Fragmentierung durch Social Media, Apps und kommerzielle Interessen

Forrester: Internet wird ersetzt durch „Splinternet“

8. Februar 2010, 15:58 Uhr |

"Das standardisierte Internet bekommt Risse. Lang lebe das Splinternet", so Josh Bernoff, Analyst bei Forrester Research in seinem Bericht "The Splinternet" von Ende Januar 2010. Unter "Splinternet" (zu Deutsch bedeutet das Wortspiel "Splitternetz") versteht Bernoff die nächste Generation der Internet-Nutzung: Hier werde die Anwendererfahrung fragmentiert - durch abgeschotteten, nicht für Suchmaschinen erreichbaren Content ebenso wie durch proprietäre Plattformen.

Bernoff führt einige überzeugende Indizien für den Zerfall des allgemein zugänglichen Webs, wie
wir es heute kennen, ins Feld: Immer mehr Inhalte werden in Social Networks wie Facebook generiert,
und wenn diese Social-Media-Inhalte nur den „Friends“ zugänglich gemacht werden, erfährt der Rest
der Welt nichts davon. Dies ist aus Datenschutzsicht richtig und sinnvoll (und Facebook war auch
lange zur Förderung genau dieser Funktionalität aufgerufen worden), schränkt aber zugleich
natürlich die Reichweite all dieser bequemen Suchmaschinen wie Google und Co. ein.

Zudem, so Bernoff, gebe es immer mehr „Apps“ – für das Iphone schon über 100.000. Der Begriff
„App“, eigentlich nur die Abkürzung für „Application“ (Anwendung), bürgert sich immer mehr als
Synonym für plattformgebundene Applikationen ein: Was für das Iphone geschrieben ist, läuft nicht
auf Android, Palm Web OS oder Windows Mobile – und umgekehrt. „Mehr solcher proprietären
Benutzererfahrungen werden überall im Web auftauchen“, so Bernoff. Als Beispiel nennt er Googles
Sidewiki, das nur via Google Toolbar sichtbar ist. 

Ebenfalls zu mehr Mauern im bislang öffentlichen Netz führen dürfte die Tendenz auf
Verlegerseite, Inhalte nur für zahlendes Publikum bereitzustellen (Paid Content), wie dies das Wall
Street Journal schon praktiziert.

Bernoff, dessen

Report

sich vorrangig damit befasst, wie Online-Marketiers auf diese Entwicklung reagieren sollten,
kommt zu dem Schluss: „Die Unschuld des Internets wird verloren sein. Schwelgen Sie nur in
Erinnerungen, aber das goldene Zeitalter des Internets ist vorbei.“ Zumindest besteht die
ernsthafte Gefahr, dass die Offenheit des Internets zunehmend auf Social-Computing-Projekte wie
Open-Source-Entwicklung, Wikipedia, öffentliche Foren und Co. reduziert wird. 

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+