Praxistest Microsoft WMS 2011 und Ncomputing

Multi-User-Lösung für den kleinen Geldbeutel

13. Oktober 2011, 6:00 Uhr | Eric Tierling/wg

Von Ncomputing und Microsoft stammt eine preisgünstige Terminal-Server-Lösung für kleinere IT-Umgebungen, bei der sich bis zu 20 Stationen die Ressourcen eines handelsüblichen Desktop-Computers teilen können. LANline testete das Zusammenspiel von Microsofts Windows Multipoint Server (WMS) 2011 mit Ncomputings Ultra-Thin Client L300.PCs moderner Bauart sind meist unterfordert und weisen über weite Strecken eine Auslastung aus, die sich oft lediglich im einstelligen Prozentbereich bewegt: In herkömmlichen Computern stecken enorme Leistungspotenziale, die die regulären Anforderungen eines einzelnen Anwenders häufig um ein Vielfaches übersteigen. Da selbst ein handelsüblicher PC heutzutage genügend Leistung mitbringt, um mehrere Aufgaben gleichzeitig adäquat abzuarbeiten, können sich mehrere Anwender leicht die Ressourcen eines einzelnen Computers teilen.

Ncomputing: Zugangsgeräte und Software

Der kalifornische Hersteller Ncomputing hat aus Hard- und Software bestehende UTC-Lösungen (Ultra-Thin Client, sehr schlanker Thin Client) im Programm, die neben Windows Server auch Client-Betriebssysteme wie Windows 7 um preiswerte Multi-User-Fähigkeiten erweitern. Microsoft wiederum hat inzwischen eine eigene Windows-Server-Variante auf dem Markt, die speziell auf das Multi-User-Computing abzielt. Aus der Kombination dieser sich ergänzenden Angebote von Ncomputing und Microsoft resultiert eine interessante Terminal-Server-Lösung, die sich für kleinere IT-Umgebungen eignet.

Die UTC-Hardware von Ncomputing besteht aus kleinen Zugriffsgeräten in der Größe von Videokassetten oder gar von CD-Hüllen, die Anschlüsse für Bildschirm, Tastatur und Maus beherbergen. Bewegliche Teile wie Lüfter weisen die Geräte nicht aus. Daher sind die lautlos operierenden Devices nicht anfällig für mechanische Defekte, sondern arbeiten wartungsfrei. Verbindung zu einem geeigneten Multi-User-PC nehmen die mit Embedded-Betriebssystem versehenen Ncomputing-Kästchen auf unterschiedlichen Wegen auf - je nach Modell via Twisted-Pair, USB 2.0 oder 10/100-MBit/s-Ethernet. Abhängig von der Baureihe begnügen sich die Zugriffsgeräte dabei mit einem Stromverbrauch, der zwischen einem und fünf Watt liegt. Möglich macht dies ein von Ncomputing entwickeltes, hochintegriertes SoC (System-on-a-Chip) namens "Numo". Dieses basiert auf einem ARM 926EJ-S Dual-Core-Prozessor und ist mit H.264-Videodecoder, Speicher sowie Anschlüssen für Bildschirm, USB 2.0 und Ethernet ausgestattet.

Als Gegenstück zu seinen Zugriffsgeräten hat der Hersteller die Software Vspace geschaffen, die auf dem gewünschten Multi-User-PC zu installieren ist. Abgesehen von einem Tool zur Systemkonfiguration spielt der Anwender mit dieser Installation auch das von Ncomputing kreierte UXP (User Extension Protocol) auf, über das bis zu 30 Zugriffsgeräte mit dem zentralen Computer kommunizieren können. Andere Remoting-Protokolle wie beispielsweise das in den Windows-Betriebssystemen serienmäßig enthaltene RDP (Remote Desktop Protocol) unterstützt Ncomputing nicht.

Microsoft Windows Multipoint Server

Im Februar des Jahres 2010 fand mit Windows Multipoint Server (WMS) 2010 die Markteinführung einer neuartigen Windows-Server-Variante statt, die als Terminal-Server für bis zu elf Benutzerstationen agiert. Die erste WMS-Generation zielte im Wesentlichen auf das kostengünstige Shared Resource Computing in Bildungseinrichtungen ab. Dazu wurden die Tastaturen und Mäuse der Benutzerstationen über USB 2.0 an einen Computer mit WMS 2010 angeschlossen. Die Bildschirme der Benutzerstationen waren entweder direkt mit den im WMS-Computer installierten Grafikkarten zu verbinden, sofern diese mehrere Videoausgänge besaßen, oder über USB-Grafikkarten-Lösungen à la Displaylink.

Bei der seit wenigen Monaten erhältlichen zweiten Generation "Windows Multipoint Server 2011" hat Microsoft diese Limitation aufgehoben: Zusätzlich zu direkt über USB angeschlossenen Benutzerstationen erlaubt WMS 2011 die Anbindung von Arbeitsplätzen über ein lokales Netzwerk (Ethernet, WLAN, Powerline etc.). Der Datenaustausch zwischen WMS 2011 und den Netzwerkstationen erfolgt über das Microsoft-eigene Remote Desktop Protocol. Dadurch lassen sich alle Stationen, die RDP entweder von Haus aus oder durch entsprechende Zusatzsoftware beherrschen, für Terminal-Sitzungen mit einem zentralen WMS-Computer verwenden. Generell hat Microsoft den Produktfokus erweitert: WMS 2011 empfiehlt der Hersteller nun sowohl für Bildungseinrichtungen als auch für allgemeine Schulungszwecke sowie für kleine Unternehmen. Folgerichtig gestattet die Premium-Edition den Betrieb von bis zu 20 Benutzerstationen gleichzeitig sowie den Domänenbeitritt zur zentralen Verwaltung mittels Active Directory. WMS 2011 Standard hingegen unterstützt maximal zehn Stationen und keinen Domänenbeitritt.

Gemeinsame Sache

Die Zusammenarbeit zwischen Ncomputing und Microsoft bietet eine interessante Perspektive, um beide Lösungen sinnvoll zu kombinieren. Auf diese Weise lassen sich UTC-Geräte wie der L300 direkt als Benutzerstationen für Windows Multipoint Server nutzen. Über UXP angebundene Zugriffsgeräte integrieren sich dabei genauso wie RDP- und USB-Stationen einheitlich in die Verwaltungskonsole von WMS 2011, was eine nahtlose Administration aller Benutzerstationen erlaubt.

Die Installation aller Komponenten ist leicht durchzuführen. Zunächst ist ein physischer oder virtueller PC erforderlich, auf dem Windows Multipoint Server 2011 Standard oder Premium als Betriebssystem eingerichtet ist. Idealerweise sollten auf diesem Computer die aktuellen WMS-Patches eingespielt sein, um zum Beispiel Probleme bei der Auflistung aktiver Benutzerstationen zu beheben. Anfang August 2011 hat Microsoft das so genannte Update Rollup 1 (UR1) für WMS 2011 veröffentlicht, das eine Reihe grundlegenden Patches enthält. Details dazu finden sich im Microsoft-Knowledge-Base-Artikel 255519.

Dann muss der Anwender das zum jeweiligen Zugriffsgerät passende Vspace-Installationspaket für WMS 2011 von der Ncomputing-Website herunterladen. Im Test benutzten wir das Modell L300 sowie die Softwareversion 6.1.3.10. Nach der Installation dieser etwa 82 MByte kleinen Software ist der WMS-Rechner neu zu starten. Last, but not least ist die Registrierung der Vspace-Software durchzuführen, wofür Ncomputing dem Anwender 30 Tage Zeit lässt.

WMS-Integration nahtlos, aber nicht durchgängig

Weitere Vorbereitungen zur Verwendung der Kombilösung sind nicht erforderlich. Bereits jetzt lässt sich das Ncomputing-Gerät als Benutzerstation für Microsofts Multipoint Server nutzen. Ein paar Sekunden nach dem Einschalten unserer L300-Teststation zeigte diese unseren zentralen WMS-Computer an. Auf das Anklicken der Connect-Schaltfläche hin erfolgte kurze Zeit später die Anzeige des Windows-Logon-Bildschirms. Nach der Eingabe von Benutzernamen und Kennwort verlief die Anmeldung wie bei einem lokalen PC. Dem Benutzer präsentiert sich daraufhin ein regulärer Terminal-Server-Desktop, dessen Outfit zwar keine Aero-Transparenzen, ansonsten aber eine große optische Ähnlichkeit zum Windows-7-Desktop aufweist. Die auf den Stationen zu verwendenden Benutzerkonten sind entweder in der Active-Directory-Domäne, der der WMS-Computer angehört, oder aber in der lokalen Datenbank des WMS-Computers zu definieren. Letzteres lässt sich bequem über die Verwaltungskonsole von WMS 2011 erledigen, bei deren Optik sich Microsoft an den Konsolen von Windows-SBS und -Homeserver orientiert.

Lokale USB-Stationen sowie per Netzwerk angeschlossene RDP-Devices listet die WMS-Konsole Seite an Seite mit den Ncomputing-Geräten auf. Für einen Administrator macht es somit keinen Unterschied, um welche Art von Benutzerstation es sich handelt, was das Handling vereinfacht. Auch bei der Desktop-Verwaltung profitieren die Ncomputing-Geräte von der nahtlosen Integration in die WMS-Konsole. Beispielsweise lassen sich auf den Benutzerstationen Anwendungen mit wenigen Mausklicks starten und beenden oder Filter für Web-Adressen definieren, damit Benutzer bestimmte Seiten im Internet nicht ansteuern.

Erweiterung der WMS-Konsole

Ncomputing erweitert die WMS-Konsole um eine Schaltfläche. Über diese lässt sich das hauseigene Tool zur Vspace-Systemkonfiguration starten. Zur vollständigen Integration dieses Konfigurations-Tools in die WMS-Konsole hat sich Ncomputing aber leider nicht durchgerungen, sodass die Integration an dieser Stelle aufgetrennt wird.

Über die Vspace Management Console nimmt der Administrator systemnahe Einstellungen für die Ncomputing-Geräte vor. Dazu gehört die Auflistung der vorhandenen Ultra-Thin Clients mitsamt IP-Adressen sowie den Namen der dort gerade angemeldeten Benutzer. Angenehm ist zudem die Möglichkeit zur zentralen Konfiguration. Im Rahmen dessen lassen sich die bevorzugte Bildschirmauflösung eines UTCs festlegen, ein Kennwort zum Schutz vor unberechtigten lokalen Änderungen am Gerät definieren oder ein automatisches Firmware-Update bei jedem Anschalten aktivieren.

In der Praxis hinterlassen die Ncomputing-Geräte beim Zusammenspiel mit der WMS-2011-Plattform einen positiven Eindruck. Dies ist im Wesentlichen der gelungenen Client-Integration in die Microsoft-Architektur geschuldet. Das simple Aufspielen der Vspace-Software auf dem WMS-Computer reicht aus, um die UTCs von Ncomputing als Benutzerstationen für Windows Multipoint Server verwenden zu können. Einen zusätzlichen Connec-tion Broker, wie er bei Zero-Client-Archi-tekturen nötig ist, gibt es erfreulicherweise nicht, was den Verwaltungsaufwand minimiert.

Unter dem Strich: positiver Eindruck

Angenehm ist der geringe Strombedarf: Unser L300-Testgerät verbrauchte im Betrieb weniger als fünf Watt. Insgesamt verbrauchen also zum Beispiel zehn dieser Ultra-Thin Clients weniger Energie als ein einziger typischer Desktop-PC - erst recht, wenn dieser schon etwas älter und damit stromhungriger sein sollte.

Somit erweist sich das Ncomputing-Paket als probate Alternative zur Umfunktionierung ausgemusterter Alt-Computer als RDP-Netzwerk-Clients für WMS 2011. Für den L300 gibt Ncomputing einen Listenpreis von 259 Euro an. Es lohnt sich jedoch auch, das Umfeld im Auge zu behalten: Deutlich günstiger ist nämlich das baugleiche OEM-Produkt Fujitsu Futro C400, dessen Anschaffungspreis sich bei rund 160 Euro bewegt. Außerdem packt Fujitsu den L300 auch noch in einen 20-Zoll-Monitor. Die Straßenpreise für diesen integrierten TC namens Futro DC20-1 beginnen bei 310 Euro.

Der Autor auf LANline.de: Eric Tierling
Info: MicrosoftTel.: 01805/672255Web: www.microsoft.de
Info: Ncomputing EuropeTel.: 08731/392222Web: www.ncomputing.com

Das Vspace-Tool dient zur zentralen Konfiguration der UTCs auf Systemebene.

Die nahtlose Integration der Ncomputing-UTCs in die Verwaltungskonsole von WMS 2011 vereinfacht die Verwaltung.

Der Desktop eines bei WMS 2011 angemeldeten Benutzers auf dem L300 sieht aus wie Windows 7 ohne Aero-Effekte.

Der Ultra-Thin Client L300 von Ncomputing ist kaum größer als eine CD-Hülle und lässt sich hinter dem Bildschirm montieren.
LANline.

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