Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2015/16"

Hybride Clouds noch Stückwerk

8. Februar 2016, 7:00 Uhr | Susanne Franke/jos

Unternehmen in Deutschland setzen häufiger als noch vor einem Jahr auf Cloud-Services. Sie sollen in erster Linie ihre Geschäftsprozesse besser unterstützen. Als Grundlage für die digitale Transformation jedoch können hybride Clouds wohl erst in drei bis fünf Jahren dienen, so die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von IDC.

Seit 2009 befragt IDC jedes Jahr deutsche Unternehmen zum Thema Cloud. Die diesjährige Untersuchung bei 274 Organisationen mit mehr als 100 Beschäftigten zeigt, dass immer mehr Unternehmen in Deutschland auf die Cloud zurückgreifen. Gleichzeitig spiegelt das Ergebnis auch den Stand der digitalen Transformation in den Firmen wider. "Die digitale Transformation ist nur auf der Basis von hybriden Cloud-Umgebungen machbar", so Matthias Zacher, Analyst bei IDC. Die Marktforscher bezeichnen diese Grundlage als "dritte Plattform" und zählen dazu mobiles Computing, Cloud-Services, Big Data und Analytics sowie soziale Netze. Mit hybriden Clouds können Unternehmen die verschiedenen Sourcing-Varianten aus unternehmenseigener herkömmlicher IT-Umgebung mit Private, Hosted oder Public Cloud-Services verknüpfen.
 
Zähe IT-Umformung
Doch stehen aktuell Themen rund um die digitale Transformation wie die agile Umsetzung neuer Geschäftsprozesse, mobiles Arbeiten oder die einfache Analyse von Geschäftsdaten nicht auf der Liste der Top-Prioritäten. Ganz oben auf der IT-Agenda deutscher CIOs finden sich nach wie vor die Verbesserung der IT-Sicherheit und die Reduzierung der IT-Kosten. Gerade letzteres Ziel gestaltet sich schwierig, denn aufgrund der Komplexität der Infrastrukturen und der mangelnden IT-Qualifikation der Mitarbeiter dauere der Transformationsprozess zu lang, so der Marktforscher. Angesichts der langwierigen Umformung der eigenen IT nutzen oder implementieren inzwischen rund sechs von zehn Unternehmen Cloud Services. Zusätzlich planen und beschäftigen sich 26 Prozent mit der Thematik. IDC beobachtet hier einen Wandel, denn lange Jahre waren Großunternehmen die Vorreiter bei der Cloud-Nutzung, doch nun hat der Mittelstand deutlich aufgeholt, betont Zacher. Damit seien Cloud Services in den IT-Sourcing-Strategien der meisten Unternehmen fest verankert. Private Cloud-Umgebungen sind mit 57 Prozent laut IDC aktuell die bevorzugte Variante in deutschen Unternehmen. Rund ein Drittel setzt inzwischen auf Hosted Private Clouds, während die Verbreitung von Public Clouds auf 27 Prozent steigt. Werden die Planungen in die Tat umgesetzt, nutzen im Jahr 2017 nahezu drei von vier Unternehmen Hosted Private Clouds und mehr als 60 Prozent Public Clouds, prognostizieren die Marktforscher.
Doch noch ist die hybride Cloud nicht umgesetzt, denn nicht alle Workloads werden in eine Hosted Private oder Public Cloud ausgelagert. Personaldaten (58 Prozent), Kundendaten (51 Prozent), ebenso wie Finanz- und Buchhaltungsdaten (47 Prozent) sowie Forschungs- und Entwicklungsdaten (46 Prozent) bleiben nach Angaben der befragten IT- und Business-Entscheider ausschließlich im eigenen Unternehmen - und so bleibt auch weiterhin die Unternehmens-IT heterogen, bestehend aus der eigenen IT-Umgebung und der Hosted Private sowie Public Cloud. Die Herausforderung wird also darin bestehen, diesen Sourcing-Mix zu einer hybriden Cloud-Umgebung zu verbinden. "Erst wenn dies gelungen ist, können betriebliche Prozesse automatisiert oder Analytics-Szenarien unabhängig von der Sourcing-Variante durchgeführt werden, um damit die digitale Transformation voranzutreiben", kommentiert Zacher.
Den befragten Entscheidern ist aber die Bedeutung von Hybrid Clouds bei der Umsetzung der digitalen Transformation bewusst. Dies zeigt sich darin, dass die Verbreitung von Hybrid Clouds im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel, von 15 auf jetzt 20 Prozent gestiegen ist. Zusätzlich planen 57 Prozent der befragten Unternehmen den Aufbau hybrider Cloud-Umgebungen innerhalb der kommenden 24 Monate. Den größten Bedarf für Hybrid Clouds sehen sie neben der Geschäftsprozessautomatisierung (28 Prozent) bei Big Data Analytics und Kunden-Selfservices zur Verbesserung der Customer Experience (beide 27 Prozent) sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (24 Prozent). Sechs von zehn der befragten Unternehmen verfolgen mit dem Aufbau hybrider IT-Landschaften derzeit das Hauptziel, die Businesserwartungen an eine agile Geschäftsprozessunterstützung umzusetzen. Jedes fünfte Unternehmen will mit Hybrid Clouds mittelfristig vor allem neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle verwirklichen.
 
Herausforderung Cloud-Varianten
Beim Aufbau und Management hybrider IT-Landschaften gilt es immer noch ganz unterschiedliche Herausforderungen zu meistern, die im Vergleich zu 2014 nicht weniger geworden sind. Dabei nennen die Befragten am häufigsten (33 Prozent) die aufwändige Transformation der eigenen, häufig sehr komplexen IT-Umgebung, gefolgt von der damit verbundenen Anpassung der Geschäftsprozesse an die neuen Möglichkeiten. Des Weiteren empfindet ein Drittel der Verantwortlichen die Verknüpfung der unterschiedlichen Cloud-Varianten als Herausforderung. Auch gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen unverändert schwierig.
Security (39 Prozent) und Compliance (36 Prozent) bleiben zwar die größten externen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Aufbau hybrider IT-Landschaften. Die Sicherheitsbedenken werden weniger im Vergleich zum Vorjahr, doch schrecken mehr als ein Drittel der Firmen vor den Compliance-Anforderungen zu den gesetzlichen Regelungen zurück. Wenn sich die Unternehmen jedoch für einen Public-Cloud-Anbieter entscheiden, dann wollen sie auf Nummer sicher gehen und wählen - verständlicherweise - vor allem Anbieter mit deutschem Vertragsrecht (57 Prozent), Rechenzentren auf deutschem Boden (47 Prozent) und End-to-End-Datenverschlüsselung (47 Prozent).
 
Fazit
Die Verknüpfung von Cloud Services mit den unterschiedlichen Sourcing-Varianten und der herkömmlichen IT stellt nun den nächsten logischen Schritt in der IT-Transformation dar. "Die umfangreichen Planungsabsichten und die Zielsetzungen der Unternehmen zeigen, dass Hybrid Clouds ein entscheidender Ansatz sind, um die dynamischen Business-Anforderungen zu erfüllen und die digitale Transformation voranzutreiben", lautet das Fazit von Matthias Zacher.

Die Autorin auf LANline.de: sfranke

Susanne Franke, freie Autorin in München./jos

Digitale Transformation ist nur mit Cloud Computing und Big Data Analytics möglich. Quelle IDC

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