Multi-Cloud-Management

Konsistenz über Wolken hinweg

29. Oktober 2018, 7:00 Uhr | Matthias Pfützner

Die Multi-Cloud liegt im Trend: Immer mehr Unternehmen nutzen unterschiedliche Cloud-Plattformen und -Services parallel. Zu den zentralen Herausforderungen gehören dabei die Portabilität von Workloads und die Komplexität der Verwaltung. Die Lösung lautet: Nutzung der Containertechnik für bessere Portabilität von Workloads und Einsatz einer Cloud-Management-Plattform, die die integrative Verwaltung heterogener Architekturen unterstützt.

Die Cloud-Entwicklung schreitet dynamisch fort. Viele Unternehmen nutzen Hybrid Clouds, betreiben also ihre IT-Infrastruktur teils in einer Private Cloud und teils in der Public Cloud. Der neueste Trend heißt aber Multi-Cloud. Zwischen Hybrid und Multi-Cloud gibt es grundlegende Unterschiede: Eine Hybrid Cloud besteht aus mehreren Clouds unterschiedlicher Typen - Private und Public Cloud. Eine Multi-Cloud hingegen besteht aus mindestens zwei Clouds des gleichen Typs; sie kann aus mehreren Private Clouds oder mehreren Public Clouds bestehen. Und natürlich gibt es auch Mischformen, das heißt, die beiden Cloud-Ansätze schließen einander nicht aus, sondern lassen sich miteinander kombinieren. Viele Unternehmen setzen in der Tat auf solche Modelle.

Multi-Cloud-Modelle rücken vor allem ins Blickfeld, weil Unternehmen Best-of-Breed-Ansätze präferieren. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass selbst große Public-Cloud-Anbieter kaum alle konkreten Unternehmensanforderungen zu 100 Prozent abdecken können: Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud Platform stellen unterschiedliche Angebote und Dienste bereit, wollen sie sich doch darüber differenzieren. Eine "Alles aus einer Hand"-Lösung ist in der Regel unrealistisch. Zudem würde die Entscheidung für einen einzigen Cloud-Anbieter zwangsläufig zu einer starken Abhängigkeit führen, die die Unternehmen vermeiden wollen.

Multi-Cloud-Herausforderungen

Der Einsatz mehrerer Cloud-Plattformen bringt aber per se Schwierigkeiten mit sich, da diese durch unterschiedliche Technologien, Schnittstellen und Prozesse gekennzeichnet und damit untereinander nicht voll kompatibel sind. Die Umsetzung und sinnvolle Nutzung eines Multi-Cloud-Modells sind folglich keine einfachen Aufgaben, insbesondere im Hinblick auf die Themen Portabilität von Workloads und konsistentes Management.

Wenn Anwender eine Multi-Cloud-Umgebung nutzen wollen, benötigen sie dazu eine Abstraktionsebene, die die individuellen Gegebenheiten einzelner Public Clouds erschließt. Diese Abstraktionsebene ist gerade beim Verschieben von Applikationen und Workloads von entscheidender Bedeutung. Eine ideale technische Basis dafür sind Linux-Container, die eine komfortable und effiziente Möglichkeit für die schnelle Entwicklung und Bereitstellung neuer Applikationen bieten. Containertechnik ist in kurzer Zeit ein sicherer und zuverlässiger Weg geworden, um Applikationen über unterschiedliche IT-Umgebungen hinweg zu bewegen - etwa von vorhandenen Rechenzentren in die Public Cloud und umgekehrt.

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Wichtig sind einheitliche, konsistente Verwaltungsfunktionen, die unabhängig von der genutzten Virtualisierungs- und Cloud-Infrastruktur zum Einsatz kommen können. Bild: Red Hat

Containertechniken paketieren und isolieren Apps zusammen mit der gesamten Laufzeitumgebung. Die Container sind damit schnell betriebsbereit und einfacher zu portieren als herkömmliche Anwendungen, da sie die komplette Applikationsumgebung enthalten. Für Anwender bedeutet das: Sie können containerisierte Apps unter Beibehaltung der gesamten Funktionalität zwischen unterschiedlichen Cloud-Infrastrukturplattformen verschieben. Sie müssen nicht mehr darauf achten, dass ihre Workloads die proprietären Beschränkungen einzelner Public Clouds unterstützen, sondern können Public-Cloud-Provider flexibel nach Kriterien wie Verfügbarkeit, Storage-Funktionen oder Kosteneffizienz auswählen.

Einschränkend ist allerdings auch zu konstatieren, dass Container noch nicht universell portabel sind. Container lassen sich nicht unabhängig betreiben, sondern nur in Abhängigkeit vom Host-Betriebssystem-Kernel und den verbundenen Services für Rechenleistung, Netzwerk und Speicher. Um eine vollständige Portabilität über Hardware, Hypervisoren, Private Clouds und Public Clouds hinweg gewährleisten zu können, muss eine integrierte Plattform für die Applikationsbereitstellung vorhanden sein, die auf offenen Standards basiert und eine konsistente Ausführung in unterschiedlichen Umgebungen bietet. Es muss somit Industriestandards für Image-Format, Runtime und Distribution geben, um universelle Portabilität sicherzustellen. Diese Notwendigkeit haben Anbieter und relevante Communities erkannt, die Gruppen für die Definition und Weiterentwicklung dieser Standards gebildet haben. Beispiele sind die Open Container Initiative und die Cloud Native Computing Foundation.

Container als prinzipiell geeignete technische Basis für das Verschieben von Workloads sind aber nur ein relevanter Aspekt bei der Multi-Cloud-Nutzung. Noch wichtiger ist das Thema Verwaltung, da Multi-Cloud-Umgebungen in Sachen Governance und Compliance, Ressourcen-Management, Kapazitätsplanung und Sicherheit enorm komplex sind. Nutzen Unternehmen für jede Plattform eigene Tools, sind die damit verbundenen Schwierigkeiten im Handling für IT-Abteilungen offensichtlich. Erforderlich ist somit der Einsatz von Cloud-Management-Plattformen (CMPs), die Verwaltungsfunktionen für heterogene Private-, Public-, Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen bieten.

Kernelemente einer Cloud-Management-Plattform

Laut Gartner ist CMP ein stark wachsender, allerdings auch extrem fragmentierter Markt mit über 20 aktiven Anbietern; die Marktforscher erwarten aber eine Marktkonsolidierung [1].

Bei der Entscheidung für eine CMP-Lösung hat ein Unternehmen somit heute die Qual der Wahl. Eine Orientierungshilfe bietet Gartners Definition der fünf essenziellen Funktionen einer CMP-Lösung:

  • Service-Request-Management,
  • Provisioning, Orchestrierung und Automation,
  • Governance und Policy,
  • Monitoring und Metering sowie
  • Multi-Cloud-Brokering.

Vor allem die ersten drei Punkte besitzen hohe Relevanz. So muss eine CMP-Lösung Self-Service-Portale und -Funktionen beinhalten, zum Beispiel für rollenbasierte Zugriffe auf IT-Service-Kataloge und die automatische Provisionierung. Das Service-Request-Management dient laut Gartner vor allem dazu, unterschiedliche Anwenderanforderungen auf Unternehmensseite abzudecken. So benötigen zum Beispiel Verantwortliche für Infrastruktur und Betrieb oft ein klar definiertes Service-Set, das über einen Service-Katalog bereitsteht und die Provisionierung von Standard-IaaS-Ressourcen ermöglicht. Für Entwickler wichtig sind hingegen Flexibilität und eine Service-Schnittstelle, die auf die Nutzung einer umfassenden Palette von Public-Cloud-Services ausgerichtet ist.

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Self-Service-Portale mit automatisierter Bereitstellung und Richtliniendurchsetzung helfen, die Einführung von Cloud-Services zu beschleunigen. Bild: Red Hat

Von zentraler Bedeutung ist auch der Aspekt Automatisierung. Bestandteil einer CMP-Lösung sollte eine leistungsfähige Automationsplattform sein, die die Komplexität in Multi-Cloud-Umgebungen entscheidend reduzieren kann. Nicht zuletzt muss die Multi-Cloud-Management-Plattform die Definition, Anwendung und Überwachung von Unternehmensrichtlinien für Compliance und Governance unterstützen - und zwar mit einer automatischen Durchsetzung von Richtlinien. Richtlinien gewährleisten, dass alle verwalteten Ressourcen in Einklang mit operativen und rechtlichen Anforderungen stehen. Bei Richtlinienverletzungen sollte die CMP-Lösung automatische Warnmeldungen generieren oder Fehlerbehebungen anstoßen.

Zukunftssichere CMP-Lösungen müssen zudem folgende Grundvoraussetzungen erfüllen:

  • Integration in vorhandene Enterprise-Management-Systeme und -Prozesse,
  • Kapazitäts-, Ressourcen- und Performance-Management,
  • Konfigurations- und Change-Management im Hinblick auf Applikationen, Middleware und Infrastruktursoftware sowie
  • Identitäts-Management mit konsistenter Zugriffskontrolle auf die Infrastruktur.

Neue Herausforderungen

Auch wenn die Vorteile der Multi-Cloud auf der Hand liegen, darf man eines nicht übersehen: Die Nutzung einer Multi-Cloud-Architektur ist immer mit technischen und administrativen Herausforderungen verbunden. Zum einen sollte ein Unternehmen auch bei solchen Modellen die Bindung an einen einzelnen Hersteller vermeiden und beim Wechsel von Anbieter zu Anbieter oder zwischen Private und Public Cloud flexibel bleiben; hier bietet sich der Einsatz der Containertechnik an. Zum anderen erfordert der Multi-Cloud-Weg auch die Nutzung einer CMP-Lösung. Nur dies gewährleistet eine einheitliche, effiziente Verwaltung heterogener Umgebungen. Überdies bietet eine moderne CMP-Applikation weitreichende Vorteile: von der schnelleren Service-Bereitstellung über die verbesserte betriebliche Transparenz und Kontrolle bis hin zur Wahrung von Compliance und Governance.

Quellen
[1] Gartner: "Market Trends: Multicloud Usage Will Drive Cloud Management Platform Growth", 17. Oktober 2017.

Matthias Pfützner ist Senior Solution Architect, Account & Cloud DA(CH) bei Red Hat, www.redhat.com.


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