Interview mit Honoré LaBourdette, Red Hat

Meshed Clouds als fehlendes Puzzleteil

17. März 2023, 7:00 Uhr | Anna Molder
„Durch die Agilität von Meshed Clouds entsteht ein großes Innovationspotenzial in der physischen, digitalen und virtuellen Welt“, erklärt Honoré LaBourdette, Vice President, Telco, Media & Entertainment bei Red Hat.
© Red Hat

Red Hat argumentiert, dass Unternehmen über traditionelle, zentralisierte Netzwerkarchitekturen hinausdenken müssen, um eine sichere und interoperable Edge-to-Edge-Kommunikation über verschiedene öffentliche und private Clouds hinweg zu ermöglichen. Dazu war LANline im Gespräch mit Honoré LaBourdette, Vice President, Telco, Media & Entertainment bei Red Hat.

LANline: Warum ist ein Umdenken bei Unternehmen in Bezug auf die verwendete Netzwerkarchitektur nötig?

Honoré LaBourdette: Ein Großteil des Edge Computing wird derzeit mit unterschiedlichen Architekturen und Standards betrieben. Das schränkt die Edge-to-Edge-Interaktion ein, verkleinert die möglichen Anwendungsfelder und damit die Unternehmensprofitabilität. Eine dynamische und nicht-hierarchische Verbindung von Meshed Clouds ist das fehlende Teil des Puzzles: Sie geht über die traditionelle zentralisierte Netzwerkarchitektur hinaus und bietet multidirektionale Konnektivität. Das ist eine wichtige Eigenschaft bei der Implementation von Metaverse-Technologien wie IoT, Robotik oder Augmented Reality.

LANline: Können Sie bitte das Konzept beschreiben, das hinter Meshed Clouds steckt?

Honoré LaBourdette: Hinter Meshed Clouds steckt das Konzept einer Netzwerk-Architektur, die eine sichere und interoperable Edge-to-Edge-Kommunikation zwischen Cloud-Systemen ermöglicht. Diese können direkt, dynamisch und nicht-hierarchisch kommunizieren, Daten austauschen und interagieren. Um Meshed Clouds flächendeckend bereitstellen zu können, müssen die Ökosysteme jedoch deutlich offener gestaltet werden, mit enger Integration und gemeinsamen Standards und Zielen. Der Mehrwert dieses Aufwands liegt im enormen Wachstumspotenzial, den dieser Technologiemarkt in den nächsten Jahren zeigen wird. Bis 2025 wird er einen Wert von 34 Milliarden Dollar erreichen und könnte damit einen ebenso großen kommerziellen Einfluss haben wie die Cloud oder die Mobiltelefonie.

LANline: Inwiefern können Unternehmen von dieser Architektur profitieren? Was sind die Vorteile?

Honoré LaBourdette: Indem wir die Grenzen von Edge-Cloud-Silos überwinden und zu einer Architektur übergehen, in der Edge-Geräte miteinander kommunizieren, ohne auf eine zentrale Cloud angewiesen zu sein, können wir Innovationen in der physischen, digitalen und virtuellen Welt freisetzen. Das Motto „develop once, deploy anywhere“ beschreibt die Vorteile eines Mesh sehr gut. Zentralisierte Hub-and-Spoke-Netzwerke lassen sich überwinden. Im Mesh ist jede Cloud der Edge – und das über alle Netzwerkformen hinweg, von Clouds und Edge über 5G bis 6G. Dadurch lassen sich neue Touchpoints und Erlebnisse in der Customer Journey erzeugen.

LANline: Können Sie dahingehend ein paar konkrete Beispiele skizzieren?

Honoré LaBourdette: Gerade im industriellen Bereich entstehen schnell beeindruckende Effekte, wenn mehrere Datensätze in Echtzeit verarbeitet werden können. Aber auch im gesellschaftlichen Umfeld lassen sich viele Prozesse und Herausforderungen des Alltags verbessern. Autonom fahrende Kraftfahrzeuge können beispielsweise über Mesh-Netze miteinander kommunizieren und Verkehrs- und Straßeninformationen abrufen, ohne auf eine zentrale Cloud angewiesen zu sein. Auch Rettungsdienste können kritische Situationen besser bewältigen, wenn sie lokale Daten und Cloud-Informationen erfolgreich und schnell miteinander verknüpfen können.

LANline: Was ist beim Meshed-Cloud-Aufbau zu beachten? Gibt es Voraussetzungen, die Unternehmen mitbringen sollten?

Honoré LaBourdette: Meshed Clouds setzen sich aus vier Technologien zusammen. Das ist erstens eine stark verteilte Infrastruktur, die überall verfügbar ist und ausreichend Rechenleistung und Speicherplatz zur Verfügung stellt. Zweitens eine Cloud-Plattform, die über offene und sichere Schnittstellen verfügt und vom Deployment bis zur Verwaltung einheitliche Standards aufweist. Hybrid-Cloud-Plattformen sind hierfür übrigens besonders gut geeignet. Drittens eine allgegenwärtige Konnektivität, worunter man sich eine Internetverbindung ohne die Beschränkungen herkömmlicher Netzwerkkonstrukte vorstellen kann. Viertens eine autonome Anwendungs- und Service-Orchestrierung, die komplexe Infrastrukturnetzwerke und die einzelnen Konnektivitätsschichten miteinander verbindet.

LANline: Frau LaBourdette, vielen Dank für die Einblicke.

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