Novell/NetIQ: Brainshare 2013 in Salt Lake City

"N" im Doppelpack

12. März 2013, 7:00 Uhr | Dr. Werner Degenhardt (pf)

Die Brainshare ist nicht nur die Hausmesse des traditionsreichen Herstellers Novell. Sie fungiert auch als eine Art Stimmungsbarometer für das Unternehmen und ist der zentrale Ort, an dem die Anwender die Strategie des Herstellers mitbestimmen. Die Brainshare 2013 (3. bis 7. Februar) in Salt Lake City, USA, stimmte dabei alle Beteiligten zufrieden und hoffnungsfroh.Die Baltimore Ravens haben den Super Bowl gewonnen. In einem sensationellen Finale kämpfen sie in New Orleans am Abend vor der Brainshare 2013 die San Francisco 49ers mit 34:31 nieder. Diese herbe, knappe Niederlage seiner persönlichen Heimmannschaft gab Bob Flynn, Präsident und General Manager von Novell, die Gelegenheit, gleich zu Beginn der Brainshare Parallelen zum eigenen Unternehmen zu ziehen. Auch Novell - einst Champigon der Netzwerkbranche - hatte in den vergangenen Jahren schwere Zeiten hinter sich. Aber aus Niederlagen lässt sich auch neue Kraft schöpfen. Viele Jahre war Novell das Synonym für Unternehmensnetze schlechthin. Doch immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Verkaufsgerüchte, und als der Hedgefonds Elliott Associates im Frühjahr 2010 das Unternehmen an sich bringen wollte, gefror selbst den treuesten Novell-Anhängern das Herz zu Eis. Es kam anders: Der Hersteller Attachmate übernahm Novell, und inzwischen präsentiert sich das Hochtechnologie-Konglomerat in neuer und durchaus ansprechender Form. Die Attachmate Group besteht jetzt aus den vier Unternehmensteilen Attachmate, NetIQ, Novell und Suse.   Novell ist jetzt Novell und NetIQ Novell, wie es der Kundschaft vor der Übernahme durch Attachmate bekannt war, hat sich in die drei anderen Unternehmensteile diversifiziert: Suse Linux ist wieder Suse, Novell Edirectory und der Identity Manager (IDM) kamen zu NetIQ, und Novell bildet jetzt denjenigen Bereich der Unternehmensgruppe, der die Produktivitätssoftware beheimatet. Groupwise, Zenworks und OES (Open Enterprise Server) mit Produkten wie Iprint und Ifolder lauten die Schlagworte. Intern wissen die Mitarbeiter der vier Teilgesellschaften dem Verlauten nach gut Bescheid, welcher Bereich mit welchen Aufgaben betraut ist. Nur die Kundschaft wirkt teilweise noch etwas desorientiert und weiß gelegentlich nicht recht, für welche Frage heute Novell, NetIQ oder Suse zuständig ist. Einen Ansprechpartner für alles zu haben, war der immer wieder geäußerte Wunsch auf der Brainshare.   Weltsicht Die Weltsicht von Novell und NetIQ ist heute einfach und nachvollziehbar: Wir leben in einer Welt, in der Mobilität und Geschwindigkeit alles bedeuten. Die Grenzen zwischen Büro und Freizeit, Privatleben und Beruf verschwinden. Endgeräte werden in erstaunlicher Geschwindigkeit mobiler, vielfältiger und zahlreicher. Dipto Chakravarty, Vizepräsident des Produkt-Managements bei NetIQ, nennt für das Jahr 2012 die Zahl von zwei Milliarden Internet-Nutzern - die in diesem Zeitraum auf 5,6 Milliarden mobilen Geräten elf Milliarden Apps heruntergeladen haben. Diese wahrlich großen Zahlen bedeuten Gefahr und Gelegenheit zugleich. Für die großen Konkurrenten um die allumfassende Marktmacht wie Google, Apple und Microsoft gelten diese Größenordnungen als Ansporn, möglichst viele Benutzer in den jeweiligen goldenen Käfig zu locken und dort einzusperren. Für Systemintegratoren wie NetIQ und Novell hingegen bietet diese Situation die Gelegenheit, die immer größere IT-Vielfalt zum Nutzen des Unternehmens oder der Organisation wieder zusammenzubringen. Selten hat man wahrscheinlich in Salt Lake City, dem traditionell frommen Zentrum der Mormonen in Utah, das Wort "agnostisch" (hier sinngemäß: undogmatisch, tolerant) öfter gehört als während der Brainshare 2013. Denn genau dies ist die Botschaft von Novell und NetIQ auf dieser Veranstaltung: zusammenbringen, was ohnehin schon existiert - gleichgültig von welchem Hersteller und auf welcher Plattform, und auf jedem Endgerät präsentieren, das gerade modern ist. Als Endgeräte fokussieren die Produkte von Novell Smartphones, Tablets und klassische PCs, auf denen Android, IOS, Mac OS, Windows oder ein Browser läuft. Diese Endgeräte können unter der Kontrolle des Unternehmens stehen oder auch nicht, sie können dem Unternehmen gehören oder dem Mitarbeiter selbst. Die Daten wiederum lassen sich von überall her beziehen - aus dem Unternehmen selbst, von unterschiedlichsten Server-basierenden Datenspeichern oder einfach aus der Cloud. Zugriffskontrolle kann über diverse Verzeichnisdienste erfolgen wie Active Directory, Edirectory, LDAP oder über einen externen ID-Provider wie Open ID und bald Shibboleth. Die Novell-Anwendungen wiederum laufen beliebig virtualisiert auf den wichtigsten Server-Betriebssystemen.   Filr und Iprint-App Die meiste Aufmerksamkeit erfährt aktuell das Produkt Novell Filr - eine Art "Enterprise Dropbox". Es kann beliebige Datenspeicher im Unternehmen oder in der Cloud einbinden und stellt die Dateien auf vielfältige Weise (Browser, App oder offline) zum Ansehen, Bearbeiten, Herunterladen und Weitergeben zur Verfügung. Novell hofft, dass diese Anwendung richtig einschlägt - als Alternative zu Dropbox, nur viel besser. Dies liegt zum einen daran, dass bei Filr die Dateien dort verbleiben, wo sie bereits liegen. Filr stellt nur ein Fenster auf die Dateien zur Verfügung, die sich aber weiterhin mit den gewohnten Mitteln auf gewohnte Weise lesen und bearbeiten lassen. Als zweiter Vorteil von Filr gilt, dass die Kontrolle über die Daten weiterhin im Unternehmen bleibt. Den Nutzerkreis und dessen Zugriffsrechte reglementieren die angeschlossenen Verzeichnisdienste. Den dritten Vorteil von Filr stellt die Einfachheit seiner Benutzung dar. Filr steht als Web-Anwendung im Browser, als App auf IOS und Android sowie als Desktop Client für Mac OS und Windows zur Verfügung. Alle Zugangsmethoden vermitteln dieselbe Benutzererfahrung. Tatsächlich hat der Autor diesen Beitrag im Hotelzimmer in Salt Lake City mit der Betaversion von Novell Filr geschrieben. Dies hat gut funktioniert - vor allem, weil Novell auch das letzte Problem gelöst hat: das mobile Drucken. Zu Iprint gibt es jetzt eine App für IOS und Android, die das Drucken von ebendiesen mobilen Geräten erlaubt.   Zusammenarbeit und BYOD Der Trend zu agnostischen Lösungen hat auch die etablierten Produkte von Novell erfasst. Die nächsten Groupwise-Versionen zu Beispiel stehen im Zeichen der Loslösung von Edirectory. Für Groupwise-Administratoren dürfte die wohl wichtigste Nachricht sein, dass in der nächsten Version "Windermere", die für den Herbst zu erwarten ist, keine Consoleone und kein Edirectory mehr erforderlich sind. Den Windows-Client von Groupwise haben die Entwickler intensiv überarbeitet, ebenso den Web-Client. Ende 2013 wird es auch von Novell selbst Groupwise-Apps für mobile Geräte geben. Neben Groupwise gehören zur Zusammenarbeit auch der Novell Messenger und vor allem die Collaboration-Plattform Novell Vibe. Der Novell Messenger erhält künftig eine Browser-Schnittstelle sowie Apps, und auch mit Novell Vibe geht es wieder voran. Die Aufgabe für das nächste Release von Vibe im Sommer 2013 ist es, die Integration von Filr, die Modernisierung der Benutzerschnittstelle und die in Aussicht gestellten funktionalen Verbesserungen zum Abschluss zu bringen. Dazu gehören die Unterstützung von Open ID, ein Offline-Modus für IOS und Android, mehr Funktionsumfang für die rechte Maustaste sowie Drag and Drop. Bemerkenswert an Vibe war auf der Brainshare auf jeden Fall die Begeisterung, mit der Entwickler und Benutzer bei der Sache sind. Warum dies so ist, kann erahnen, wer sich ein wenig mit der Vibe Sandbox und der Vibe Resource Library beschäftigt. Novell Vibe bietet alles, was für die Zusammenarbeit und Prozessautomatisierung im Unternehmen erforderlich ist. Zur mobilen Datenverarbeitung gehört, dass Mitarbeiter ihre eigenen Geräte für betriebliche Zwecke nutzen. Novell bietet dafür in den neuen Versionen von Zenworks das "Zenworks Mobile Management" sowie eine neue Version der "Zenworks Application Virtualization" an. Ersteres umfasst einen "Corporate Appstore" für IOS, Android und Windows Phone, der dem Unternehmen die Kontrolle darüber gibt, wer welche Apps wie benutzen kann. Zenworks Application Virtualization wiederum adressiert die Thematik, wie Unternehmen Software auf privaten Rechnern von Mitarbeitern und anderen Personen implementieren können, ohne den Rechner selbst konfigurieren zu müssen. Dies ist ein interessanter Ansatz, der noch viele Anhänger finden wird und eine Alternative zu einem Virtual Desktop Environment darstellt.

Das Novell-Lösungskonzept: alles mit allem verbinden.

Die vier Säulen der Attachmate Group: Für Novell und NetIQ ergibt sich eine klare Arbeitsteilung.

Bob Flynn, Präsident und General Manager von Novell, bei der Eröffnung der Brainshare 2013 in Salt Lake City.
LANline.

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