Mobile App Testing

Mobilität erfordert neue Testmethoden

18. März 2014, 7:00 Uhr | Thomas Gronbach, Director Marketing Europe bei Keynote Systems. Rainer Greissl, Sales Manager bei Dakoserv, www.dakoserv.de. /wg

In der Industrie findet ein Wechsel von traditionellen hin zu automatisierten Testapplikationen statt. Unternehmen setzen diese neuen Testverfahren in zunehmendem Maße ein, um die Qualität mobiler Apps für ihre Mitarbeiter und Kunden zu sichern und sich im Wettbewerb zu behaupten.

Mit der rasch zunehmenden Entwicklung von statisch auf dem PC laufenden Applikationen hin zu Apps auf mobilen Geräten ändern sich auch die Anforderungen an Tests und Testumgebungen. Hinzu kommt eine schwer überschaubare und stetig steigende Anzahl von mobilen Geräten sowie von Plattformen, auf denen diese Applikationen einwandfrei laufen sollen.
Nicht nur der Handel mit seinen Online-Shops muss auf die ständige und unbeeinträchtigte Verfügbarkeit seiner Websites achten. Es ist es auch für Großunternehmen aus Industrie oder Finanzdienstleistung inzwischen ein Wettbewerbsfaktor, sich über qualitativ hochwertige Applikationen von der Konkurrenz abzusetzen. Es geht dabei nicht zuletzt um Markenschutz - nichts ist schlimmer für den Ruf und die eigenen Qualitätsansprüche als ein "Forced Close", wie ihn jeder Smartphone-Benutzer schon erfahren hat. Deshalb hält das Thema "Mobile" und damit automatisch auch "Mobile Testing"in großen Unternehmen Einzug. Die "Spaß-Apps" der Anfänge haben sich zu ausgewachsenen Business-Applikationen gemausert, die qualitativ ganz anders getestet sein wollen. Dreijährige Betazyklen gehören der Vergangenheit an: Prozessänderungen sowie Anpassungen der Geschäftsmodelle sind erforderlich. Wie neue, innovative Prozesse auch zusätzlichen Umsatz generieren können, zeigt ein eindrucksvolles Beispiel: Rechtzeitig zur Haupt-Skisaison geht die Telekom in Zusammenarbeit mit der HDI-Versicherung mit Surenow an den Start. Die Smartphone-App ermöglicht noch auf dem Weg ins Skigebiet das Buchen einer Kurzzeitversicherung, die Schäden an Gesundheit und Ausrüstung sowie Diebstahl abdeckt.
 
Performance Testing per Geräte-Emulation
Intelligente Softwarelösungen bieten heute interaktives Testen der Web-Performance über Geräte-Emulation. Derart automatisierte Tests sind bis zu dreimal schneller als manuelle und lassen sich außerdem beliebig oft wiederholen. Die mobilen Webseiten werden bei diesem Testverfahren mit einem Webkit-Browser - inzwischen Standard für die neueste Generation der Smartphone-Browser - getestet. Die Tools liefern außerdem gerätespezifische Leistungsempfehlungen gemäß dem W3C-Standard zur Verbesserung der Bedienbarkeit.
Testskripts zeichnen dabei jeden Navigationsschritt auf. Diese Skripts lassen sich auf anderen Profilen wieder abspielen, sodass man auf breiter Ebene eine Vielzahl von Tablets und Smartphones unter gleichen Bedingungen testen kann. Die Unternehmen gewinnen so wertvolle Daten, die der Optimierung und damit Qualitätssteigerung dienen können. Ein Nebeneffekt: Die Tests sind konsistent.
Solche Werkzeuge ermöglichen außerdem eine Analyse, wie gut eine Web-Seite für ein bestimmtes Gerät geeignet ist. Für jede getestete Seite erstellt das Tool eine Liste von gerätespezifischen Empfehlungen zusammen, auch dies hat Einfluss auf die Qualität. Sie basiert in der Regel auf bewährten, von der Standardisierungsorganisation W3C entwickelten Methoden und anderen anerkannten Standards. Mit den resultierenden Charts lassen sich die Content-Elemente und ihre mögliche Wirkung auf Performance und Benutzer analysieren und vergleichen.
 
Mobile Testing mit integrierter Hardware
Beim Testen mit echter Client-Hardware geht es - über bloße Performance-Tests hinaus - darum, nicht erst nach Fertigstellung, sondern bereits während der Entwicklung der Applikationen verschiedenste Testumgebungen zur Verfügung zu haben, um zusätzlich zur Performance auch Funktionalität und Sicherheit zu testen. Hier bieten sich Testautomatisierungs- und Monitoring-Lösungen an, die die Qualität mobiler Apps und Web-Seiten deutlich verbessern können, um sie schneller und günstiger auf den Markt zu bringen.
Der Clou an solchen weitergehenden Lösungen ist, dass das Tool den Test eben nicht nur simuliert, sondern echte Endgeräte ohne "Jailbreak" nutzt, sodass die Erfahrungswerte zu 100 Prozent der Realität entsprechen. Es fließen Best Practices aus eigenen Erfahrungen der Entwickler ein - auch mit dem Gedanken, anderen Entwicklern die geschäftlichen Ideen und Ansätze hinter der Applikation auf einfache Weise zu vermitteln.
Automation hilft auch hier, schnell Testskripts zu erstellen und Benutzerinteraktionen auf mobilen Geräten zu erfassen, um sie verifizieren und nachstellen zu können. Dies bietet die Annehmlichkeit und Leistung einer Testautomatisierung und fängt außerdem genau die Live-Interaktionen ein, die nötig sind, um verlässliche und nachvollziehbare Ergebnisse zu erzielen. Diese Art des Testens ermöglicht sozusagen als Nebeneffekt ein detailliertes Monitoring, weil die einzelnen Schritte nachvollziehbar bleiben. Ausführliche Reporting-Funktionalität identifiziert dabei Probleme und Fehler, sodass sich diese früh beheben lassen.
Gegenüber einer klassischen lokalen Installation bietet dabei eine Cloud-basierte Architektur eine Reihe von Vorteilen. Zum einen erübrigt sich der turnusmäßige Kauf jeglicher mobilen Geräte. Der Zugang dazu funktioniert vom eigenen Computer aus über WLAN. Zum anderen ermöglicht ein Fernzugriff gerade in großen, global agierenden Unternehmen, bei denen auch die Entwicklungsabteilungen über die Kontinente verteilt sind, die gemeinsame Nutzung der Tools und das Arbeiten an denselben Projekten. Die zentrale Steuerung übernimmt dabei der Hersteller.
 
Kriterien für App-Testing-Werkzeuge
Wichtig bei einer App-Testing-Lösung ist, dass sie alle gängigen Betriebssysteme - Android, IOS, Blackberry, Windows Phone 7, Web OS etc. - unterstützt und eine höchstmögliche Anzahl verschiedener Geräte im Portfolio hat. So ist ein Test über mehrere Geräte hinweg möglich und man kann Interaktionen zwischen einzelnen Geräten unter die Lupe nehmen. Die Tests umfassen dabei alle mobilen Apps oder Web-Seiten, ob HTML5, Streaming oder Multimedia, denn wie schon beim automatisierten Testen mit einer Emulationssoftware läuft auch hier ein einziges Skript über alle Geräte.
Benutzerfreundliche Interfaces ermöglichen verschlagwortete Test-Skripte, die von Geschäftsprozessen und -anforderungen gespeist werden. Eine mehrstufige Scripting-Technik lässt leicht zu schreibende und die Geräte erkennende Skripte zu, die über mehrere Geräte hinweg einsetzbar sind. Dies vereinfacht die Pflege und Portierung.
Sogar mechanisches Schütteln und Drehen des Gerätes lässt sich so testen. Dazu bewegen Motoren, die ebenfalls aus der Ferne zu steuern sind, Teile von Smartphones. Andere Tests beziehen sich auf Batterieausfall oder das Laden der App aus einem Store und ihre anschließende Installation. Solche Testlösungen sollten nicht nur echte Client-Hardware verwenden, sondern sich auch in bestehende Application-Lifecycle-Management-Tools von HP, Worksoft für SAP und IBM integrieren lassen.
Letztlich entscheidet die Qualität der Applikation über die Zufriedenheit der Benutzer, die bei fehlerhafter Software erfahrungsgemäß nachtragend reagieren. Beide Verfahren, automatisierte Tests über Geräte-Emulation oder mittels echter Hardware, testen zu überschaubaren Kosten und bringen Apps deutlich schneller zur Marktreife. Doch nur häufiges und frühes funktionelles Testen mit echter Client-Hardware kann die spätere Performance überprüfen und steigern, um höchste Qualität zu gewährleisten.

Tests von Apps anhand vieler verschiedener Gerätetypen helfen, enttäuschte App-Benutzer zu vermeiden. Bild: Keynote/Dakoserv

Cloud-basierte Testlösungen erlauben geräteübergreifende Tests von Mobile-Browser-optimierten Web-Seiten. Bild: Keynote/Dakoserv

App-Testing-Lösungen, die echte mobile Endgeräte verwenden, ergeben realitätsnähere Tests als reine Emulationslösungen. Bild: Keynote/Dakoserv

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