Infrastructure as a Service

IaaS-Vorteile, IaaS-Fallstricke

4. März 2017, 8:00 Uhr | Von Ulf Schitkowsky.

Immer mehr Unternehmen in Deutschland nutzen Cloud-Lösungen. Dabei erfreut sich gerade Infrastructure as a Service (IaaS) großer Beliebtheit, denn der Ansatz bietet den IT-Abteilungen der Unternehmen eine hohe Flexibilität. Allerdings gibt es auch einige Hürden zu beachten, etwa den erforderlichen Aufwand für Planung und Management. Doch mit der entsprechenden Vorbereitung können Unternehmen in vielen Einsatzszenarien von IaaS profitieren.

Gemäß dem Cloud-Monitor 2016 des Bitkom nutzt bereits über die Hälfte der deutschen Unternehmen Cloud-Lösungen, fast jedes fünfte plane dies oder diskutiere es zumindest. Vor allem kleine und mittelständische Firmen haben laut Bitkom im vergangenen Jahr deutlich aufgeholt. Zudem prophezeit der aktuelle Cloud Vendor Benchmark der Experton Group, dass allein der IaaS-Markt in Deutschland von derzeit 600 Millionen Euro bis 2019 auf fast zwei Milliarden Euro ansteigen wird - Infrastruktur als Service-Leistung wird damit allmählich zum Massenmarkt.

Woran liegt diese deutliche Steigerung? Basis dafür ist das zunehmende Vertrauen der Unternehmen in Cloud-Lösungen. So erkennen immer mehr Entscheider, dass externe Angebote oft ein höheres Sicherheitsniveau bieten können als das Rechenzentrum im eigenen Haus. Schließlich kümmern sich bei den Providern meist ausgewiesene Experten rund um die Uhr um die Absicherung. Gleichzeitig gibt es auch bei Performance und Verfügbarkeit angesichts moderner Vernetzungstechnik heute keine Probleme mehr.

Doch die Entscheidung für IaaS fällt letztlich aufgrund konkreter Vorteile, die sich Unternehmen davon versprechen. Dazu gehört insbesondere eine sehr hohe Flexibilität und Skalierbarkeit bis hin zu einer fast grenzenlosen Nutzung von Speicher-, Server- und Netzwerkressourcen. Die dafür nötigen Infrastrukturen können die meisten Unternehmen nicht mit eigenen Mitteln bereitstellen. So wenden sie sich zunehmend an IaaS-Provider, die hohe Kapazitäten zum niedrigen Preis bieten. Wichtig ist dabei vor allem eine schnelle Bereitstellung von Ressourcen. Denn Unternehmen möchten zum Beispiel mehrere TByte an Speicherkapazität auf Knopfdruck nutzen - und nur Gebühren für die tatsächlich eingesetzten Storage-Ressourcen zahlen. Werden diese nicht mehr gebraucht, sollen sie sich genauso schnell wieder abschalten lassen.

Nur für bestimmte Zwecke geeignet

Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich IaaS vor allem für Einsatzgebiete mit stark schwankendem Bedarf an Server-, Speicher- oder Netzwerkkapazitäten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sich der Bedarf schwer vorhersagen lässt. Auch für regelmäßige, aber selten auftretende Spitzenzeiten kann sich IaaS lohnen. Wer dagegen Infrastruktur mit mindestens 80 Prozent Auslastung nutzt, fährt mit In-House-Lösungen oft besser. Ein besonders häufiges Einsatzszenario für IaaS ist die Anwendungsentwicklung. Denn diese erfordert oft eine schnelle, hohe Skalierbarkeit von Infrastrukturen für Testzwecke. So können Entwickler beim Provider zum Beispiel Server-Kapazitäten bestellen und sofort nutzen, ohne mehrere Wochen darauf warten zu müssen.

Besonders deutlich wird dieser Vorteil beispielsweise bei vernetzten Autos. Derzeit werden dafür Mobilitätsdienste entwickelt, doch es lässt sich noch nicht absehen, wie viel Infrastruktur für deren Betrieb erforderlich ist. Entwickler können mithilfe von IaaS aber bereits testen, welche Ressourcen bei wie vielen Anwendern erforderlich sind. Nach der Markteinführung der Anwendungen lassen sich dann die Kapazitäten über IaaS gemäß dem Bedarf schnell anpassen. Die Mobilitätsanbieter sammeln somit Erfahrungen und entscheiden anhand von Nutzungsanalysen, ob sie eigene Infrastrukturen aufbauen.

Frage der Verantwortlichkeit

Die zahlreichen Vorteile von IaaS für diese und ähnliche Einsatzzwecke sollten aber nicht die Sicht auf mögliche Fallstricke vernebeln. Dieser Cloud-Ansatz erhöht zwar die Flexibilität, verursacht aber gleichzeitig einen gewissen Aufwand im Unternehmen. Denn dieses ist für den gesamten Betrieb der Infrastruktur verantwortlich.

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Die Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Cloud-Provider und Kundenunternehmen fällt unterschiedlich aus, je nachdem, um welche Art von Cloud-Service es sich handelt. Bild: Computacenter

Bei der Nutzung von IaaS-Lösungen ist die Aufgabenverteilung genau festgelegt: Der Service-Provider stellt die Infrastruktur inklusive Stromversorgung, Kühlung, Updates und Patches von Hardware und Firmware, Ausfallsicherung sowie Kapazitäts-Management zur Verfügung. Der Kunde muss sich um Betriebssystem und Datenhaltung ebenso kümmern wie um Anwendungen, Sicherheitsaspekte wie Verschlüsselung, Firewall-Konfiguration oder Benutzer- und Rechteverwaltung, aber auch um die Einhaltung von Datenschutz- und anderen Compliance-Vorgaben. Unternehmen sollten diesen Aufwand bereits bei der Entscheidung für oder gegen IaaS beachten. Doch obwohl diese Aufgaben weiterhin von der eigenen IT-Abteilung zu leisten sind, spart das Unternehmen mit IaaS die Kosten für Hardwareeinkauf, Installation und Wartung.

Anbieterwahl

Der nächste Schritt besteht in der Wahl des richtigen Providers. Die verschiedenen IaaS-Angebote ähneln sich bei den Basistechniken recht stark, in Bezug auf die Zusatzdienste unterscheiden sie sich aber teils deutlich. Dazu zählen etwa Entwicklungs-Services und -Tools, Datenbanken, Big-Data-Analysen oder die Anbindung an soziale Netzwerke etwa zum Zweck der Identity Federation (Anmeldung an Applikationen mit dem Social-Media-Login). Diese vorkonfigurierten Services sollten Unternehmen mit ihrem Bedarf abgleichen. Doch je mehr Dienste sie einsetzen, desto schwieriger kann ein späterer Wechsel zu einem anderen Anbieter ausfallen. Denn die Zusatz-Services eines Providers sind meist nicht mit denen anderer Anbieter kompatibel. Wer lediglich reine IaaS-Basistechnik nutzt, hat bei einem Provider-Wechsel dagegen nur selten Probleme.

Wichtig ist auch die Frage der Größe eines Anbieters. Schwergewichte wie Amazon Web Services (AWS), IBM oder Microsoft bieten fast unbegrenzte, weltweit verteilte Kapazitäten. Zudem lassen sich ihre standardisierten Dienste meist relativ intuitiv nutzen. Jedoch sind individuelle Abwandlungen der Lösungen oder Geschäftsbedingungen nur schwer oder gar nicht möglich.

Wer eine persönliche Betreuung und große Bereitschaft für Anpassungen erwartet, sollte daher einen kleineren, lokalen Anbieter wählen. Doch dieser kann meist keine hundertprozentige Zukunftssicherheit gewährleisten, sodass umso mehr auf eine Exit-Strategie zu achten ist. Natürlich lassen sich auch mehrere IaaS-Anbieter nutzen, um das Beste aus unterschiedlichen Diensten zu erhalten. Aber dann ist die Kompatibilität der Lösungen und des Managements eingehend zu prüfen. Denn Cloud ist nicht gleich Cloud.

Effizientes Multi-Cloud-Management

Eine praktische Möglichkeit zur Verwaltung verschiedener IaaS-Dienste bieten Multi-Cloud-Management-Plattformen. Hier stellt insbesondere die Containertechnik eine vielversprechende Basis für die Entwicklung solcher Plattformen dar. Anfangs galt Docker dabei als Quasi-Standardlösung, aber inzwischen gibt es auch offene Lösungen, die bei immer mehr Unternehmen zum Einsatz kommen.

Der zunehmende Wettbewerb zwischen den verschiedenen Containeransätzen führt dazu, dass sie immer einfacher zu nutzen sind und immer mehr Cloud-Lösungen umfassen. Damit wird die Frage, von welchen Anbietern die IaaS-Dienste stammen, an Bedeutung verlieren. Stattdessen steht zunehmend im Vordergrund, wie Unternehmen die Container optimal verwalten. Entsprechend steigt mit diesem Trend auch die Bedeutung des Plattform- und Cloud-Managements. Die Kombination von Management-Lösungen und Containertechnik mit offenen Cloud-Infrastrukturen führt zu einer weiteren Entwicklung: In Zukunft spielt es eine immer unbedeutendere Rolle, an welchem Ort sich die Systeme befinden. Denn mithilfe entsprechender Abstraktionsschichten stehen alle Ressourcen in beliebigen Kombinationen als Dienst zur Verfügung.

Mit diesem Wandel in der Bereitstellung und Nutzung von Infrastrukturen verändern sich aber auch die internen Prozesse sowie die externen Angebote von Unternehmen. Daher müssen sie auch ihre Verantwortungs- und Prozessmodelle grundlegend überarbeiten. Die Unternehmens-IT wandelt sich somit von einem Lösungsanbieter zum Diensteanbieter.

Ulf Schitkowsky ist Solution Manager Dynamic Datacenter bei Computacenter ().

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