Testserie Monitoring, Teil 3: Ipswitch

Neuer Kartograph für das Netzwerk

7. Oktober 2016, 8:00 Uhr | Von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

Ipswitch setzt für Whatsup Gold 2017 konsequent auf Web-Technologie. Das erleichtert die Nutzung der Software im Tagesgeschäft ungemein. Leider ist jedoch (noch) nicht alles Gold, was bei Whatsup im Browser glänzt. Manch ein vom Windows-Client verwöhnter Bestandskunde wird deshalb wohl mit dem Update lieber warten.

Bei Whatsup Gold handelt es sich wahrlich um ein Urgestein des Segments "Netzwerk-Management". Das über die Jahre gewachsene Konzept der primär agentenlosen Überwachung von Netzwerkgeräten und Servern hat sich dabei nicht verändert. Angesichts der starken und kostenlosen Konkurrenz aus dem Open-Source-Bereich, insbesondere Nagios, müssen sich Hersteller wie Ipswitch schon etwas einfallen lassen, um ein Abwandern der Kundschaft zu verhindern.

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Praktisch: Whatsup Gold 2017 erkennt die Zusammenhänge und Verbindungen von Netzwerkobjekten teilweise von allein.

Den direkten Vergleich zu kostenfreien wie auch den anderen kommerziellen Programmen muss Whatsup Gold nicht scheuen. Die Software liefert "out of the box" alles, was ein Administrator zur Überwachung von Netzwerken braucht, erspart komplexe Konfigurationsvorgänge und eignet sich somit auch für Interessenten oder Einsteiger, die sich vormals noch nicht mit der Netzwerküberwachung auseinandergesetzt haben.

Schnell und einfach bereitgestellt

Die Installation und Ersteinrichtung der Software geht sehr einfach und ist innerhalb kürzester Zeit erledigt. Alle Systemvoraussetzungen wie die Aktivierung und Konfiguration des IIS übernimmt die Installationsroutine, ohne dass der Administrator selbst Hand anlegen müsste. Die Evaluierungsversion lädt der Administrator entweder mit 645 MByte Umfang als "Standalone Installer" oder als "Web Installer" herunter. Der Web-Installer benötigt verständlicherweise eine stabile Internet-Verbindung, da er alle benötigten Komponenten direkt nachlädt. Die empfohlenen Systemvoraussetzungen sind moderat, jeder gängige Server dürfte sie erfüllen: 2,4-GHz-Quad-Core-CPU, 8 GByte RAM, 15 GByte HDD-Speicher, 32/64-Bit Windows Server 2008R2 oder höher. Die benötigte Datenbank Microsoft SQL installiert der Einrichtungsvorgang bei Bedarf in der Express-2014-Edition gleich mit.

Die Software unterscheidet zwischen zwei Überwachungsarten: passive und aktive Monitore. Bei der aktiven Überwachung prüft sie die Reaktion eines Netzwerkgeräts, typischerweise das Rücksenden der Ping/Echo-Anfrage oder den Ausfall eines Dienstes. Als aktive Monitore bietet die Lösung DNS, Echo, FTP, HTTP, HTTPS, IMAP4, Interface, NNTP, Ping, Printer, POP3, Radius, SMTP, SNMP, Telnet oder Time als Protokoll respektive Funktion.

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Hyper-V-Unterstützung wurde in Whatsup Gold erst mit der aktuellen Version integriert.

Um Leistungsdaten und Funktionen im Windows-Umfeld zu verarbeiten, nutzen Administratoren üblicherweise WMI (Windows Management Instrumentation). Eine WMI-Auswertung bietet die Ipswitch-Lösung jedoch erst in den höheren Varianten. Die passive Überwachung prüft mittels sogenannter "Listener" die Meldungen, die Server oder Netzwerkgeräte aussenden - beispielsweise SNMP-Nachrichten von Switches bei Statusänderungen eines Netzwerk-Interfaces oder Event-Log-Einträge der Sicherheitssoftware auf Windows-Computern.

Willkommen im Browser

Version für Version haben die Ipswitch-Entwickler Funktionen dahingehend umgestellt, dass eine Browser-Sitzung die lokal zu installierende Konsole immer stärker ersetzt. Diese Entwicklung ist nun weitgehend abgeschlossen, lediglich die "Admin Console" ist noch als traditionelle Windows-Applikation vorhanden.

Neben einigen tabellarischen Übersichten war die wichtigste Aufgabe dieser Konsole die Bereitstellung und Anlage unterschiedlicher "Kartenbereiche" über Gruppen - das Vermischen eingescannter Pläne, Schrankübersichten oder Landkarten, auf denen Administratoren die logischen Überwachungsobjekte positionierten. Auch diese Funktion wurde nun in die Web-Oberfläche überführt - und dies blieb leider nicht ohne Folge: Die Bearbeitung der Karten war in der Konsolenanwendung deutlich einfacher als in der Web-Fassung.

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Glücklicherweise erklärt der Assistent dem Administrator, dass er einzelne Geräte aus dem Scanergebnis herauspicken kann.

Allein schon der Umstand, dass nach der Auswahl eines hochgeladenen Bildes, zum Beispiel mit dem Foto eines Netzwerkverteilerschranks, der Anwender von allein auf die Idee kommen muss, den Rahmen "groß zu ziehen", um das Bild überhaupt sehen zu können, ist wenig komfortabel. Die gern genutzten eher statischen Karten funktionieren nicht mehr, und in der Web-Community wird eine Nachbesserung mit Service-Pack 1 vorsichtig in Aussicht gestellt. Vorerst, so die Aussagen in der Gemeinschaft, bleibt die Version 2016 im Einsatz. Bis dahin wandelt die Software eine "Custom Map" in eine dynamische "Specific Group".

Ansonsten bleiben dem lokalen Windows-Konsolenprogramm noch die Aufgaben wie Backup und Restore der Datenbank oder die Definition von Stammdaten wie "Device-Typen" und der farblichen Darstellung oder die Verwaltung einiger Benachrichtigungsoptionen. Es wird Zeit, dass auch diese Einstellungen über die Web-Oberfläche zu steuern sind.

Vom Suchen und Finden

Die erste Aufgabe, die der Administrator in einer neuen Web-Session mit Whatsup Gold erledigen dürfte, ist der Netzwerkscan (Discovery). Bewaffnet mit Windows/SNMP-Zugriffsdaten ermittelt die Software die im Netzwerk erreichbaren Systeme insgesamt sehr zielsicher. Im Zuge dieser Untersuchung baut die Lösung eine dynamische Karte auf und versucht, die Geräte passend zu positionieren. Virtuelle Maschinen landen mit einer Verbindung zu ihrem Host-System auf der Karte, während Whatsup auch Router, Switches und Server korrekt zu verbinden sucht. Insgesamt ist das Treiben der Software recht nett anzuschauen, da die Objekte teilweise wild hüpfen und sich immer wieder neu ausrichten.

Am Ende der Untersuchung markiert der Administrator die gewünschten Objekte per "Multiselect", wählt die Schaltfläche "Start/Update Monitoring" und sucht in der "Destination Group" eine gewünschte Umgebung aus, sofern die Software zur Überwachung verschiedener Netzwerkbereiche oder Organisationen zum Einsatz kommt. Anschließend folgen klassische Arbeitsschritte wie die Zuordnung von Benachrichtigungen, die Definition von Überwachungsparametern oder die Anlage von Abhängigkeiten der Geräte. Bei der Definition dieser "Dependencies" hilft die Software per Vorsortierung, beispielsweise "Virtual Server" oder "Core Infrastructure Devices". Ein Textfeld zur Eingabe eines Suchbegriffs vermissten wir jedoch schmerzlich.

Neuerungen

Wir hatten Whatsup Gold über die Jahre schon mehrmals zum Test in unserem kleinen Labor. Von Version zu Version stiegen die Auswertungs- und Überwachungsmöglichkeiten an und immer wieder wurde das User Interface überarbeitet und vereinfacht. Manchmal waren es große Änderungen, ansonsten eher kleine, stete Verbesserungen. Mit Whatsup Gold 2017 wurden die Erkennungsfunktionen komplett erneuert, vor allem im Hinblick auf die Verbesserung von Genauigkeit, Details und Geschwindigkeit. Die neue Disco-very Engine führt tatsächlich einen Erkennungsprozess durch, der das Netzwerk nicht nur scannt, sondern auch versucht, mehr darüber herauszufinden. Im Test überzeugte die neue Erkennungsfunktion und lieferte passende Daten. Doppelerkennungen, wie sie bei Servern mit mehreren NICs gern vorkommen, konnten wir nicht feststellen.

Die Bedienbarkeit, so der Hersteller, steht mit der verbesserten Kartenübersicht im Mittelpunkt der neuen Version. Viele Funktionen, zum Beispiel die Zuweisung von Überwachungen (Monitors), gelingt nun per Multiselect direkt aus der Karte. Systemadministratoren müssen nicht mehr mit einer langen Liste von Geräten arbeiten, für die das Einrichten einer Darstellung ihres Netzwerks erforderlich ist. Filterfunktionen und die stets am oberen Menüband residierende Suchfunktion erlauben viel schnellere Zugriffe auf Geräte und helfen dem Administrator, Probleme zügiger zu lösen.

Insgesamt bietet die Verwendung modernerer Browser-Technik dem Administrator gewisse Vorteile. Ein ständiges Laden von Inhalten wie in älteren Versionen ist nicht mehr erforderlich. Die dargestellten Informationen entsprechen den aktuellen Messwerten in gefühlter Echtzeit. Ein einziger Klick genügt, um detaillierte Informationen zu drahtlosen und virtuellen Verbindungsabhängigkeiten zu erhalten, und diese Einzelheiten stellt die Software sofort auf der Karte dar.

Auch das Berichtswesen hat eine Aktualisierung erfahren. Dies erleichtert es Benutzern, die benötigten Informationen zu sammeln, detailliert darzustellen und bei Bedarf zu liefern. Egal ob Administratoren nach Geräten, einem bestimmten Zeitraum oder einer gewählten Ansicht filtern, ist hier üblicherweise nur ein Mausklick erforderlich. Besonders gut gelungen ist die Möglichkeit, die Filterauswahl zu fixieren und auf andere Berichte anzuwenden. Die Konsolidierung von Informationen, die für das Treffen fundierter Entscheidungen erforderlich sind, fällt somit ein wenig leichter.

Nun mit Hyper-V- und IPv6-Unterstützung

Virtualisierte Netzwerke und Server unterstützt Whatsup Gold schon eine ganze Weile. Automatisches Erkennen und eine weiterreichende Überwachung waren jedoch bisher auf VMware-Umgebungen beschränkt. Mit der Einführung von Whatsup Gold 2017 können Administratoren nun auch für Microsoft Hyper-V-Umgebungen Erkennungsfunktionen nutzen und die Umgebungen überwachen. Netflow-Berichte und Analysedaten aus IPv6-Geräten kann die Lösung ebenfalls erst mit der aktuell vorgestellten Version sammeln.

Hinsichtlich der Preisgestaltung hat der Hersteller seine Benennung komplett über den Haufen geworfen. Das einstige Whatsup Gold Standard heißt nunmehr "Basicview", bietet die Bereiche Erkennung, Bestand, Verfügbarkeit, Status, Performance-Monitoring und Warnung nebst Reporting und startet preislich bei 2.055 Euro. Die erweiterte Fassung, früher "Premium", heißt nun "Proview" und erweitert die Basis um die Bereiche WMI/SSH-Monitoring und das "Wireless Monitoring", zu haben ab zirka 2.830 Euro. Kommen noch die Funktionen Flow-Monitoring und das Monitoring für Virtualisierungsumgebungen hinzu, heißt das Bundle nun "Totalview", die Preise beginnen hier bei 4.092 Euro. In einer ausfallsicheren, skalierbaren Variante mit zwei "Pollern" steigt beim Funktionsumfang der "Totalview"-Version in der "Plus"-Edition der Preis auf 5.848 Euro. Die bereits seit einigen Jahren am Markt verfügbaren Zusatzprodukte wie das "Event and Log Management" mit PCI-, HIPAA- und SOX-kompatiblen Reports oder der "IP Address Manager" für die Verwaltung von IP-Adressen sind ebenso verfügbar wie "Whatsconnected" zur automatischen Netzwerkerkennung und Abhängigkeitsabbildung.

Fazit

Es ist richtig, Whatsup Gold komplett auf Web-Technik umzustellen und die Virtualisierungsplattform von Microsoft besser zu unterstützen. Die Software entwickelt sich, wenn auch eher langsam, gemäß den typischen Marktanforderungen. Der harte Schnitt bei den "Custom Maps" ist möglicherweise für Bestandskunden ein Grund, zunächst einmal abzuwarten, ob die Entwicklungsabteilung von Ipswitch nicht eine elegantere Art der Fortführung findet. Denn was ist jedem Administrator wichtiger als Tempo? Richtig: Verlässlichkeit.

Info
Info: Ipswitch
Tel.: 03222/1092965
Web: www.whatsupgold.com/de/index.aspx
Thomas Bär und Frank-Michael Schlede.

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