Wyse baut Device-Management stark aus

Mehr Intelligenz ins Netzwerk bringen

10. April 2005, 22:55 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Der Thin-Client-Marktführer Wyse will sein Angebot für das Gerätemanagement nachhaltig erweitern: Die Managementlösung Rapport soll zusammen mit vollständig zentral steuerbaren Clients mehr Intelligenz von Endgeräten ins Netzwerk verlagern. Wyse zielt damit auf den Unternehmens- und den Consumer-Bereich.

Im Januar stellte Wyse offiziell seine neue Thin-Client-(TC-)Generation mit AMD
Geode-GX-Prozessor vor: den kleinen, am LCD montierbaren Winterm S30 mit Windows CE 5.0 sowie die
Linux-Geräte Winterm 5150 und S50 (siehe "Thin-Client-Markt glänzt durch Vielfalt" in LANline
01/2005, S. 30). Die beiden Linux-TCs sind als "Stateless Devices" konzipiert: Sie kommen ohne
Flash-Speicher aus, sind vollständig zentral verwaltbar und beziehen Applikationen und
Einstellungen von einem zentralen Managementserver. Dieser Ansatz erinnert an den Ultra Thin Client
Sun Ray von Sun Microsystems. Laut Curt Schwebke, Vice President und Chief Technology Officer bei
Wyse, geht Wyse aber mit Bandbreiten schonender um als Sun. Ein Vorteil beider Ansätze: Defekte
Geräte sind problemlos austauschbar. Wyse nennt dies nun "Network-centric Computing". Auch hier
lässt Sun schön grüßen – mit seinem alten Slogan "Das Netzwerk ist der Computer".

Stateless Devices zentral steuern

Dieses zentrale Management von Stateless Devices bildet heute den Dreh- und Angelpunkt von Wyses
Unternehmensstrategie. Laut Curt Schwebke will der TC-Markführer Komplexität von Endgeräten
abziehen: "Die Endgeräte müssen einfacher werden, das Netzwerk intelligenter." Dazu will Wyse das
Stateless-Device-Management im Lauf der zweiten Jahreshälfte durch noch zu entwickelnde Agents auf
seine gesamte Produktlinie ausdehnen und die hauseigene Verwaltungslösung Rapport kräftig
aufbohren.

Rapport, aktuell in Version 4.4, dient unterschiedlichen Aspekten der Geräteverwaltung: der
Betriebssystem- und Softwareverteilung, dem Asset-Management (Hardware- und
Softwareinventarisierung), der System- und Applikationskonfiguration sowie der Gerätediagnostik und
-fernsteuerung. Laut Hersteller bewältigt Rapport bis zu 100.000 Endgeräte. Die größte Installation
sei eine Einzelhandelskette mit 70.000 Endgeräten, teils in Niederlassungen ohne IT-Personal. Neben
den hauseigenen Clients verwaltet Rapport auch einige Geräte des Konkurrenten Neoware mit. Auf
Einzelprojektbasis hat das Tool aber laut Schwebke schon ein weit größeres Maß an Flexibilität
bewiesen: Manche Unternehmen managen mit Rapport neben TCs auch PDAs, Kassen und sogar
Zapfsäulen.

Im Herbst will Wyse mit Rapport 5.0 eine deutlich erweiterte, weitläufig einsetzbare
Managementplattform vorstellen. Sie soll sich via Webservices auch in Managementsuiten wie IBM
Tivoli, CA Unicenter, HP Openview und Microsoft SMS integrieren lassen. Für die flexible Einbindung
von Clients soll es ein Software Development Kit geben, die Kommunikation mit dem Rapport-Server
wird ebenfalls über Webservices laufen. Wyse verschwieg, ob es auch für Clients anderer Hersteller
ab Werk Agenten geben wird. Rapport 5.0 soll eine Million Endgeräte steuern können und damit deren
Hochverfügbarkeit sichern.

Allein schon die Verfügbarkeit einer herstellerübergreifenden Managementlösung wäre ein großer
Fortschritt für den proprietär geprägten TC-Markt. Wyse denkt jedoch über sein Stammgeschäft bei
Unternehmen hinaus: In der zweiten Jahreshälfte soll mit der P-Serie eine Familie leistungs- und
grafikstarker TCs mit eingebettetem Media-Player auf den Markt kommen. Hier könnte Rapport neben
Applikationen und Nutzerprofilen auch Inhalte verteilen: Denkbar wäre, dass Service-Provider ihren
Kunden TCs mit Port für ein fernsehtaugliches Display zur Verfügung stellen und mittels Rapport
Video-on-Demand-Angebote verwirklichen. Wyse zielt also auf eine eigene
Application-Delivery-Plattform. Der Anbieter befindet sich laut Schwebke bereits in Gesprächen mit
Carriern.

Als führender TC-Hersteller – weltweit lag Wyses Marktanteil im dritten Quartal 2004 laut IDC
bei 37 Prozent – hat Wyse sicher das Potenzial, mit großen Carriern ins Geschäft zu kommen.
Zunächst aber steht enorme Entwicklungsarbeit bei Rapport und den TC-Agents an. Dazu will das
Unternehmen seinen Entwicklerstamm von 90 auf 150 erweitern und an vier Standorten – in San José
(Kalifornien), China, Indien und Prag – parallel entwickeln.


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