Testserie CLM, Teil 3: Deskcenter

Lizenzen im Blick

4. März 2016, 7:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede/wg

73 Prozent aller IT-Manager, so eine Studie des Marktforschungshauses King Research, sind nicht für eine Lizenzprüfung durch Softwarehersteller gewappnet. Gemeinhin reicht eine CMDB (Configuration Management Database) zum Nachweis der Lizenz-Compliance nicht aus. Deshalb gibt es Spezialprogramme, die in der Client- und Server-Infrastruktur nach aktiven Programmen fahnden. Mitunter sind solche Tools Bestandteil einer Client-Management-Lösung, etwa bei der von LANline getesteten Deskcenter Management Suite.

Im Vergleich zu vielen anderen CLM-Lösungen (Client-Lifecycle-Management) ist die Deskcenter Management Suite ein noch recht junges Produkt am Markt. Dennoch umfasst das Leistungsspektrum der Software alle typischen Aufgabenfelder von IT-Administratoren. Neben den reinen Anforderungen des System-Managements mit OS-Deployment, Softwareverteilung, Patch- oder Energie-Management bietet das Programm des Leipziger Herstellers auch einen integrierten User Helpdesk.
Die Mehrzahl der in der Suite zusammengefassten Komponenten sind Eigenentwicklungen ohne eingekaufte Zusätze, von der VNC-Fernwartungslösung und dem Asset-Lizenzkatalog "DNA" einmal abgesehen. Installiert wird die Suite auf einem typischen Windows Server mit SQL Server. Die Leistungsanforderungen ergeben sich aus der Umgebungsgröße. Mit der neuen Version 10.2.7.2 erlaubt die Suite die gezielte Verteilung verschiedener Worker-Prozess-Systeme auf die Server per Mausklick.
Wir nutzten eine Teststellung mit einer größeren Datenmenge für das Lizenz-Management auf einem virtualisierten Windows Server 2012 R2 mit vier zugewiesenen virtuellen CPUs und gerade einmal vier GByte RAM. Wir spielten im Vorfeld dennoch die Installationsschritte exemplarisch durch, um uns einen Eindruck von der Qualität des Einrichtungsvorgangs zu machen. Dieser richtet in nur wenigen Schritten ohne besondere Anforderungen das Programm komplett ein. Findet der Installer keinen SQL Server, so aktiviert er eine kostenfreie Express-Edition.
Die Programmoberfläche von Deskcenter orientiert sich an den aktuellen Microsoft-Office-Editionen mit Ribbon-Menü. Menü- und Untermenüstruktur ist für den Anwender auf den ersten Blick erkennbar. Alle wichtigen Befehle findet der Systemverwalter im stets rechts positionierten Aktionsmenü oder im Kontextmenü. Ein kontextsensitives, digitales Handbuch steht ihm über die F1-Taste zur Verfügung. Der Schwerpunkt unserer Betrachtung liegt auf dem Lizenz-Management, daher erhielten wir vom Hersteller eine gut gefüllte Datenbank mit Echtdaten aus der Praxis. Neben diesen bereits gesammelten Daten wollten wir eigene Inventar- und Software-Informationen in die Datenbank einbringen.
 
Datensammlung
Für die Inventardatensammlung bietet Deskcenter verschiedene Wege. Das "One-Step Inventory" ist ein Offline-Inventarisierungsmodul, das der Anwender oder Administrator von einem USB-Stick aus startet. Es sammelt auch ohne Verbindung zur Datenbank Inventardaten. Neben Inventardaten zur Hardwareausstattung über WMI arbeitet die Software mit einem angepassten Dateiscan, der bekannte Applikationen über die Existenz von Dateien identifiziert. Auf welche Ordner sich die Software stürzt, legt der Administrator in den so genannten "Inventory-Gruppen" in den Stammdaten fest. Die Integration des Scanners in ein Anmeldeskript wäre denkbar, sinnvollerweise nutzen Administratoren jedoch den richtigen Windows-Client zur Datensammlung. Die knapp 60 MByte kleine Agentenkomponente liefert in regelmäßigen Abständen Informationen an den Server und bietet sich in Bezug auf das Lizenz-Management insbesondere zur Sammlung der Programmnutzung an. Der Agent ist gleichzeitig die Grundlage für die Softwareverteilung bei Deskcenter.
Die ermittelten technischen Daten wie CPU-Typ, Festplattenausbau oder eingesetzte Speicherbausteine fasst die Software für den schnellen Blick in einer kompakten Übersicht zusammen. Diese ist für die Aufgabenstellungen im Support auf das Wichtigste begrenzt. Unter "Systemdetails" geht es dann für den Administrator vom Hundertsten ins Tausendste bis hin zu gesetzten Systemvariablen.
Kaum ein Administrator kann von sich behaupten, die verschiedenen Lizenzgepflogenheiten der Hersteller umfassend zu überblicken. Abhängig vom Lizenzvertrag können Anbieter Zweit- und Mehrfachnutzungsrechte gewähren oder Upgrade- und Downgrade-Rechte einschließen. Nicht zuletzt erschweren zum Beispiel Bindungsfristen das Einhalten der Lizenzbestimmungen im Tagesgeschäft.
 
Auf dem Weg zum Lizenz-Management
Die Software-Erkennung wird bereits durch die Inventarisierung mit Deskcenter vorgenommen - nicht nur auf WMI-Basis, auch der Dateiscan erweitert die Programmübersicht. Für Systeme die sich nicht inventarisieren lassen, bietet die Software die manuelle Eingabe von Daten. Je nach Lizenzmetrik kommen später unterschiedliche Merkmale des Servers oder Client-Rechners zur Betrachtung. Das Feld Prozessortyp ist beispielsweise im Datenbank-Server-Bereich für die Lizenzmodelle von IBM, Oracle oder Microsoft von Interesse.
Nun besteht die Kunst darin, die ausgelesenen Informationen mit den Lizenzbedingungen des Herstellers und den Bestandsinformationen in Einklang zu bringen. Mit viel Mühe und manuellem Aufwand könnte der Administrator dies aus den reinen Inventardaten angehen - was in klar strukturierten oder überschaubaren Umgebungen durchaus möglich ist. Die Mehrzahl der Deskcenter-Kunden haben jedoch mehr als 250 Workstations zu verwalten, da ist eine zentrale Normalisierungs- und Lizenzdatenbank im Tagesgeschäft sinnvoller und einfacher.
 
Spezialdatenbank für die Softwareerkennung
Das "Software Asset DNA Modul" ermöglicht ein Lizenz-Management mittels einer Spezialdatenbank zur Softwareerkennung mit über 100.000 Produkteinträgen. Diese Datenbank enthält die Übersicht der Softwareprodukte mit wichtigen Details zu Aspekten wie:
Ist die Software lizenzpflichtig?
Um was für eine Software handelt es sich?
Welche Lizenzarten stehen zur Verfügung?
Wer ist der Hersteller?
Welche Upgrade-Pfade und -Rechte gibt es?
Wird eine Software beispielsweise für die Softwareverteilung neu paketiert oder gibt der Hersteller ein Hotfix oder Update heraus, so ändern sich Programmmerkmale. Diese gleicht die DNA-Datenbank aus, braucht dafür jedoch eine regelmäßige Verbindung zum Hersteller. Der "DNA Update Service" aktualisiert die Daten des Herstellers in einem vom Administrator definierten Stundentakt. Bis beispielsweise eine neue Version eines Adobe Acrobat Readers in der Version 2015.010.xxx in der Datenbank zur Verfügung steht, können somit ein bis zwei Tage vergehen.
Ein aktivierbares "Application Metering" erlaubt dem Administrator zudem, die tatsächliche Nutzung zu ermitteln und erleichtert so die korrekte Lizenzierung im Terminal-Server-, Virtual-Desktop- und VM-Umfeld. Beim Metering achtete Deskcenter darauf, die Datenmenge tunlichst gering zu halten. Eine exakte Auflistung, wann Kollege Mayer nur Freecell gespielt hat, statt sich in SAP aufzuhalten, bietet das Programm nicht - zur Freude der Arbeitnehmervertretungen.
Im Test entdeckte die Software sowohl die aktuell laufenden Programme per Metering als auch die installierten Programme auf dem Test-Client. Wir installierten die Software auf dem Windows-7-Testrechner bewusst manuell, ohne die Paketierung von Deskcenter zu nutzen. Der Agent musste die Programme also von Hand identifizieren. Eine exotische "Legacy"-Application diente als Praxisbeispiel für eine in die Jahre gekommene Branchenlösung: Word Perfect 6.1 von Corel wurde nach Anpassung der Suchpfade auch vom Dateiscanner gefunden und entsprechend im Lizenz-Management aufgeführt.
Die Schwierigkeit bestand darin, dass sich die Software nicht in den Katalog der installierten Windows-Programme einfügt, was für Deskcenter jedoch nicht zum Stolperstein wurde. Da es sich bei dem Uraltprogramm jedoch um eine 16-Bit-Applikation handelt, die das x86-Windows über den WOWEXEC-Layer darstellt, konnte das Metering keine Daten gewinnen. Mitunter dürften Administratoren noch immer auf ältere Branchenprogramme stoßen, teilweise selbst programmiert, die auf 16-Bit Technik aufsetzen. Hinsichtlich des Lizenz-Meterings dürften diese Programme jedoch kaum mehr von Interesse sein.
 
Reporting, Übersicht und Funktionalität
Die gesammelten Daten stellt Deskcenter Management Studio in verschiedenen Ansichten dar. Äußerst praktisch ist die tabellarische Auflistung "Alle Lizenzen". Über farbliche Kugeln signalisiert das Programm dem Administrator, wie es um die Lizenzierung steht: Grün steht für in Ordnung, blau für eine empfohlene Prüfung und rot für einen Lizenzverstoß. Wurden zum Beispiel von den 100 erworbenen SAP-Lizenzen bereits 105 zugewiesen, so ist das ein genereller Verstoß, auch wenn die Software nur 85 genutzte Lizenzen in der Datenmenge entdecken konnte.
Die Übersicht kann der IT-Verantwortliche über verschiedene Filter reduzieren, beispielsweise nur auf einen Hersteller. Je nachdem, wie weit die Produktpflege im Lizenz-Management geht, erscheint auf Mausklick auch ein eingescannter Vertrag mit den Lizenzdaten oder der Rechnung. Um ein korrektes Abbild der Lizenzierung zu bieten, verfügt die Software über eine Funktion namens "Beschränkung". Üblicherweise haben neue Lizenzen zunächst keine Beschränkung - jedoch kann der Administrator diese mit wenigen Mausklicks einrichten, zum Beispiel wenn eine Software nur in einem bestimmten Rechenzentrum genutzt werden darf.
 
Fazit
Deskcenter stellt sich der Herausforderung des Lizenz-Managements, ohne den IT-Verantwortlichen gleich mit dem Moloch der Lizenzregularien zu erdrücken. Der Administrator kann sich aus zwei Richtungen dem Thema widmen - aus der technischen Überwachung kommend oder aus dem kaufmännischen Vertragswerk. Aus beiderlei Richtungen macht die Software einen überaus guten Eindruck. Ausgereift, modern, flexibel und dennoch übersichtlich: Deskcenter ist in jedem Fall einen Blick wert. Das SAM-Paket-Bundle besteht aus alle notwendigen Komponenten: Basis, Fernwartung, Scripting, Application Metering, Softwareerkennung, Softwarekatalog und Dokumentenablage. Preislich liegt es bei 41,65 Euro pro Gerät mit einem Jahr Wartung und Updates.
Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede
Info: Deskcenter SolutionsTel.: 0341/3929600Web: www.deskcenter.com/de-de

Die Texte in den Dialogfenstern sind verständlich geschrieben, das erspart den Blick in die Dokumentation.

Eine praktische Liste: Ist ein Eintrag rot markiert, passt etwas nicht in der Lizenzierung.

Die Deskcenter Management Suite gibt dem Administrator gleich drei Dashboards zur schnellen Übersicht - hier die Darstellung, welche Verträge und Lizenzen bald auslaufen.

Beim Scan verlässt sich die Software nicht nur auf die Ergebnisse, die das Client-Betriebssystem erfasst: Über Suchpfade kann der Administrator nach weiteren Programmen suchen.

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