server.
Sobald alle Daten vollständig auf den Ziel-Server kopiert sind, klickt der Administrator auf Finalisieren. Damit aktiviert das Tool die Freigaben auf dem Ziel-Server und deaktiviert sie auf dem Quell-Server. Es erzeugt zudem einen Report, der alle Freigaben und Dateien auflistet, die nicht erfolgreich migriert werden konnten. Die Migration von zwei Verzeichnisfreigaben vom W2003-File-Server auf das W2012-R2-Zielsystem verlief in unserem Test fehlerfrei. Auch das Aktivieren und Deaktivieren der Freigaben mittels Wizard hat funktioniert.
Wie bereits angesprochen, lassen sich File-Server seit Windows 2012 und 2012 R2 mithilfe der Windows Server Migrationstools (WSMT) migrieren. Die Quellsysteme müssen mindestens Windows 2003 SP2 aufweisen, um WSMT nutzen zu können. Zudem muss die Sprachversion von Quell- und Ziel-Server identisch sein. Die zu migrierenden W2003-Server benötigen das Dotnet-Framework 2.0 und mindestens Windows Powershell 1.0. Mit WSMT sind auch Migrationen von physischen auf virtuelle Server sowie subnetzübergreifende Migrationen möglich.
Neben den Dateien, Verzeichnisfreigaben und Berechtigungen von File-Servern kann man mit WSMT auch Server-Rollen und -Funktionen sowie OS-Konfigurationen migrieren. Die Datei-Migrationskomponente ist für kleinere Datenmengen bis etwa 100 GByte konzipiert. Sie kopiert die Dateien nacheinander per HTTPS. Bei größeren Volumen sollte man die Daten mit dem im Windows Server enthaltenen Kommandozeilen-Tool Robocopy.exe migrieren.
 
WSMT
Um WSMT nutzen zu können, muss der Administrator auf den W2012-R2-Ziel-Servern die Windows-Funktion namens "Migration" installieren. Dies kann er über den Server Manager oder per Powershell erledigen. Anschließend wird auf dem W2003-Quell-Server ein Bereitstellungsordner angelegt und der Administrator kopiert mithilfe des Tools Smigdeploy.exe die für die Migration erforderlichen Dateien vom Ziel- auf den Quell-Server. Zum Abschluss müssen die Tools noch auf dem Quell-Server registriert werden. Hierfür wechselt der Administrator auf dem Quell-Server auf der Kommandozeile in das Bereitstellungsverzeichnis und führt den Befehl .\Smigdeploy.exe aus. In der CMD-Box erscheint eine Meldung, dass die Registrierung erfolgreich war. Gleichzeitig öffnet sich eine Powershell-Kommandozeile, in der sich die für die jeweilige Migrationsaufgabe erforderlichen Cmdlets ausführen lassen. Um sicherzustellen, dass die Zugriffsberechtigungen auf die Verzeichnisse und die darin enthaltenen Dateien korrekt übernommen werden, müssen die Sicherheitseinstellungen auf allen Verzeichnissen der Quell- und Ziel-Server identisch sein.
Nachdem wir die Vorbereitungen abgeschlossen hatten, migrierten wir die Daten einer Freigabe mit dem Cmdlet Send-SmigServerData vom Quell- auf den Ziel-Server. Das Cmdlet startet auf dem Ziel-Server automatisch die Funktion Receive-SmigServerData. Die Dateien wurden erfolgreich auf den Ziel-Server übertragen und waren mit denselben Berechtigungen versehen wie zuvor auf dem Quell-Server.
Um File-Server zu migrieren, die DFS nutzen, muss der Administrator zunächst auf dem Ziel-Server DFS aktivieren und den Server zum vorhandenen DFS-Namespace hinzufügen. Anschließend lassen sich die Daten über den DFS-Replikationsdienst migrieren. Wenn die Migration abgeschlossen ist, wird der W2003-Server aus dem DFS entfernt. Mit WSMT lassen sich weitere Server-Funktionen von W2003- auf W2012R2-Server migrieren. Hierzu zählen unter anderem DHCP-Server und die Remote-Desktop-Services (RDS). Die Liste unterstützter Funktionen ist bei der Migration von W2008 auf W2012R2 deutlich länger, da mit W2008 viele neue Server-Funktionen hinzugekommen sind, die unter W2003 noch nicht verfügbar waren.
 
Weitere Migrationswerkzeuge
Für die hauseigenen Anwendungen bietet Microsoft zusätzlich zu WSMT weitere Migrationswerkzeuge an. So lassen sich mit dem Microsoft SQL Server Migration Assistant (SSMA) SQL-Datenbanken auf eine neue Betriebs- und Datenbankversion migrieren. SSMA erfasst alle wichtigen Informationen zu dem Quell-SQL-Server und bereitet den Ziel-SQL-Server für die Migration vor. Anschließend wird ein Backup der Quell-Datenbank erstellt und dieses in der Zieldatenbank per Restore eingespielt. Die Analyse der vorhandenen Datenbanken und weiterer Microsoft-Anwendungen ist auch mit dem bereits erwähnten MAP-Toolkit möglich.
ASP.NET– und PHP-Anwendungen, die unter dem Web-Server IIS 6.0 und WS2003 laufen, lassen sich mit dem Tool Web Deploy auf eine neuere IIS-Version migrieren. Die Migration von Print-Servern ist mit den im Server-Manager von W2012 R2 verfügbaren Print-Management-Tools möglich. Wenn diese Tools installiert sind, lässt sich die Konfiguration eines W2003-Print-Servers mit der Export- und Importfunktionen auf das neue System migrieren.
Microsoft bietet auch Tools für die Migration von Server-Funktionen in die Cloud an. Hierzu zählt unter anderem die Überführung von Web-Apps in die Azure-Cloud oder die Umstellung von Exchange- und Sharepoint-Servern auf Office 365. Diese Option dürfte insbesondere für kleinere Unternehmen interessant sein, da sie dann keine eigenen Web-, Exchange- oder Sharepoint-Server mehr betreiben müssen.
 
Fazit
Für Unternehmen, die es noch nicht geschafft haben, alle Windows-2003-Server auf eine neuere Betriebssystemversion zu migrieren, stellt Microsoft eine ganze Reihe Werkzeuge zur Verfügung, die den Administrator beim Umstieg unterstützen. Das MAP Toolkit ermöglicht eine umfassende Analyse der Bestandsumgebung und liefert damit eine gute Grundlage für die Migrationsplanung in größeren Unternehmen. Mit den verschiedenen Migrations-Tools lassen sich die wichtigsten Server- und Anwendungsfunktionen kontrolliert migrieren. Es gibt also kaum noch Ausreden, warum Windows-2003-Server nicht durch aktuellere Betriebssysteme abgelöst werden können.
Der Autor auf LANline.de: chjlange
Info: MicrosoftTel.: 01806/672255Web: www.microsoft.com

Mit dem File-Server Migration Wizard lassen sich File-Server-Daten inklusive ihrer Berechtigungen von WS2003 nach WS2012R2 migrieren.

Das MAP-Tool von Microsoft kann alle Systeme in einem Netzwerk analysieren und Reports über ihre Hardware- und Softwareausstattung erstellen.

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