IDC-Studie: Cloud Computing in Deutschland

Fitnessprogramm für die Wolke

14. Juli 2011, 6:00 Uhr | Susanne Franke/jos, freie Journalistin in München

Unternehmen halten mittlerweile die Implementierung von Cloud-Strategien für notwendig und wichtig. Doch sind bei den meisten Firmen noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Dies ist das Fazit der IDC-Studie "Transformation der Unternehmens-IT auf dem Weg in die Cloud, Deutschland 2011".Zwei Jahre nach der ersten IDC-Befragung deutscher Unternehmen zu ihrer Haltung sowie den Plänen gegenüber Cloud Computing haben die Marktforscher in diesem Frühjahr erneut 235 deutsche Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern danach gefragt. Das Ergebnis: Das Bezugsmodell aus der Wolke hat viel an strategischer Bedeutung in den Unternehmen gewonnen. Hatten sich 2009 knapp 80 Prozent der Befragten noch nicht weiter mit dem Thema auseinandergesetzt, so sind es heute nur noch sieben Prozent, und nur noch sechs Prozent der Firmen schließen zurzeit die Einführung von Cloud Services gänzlich aus.

Mehr als zwei Drittel der Befragungsteilnehmer, so die aktuelle Studie, haben inzwischen eine Cloud-Strategie: 29 Prozent der Firmen wollen entsprechende Services in so vielen Bereichen wie möglich nutzen und beabsichtigen eine relativ breit angelegte Herangehensweise. 41 Prozent planen den Einsatz von Cloud-Diensten für Teile ihrer IT. Die anderen 30 Prozent beschäftigen sich aktuell mit keiner "aktiven" Cloud-Strategie, wären aber künftig durchaus offen dafür. Spielte noch vor zwei Jahren die Unterscheidung in öffentliche und private Cloud noch keine Rolle, so zeigt die aktuelle Befragung, dass der Markt leicht zur privaten Cloud mit dem Betrieb im eigenen Rechenzentrum tendiert. Die Marktforscher gehen davon aus, dass ein Mix aus verschiedenen Beschaffungsmodellen entstehen wird: der herkömmliche lokale IT-Betrieb sowie virtualisierte private Clouds und Public Clouds in Kombination.

Lynn Thorenz, Director Research & Consulting bei IDC, begründet die positive Entwicklung: "Die Hinwendung zur Cloud ist auch eine Antwort auf die strukturellen Probleme vieler Unternehmen mit der internen IT: Applikationsdschungel, hohe Wartungskosten, unbefriedigende Auslastung beziehungsweise Nutzung der Hardwareressourcen, viel zu hoher Energieverbrauch und ein Mangel an Agilität in der IT, um auf veränderte Geschäftsanforderungen schnell reagieren zu können."

Dies belegt die Befragung, denn als Hauptmotiv für den Aufbau von Private Cloud nennen 35 Prozent eine "effektivere Nutzung der IT-Infrastruktur". Die bessere Nutzung kann unter anderem durch Virtualisierung erreicht werden, welche auch zu Kostensenkungen führen kann. Dies ist - ebenso wie bei der Public Cloud - ein wesentlicher Treiber (35 Prozent). Allerdings wird das Kostenargument weniger häufig für Private Clouds als für Public Clouds genannt. Gleichermaßen wichtig für beide Cloud-Arten ist außerdem eine "schnelle Implementierung neuer Lösungen/Services" (Public 32 und Private 30 Prozent). Die beiden wichtigsten Antriebsfaktoren für die Nutzung von Public-Cloud-Services aber bleiben "keine zusätzliche Anschaffung von IT-Infrastruktur" (48 Prozent) und die "Reduzierung von Kosten" (35 Prozent).

Im Zusammenhang mit Public-Cloud-Services bestimmen nach wie vor Sicherheitsbedenken die Diskussion. "Unternehmen sorgen sich weniger um einen möglichen Datenverlust oder -missbrauch", stellt Thorenz klar. Es bestehen eher Zweifel bezüglich Governance (34 Prozent) und Compliance (24 Prozent). "Es geht darum, dass die internationale rechtliche Situation hinsichtlich des Datenschutzes oder des Steuerrechts bei finanziellen Transaktionen in der Cloud nicht gelöst ist", betont die Analystin.

Den Aufbau von privaten Cloud-Services scheint vor allem das fehlende diesbezügliche Know-how im Unternehmen (32 Prozent) zu behindern, außerdem die mangelnde Sicherheit des eigenen Rechenzentrums (26 Prozent). In 27 Prozent der Fälle aber ist die Unternehmens-IT noch nicht bereit. Dies betrifft zum einen die Standardisierung und Konsolidierung der IT-Umgebung und zum anderen das Thema Virtualisierung, beides wichtige Vorstufen für die Einführung von Private-Cloud-Services. "Außerdem haben die Unternehmen noch nicht die notwendigen Tools zum Management einer Private Cloud im Einsatz", ergänzt Thorenz die Hemmfaktoren.

Der Autor auf LANline.de: sfranke

"Unternehmen haben noch nicht die notwendigen Tools zum Management einer Private Cloud im Einsatz", erklärt Lynn Thorenz, Director Research & Consulting bei IDC.
LANline.

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