Praxistest H+H Netman Desktop Manager

Frischer Wind für Terminalserver

9. Mai 2006, 23:25 Uhr | Dieter Simkes/wg

Zahlreiche Unternehmen schätzen die Vorteile des Windows 2003 Terminalservers (TS). Doch viele Administratoren, die solche Umgebungen verwalten müssen, wünschen sich eine bessere Bedienbarkeit sowie mehr Berichtsfunktionen und Administrationshilfen. Diesen Problemen widmet sich die Göttinger Softwareschmiede H+H: Der Netman Desktop Manager (NDM), seit März auf dem Markt, ergänzt den Terminalserver um wichtige Funktionen in den Bereichen Anwendungsverwaltung, Bedienbarkeit, Reporting und Sicherheit.

Die 1989 gegründete H+H Software beschäftigt sich seit 1995 intensiv mit Server-based Computing
(SBC). Entwicklung und Support ihrer Lösungen erfolgen in Deutschland. Die im März neu vorgestellte
Lösung Netman Desktop Manager soll Terminalserverumgebungen optimieren und damit den Gesamtaufwand
beim SBC-Betrieb senken. H+H vertreibt den DNDM über Distributoren wie PC Ware, über Reseller sowie
direkt. Produktinformationen sind auf der sehr informativen und übersichtlichen Website
www.hh-ndm.com zu finden. Der Download-Bereich umfasst eine NDM-Testversion, die 30 Tage voll
funktionsfähig ist und die Arbeit mit 20 Benutzern gestattet. Zur Aktivierung der Testversion ist
eine Testlizenz erforderlich. Nach der Onlineregistrierung erhält der Administrator diese via
E-Mail. Für Support-Anfragen verweist der Hersteller auf die Dokumentation der Software und die
Knowledge Base. Ist hier keine Lösung zu finden, steht auf der Hersteller-Website ein kostenfreies
Support-Forum zur Verfügung. Für alle weitergehenden Anforderungen bietet H+H spezielle
Support-Verträge an. Viele Fragen, die im Laufe des Praxistests auftraten, beantwortete schon das
ausführliche Handbuch. Es steht ebenfalls im Support-Bereich zum Download bereit.

Für den Test haben wir direkt vom Hersteller die finale Version 3.1 erhalten. Als Testumgebung
diente ein Windows Small Business Server 2003 als Domain-Controller, Windows Server 2003 Standard
und Win-dows Server 2003 R2 jeweils mit aktivierten Terminalservices und ein Fileserver mit Windows
Server 2003 Standard. Client-seitig standen zwei Workstations mit Win-dows XP Professional, zwei
Thin Clients von Thintune und Levigo sowie ein ebenfalls unter Windows XP Professional laufendes
Notebook mit WLAN-Karte zur Verfügung. Anders als in der Praxis üblich haben wir uns vor der
Installation mit dem Handbuch beschäftigt. Das über 300 Seiten starke Werk erklärt das Programm
recht ausführlich und verständlich. Zahlreiche Screenshots und Übersichten erleichtern die
Vorbereitung der Installation und die Einarbeitung.

Installation

Im ersten Testszenario führten wir die Ins-tallation auf einem Stand-alone-Terminalserver durch.
Als Systemvoraussetzung ist in diesem Fall ein Windows Server 2003 mit genügend freiem
Festplattenspeicher (mindestens 100 MByte) gefordert. Die vorgeschlagenen Parameter haben wir
übernommen. Mit der Eingabe des Lizenzcodes ist die serverseitige Installation nach zirka fünf
Minuten beendet.

Die Installation des Netman Desktop Clients muss nun auf allen PC-Arbeitsstationen erfolgen. Der
Client ist automatisch über das Netzwerk oder von einer Netzfreigabe aus installierbar. Wir haben
beide Varianten ausgeführt, sie funktionierten einwandfrei. Auf PC-Seite ist als Betriebssystem
Windows 2000 Professional, XP oder 2003 nötig. Zudem muss der Internet Explorer 6.0 oder höher
installiert sein. Um die beiden Thin Clients einzubinden, reichte es aus, die Software auf dem
Terminalserver zu installieren. Sie nutzen den NDM über eine Desktop-Sitzung. Den Abschluss der
Client-Installation bildet der Setup des universellen Drucktreibers: Bei Bedarf installiert der
Systemverwalter einen Drucktreiber, der PDF-Dateien erzeugt. Diese PDFs leitet NDM automatisch an
den Client weiter. Dort lassen sie sich über den Acrobat Reader ansehen und drucken. Dafür kommt
das Tool Edoc Printer PDF Pro von Iteksoft zum Einsatz. Es ist bei H+H optional zu lizenzieren. Für
den Test konnten wir die Komponente installieren und uneingeschränkt nutzen, allerdings fügt sie im
Testbetrieb ab der dritten Seite ein Wasserzeichen in das Dokument ein. In Verbindung mit Edoc ist
ein Bandbreitenmanagement für Druckaufträge möglich. Die beschriebenen Schritte wiederholten wir
auf einem allein stehenden Terminalserver nach Zurückspielen eines Festplatten-Images und
Installation von Citrix Metaframe. Auch auf diesem System funktionierte alles auf Anhieb.
Citrix-Besonderheiten wie ICA, veröffentlichte Anwendungen und Anmeldearten lassen sich somit
nutzen. In einem dritten Testszenario haben wir die Voraussetzungen für Load Balancing geschaffen
und dazu die Serverkomponente auf dem Fileserver installiert. Als Systemvoraussetzung nennt H+H
einen Fileserver mit Windows 2000 und Service-Pack 4 oder Windows Server 2003. Was aber, wenn kein
Fileserver im Netzwerk vorhanden ist? Laut Support ist dann auch ein anderer Server mit den
erwähnten Betriebsystemen einsetzbar. Die Installation des NDM-Clients auf den beiden Windows 2003
Terminalservern schloss die Konfiguration ab.

Über den Netman Desktop Manager lässt sich nun festlegen, welchen Prozentanteil der Gesamtlast
jeder Terminalserver übernehmen soll. Dabei nutzt das Tool jedoch nur die Sitzungsanzahl als Basis
für das anwendungsbasierte Load Balancing. Parameter wie CPU- oder Speicherauslastung
berücksichtigt es nicht.

Die Wiederaufnahme abgebrochener Sitzungen funktionierte in unserem Fall ohne Probleme. Zu
diesem Zweck haben wir mehrmals mit dem Notebook den WLAN-Empfangsbereich verlassen. Interessant
ist auch das Verhalten bei Ausfall eines Terminalservers: Jeder Server meldet sich bei Änderung der
Sitzungszahl oder alle 30 Sekunden mit der Zahl der Sitzungen beim Netman-Service. Rührt sich ein
Server über einen Zeitraum von zwei Minuten nicht, nimmt ihn das Tool aus dem Verbund heraus, er
steht dann nicht mehr zur Verfügung.

Eine Basisfunktion, die beim Windows Server 2003 fehlt, ist die von Citrix bekannte "
Veröffentlichte Anwendung" und der "Seamless-Windows"-Modus. NDM stellt dies für Benutzer,
Benutzergruppen sowie Stationen oder Stationsgruppen zur Verfügung. Als Anwendung versteht der NDM
jede Art von Windows- oder HTML-basierter Quelle. Über die Managementkonsole haben wir neben den
H+H-Beispielen auch Microsoft Word und die Sharepoint-Seite des SBS bereitgestellt. Einem Benutzer
fällt dabei nicht auf, dass die Anwendung nicht lokal auf seinem Rechner installiert ist.
Pass-Through-Authentifizierung mit Single Sign-on unterstützt dies zusätzlich: Wenn sich der
Benutzer bereits im Netzwerk angemeldet hat, kommen die Informationen auch bei der Anmeldung an der
Terminalsitzung zum Einsatz. Neben Anwendungen lassen sich verschiedene Aktionen wie
Laufwerkszuordnungen oder Dialoge auf gleichem Weg bereitstellen.

NDM erweitert außerdem die TS-Sicherheitsfunktionen. Neben der umfangreichen Zugangskontrolle
durch Vorgabe von IP-/DNS-Adresse oder Benutzer ist hier das RDP-Ticketing (Remote Desktop
Protocol) zu nennen. Bei diesem Verfahren erhält der Client vom NDM ein zeitlich begrenztes Ticket.
Ist dieses nicht mehr gültig oder wurde es verändert, verwehrt NDM den Zugriff auf den
Terminalserver. Unsere Versuche, dies durch Editieren der Datei zu umgehen, scheiterten. Häufig
bieten zudem lokale Laufwerke eine Sicherheitslücke. Hier konnten wir durch eine
Berechtigungsvergabe den Zugriff auf vom Administrator freigegebene Ordner lokal angeschlossener
Laufwerke oder USB-Devices begrenzen. Eine weitere interessante Option ist über den "Netman
Explorer" zu erreichen. Hier lässt sich das Verhalten des Internet Explorers beeinflussen:
Positiv-/Negativlisten limitieren die für den Benutzer erreichbaren Internetseiten.

H+H hat bei seinem neuen Werkzeug auch an das Monitoring und Reporting gedacht: Über Stations-,
Protokoll- und Ablaufmonitore lassen sich alle Aktivitäten und Ereignisse erfassen. Aus den Daten
konnten wir eine detaillierte Nutzungsstatistik erstellen. Sie umfasst auch Informationen aus dem
integrierten Lizenzmanagement.

Das NDM-Lizenzmodell gleicht der Lizenzierung beim Zugriff auf Windows Server 2003
Terminalserver: Jede Arbeitsstation, die auf via NDM bereitgestellte Anwendungen zugreift, benötigt
eine Lizenz. Diese "Per-Seat"-Lizenz ist an die Arbeitsstation gebunden, jedoch unabhängig von
deren Benutzer(n). Inklusive 20 Lizenzen und zwölf Monaten Softwareservicevertrag kostet der NDM
1199 Euro. Diese Basislizenz ist in Fünfer-, 50er- oder 500er-Schritten erweiterbar. Weitere
Lizenzkosten fallen bei Bedarf für den Iteksoft-Druckertreiber an. Seine Preise beginnen bei 200
Euro für zehn Lizenzen.

Fazit

Der Netman Desktop Manager von H+H stellt viele sinnvolle Erweiterungen zum Windows Server 2003
zur Verfügung. In unserem ersten Praxistest haben die schnelle Installation, der durchdachte
Programmaufbau und die einfache Bedienung gefallen. Schade ist, dass beim Load Balancing für
Anwendungssitzungen nur die Sitzungsanzahl und nicht auch die CPU- oder Speicherauslastung als
Grundlage nutzbar ist. Auch ein Clustering ist laut Hersteller möglich.

Info: H+H Software Tel.: 0551/52208-0 Web: www.hh-ndm.com
www.hh-software.com


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+