Cloud-Analyst René Büst über Profitbricks

Granulares Public IaaS aus Deutschland

20. Januar 2014, 6:54 Uhr | René Büst, Principal Analyst bei New Age Disruption/wg

Es hat ein wenig Zeit benötigt, bis in Deutschland ein echtes Public IaaS-Angebot (Infrastructure as a Service) auf dem Markt erschienen ist, dass sich gezielt an Unternehmenskunden richtet. Im Jahr 2010 von den ehemaligen 1&1-Vorständen Andreas Gauger und Joachim Weiß gegründet, stellt Profitbricks granulare Infrastrukturressourcen aus Rechenzentren in Deutschland (Karlsruhe) und den USA (Las Vegas) auf einer flexiblen Basis bereit.

Profitbricks unter der Haube
Profitbricks stellt sich als typischer IaaS-Anbieter auf. Über eine grafische Web-Oberfläche lassen sich Server flexibel zu einem Rechenzentrum formen. Komplexe Vernetzungsstrukturen sollen eine echte Isolation des Kundennetzwerks im virtuellen Rechenzentrum sicherstellen. Für Performance sorgt eine vermaschte redundante Vernetzung mit Infiniband, ein hochredundanter Storage inklusive automatischem Backup stellt die Verfügbarkeit der Daten sicher.

Service und Support
Profitbricks verfügt über ein eigenes Security-Team sowie langjährig erfahrene Systemadministratoren, die entweder selbst jahrelang als Administratoren gearbeitet haben oder an der Entwicklung des Systems beteiligt waren. Der Support ist kostenlos und rund um die Uhr verfügbar, selbst wenn man die Plattform nur mit einem Test-Account evaluiert. Gespräche mit Kunden haben gezeigt, dass der 24/7-Support nicht nur versprochen wird: Ein Anruf Samstags nachts um 2:00 Uhr wurde konsequent und zufriedenstellend beantwortet.

Rechenzentren und Standorte
Ein Rechenzentrum beziehungsweise eine Colocation besitzt Profitbricks in Deutschland (Karlsruhe) und in den USA (Las Vegas). Allerdings sind beide Rechenzentren in keiner Weise physisch oder virtuell miteinander verbunden, sodass auf diesem Weg kein Datenaustausch zwischen Deutschland und den USA stattfinden kann. Dieses Sicherheitsdesign führt für Kunden zum Nachteil, dass ein globales Hochverfügbarkeits-Setup nicht gegeben ist.

Infrastruktur und Ressourcen
Bei Profitbricks lassen sich virtuelle Server mit zwischen einem und 48 Cores sowie 1 GByte und 196 GByte RAM sehr flexibel ausstatten. Das Maximum liegt hier derzeit bei 60 Cores und 250 GByte RAM pro Server, was man sich über den Support freischalten lassen kann. Storage gibt es zwischen 1 GByte und 5 TByte. Allerdings kann man diesen immer nur direkt einem Server zuweisen, es gibt somit keinen zentralen Speicher. Um dieses zu realisieren, muss man sich eine eigene zentrale Storage-Appliance bauen und den Speicher darüber verteilen.

Innerhalb eines virtuellen Rechenzentrums stehen – ähnlich den Availability Zones der Amazon Web Services – zwei Zonen zur Verfügung. Damit lassen sich zum Beispiel zwei Server so konfigurieren, dass der eine von den Problemen in der Zone des zweiten Servers nichts mitbekommt.

Es gibt keine zentrale Firewall. Stattdessen lassen sich jeweils alle Netzwerkkarten eines Servers mit eigenen Regeln konfigurieren. Eine zentrale Firewall lässt sich hier zum Beispiel durch den Aufbau einer eigenen Firewall-Appliance realisieren (Linux und IPTables oder eine fertige kommerzielle Firewall als ISO-Image).

Ein Load Balancer steht zwar zur Verfügung, allerdings empfiehlt Profitbricks an dieser Stelle, lieber mittels einer Appliance selbst einen zu bauen, da der Profitbricks-eigene unter anderem über kein Monitoring verfügt.

Weitere eigene Mehrwert-Services bietet Profitbricks nicht an. Dies soll nach eigener Aussage auch nicht passieren. Stattdessen setzt der Anbieter auf ein Partnernetzwerk, das für die Infrastrukturplattform entsprechende Services anbietet.

Besonderheiten

Data Center Designer
Derzeit einzigartig am Markt ist der „Data Center Designer (DCD)”. Anhand dieser grafischen Web-Oberfläche ist ein Benutzer in der Lage, ein komplettes virtuelles Rechenzentrum individuell zusammenzustellen und per Mausklick die Konfiguration zu aktivieren oder beliebig zu ändern – unabhängig davon, ob es sich um Server, Storage, Load Balancer, Firewalls oder die entsprechende Vernetzung handelt.

Ist ein virtuelles RZ fertig aufgebaut, lässt es sich speichern und ausrollen. Zuvor erhält man noch Informationen über einen Check durch das System. Hier wird geprüft, ob alles korrekt konfiguriert wurde – zum Beispiel, ob alle Server auch ein Boot-Laufwerk mit entsprechenden Image haben. Anschließend werden die Gesamtkosten pro Monat für dieses virtuelle Rechenzentrum aufgeschlüsselt.

Live Vertical Scaling
Profitbricks unterstützt das so genannte Live Vertical Scaling. Das bedeutet, dass sich weitere Ressourcen wie CPU und RAM im laufenden Betrieb zu einem virtuellen Server hinzufügen lassen. Der Benutzer muss diese Funktion für jeden Server separat aktivieren und den Server anschließend einmal neu starten.

Allerdings muss das Betriebssystem, die Datenbank, Software und die eigene Applikation dies auch unterstützen. Die Systeme müssen erkennen, dass plötzlich mehr Kerne und RAM zur Verfügung stehen, und diese nutzen – und im umgekehrten Fall damit umgehen können, dass die Ressourcen wieder herunterskalieren.

Public IaaS für den Systemadministrator
Profitbricks richtet sich mit dem Design und der Bedienbarkeit seines IaaS hauptsächlich an Systemadministratoren oder Benutzer, die über wenig bis keine Programmiererfahrung verfügen und daher nicht wissen, wie sie eine skalierbare und verfügbare Cloud-Infrastruktur anhand von APIs programmatisch aufbauen. Dafür ist der Data Center Designer ein ideales Werkzeug. Aus diesem Grund spricht die Profitbricks-Infrastruktur in erster Linie auch keine Entwickler an, die ein Service-Portfolio und eine umfangreiche API und Frameworks benötigen, um für die Infrastruktur zu programmieren.

Außerdem ist die granulare Nutzung der Ressourcen hervorzuheben. Anders als bei den meisten Public-IaaS-Anbietern am Markt, die nur fertige virtuelle Server-Konfigurationen anbieten, werden bei Profitbricks die Server bei Bedarf individuell zusammengestellt.

Profitbricks ist somit für Unternehmen interessant, die Infrastrukturressourcen aus einer Cloud sehr flexibel und granular beziehen möchten und diese ohne die Nutzung von APIs zu einem virtuellen Rechenzentrum zusammenstellen wollen.

Profitbricks richtet sich mit dem Design und der Bedienbarkeit seines IaaS hauptsächlich an Systemadministratoren oder Benutzer, die über wenig bis keine Programmiererfahrung verfügen. Bild: René Büst

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