Praxistest Frontrange DSM 7

Neuer Name, neue Software?

4. November 2011, 6:00 Uhr | Thomas Bär, Frank-Michael Schlede/wg

Administratoren, die sich schon eine Weile mit dem Themen PC- und Client-Lifecycle-Management befassten, dürfte der Name Netinstall wohlbekannt sein: Die Software war einmal fast ein Synonym für zentrale Softwareverteilung über das Netzwerk. Nun ist deren Nachfolger unter dem Namen Frontrange DSM 7 auf dem Markt. LANline wollte wissen, ob es sich hier um mehr als nur eine Namensänderung handelt.Seit 1995 war der Name Netinstall für viele IT-Profis neun Jahre lang gleichbedeutend mit dem Begriff Softwareverteilung. Die Software wurde dann für sieben Jahre unter der Marke Enteo vertrieben, nach der Übernahme durch Frontrange ist sie nun unter der Bezeichnung Frontrange DSM 7 (Desktop und Server Management) erhältlich. Der Begriff DSM umfasst sowohl die Verteilung von Software als auch die von Betriebssystemen, Patches und Einstellungen.

Frontrange lieferte uns eine Virtual Machine (VM) mit der Basisinstallation der Software sowie eine VMware-ESX4i-Testkonfiguration. Die Software selbst benötigt für den Betrieb eine aktuelle Windows-Server-Umgebung. Dabei erlaubt sie einen Testbetrieb oder Einsatz auch in kleinen Umgebungen auf einem einzelnen Windows Server 2008 mit lokal installiertem Microsoft SQL Server als Datenbank und aktivem DNS- und Domänendienst. Mit weniger als 4 GByte Arbeitsspeicher gerät die Verwendung der Software in der Testumgebung jedoch zur Geduldsprobe. In der Praxis wird ein Administrator die einzelnen Dienste auf verschiedenen Servern installieren. Laut Dokumentation kann ein Systembetreuer mit einer einzelnen Installation bis zu 65.000 Client-Systeme verwalten.

Mit Frontrange DSM 7 hat der Hersteller laut eigenen Aussagen einen Wechsel: vom einfachen System-Management hin zum so genannten Unified-Desktop-Management vollzogen. So spiele es für den Administrator beim Einsatz dieser Lösung künftig eine untergeordnete Rolle, ob ein Desktop auf einem physischen Client oder nur als VM im Rechenzentrum in einer VDI-Umgebung (Virtual Desktop Infrastructure) betrieben wird.

Unified-Desktop-Management

Zum Unified-Desktop-Management zählt eine Reihe von Aufgaben, neben der Verwaltung der Betriebssysteme auch die Paketierung und Konfigurationseinstellungen auf allen Arten von Desktops.

In der täglichen Praxis ist so die Paketierung von Software, beispielsweise die eines Office-Pakets oder des stets benötigten Acrobat Readers, nur ein einziges Mal erforderlich. Sie ist zudem völlig unabhängig davon, ob es sich bei ihrem Einsatzgebiet um einen per Citrix Xendesktop virtualisierten Client oder ein lokales Windows-System handelt.

Eine Unified-Desktop-Management-Plattform muss erkennen können, auf welchen Host-Servern welche Gastsysteme laufen. Dies ist Frontrange bereits gelungen. Die hier vorgestellte Lösung unterstützt dabei die Virtualisierungs- und VDI-Plattformen VMware Vsphere 4, ESX Server 4 sowie ESXi Server 4 und die Citrix-Lösungen Xenapp 5 und 6 sowie Xendesktop 3, 4 und 5.

Einheitlicher Zugriff

Die DSM-Konsole, die sich im moderneren Design präsentiert (Bild 1), zeigt dem Administrator in der neuen Ansicht der virtuellen Umgebung genau, wo welches Gast-Betriebssystem läuft. Dabei steuert die Lösung sowohl die Hosts als auch ihre Gastsysteme nach den gleichen Regelwerken wie die "echten" physischen Computer an. Hier ist das Ziel einer einheitlicheren Verwaltung physischer und virtueller Clients konsistent umgesetzt. Im oberen Bereich der Konsole findet sich der Menü-Befehl "Virtual Environments", der den Zugriff auf die virtuellen Clients und Hosts erlaubt. Links ist in der Baumstruktur die Host-Infrastruktur nach Citrix und VMware segmentiert zu sehen (Bild 2), während die Software in der rechten Fensterhälfte die Übersicht der auf dem Host betriebenen Clients anzeigt. Dem Anwender stehen alle Befehle des Kontextmenüs wie "Manage Computer", "Remote Control" oder "Wake up Computer" auch für die VMs zur Verfügung.

Ein Detail, das uns im Kontextmenü der Lösung sehr gut gefallen hat, ist das Kommando "Jump to" (siehe Bild 1). Befindet sich der Benutzer beispielsweise innerhalb der Übersicht der "Vulnerabilities" in der Detailansicht einer VM, so bringt ihn der Klick auf "Jump to" im Kontextmenü direkt zur Organisation der "Missing Patches" - ein Feature, das in der täglichen Administrationspraxis ohne Zweifel sehr nützlich ist.

Administratoren, die das Programm zur Verwaltung von VDI-Umgebungen einsetzen, müssen nicht mehr unbedingt in die spezifischen Oberflächen der VDI-Software wechseln: Ihnen stehen die wichtigsten Befehle für das Tagesgeschäft direkt über die Konsole zur Verfügung. Dazu gehört beispielsweise die Erstellung von Snapshots von virtuellen Maschinen, um diese dann als Master-Images für andere VMs zu verteilen. Hierbei vererbt sich die Softwareausstattung des Master-Images an die anderen VMs. DSM7 merkt sich bei diesen Vorgängen, welche Software in welchem Image steckt, und schreibt die Daten für davon abgeleitete VMs mit - ein nützliches Feature für die erleichterte Image-Verwaltung.

Management-Reporting

Die Browser-basierte Berichtfunktion DSM Management Reporting wurde mit diesem Release ebenfalls erneuert. Sie bietet nun den einheitlichen Überblick über eine gemischte Systemlandschaft, um die Einhaltung der SLAs (Service Level Agreements), Compliance-Verstöße oder auch Fehler im Provisioning für den Benutzer einfacher erkennbar zu machen. Das Reporting erzeugt die Berichte durch die Analyse aller Informationen aus der DSM-Datenbank (DSMDB) und der so genannten Infrastrukturdatenbank (ICDB). Der direkte Zugriff auf die Datenbanken ermöglicht die Echtzeitanalyse.

Wie es heute auch bei anderen Management-Softwarepaketen üblich ist, so begrüßt die Software den Anwender mit einem Dashboard, das aus grafisch aufbereiteten Reports besteht. Zur übersichtlicheren Darstellung größerer Datenmengen stehen grafische Elemente wie Balken- oder Tortendiagramm (Bild 3) zur Verfügung, und der Benutzer kann die Ergebnisse in Tabellenkalkulation- oder PDF-Dateien exportieren.

Typische Abfragen wie "aktueller Stand aller Installationen von Softwarepaketen in der kompletten Umgebung" kann der Benutzer mit wenigen Mausklicks erstellen. Dank der jüngsten Anpassungen sehr schnell möglich ist eine Reduktion des Berichts auf eine ausgewählte Umgebung, beispielsweise eine Organisationseinheit (OU), einen Standort oder eine Domäne, ohne dass dazu eine Neudefinition des Reports notwendig wäre.

Sehr gut gefiel die Umsetzung der Anleitung für das Management Reporting: Hier erhält der Anwender kein scheinbar endloses Handbuch, sondern integrierte Video-Clips erläutern die Techniken anschaulich.

Schneller zu Windows 7

Den Umstieg auf Windows-7-Desktops will der Hersteller mit einem speziell angepassten Assistenten zur Paketierung von OS Installation Sets vereinfachen. Der Anwender kann bereits beim Paketieren verschiedene Editionen von Windows 7 sowie zusätzliche Sprachpakete in das OS-Setup-Paket integrieren. Die Lösung erlaubt dabei auch das nachträgliche Hinzufügen weiterer Sprachen zu den OS-Paketen, ohne dass diese dazu neu zusammenzustellen wären. Hinzu gesellt sich das Programm Migrate 7. Es dient dazu, eine automatisierte Sicherung und Migration von Benutzerdateien aller Anwender eines Client-PCs durchzuführen und diese Daten dann unter Windows 7 wieder anzulegen.

Alle Hersteller - da macht Frontrange keine Ausnahme - werden nicht müde, ihre Flexibilität bei der Unterstützung diverser Betriebssysteme herauszustellen. Trotzdem genießen andere Betriebssysteme auch bei dieser aktuellen Lösung nicht die gleiche umfangreiche Unterstützung wie die Windows-Systeme. Bei Linux-Geräten verteilt die Lösung die Betriebssysteme selbst, installiert Softwarepakete und kann die Inventardaten auslesen. Für Apple Mac OS X beschränkt sich die Unterstützung dann nur auf die Softwareverteilung und die Inventarisierung. Klassische Unix-Betriebssysteme lassen sich mithilfe von DSM 7 lediglich inventarisieren.

Mit der Bereitstellung von Frontrange DSM 7 beendet der Hersteller die Produktunterstützung für Windows 2000 Professional, Windows 2000 Server, Windows XP in den Varianten bis SP2 (x86) sowie in der Ursprungsfassung und SP1 in der x64-Version. Läuft die bisherige Enteo-6.x-Umgebung auf einem Microsoft SQL Server 2000, so ist ein Update auf eine aktuelle Variante der Microsoft-Datenbank notwendig, ehe der Administrator das Upgrade auf DSM 7 planen kann.

Die Listenpreise für die Suite - bestehend aus den Modulen Netinstall, Patch Management, OSD, Remote, Discovery Web, Personality Migration und Portal - sind für Neukunden gestaffelt zwischen 70,40 Euro je Client bei 25 bis 99 Lizenzen und 52,90 Euro je Client bei der Abnahme von mindestens 500 Lizenzen. Ein Softwarepflegevertrag wird zu 20 Prozent des Listenpreises angeboten. Frontrange bietet zudem ein spezielles Upgrade für Bestandskunden von Enteo 5.x/6.2 ohne gültigen Softwarepflegevertrag an.

Einige kleinere Ungereimtheiten haben den positiven Gesamteindruck etwas getrübt: So ist es zwar selbstverständlich, dass für das Upgrade ein neuer Lizenzschlüssel erforderlich ist. Allerdings bescherte uns ein Klick auf eine Anleitung zur Aktivierung dieser Lizenz im ausschließlich online verfügbaren Release-Notes-Dokument nur eine "404 - Page not found"-Seite - ein weiterer Beleg, für wie nebensächlich Softwarehersteller das Thema "Lizenzschlüssel" halten. Zumindest im Infodokument an direkte Kunden ist der Hinweis auf die neue Lizenzierung auf Seite 6 zu finden. Bestehende Softwarepakete werden im Rahmen eines Upgrades nur automatisch migriert, sofern zuvor mindestens Enteo 6.2 zum Einsatz kam. Ältere Varianten der Lösungen werden nicht durch ein direktes Upgrade unterstützt.

Fazit

Nicht nur die volle Versionsnummer macht unmissverständlich klar, dass es sich bei dieser Lösung um ein wirklich neues Produkt handelt: Es ist eine neue Software mit neuem Design und einer deutlich moderneren Ausrichtung. Besonders gefiel, wie konsequent der Hersteller die Grenze zwischen den physischen und virtuellen Systemen beseitigt hat und den Administratoren damit eine einheitliche Verwaltung seiner gesamten Systemlandschaft zur Verfügung stellt. Schon aufgrund dieser kompletten Neuausrichtung ist DSM 7 nicht mehr mit den alten Netinstall- oder Enteo-Lösungen vergleichbar.

Der Autor auf auf LANline.de: Bär

Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede

Info: Frontrange Solutions DeutschlandTel.: 0711/340190-0Web: www.frontrange.com

Für Softwareverteilungsaufgaben ist es nun unerheblich, ob ein Desktop nur virtuell oder physisch vorhanden ist.

In der Oberfläche der Frontrange-Lösung verschwinden die Unterschiede zwischen der physischen und virtuellen Rechnerwelt fast gänzlich.
LANline.

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