BEA nimmt Carrier und Service-Provider ins Visier

Netzanbindung

5. Mai 2005, 23:06 Uhr | Dr. Jörg Schröper

Dem Schwenk der Telekommunikationsanbieter hin zu mehr Serviceorientierung will der Middleware-Anbieter BEA durch eine Ergänzung seiner Weblogic-Produkte Rechnung tragen. Den Kunden steht zunächst ein SIP-Server (Session Initiation Protocol) zur Verfügung.

BEA, den meisten bislang eher als Hersteller von Middleware im Umfeld des hauseigenen
Applikationsservers und von entsprechenden Entwicklungswerkzeugen bekannt, stattet die Produktreihe
künftig mit Features aus, die sie für den Carrier- und Service-Provider-Markt fit machen soll.
Unter der Bezeichnung "Weblogic Communications Platform" fasst der Softwareanbieter eine Suite
zusammen, die darauf ausgerichtet ist, Telekommunikationsspezialisten die Entwicklung konvergenter
Sprach-, Video- und Mobildienste wesentlich zu erleichtern. Laut BEA gehören dazu Voice over IP,
E-Mail- und Kalenderfunktionen sowie Peer-to-Peer-Dienste, außerdem Video- und Content-Services
über das Festnetz und über drahtlose Verbindungen. Die vorgestellte Lösung hatte bei Insidern
bislang unter dem Codenamen "Da Vinci" kursiert.

Christoph Rau, Vice President für Zentral- und Osteuropa, fand bei der Ankündigung optimistische
Worte: "Dies ist für BEA weit mehr als eine weitere Produktankündigung, sondern unser Beitrag zum
Wandel der Telko-Industrie weg von monolithischen Strukturen zu offenen Architekturen." Rau
verglich diesen Schwenk mit der Einführung von Java in die Entwicklung von Anwendungssoftware. Mac
Taylor, Analyst der im Telekom-Umfeld tätigen Moriana Group, bestätigte, dass die Carrier gezwungen
seien, ihr Angebot demnächst immer mehr um individuelle Dienste zu ergänzen. Einerseits seien dazu
bekanntlich unter anderem Partnerschaften mit ISVs oder Internetdienstleistern nötig.

Andererseits erfordere das Zusammenspiel auf der Softwareseite Standards für die Entwicklung der
Dienste, also etwa Webservices, Dotnet, Parlay X (ein Webservices-Set für den
Telekommunikationsbereich) oder J2EE mit entsprechenden Programm-Interfaces (APIs). Bislang habe
laut Taylor das Problem stets in der Positionierung der Dienste bestanden: "Traditionelle"
Telko-Services sind eher in das Netz selbst integriert, die dazugehörigen Endgeräte – etwa Telefone
– folglich "dumm". Bei den IT-Diensten sei die Aufteilung genau umgekehrt.

Als erstes Produkt zeigt sich die BEA-Initiative zunächst in Form eines SIP-Servers. Das Session
Initiation Protocol regelt den Verbindungsaufbau zwischen zwei oder mehreren Teilnehmern, die
Informationen über verschiedene Medien hinweg austauschen. Dazu gehören Sprache, Bilder oder
Video.

Der Weblogic-SIP-Server soll als Bindeglied fungieren, um konvergierte Sprach- und Datendienste
wie Voice over IP zu steuern oder Wireless- und Festnetzservices zu integrieren. Der Lernaufwand
für die Entwickler sei laut BEA nicht hoch, da sich die bekannten Tools einsetzen lassen und man
auf die bekannten Standard-APIs zugreifen könne.

Ressourcen und Dienstgüte verwalten

Noch für dieses Frühjahr ist zudem ein weiteres Produkt namens "Network Gatekeeper" geplant.
Carrier sollen damit Parameter für den Zugang zu Netzwerkressourcen und die Dienstgüteregeln
definieren und verwalten können. Der Gatekeeper diene als alleiniger Anlaufpunkt, um die dazu
nötigen Policies durchzusetzen, so BEA weiter. Zu den Aufgaben zählt dabei unter anderem das Load
Balancing netzübergreifender Anwendungen, also zum Beispiel die Lastaufteilung verschiedener
SMS-Gateways.

In das Client-Geschäft will BEA laut Rau jedoch in keinem Fall einsteigen. Mit der Öffnung der
Weblogic-Plattform in Richtung Telekommunikation und mit der Transaktionsplattform "Tuxedo" sowie
den entsprechenden Entwicklungswerkzeugen zielt das Portfolio ausschließlich auf die
Serverseite.

Nach Aussagen von Rau geht die Produktvorstellung mit einer internen Umordnung bei BEA einher,
die nicht nur auf die Vertriebsseite beschränkt sei. Eine Ausrichtung auf den
Telekommunikationsmarkt in Form vertikaler Lösungen und spezialisierter Middleware stehe in jedem
Fall auf der Agenda. Dazu führe man laufend Gespräche mit Telko-Vertretern, also mit denjenigen
Häusern, zu denen der Softwarehersteller ohnehin traditionell gute Geschäftsbeziehungen
unterhalte.


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