Neuer Versuch für drahtlosen Netzzugang

RegTP vergibt Wimax-Lizenzen

1. März 2005, 23:55 Uhr | Stefan Mutschler

In Kürze will die deutsche Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) im 3,5-GHz-Frequenzband Lizenzen für Wimax (IEEE 802.16) vergeben. Provider könnten damit den DSL-Anschlüssen der Deutschen Telekom Konkurrenz machen, ohne deren Kabel anmieten zu müssen. Funk-Hotspots hätten mit Wimax ein erheblich vergrößertes Einzugsgebiet als mit der derzeitigen WLAN-Technologie. Allerdings bremsen Schwierigkeiten bei der Zertifizierung von Wimax-Produkten den Schwung.

In Kürze will die deutsche Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) wieder
Lizenzen im 3,5-GHz-Frequenzband vergeben – dieses Mal im Rahmen eines bundesweiten Wimax-Rollouts
(Worldwide Interoperability for Microwave Access). Die meisten dieser Lizenzen sind in Deutschland
nämlich wieder zu haben – sie stammen aus der Konkursmasse der etwa ein Dutzend größeren und
diversen kleineren Provider, die sie bei einem Vergabeverfahren für
Point-to-Multipoint-Richtfunk-Netze (PMP-RiFU – auch als Wireless Local Loop, kurz WLL, bekannt) im
Jahr 1999 ersteigert hatten. Zwei Jahre nach dem euphorischen Start von Callino & Co. war der
WLL-Spuk seinerzeit bereits wieder vorbei. Neben technischen Mängeln, fehlenden Standards und zu
hohen Investitionskosten machten die Pleiteunternehmen damals die starre, bürokratische und
praxisfremde Lizenzvergabepolitik der RegTP für die Schlappe des WLL-Unterfangens verantwortlich.
Daran soll es dieses Mal jedenfalls nicht mehr scheitern, so der erklärte Wille der RegTP. Zwar
müssten die Unternehmen auch diesmal zunächst einen Antrag für die Lizenzen stellen, in Gebieten,
wo mehr Bewerber da sind als Lizenzen, soll nun aber nicht mehr ein sinnloser "Beauty-Contest"
folgen (der der RegTP 1999 23 Tonnen Aktenpapier bescherte), sondern die beteiligten Parteien
sollen untereinander versuchen, zu einer vernünftigen Einigung zu gelangen. Erst wenn dies nicht
gelänge, will der Regulierer wieder den Schiedsrichter spielen. Mehr Eigenverantwortung und weniger
Bürokratie lautet also die Devise bei diesem Verfahren, das die RegTP "Licensing light" nennt.

Bevor das Zuteilungsverfahren beginnt, läuft bis Mitte Februar zunächst eine Anhörung, in deren
Verlauf die Interessenten ihre Kommentare, Anregungen und Einwände eingeben sollen.

Marktforscher prophezeien Wimax eine steile Karriere. Nach einer gemeinsamen Studie der beiden
Telekom-Beratungsfirmen BWCS aus England und Senza Fili Consulting aus den USA etwa soll der
802.16-Markt allein in den USA im Jahr 2009 auf einen Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar kommen.
Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. So geht beispielsweise IDC laut einer aktuellen
Marktstudie davon aus, dass Wimax bis zum Jahr 2008 eher ein Nischendasein fristen wird. Es sei
noch nicht absehbar, wann und in welchem Maße Service-Provider auf den Zug aufspringen. Einige
Experten sehen ein Verbreitungshindernis auch in der Tatsache, dass die derzeit aktuellen Versionen
des Wimax-Standards (802.16a aus dem Jahr 2003 und 802.16 Rev.D aus dem Jahr 2004) nicht mit der
neuen Version kompatibel sind, die als 802.16e für dieses Jahr erwartet wird. Der neue Standard
unterstützt im Gegensatz zu den älteren ein Roaming zwischen den Basisstationen. Dadurch können
sich Wimax-Nutzer frei zwischen den Empfangsbereichen unterschiedlicher Basisstationen bewegen,
ähnlich wie das bei GSM-Funknetzen der Fall ist. Der Preis dafür ist allerdings ein neues
Übertragungsprotokoll, das Endgeräte mit dem 802.16a/802.11-RevD-Standard nicht verstehen
werden.

Wimax-Skeptiker erhielten unterdessen Nahrung vom Wimax-Forum selbst. Die Industrievereinigung
musste kürzlich einräumen, dass sie nicht wie vorgesehen ab dem Ende des ersten Quartals dieses
Jahres mit der Zertifizierung von Wimax-Produkten beginnen könne. Analysten von Ovum fürchten, dass
nun die ersten zertifizierten Wimax-Produkte frühestens Ende dieses Jahres auf den Markt kommen
werden. Dies schwäche den gesamten Wimax-Rollout, weil preisgünstige und interoperable Produkte
jetzt erst mit einem halben Jahr Verzögerung an den Start gehen könnten. Hersteller wie Alvarion
und Proxim versuchen das Problem zu entschärfen, indem sie einen problemlosen Übergang zum
Certified-Standard versprechen.


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