Netzwerkdokumentation und -Monitoring

Fusion zweier IT-Welten

20. Januar 2022, 7:00 Uhr | Silvia Schwochow, Michael May/wg
IT-Raumstempel in R 215 (Grobplanung) und automatisch platzierte Dosen und Endgeräte in R 214 (Feinlayout).
© GFaI/InfoCABLE

Dem Management kabelgebundener und drahtloser Netze dienen Monitoring-Tools wie Netzwerk- oder IT-Asset-Management-Systeme (NMS, ITAM). Netzwerk-Dokumentationssysteme (NDS) wiederum liefern Informationen zur physischen Netzinfrastruktur und deren Verortung im baulichen Umfeld als maßstabsgerechtes Netzmodell. Sie kommen im Idealfall bereits für die Netzplanung zum Einsatz. Das effiziente Zusammenspiel der Werkzeuge für Planer und Administratoren bringt beiden Seiten einen Mehrwert.

Die Systeme zur Modellierung der physischen Infrastruktur bilden hier den Schwerpunkt, denn die Hardwarebasis stellt auch in Zeiten der Virtualisierung das Fundament jedes Netzwerks dar. Nach wie vor bilden das örtliche Umfeld, die Verteilung der Endknoten und der dort zu erwartende oder bestehende Kommunikationsbedarf die Rahmenbedingungen für das Layout und die Konfiguration des Netzes. Durch die Kopplung von NDS mit Monitoring-Tools oder die Integration von Echtzeitfunktionen zur Netzüberwachung lassen sich Informationen zusammenführen, ergänzen und ortsbezogen übersichtlich darstellen. Diese Kombination bietet Vorteile für die Arbeit von Netzplanern, -errichtern und Netzadministratoren.

NDS-gestützte Planung

Ein NDS unterstützt heutzutage Planungsprozesse bereits in frühen Projektphasen. Als Beispiel kann die NDS-gestützte Layout-Planung für die Gebäudeverkabelung dienen: Der Netzplaner importiert Geschosspläne über eine Standardschnittstelle in das NDS, wo sie als vereinfachtes Gebäudemodell auf einer unveränderlichen Sichtebene der zugeordneten Etage in der korrekten Geschosshöhe erscheinen. Die relevanten Raumbegrenzungen (-polygone), -nutzungsarten und -nummern, optional auch Türen, Durchgänge und Fenster, übernimmt der Planer auf die editierbare Netzmodellebene.

Handelt es sich um ein größeres Gebäude, gruppiert der Planer die Räume etagenweise in Versorgungsbereiche. Er bestimmt per Drag and Drop die Verteilerstandorte für Primär-, Sekundär- und Tertiärverkabelung. Sind Arbeitsplätze nach verschiedenen Ausstattungsrichtlinien umzusetzen (etwa Büro- oder Konstruktionsarbeitsplätze), definiert er passende Parameter für die Endknotenanbindung. Dazu gehören Netzart und Grundtypen für Dosen und Bodentanks, Kabel, Patchkabel, Patchpanels und Aktivkomponenten. Die Auswahl der Grundtypen erfolgt herstellerneutral nach technischen Gesichtspunkten. Ein modernes NDS unterstützt dies mit Hilfe von Regelsätzen, die die Planer definieren und projektübergreifend in einer Wissenssammlung fortschreiben.

Der erste Planungsschritt ist danach abgeschlossen. Das NDS ermittelt jetzt für alle Versorgungsbereiche unter Einbeziehung der Raumgrößen und -nutzungsarten die Anzahl der zu realisierenden Raumanschlüsse und trägt die Mengen- und Typangaben zu den Komponenten automatisch in einem IT-Raumstempel in der Raummitte ein. Im zweiten Schritt zeichnet der Planer die gewünschten Trassenverläufe ein. Die Software testet, ob die Verteilerschränke von allen Räumen unter Einhaltung von Längenrestriktionen erreichbar sind. Ist das der Fall, berechnet das NDS die benötigten Dosen, Switches, Patch-Felder, Patch-Kabel sowie Kabel und deren Länge. So entsteht eine genaue Hochrechnung des Materialbedarfs, was den Planer erheblich entlastet.

Nach Abschluss und Bestätigung der Grobplanung lässt sich die Ausführungsplanung für die feste Verkabelung weiter automatisieren. Die konkrete Typauswahl (Bemusterung), die Feinplatzierung der Dosen in Räumen und der Patchpanels im Schrank erfolgt wieder regelbasiert durch das NDS, der Planer gibt die Layout-Parameter vor. Das Routen und Auflegen der Kabel erfolgt automatisch, gegebenenfalls nach Eingabe von Zwischenknoten und Auswahl der Auflegereihenfolge. Nach wenigen Eingaben ist das Netzmodell für die gesamte Gebäudeverkabelung komplett definiert. In ähnlicher Weise bestimmt der Planer die Endgeräte wie Rechner, Drucker, Telefone/DECT-Basen, Kameras, Sensoren und Aktoren für die zu versorgenden Räume und bestückt per Drag and Drop die Netzwerkschränke mit Aktivkomponenten. Aus der Analyse der Raumstempel leiten sich sprechende Symbole für Einzelkomponenten ab. Sie garantieren die übersichtliche Visualisierung der Planungsergebnisse. Für eine plangetreue Ausführung der Planvorgaben generiert das NDS exakte Arbeitsaufträge, die den ausführenden Firmen als Installationsgrundlage dienen.

Bei Erweiterungsplanungen im Bestand wird die Netzdokumentation für den Live-Betrieb problemlos fortgeschrieben. Konflikte zwischen dem separat geführten Planungsstand und dem sich ändernden Ist-Stand treten so frühzeitig zutage, sodass sich aufwendige Umbauten vor Ort vermeiden lassen. Später kann die Netzadministration je nach Baufortschritt Plandaten einfach in den Ist-Stand übertragen. Bei Einbindung eines NDS in eine bestehende Netzwerkumgebung ist das geschilderte Vorgehen ebenso nutzbar. Hierfür stehen zusätzliche Importmöglichkeiten für Informationen aus Bestandsdokumentationen zur Verfügung.

Ist die Infrastruktur eines Netzes im NDS abgebildet, liefert das System auf Mausklick wertvolle Informationen. Dazu zählen vertikale und horizontale Trassenverläufe, deren interne Struktur (Kabelbahnen, Leerrohre), Belegung, Auslastung (Füllgrad, Brandlasten), Kabel in Trassen, Dosen und Bodentanks sowie Endgeräte in Räumen oder die Bestückung der Netzschränke mit aktiven, passiven und modularen Komponenten. Die zugehörigen Symbole werden zur Laufzeit aus der NDS-Datenbank ausgelesen und ortsgetreu im Gebäudemodell visualisiert. Das NDS verwaltet die Signalwege, die auch alle passiven Verteilerknoten (Patchpanels, Dosen) enthalten. Dies erfolgt exakt bis hin zum einzelnen Port und Adernpaar. Kreise visualisieren die Signalwegbereiche von WLANs.

Wie jedes Informationssystem, so muss man auch ein NDS aktuell halten, um es bestmöglich nutzen zu können. Gerade im Tertiärbereich gibt es viel Veränderung. Netzwerk-Management-Systeme kennen die Konfiguration und den aktuellen Zustand der aktiven Netzknoten und wissen jederzeit, welche Aktiv- und Endgeräteports miteinander verbunden sind. Die Ortsinformation lässt sich im NMS per Hand in ein Textfeld eintragen oder mitunter in einem vereinfachten Lageplan skizzieren. Informationen zu Passivknoten, Kabeln, Trassen und Schrankansichten fehlen aber komplett. Die Kopplung beider Systemwelten mittels APIs ist daher naheliegend. Dabei erfolgt die gegenseitige Identifizierung der Objekte zum Beispiel über Hostname oder MAC-Adresse.

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