Studie: Durch Corona losgetretener Digitalschub wirkt immer noch nach

Nach der Pandemie ist vor der Digitalisierung

19. Mai 2023, 8:30 Uhr | Jörg Schröper
© Wolfgang Traub

Die Corona-Pandemie und die Home-Office-Praxis haben vielen Unternehmen ihre digitalen Mängel vor Augen geführt. Diese Schwachstellen auszumerzen und Ressourcen für neue Herausforderungen zu schaffen, beschäftigt die Unternehmen auch nach dem Ende der Pandemie. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens 123C Digital Consulting aus Berlin.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 Prozent) sagen demnach, dass sie seit Corona ihre Digitalisierung stärker vorantreiben als zuvor. Konkret haben sie unter anderem in neue Tools investiert (53 Prozent), um digitales Arbeiten zu erleichtern. Auch die Sichtweise hat sich für die Mehrheit geändert. So erklären ebenfalls 53 Prozent der Befragten, dass sie die Digitalisierung innerhalb des Unternehmens positiver wahrnehmen.

Doch wo Licht, da auch Schatten: Denn wie es für Krisen oft üblich ist, decken sie zwar einerseits Defizite auf, erzeugen jedoch Probleme an anderer Stelle. Dadurch wird es schwierig, die aufgedeckten Defizite zu beseitigen. So geben zwar 42 Prozent an, durch die Pandemie mehr Zeit gewonnen zu haben, um sich Digitalisierungsthemen zu widmen. Parallel hat die Pandemie allerdings bei 48 Prozent das Geschäftsvolumen reduziert – was den geplanten digitalen Fortschritt gleichzeitig hemmt. Bei genauerer Nachfrage wird deutlich, dass dafür primär finanzielle Engpässe verantwortlich waren (43 Prozent).

Die Daten der Studie zeigen darüber hinaus, dass Firmen mit einem reinen B2B-Geschäftsmodell aufgrund der Pandemie die Budgets für Digitalisierungsprojekte weniger gekürzt haben, als B2B-und-B2C-Unternehmen (B2B 31 Prozent; B2B und B2C 49 Prozent). Trotz dieses finanziellen Vorteils haben sie den digitalen Wandel schwächer vorangetrieben (B2B 41 Prozent; B2B und B2C 57 Prozent).

„Insbesondere B2B-Unternehmen müssen sich bewusst werden, dass sie ohne direkten Kontakt zu Endkunden häufig weniger motiviert sind, in Digitalisierung zu investieren. Sie laufen Gefahr, den Bedürfnissen des Markts nicht gerecht zu werden und langfristig irrelevant zu werden", warnte Thomas Apollonio, Geschäftsführer der 123C Digital Consulting und Initiator der Studie. Unternehmen, die sich nicht ausreichend digitalisieren, haben nach seinen Worten keine Zukunft. KI gestützte Entwicklungen beschleunigen diese „mangelhafte Zukunftsbefähigung" noch. Das Ende der Entwicklungen sei noch nicht absehbar.

Das Digitalisierungspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft: Jedes vierte Unternehmen stuft sich als wenig fortgeschritten ein. Insgesamt antworteten nicht einmal die Hälfte (43 Prozent) der Studienteilnehmer mit „sehr wichtig bis wichtig“ auf die Frage, welchen Stellenwert der digitale Fortschritt in ihrem Unternehmen einnimmt. Knapp jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) erachtet Digitalisierung  sogar als unwichtig.

„Mit Blick auf die Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass sich noch immer jedes vierte Unternehmen als digital schlecht aufgestellt einstuft“, sagt Apollonio. Allerdings zeigt sich eine Diskrepanz zwischen Firmen mit über 200 Angestellten und kleineren Betrieben: unter den 36 Prozent, die sich als fortschrittlich bewerten, beschäftigt nur rund jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) weniger als 200 Mitarbeitende. Laut Studie schreiben besonders die großen Unternehmen der Digitalisierung eine höhere Priorität zu. Dies erhöhe gleichzeitig den Druck auf die kleineren Unternehmen, mehr zu tun und die digitalen Anstrengungen zu verstärken, so Appolonio weiter.

Zum Studiendesign: An der Studie haben 2022 im Rahmen von 100 Interviews Geschäftsführer, Eigentümer oder Gesellschafter von B2B-Unternehmen teilgenommen. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen (32 Prozent) beschäftigt 100 bis 199 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Rest (68 Prozent) beschäftigt 200 bis 500 Personen. Industrieunternehmen aus den Bereichen Automobil, Transport und Logistik, Chemie, Maschinen- und Anlagenbau sowie Medizin und Gesundheit nahmen an der Befragung teil.

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