PDAs im WLAN-Einsatz

Handlich und mobil

1. März 2005, 23:55 Uhr | Peter Meuser/pf Peter Meuser (E-Mail: pmeuser@itlab.de) ist selbstständiger IT-Consultant in München und Mitglied des LANline-Labs.

WLANs befreien zwar vom Kabel, nicht aber auch von der Last eines Notebooks. Mit WLAN-Modulen in und für Handhelds scheint der Wunsch nach einem wirklich tragbaren Datenzugriff in greifbares Format zu kommen. Das LANline-Lab verschaffte sich einen Überblick über aktuelle Plattformen und Lösungen.

Mit zunehmender Verbreitung von Funknetzen in öffentlichen Wartebereichen und Konferenzräumen
wächst auch der Wunsch, diese als schnellen Zugang zum Unternehmensnetz zu nutzen. Neben dem zwar
mobilen, aber meist nur bedingt tragbaren Notebook bietet sich insbesondere ein Handheld als
ständig griffbereiter persönlicher Assistent in den wichtigsten digitalen Fragen an. E-Mails,
Termine und Kontakte lassen sich direkt mit den verbreiteten Messaging- und Groupware-Systemen
Lotus Domino und Microsoft Exchange synchronisieren, und selbst der Serverfernwartung via SSH oder
VNC steht allenfalls ein durch den PDA-Bildschirm beschränktes Blickfeld im Weg. Entsprechend
trumpft die aktuelle Generation von Handhelds mit fest integrierter oder zumindest nachrüstbarer
Funk-LAN-Unterstützung auf. Doch was leisten die WLAN-Module der Winzlinge wirklich? Sind sie mehr
als ein Spielzeug für Technikbegeisterte? Ist das Sicherheitsrisiko für das Unternehmensnetz
tragbar?

Handheld-Auswahl mit WLAN-Support

Um einen praxisnahen Eindruck über die WLAN-Möglichkeiten aktueller Handhelds zu bekommen,
versammelten wir im LANline-Lab ausgewählte Geräte mit unterschiedlicher Ausrichtung. Dell Axim X50
Wireless und Hewlett-Packard Ipaq h2210 (jeweils auf der Basis von Microsoft Pocket-PC) sowie
Palmone Tungsten T5 verfolgen den klassischen PDA-Ansatz und erhalten WLAN-Anschluss entweder über
ein integriertes Modul (Axim X50) oder über eine entsprechende WLAN-Steckkarte (Ipaq h2210 mit
D-Link DCF-660W und Tungsten T5 mit Palmone Wi-Fi-Card).

Bei den Geräten T-Mobile MDA III, HP Ipaq h6340 und Nokia Communicator 9500 handelt es sich
hingegen um PDA-/Handy-Kombigeräte mit integrierten WLAN-Modulen. Zusammen mit der
Bluetooth-Unterstützung, über die alle vorliegenden Geräte verfügen, decken die drei Kombigeräte
bis auf UMTS alle derzeit gängigen Funktechniken in einem erstaunlich kleinen Formfaktor ab.
T-Mobile und Nokia besitzen mit den Vorgängermodellen bereits einige Jahre Erfahrung in der
Integration von GSM-Handy und PDA – WLAN-Unterstützung kommt aber erst mit der aktuellen
Modellgeneration hinzu.

Allen sechs Handhelds ist gemein, dass sie lediglich dem WLAN-Standard 802.11b (11 MBit/s)
entsprechen. Prinzipbedingt ziehen sie daher die Nettodurchsatzrate in 802.11g-Umgebungen (54
MBit/s) im Kompatibilitätsmodus um 50 Prozent und mehr herunter. Derzeit bietet nur die Firma
Linksys mit dem WCF54G einen 802.11g-konformen Adapter im Compact-Flash-(CF-)Format an. Dieser
lässt sich zum Beispiel in unserer PDA-Runde aufgrund eines entsprechenden Steckplatzes mit dem
Ipaq h2210 und dem Axim X50 kombinieren.

Mit dem preisgünstigen WLAN-Adapter von D-Link lassen sich auch ältere Pocket-PCs mit CF-Slot
wie der Ipaq h2210 um WLAN-Fähigkeit erweitern. Obwohl der Treiber für Pocket-PC 2003 seit geraumer
Zeit unverändert nur in einer Betaversion verfügbar ist, traten im Test keinerlei Probleme auf. Der
Prism-basierende Chipsatz arbeitete in unserer Testrunde sogar als einziger mit dem beliebten
WLAN-Scanner "Pocket Warrior" (pocketwar rior.sourceforge.net) zusammen. Allerdings
spendierte Microsoft seinem PDA-Betriebssystem erst ab Windows Mobile 2003 SE (Second Edition)
standardmäßig Unterstützung für sichere WLAN-Verbindungen auf der Basis von WPA (Wi-Fi Protected
Access).

Auch die winzige Palmone Wi-Fi-Card für den SDIO-Slot des Tungsten T5 muss beim
Sicherheitsstandard WPA passen. Fraglich ist jedoch, ob wirklich jemand ernsthaft dieses Gerät mit
dem herstellereigenen Angebot Wi-Fi-fähig machen sollte: Unterstützung finden – den US-Bestimmungen
entsprechend – lediglich WLANs bis zum Funkkanal 11. International anzutreffende Access Points auf
den Kanälen 12 bis 14 lassen sich von dem Palmone-Funker nicht nutzen. Zudem empfiehlt der
Hersteller aufgrund des hohen Stromverbrauchs der Erweiterungskarte bei "kontinuierlicher" Nutzung
gleich ein Ladegerät anzuschließen. Ein kleiner Trost ist immerhin, dass der T5 aufgrund seines
durchgängig als Flash-Speicher ausgelegten Arbeitsspeichers auch bei völligem Stromverlust nichts "
vergisst".

Die übrigen PDAs mit jeweils integriertem Funk-LAN-Modul zeigten sich auch unter WPA
(Pre-Shared-Key sowie EAP/802.1x) sehr kontaktfreudig in unserem Test-WLAN – bestehend aus den
Access Points (APs) Lancom 3550 und Proxim AP-4000 (jeweils 802.11g) sowie dem Microsoft Internet
Authentification Server (IAS) von Windows 2003 Server für die 802.1x-Authentifizierung. Lediglich
Nokias neuer Communicator 9500 verweigerte zunächst gänzlich die Kontaktaufnahme mit dem Lancom-AP.
Lancoms Support ist das eigenwillige Verhalten von Nokias Allrounder, das auch in Verbindung mit
APs anderer Hersteller auftreten soll, bekannt und hilft gerne mit einer angepassten Firmware (ab
Version 4.04) aus.

Die standardmäßig umständlich zu erreichende WLAN-Konfiguration unter Microsofts
PDA-Betriebssystemen erleichtern die PDA-Hersteller mehr oder weniger mit zusätzlichen Utilities.
Das WLAN-Utility zum internen Funkmodul (Texas Instruments) gibt beim Dell Axim X50 Wireless nicht
nur Aufschluss über den aktuell verbundenen Access Point und die verwendete
Authentifizierungsmethode, sondern auch über die erteilte IP-Adresse. Letzteres ist leider nicht
selbstverständlich: Ipaq h6340 und T-Mobile MDA III bleiben diese wichtige Information bei der
Fehleranalyse schuldig. Bei Bedarf sind hier die für den persönlichen Gebrauch kostenlosen
Utilities Vxipconfig und Vxutil von Cambridge Computer (www.cam.com) zu empfehlen. Vxutil bietet
auch oftmals vermisste Standard-TCP/IP-Funktionen wie Ping, Trace und NSLookup. Zu Dells
Lieferumfang gehört übrigens der Odyssey-Client v2.0 von Funk Software, der unter anderem
zusätzliche EAP-Typen (Extensible Authentication Protocol) bei der Authentifizierung gegen einen
Radius-Server unterstützt.

Wer über die Funkzelle hinaus und unabhängig vom eingesetzten Anwendungsprotokoll eine sichere
verschlüsselte Verbindung bis zum Firmennetz benötigt, ist auf eine entsprechende VPN-Unterstützung
(Virtual Private Network) angewiesen. Das Microsoft-Lager orientiert sich bei diesem Thema seit "
Pocket-PC 2003" ganz an dem Angebot von Windows 2000/2003 Server: Die Wahl besteht von Haus aus
zwischen dem als relativ unsicher geltenden PPTP (Point to Point Tunneling Protocol) und dem
mittlerweile auch in der Linux-Welt Fuß fassenden L2TP (Layer 2 Tunneling Protocol). Palmone
spendiert ihrer Wi-Fi-Card mit "Mergic VPN" zumindest eine PPTP-Unterstützung. Nokia bietet im
Lieferumfang – etwas irreführend – unter dem Stichwort VPN lediglich eine proprietäre Lösung.
Darüber hinaus waren zum Zeitpunkt des Tests für den Communicator 9500 keine auf gängigen
VPN-Standards aufbauende Lösungen bekannt.

Fazit: Tragbare WLAN-Anwendungen

Wirft man einen Blick auf das Softwareangebot für die Anwendungsbereiche
Groupware-Synchronisation und Fernwartung, so sind alle drei Handheld-Plattformen (Pocket-PC,
PalmOS und Symbian) bereits mit dem Nötigsten versorgt. Lediglich die Auswahl für den neuen
Communicator 9500 mit seinem Symbian-Betriebssystem ist noch etwas dünn. Für die direkte
Synchronisation mit Domino und Exchange bleibt Onebridge von Extended Systems derzeit die einzige
Wahl, die bei einem Kurztest im LANline-Lab immerhin sofort funktionierte. Die starke
Tastaturbetonung des Communicators, der ohne Touchscreen auskommt, lässt auch verschmerzen, dass
zur Serverfernwartung lediglich SSH zur Verfügung steht. Eine grafisch orientierte Fernwartung via
VNC oder gar Microsofts Terminal Service ist auf den winzigen Bildschirmen der Pocket-PCs ohnehin
nur als Notlösung anzusehen, die allerdings manchem Administrator aus der "Verfügbarkeitsklemme"
helfen kann.

Auch für den Tungsten T5 und sein PalmOS sieht das für den WLAN-Betrieb attraktive
Softwareangebot gar nicht schlecht aus. Die von uns getestete Palmone Wi-Fi-Card jedoch konnte mit
ihren stark limitierten Möglichkeiten insbesondere in Sicherheitsfragen nicht überzeugen und sorgt
damit für Zweifel am sinnvollen WLAN-Einsatz dieses Geräts.

Pocket-PCs glänzen derzeit mit der breitesten WLAN-Unterstützung, die zudem gegenüber PalmOS und
Symbian auch noch einige "Schmankerl" aufzuweisen hat. So ist in den Dateimanager auch der Zugriff
auf Windows-Freigaben mittels SMB (Server Message Block) eingebaut. Die frei verfügbaren
WLAN-Scanner Pocket Warrior und Wififofum (www.aspecto-soft ware.com) helfen dem
Administrator beim Aufspüren unautorisierter Access Points. Mit Skype (www.skype.com) steht
eine erste, wenn auch proprietäre Voice-over-IP-Lösung zur Verfügung, die einen guten Eindruck
vermittelt, wie sich Handhelds via WLAN künftig auch zum Telefonieren nutzen lassen. Im Test konnte
insbesondere T-Mobiles MDA III mit seinem Telefondesign (Anordnung Mikrofon/Lautsprecher und
mitgelieferte Freisprecheinheit) bereits ganz gut in dieser Disziplin überzeugen. Allerdings haben
Sprachqualität und Akkulaufzeit noch einige Entwicklungsschritte vor sich. Für T-Mobiles
Alleskönner ist jüngst mittels Firmware-Upgrade auch die Einsatzmöglichkeit als Blackberry-Client
hinzugekommen.


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