Interview mit Oliver Bendig, Matrix42

Knallhart SaaS-first

9. November 2021, 12:00 Uhr |
© Wolfgang Traub

Für Matrix42 als Hersteller von Remote-Work- und IT-Management-Software hatte die beschleunigte Umstellung auf mobiles Arbeiten zur Pandemiezeit – wie für so viele IT-Anbieter – nicht nur schlechte Seiten. Auch bei dem Frankfurter Softwarehaus selbst arbeitet man hybrid, also nach Wunsch im Büro oder von zu Hause aus. LANline sprach deshalb mit Matrix42-Chef Oliver Bendig über Remote-Work-Sicherheit, die Transformation der Arbeit und die dafür nötige Vertrauenskultur.

LANline: Herr Bendig, mobiles Arbeiten und Home-Office sind ja längst nichts Neues mehr, lediglich die Umstellung auf verteiltes Arbeiten erfolgte zu Beginn der Pandemie in vielen Unternehmen offenbar recht überhastet, was man so hörte. Bedeutet das, dass die aktuelle Welle der digitalen Angriffe auf Unternehmen vermeidbar gewesen wäre, oder birgt verteiltes Arbeiten einfach unvermeidbare Zusatzrisiken?

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„Ich rate allen Unternehmen, bei der digitalen Transformation des Arbeitens knallhart auf eine SaaS-first-Strategie zu setzen“, sagt Matrix42-CEO Oliver Bendig.
„Ich rate allen Unternehmen, bei der digitalen Transformation des Arbeitens knallhart auf eine SaaS-first-Strategie zu setzen“, sagt Matrix42-CEO Oliver Bendig.
© Matrix42

Oliver Bendig: Je mehr verteilte Infrastruktur ein Unternehmen betreibt, desto mehr Angriffsvektoren gibt es. Diejenigen Unternehmen, die über Jahre hinweg nicht genug in IT-Sicherheit investiert haben, hat die Umstellung auf Home-Offices wegen der Pandemie deshalb hart getroffen. Die Angriffe haben stark zugenommen und sind – gerade in der Finanzindustrie – teils auch sehr ausgefeilt, fast schon wie in einem James-Bond-Film. Aber viele Angriffe wären mit Maßnahmen der Zero-Trust-Zugriffssicherheit zu verhindern gewesen.

LANline: Wie gut hat sich der Zero-Trust-Gedanke denn im Mittelstand bereits durchsetzen können?
Oliver Bendig: Für viele mittelständische Unternehmen ist der veraltete Ansatz der Perimetersicherheit leider immer noch ein Thema.

LANline: An welcher Stelle zum Beispiel hat der erwähnte Zeitdruck der Remote-Work-Umstellung die Angriffsfläche denn tatsächlich vergrößert?
Oliver Bendig: Manch ein Unternehmen war zu Beginn der Lockdowns mangels Verfügbarkeit mobiler Endgeräte gezwungen, im Home-Office „Bring Your Own“ zu erlauben – ohne aber von IT-Administrationsseite auf „Bring Your Own“ vorbereitet zu sein.

LANline: Die Pandemiezeit hat gezeigt: Remote Work – oder zumindest hybrides Arbeiten – ist auch in der Breite machbar. Wie sollten Unternehmen vorgehen, die diese Situation nun als Anlass für die digitale Transformation ihrer Arbeitsumgebungen nutzen wollen?
Oliver Bendig: Ich rate allen Unternehmen, bei der digitalen Transformation des Arbeitens knallhart auf eine SaaS-first-Strategie zu setzen. Der erste Schritt zur digitalen Transformation der Arbeitsplätze besteht in Asset Forensics, also darin, eine „Landkarte“ der IT-Infrastruktur aufzubauen. Auf dieser Basis kann man wie bei einem Carve-out einzelne Prozesse in die Cloud verlagern. Die Bereitstellung sollte dabei möglichst per Self-Service erfolgen. Der zweite Schritt ist die Absicherung der Cloud-basierten Prozesse, der dritte die Kostenoptimierung.

LANline: Von Fachleuten hört man immer wieder, dass die Transformation zu Hybrid Work auch einen Wandel in der Unternehmenskultur erfordert: weg vom Präsenz- und Kontrolldenken, hin zu mehr Vertrauen in die Produktivität der Belegschaft. Wie kann dieser Wandel gelingen, und wie vermeiden Vorgesetzte dabei den gefürchteten Kontrollverlust?
Oliver Bendig: Der Wandel von der Präsenz- zur Vertrauenskultur muss an der Spitze beginnen. Wir leben diese Vertrauenskultur bereits, niemand muss bei uns vom Büro aus arbeiten. Aber es gibt eine interssante Dynamik: Wenn ich jetzt wieder häufiger in unserer Frankfurter Zentrale arbeite, kommen auch wieder mehr Kolleginnen und Kollegen ins Büro. Der Wandel zu Hybrid Work ist also ein Leadership-Thema – das muss vorgelebt werden. Es geht darum, deutlich zu machen: Arbeit ist kein Ort mehr, und auch keine bestimmte Zeit. Wichtig dabei: Wir messen nach Output, nicht nach Input.

LANline: Wo lagen in der Pandemiezeit für Sie die größten Herausforderungen der Remote-Arbeitswelt?
Oliver Bendig: In der Pandemie haben wir eine Hürde bemerkt: Wir haben viele neue Leute eingestellt, und wenn man immer nur remote arbeitet, dann ist es eine Herausforderung, neue Beschäftigte an die Kultur und Identität des Unternehmens zu binden.

LANline: Abschlussfrage: Welche Rolle werden im Zeitalter der Digital Workspaces Ihre Büroräumlichkeiten für Sie künftig spielen?
Oliver Bendig: Wir haben unser Office umgebaut, um Raum zu schaffen für Begegnungen. Es geht bei unserem neuen Office-Design ausschließlich um Co-Working und Kreativräume.

LANline: Herr Bendig, vielen Dank für das Gespräch.


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