Praxistest SolarWinds PerfStack

Grafisches Troubleshooting

16. Januar 2018, 7:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede

SolarWinds will Administratoren helfen, eine der wichtigsten Fragen bei alltäglichen Störungen zu beantworten: Liegt es am Netzwerk, lahmt die Applikation oder ist das darunterliegende Storage-System am Anschlag? Das Orion-Modul PerfStack gibt die Antwort.

Mit einem neuen Ansatz bei der Datenvisualisierung von IT-Überwachungsdaten will SolarWinds die Fehlereingrenzung beim Troubleshooting deutlich vereinfachen. Die Wechselwirkung der verschiedenen Komponenten, Bereiche oder Programme - hier Entities genannt - soll das neue Dashboard PerfStack dem Administrator bequem und augenfällig präsentieren. Welche Datenreihen zu betrachten sind, legt der Benutzer per Drag and Drop fest und zieht beispielsweise die Reihen für Durchsatz, CPU- oder RAM-Auslastung, IOPS, Paketverluste oder spezifische Ereignisse wie "Service down" in das Auswertungsfenster.

PerfStack ist ein Funktionsmodul von SolarWinds? Orion-Plattform. Diese umfasst Network Performance Monitor, NetFlow Traffic Analyzer, Storage Resource Monitor, Virtualization Manager, Web Performance Monitor sowie Server and Application Monitor (SAM). Die Monitorprogramme kann der Administrator separat oder in Kombination betreiben. Für unseren Test nutzten wir SAM als Basis.

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Übersichtlich präsentiert SolarWinds SAM dem Administrator das Ergebnis der Netzwerkuntersuchung.

Schnell installiert

SolarWinds hat die Installationsroutine für die Werkzeuge der Orion-Serie komplett überarbeitet. War früher zunächst ein mehr als 1,5 GByte großer Download erforderlich, übernimmt heute ein kleiner Installationsassistent das gezielte Nachladen benötigter Komponenten. Schon kurz nach der Tool-Auswahl entscheidet der Administrator über die Dimensionierung. Für eine Test- oder PoC-Installation (Proof of Concept) richtet der Installer eine kostenfreie "Microsoft SQL Server Express"-Edition ein. Grundsätzlich arbeiten die Werkzeuge der Orion-Serie mit MS SQL ab der Version 2008. In kleineren Umgebungen verlangt die Software nach 2,5 GHz Quad-Core, 40 GByte Speicherplatz und mindestens 4 GByte RAM. Für die Fernausführung von Kommandos fußt die Software auf PowerShell 2, der Hersteller empfiehlt das .NET Framework 4.5.2.

Die Orion-Lösungen laufen auf Windows ab 2008R2 SP1 mit Ausnahme von Windows Server 2012 R2 Essentials. Evaluierungsinstallationen sind auch unter Windows 7 SP1 oder höher möglich. Ausdrücklich arbeitet die Software auf Windows-Installationen in Englisch, Deutsch, Japanisch oder Chinesisch. Die Software erwartet eine IPv4-Umgebung und funktioniert mit IPv6-Gerätschaften nur im Dual Stack: Die CIDR-Notation für den jüngeren IP-Standard wird noch immer nicht unterstützt.

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Das darzustellende Diagramm legt der Administrator bequem per Drag and Drop fest.

Das Hauptwerkzeug des Administrators ist der Browser, da SolarWinds nahezu alle SAM-Funktionen auf Web-Technik umgestellt hat. In Frage kommen laut Dokumentation Microsoft IE 11 mit Active Scripting, Edge, Firefox 45 oder höher, Chrome 49 oder höher und Apples Safari auf dem iPhone. Während unseres Tests nutzten wir zudem Safari auf einem iMac mit macOS 10.12 (Sierra) ohne erkennbare Inkompatibilitäten. Auch ein aktueller Opera-Browser unter Windows verrichtete seine Dienste ohne Zwischenfälle.

Erst einmal Daten sammeln

Zunächst einmal heißt es: Daten sammeln. Da wir uns für den Test SAM in der Version 6.4, aussuchten, sind typische Applikationen für eine Überwachung Exchange, der IIS oder SQL Server. Die Überwachungsfähigkeiten sind jedoch nicht auf Software aus dem Hause Microsoft beschränkt. Die Liste der vordefinierten Anwendungsüberwachung umfasst Anwendungs-Server wie Apache Tomcat, GlassFish, IBM WebShere, IT-Management-Systeme wie Kiwi SysLog, Cisco Prime (vormals CiscoWorks), Sicherungslösungen wie Veeam, NetBackup oder Backup Exec, aber auch Virtualisierungslösungen wie Citrix XenApp, Microsoft Hyper-V, VMware ESX oder VMware vCenter.

Beim Erstkontakt mit der Web-Konsole dürfte sich der Administrator wundern: Anstelle einer Benutzeranmeldung aus dem Domänenumfeld kann sich der Neubenutzer mit "admin" ohne Kennwort anmelden. Das steht auch gleich auf der Anmeldeseite - komfortabel, aber schlecht für die Sicherheit. Da hilft es auch nichts, dass das Interface den Weg zur Passwortänderung aufzeigt. Die Software sollte den Anwender zur Vergabe eines sicheren Passworts zwingen. Ganz klassisch folgen die Arbeitsschritte zum Durchsuchen des Netzwerks nach überwachbaren Gerätschaften und Programmen. Zur Auswahl stehen IP-Bereiche, Subnetze, einzelne Adressen oder das Active Directory. Praktischerweise bietet das Programm gleich die Begrenzung auf Server an.

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SolarWinds SAM sammelt eine große Anzahl von Messwerten über einen längeren Zeitraum. Dank des einfachen Farbmodells weiß der Administrator schnell, was von Interesse sein könnte.

SAM greift über SNMP, Linux/Unix/Windows-Accounts und ESX/vCenter-Konten zu. Ganz gut gefiel uns die Möglichkeit, die eingegebenen Credentials gleich zu testen. Insbesondere in größeren Umgebungen kann eine solche Suche reichlich Zeit in Anspruch nehmen - und es wäre ärgerlich, nach einer Stunde zu erfahren, dass leider aufgrund eines Tippfehlers kaum Ergebnisse erzielt wurden. Hier und da findet der Administrator komplexere Regulierungsmöglichkeiten, beispielsweise für die Wartezeit beim WMI/SNMP-Wiederholungsintervall oder die Zeitüberschreitung der Erkennung in Minuten. Die Parameter sind gut vorbelegt, in den meisten Fällen dürfte der Administrator die Dialoge mit "Weiter" schnell verlassen.

Auf das Suchergebnis muss der Anwender nicht warten - die Suche führt das Programm auf Wunsch dezent im Hintergrund durch, während der Benutzer sich mit den anderen Dialogen vertraut machen kann. Die Oberfläche ist modern, nicht überfrachtet und insgesamt recht ansprechend. Vom "Denglisch" einmal abgesehen ist sie wirklich gut gemacht - und welcher Administrator hat schon Probleme von "Monitoring Settings" in das "Erkennungseinstellungen"-Fenster zu wechseln?

Die Suche verfeinern

Auf den grundlegenden Scan des Netzwerks, bei dem SAM im Test die Windows Server, vCenter und den Switch ordnungsgemäß identifizierte, folgt das erste Feintuning. Welche Schnittstellen sollen die Orion-Lösungen im Blick behalten, welche Volumes überwachen, welchen Applikationen gilt es näher auf den Zahn zu fühlen? Die "AppInsight Application"-Überwachung ist faktisch eine Client-Komponente, die der Administrator auf das Zielsystem pusht. Am Ende fasst die Importvorschau die ausgewählten Bereiche zusammen. Mitunter muss der Administrator etwas nacharbeiten - wer mit einem rein administrativen Konto versucht, einen Exchange-Server zu überwachen, wird keinen Erfolg haben. Dank der guten Hilfetexte, leider nur auf Englisch, ist es jedoch recht einfach, die passenden Einstellungen vorzunehmen.

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Die Korrelation unterschiedlicher Geräte und Parameter erleichtert die Fehlersuche. Die deutliche Verlangsamung bei der Reaktionsgeschwindigkeit des Switches hat hier nichts mit dem Exchange Server zu tun.

Nach recht kurzer Zeit begann SAM, Standardleistungsdaten wie RAM, virtuellen Arbeitsspeicher, Festplattenauslastung und Ping/Echo-Reaktionszeit zu protokollieren. Detaillierter ans Werk geht die Applikationsüberwachung mit Cache- oder Verbindungsprotokollierung für den IIS sowie Active-User-Zählung oder "Average Calendar Attendant Processing Time" beim Exchange.

Die Software dokumentiert alle Ereignisse und fasst diese in der "Summary"-Übersicht für den aktuellen Tag zusammen. Was gerade in der Umgebung los ist, kann der Administrator auf einer Netzwerkkarte ansprechend darstellen lassen.

Erst jetzt kommt die Neuerung von SolarWinds, die Performance-Analyse, überhaupt zum Vorschein: Unter "My Dashboards" gelangt der Administrator in die neue Übersicht. Nach wenigen Sekunden erscheint ein dreigeteiltes Fenster: Rechts ist die Liste aller Knoten; hier wählt der Administrator die gewünschten Maschinen aus und erweitert diese um die gewünschten Bereiche wie VirtualCenter, Schnittstellen, Volumes oder Applikationen.

Information durch Korrelation

Je nach Auswahl füllt sich der mittlere Fensterbereich nun mit Metriken. Häufig lassen sich diese weiter herunterbrechen, beim Information Store des Exchange-Servers beispielweise in 24 Einzelwerte wie "MaxMemoryUsed" oder "AvgIOReadOperationsPerSec".

Die gewünschten Metriken zieht der Administrator auf die rechte Seite. Bei jedem Drag and Drop besteht die Möglichkeit, die Zahlenreihe in ein bereits vorhandenes Chart einzubinden oder ober- beziehungsweise unterhalb dieser Darstellung eine neue Grafik anzulegen. Um die Skalierung kümmert sich das Programm selbst. Die Farbwahl macht klar, welche Parameter beispielsweise als Prozentwert oder als MByte-Ergebnis zu interpretieren sind. Insgesamt steigt die Spannung, sobald die Ergebnisse verschiedener Geräte zeitlich auf einen Blick erscheinen.

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Mit ein paar Mausklicks legt der Administrator fest, welche Geräte oder Applikationen er in der Analyse seiner Anwendungsumgebung gemeinsam betrachten will.

Schlechte Reaktionszeiten auf einem Windows-File-Server erklärt möglicherweise das überlastete darunterliegende Storage-System, ein Stau beim E-Mail-Versand oder eine kaum noch reagierende Proxy/Internet-Leitung.

Die PerfStack-Auswertungen kann der IT-Verantwortliche mit der Schaltfläche "Save" und der Vergabe eines Namens dauerhaft sichern und bei Bedarf mit "Load" wieder zum Vorschein holen. Die gesicherten Auswertungen bleiben mit der Speicherung zunächst stehen. Klickt der Anwender auf die Angabe des Zeitfensters oberhalb der Grafik, lässt sich der Zeitraum ändern. Nur das Dialogfenster zur Neubestimmung des Zeitraums war im Test seltsam: Es bestand aus zehn kleinen Buchstaben x und zwei Datums- und zwei Zeiteingaben. Nach der Eingabe erscheinen zwei weitere "x" als Schaltflächen. Das linke x ist wohl der "OK"-Button, denn er ändert das Zeitfenster. Hier scheint etwas bei der Lokalisierung schiefgegangen zu sein.

Von dem kleinen Schnitzer abgesehen legt PerfStack die gesammelten Informationen grafisch und zeitlich übereinander und macht es dem Administrator so recht einfach festzustellen, woher eine Veränderung möglicherweise kommt oder womit sie offensichtlich nichts zu tun hat. Das Tool ist somit kein Diagnoseautomat, sondern eher ein Mehrkanal-Visualisierungswerkzeug für den erfahrenen Administrator.

SolarWinds hat mit SAM 6.4 und dem darin enthaltenen PerfStack eine wahrlich überzeugende Monitoring- und Auswertungssoftware im Programm. Die Einrichtung geht schnell, kryptische Scripting-Kommandos sind nicht erforderlich, und insgesamt zeigt sich die Lösung selbsterklärend. An vielen Ecken erfreut sich der Administrator über praktische Hilfestellungen. SAM konnte überzeugen, von wenigen Unzulänglichkeiten wie beispielsweise dem nicht gesetzten Standardpasswort einmal abgesehen. Die Preise für SAM 6.4 beginnen bei rund 2.400 Euro. SolarWinds vertreibt es direkt über die Homepage oder über Wiederverkäufer.

Firmen-Info
Info: SolarWinds
Tel.: 0800/6644677
Web: www.solarwinds.com/de

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