Die öffentlichen 5G-Netzwerke sind inzwischen nichts Besonderes mehr, auch wenn ihr Rollout mancherorts noch etwas bis sehr träge voranschreitet. Bislang blieb die Frage offen, wie es um entsprechende private Netze steht, wie sie zum Beispiel Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen nutzen können. Doch welche Faktoren hindern diese Weiterentwicklung noch?
Eine der maßgeblichen Hürden beziehungsweise Bremsen waren die fehlenden Perspektiven. Zu den wichtigsten Aspekten der mobilen Kommunikation gehört das Zusammenspiel der zur Verfüung stehenden Technik und der staatlichen Regulierung. Das bedeutet, wenn es keine klare Perspektive seitens des Gesetzgebers gibt, kann auch die Mobilfunkbranche nicht weiter vorankommen. Dabei geht es immer wieder um ein neues Ausloten des Verhältnisses dieser beiden Faktoren. 5G ist da keine Ausnahme.
Zu Beginn der 5G-Evolution war die Versteigerung entsprechender Lizenzen unter Mobilfunk-Netzbetreibern (Mobile Network Operators, MNOs) gang und gäbe. In diesem Stadium galt die 5G-Technik für die meisten als ausschließlich öffentlich einsetzbares Netz. Doch nach und nach haben sich die Vorteile auch für private Nutzergruppen immer deutlicher gezeigt.
Beispielsweise verbraucht die 5G-Technik vergleichsweise wenig Energie und kann sehr hohe Datenvolumina verkraften. Das ist genau das, was Unternehmen und datenintensive Bereiche wie beispielsweise das Gesundheitswesen brauchen. Aus diesem Grund kann man 5G auch als veritablen Beschleuniger einer nachhaltigen digitalen Transformation bezeichnen. Es sind vor allem drei Faktoren, die im vergangenen Jahr den Weg für die Nutzung von privaten 5G-Netzwerken gefestigt und geebnet haben.
Erster Faktor: Industrie und Politik sorgen für Bewegung
Die Industrie gehört in Bezug auf die privaten 5G-Netzwerke zu den First Movers, einige Unternehmen haben bereits entsprechende öffentliche Erklärungen abgegeben. Dazu gehört etwa Airbus. Der Konzern hat zusammen mit Ericsson ein privates Netzwerk am Standort Toulouse implementiert. Damit transportiert Airbus Daten zwischen Ingenieurteams vor Ort und vernetzten Geräten innerhalb der Unternehmensstandorte. Aktuell ist geplant, das System auf Airbus-Niederlassungen in ganz Europa auszuweiten. Bis heute musste sich Airbus auf das MNO-Spektrum beschränken. Die Möglichkeit, auf ein öffentliches Spektrum zurückzugreifen, wird den Ausbau des eigenen Netzes deutlich erleichtern und beschleunigen.
Abseits dessen aber sind die Möglichkeiten der Unternehmen, von 5G unmittelbar zu profitieren, begrenzt. Was fehlt, sind klare Perspektiven über die Lizenzauktionen hinaus. Wer immer ein 5G-Netz installieren will, braucht dafür eine entsprechende Vereinbarung mit einem der MNOs. An diesem Punkt enden häufig die Ambitionen neuer potenzieller Nutzer, denn die MNOs haben wenig Interesse, ihr „Asset“ zu teilen. Allerdings haben sich einige Länder mittlerweile entschlossen, die Möglichkeiten privater Nutzer zu verbessern – mit oder ohne entsprechende Gebühren. Großbritannien, Deutschland, Japan und die USA sind bereits tätig geworden, Spanien will zeitnah nachziehen.
Zweiter Faktor: Immer mehr attraktive Lösungen und Use Cases
In einem Umfeld mit immer mehr leitfähigen Spektren gibt es zunehmend mehr technische Optionen für privates 5G. Ericsson und Nokia haben bereits in robuste 5G-Infastrukturlösungen investiert, zudem beleben zahlreiche Startups mit innovativer Soft- und Hardware den Markt.
Gerade 5G ermöglicht die Integration neuer Services, beispielsweise im Bereich Streaming, Gaming oder auch SLA-relevanten (Service Level Agreement) Dienstleistungen wie Beamforming, um nur einige wenige zu nennen. Mit der zunehmenden Realisierung praxistauglicher Lösungen wird daher auch die Akzeptanz privater 5G Netze weiter ansteigen, da man Lösungen bedarfsgerecht adaptieren kann und somit nicht nur die reine Technik im Vordergrund steht. Hyperscaler wie Microsoft und AWS engagieren sich und wollen bald konkrete Angebote auf den Markt bringen. Die Integratoren können sich in Folge auf immer mehr Möglichkeiten für den Bau starker 5G-Strukturen vorbereiten.
Dritter Faktor: Hohe Komplexität und die Sicherheitsfrage
Trotz des bemerkenswerten Fortschritts in Hinblick auf Spektrum und Use Cases bleibt die 5G-Technik ausgesprochen komplex. Wer immer ein entsprechendes privates – und eher mittelgroßes – Netz installieren und nutzen will, benötigt dafür einige Ressourcen und Fähigkeiten, von den Investitionsmitteln ganz abgesehen.
Zusätzlich zur Komplexität des Netzwerks brauchen viele Use Cases bestimmte Compute - und Storage-Kapazitäten – entweder nah am Netz (Edge Computing) oder aber in der Public oder Private Cloud. Private 5G-Netzwerke versetzen Unternehmen in die Lage, hunderte oder tausende an Sensoren, Aktuatoren (Stellglieder) und autonom agierende Maschinen, aber auch Drohnen, hochauflösende Kameras etc. zu nutzen. Diese Endpunkte generieren enorm viele Daten und viele davon müssen sich am Edge in Echtzeit verarbeiten lassen (zum Beispiel KI-Algorithmen), um Latenzen zu minimieren und die erforderliche Reaktionsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Damit erhöht sich auch die Komplexität der gesamten IT-Infrastruktur, da zusätzliche Ressourcen nötig sind, um die Systeme betreiben und vor allem absichern zu können.
Die 5G-Technik macht es möglich, verschiedene Anwendungen mit unterschiedlichen Anforderungen gleichzeitig über ein 5G-Mobilfunknetz zu betreiben. Während eine Anwendung besonders große Datenmengen übertragen muss, benötigt eine andere eine möglichst geringe Verzögerung bei der Übertragung. Künstliche Intelligenz beispielsweise ist in der Lage, solche Probleme zu lösen, was wiederum auch hier zu einem deutlichen Anstieg weiterer Entwicklungen führen wird.