Storagecraft Shadowprotect SPX im Praxistest

Schnelle und sichere Wiederherstellung

6. Juli 2017, 8:00 Uhr | Von Christoph Lange.

Mit Shadowprotect SPX lassen sich sowohl Windows- als auch Linux-Rechner per Image-Backup schnell sichern und wiederherstellen. Das Backup-to-Disk-Tool bietet flexible Recovery-Mechanismen, die der LANline-Test genauer untersuchte.

Der Datensicherungsspezialist Storagecraft bietet mit Shadowprotect SPX ein Backup- und Recovery-Tool an, das ausschließlich Image-Backups verwendet. Dies ermöglicht eine schnelle Wiederherstellung abgestürzter Rechner. Storagecraft wurde im Jahr 2003 in den USA gegründet und ist seit fünf Jahren im deutschen Markt präsent.

Shadowprotect SPX bildet den Kern der Produktpalette, die auch Cloud-Angebote umfasst. Die Backup- und Recovery-Lösung eignet sich für kleinere mittelständische Unternehmen, die eine überschaubare Zahl an Servern und Clients sichern müssen. In diesem Marktsegment konkurriert Storagecraft unter anderem mit Acronis, Backup Exec und Veeam.

Backup-Tool für Windows und Linux

Mit Shadowprotect SPX können Unternehmen alle gängigen Windows-Client- und Server-Betriebssysteme sichern. Bei Linux konzentriert sich Storagecraft auf Distributionen mit Long-Term Support und unterstützt Centos/Red Hat 6 und 7 sowie Ubuntu 12 und 14.

Shadowprotect SPX führt ein Backup-to-Disk durch und speichert die Images wahlweise auf lokal angeschlossene oder über das Netzwerk erreichbare Speicherziele. Die Verwaltung erfolgt über den auf dem jeweiligen Rechner installierten Backup-Client. Im Unterschied zu den meisten anderen Anbietern gibt es keinen zentralen Backup-Server, der die Jobs aller Clients steuert. Mit Shadowcontrol bietet Storagecraft immerhin eine virtuelle Linux-Appliance an, die ein zentrales Reporting, Versionspflege und Monitoring unterstützt.

Der Administrator kann sich bei der Anmeldung an der Shadowprotect-Oberfläche entweder mit dem lokalen Server oder mit einem entfernten System verbinden, um dieses remote zu verwalten. Es besteht zudem die Möglichkeit, die Remote-Monitoring-Funktionen von SPX zu nutzen. Damit lassen sich in einem Fenster beliebig viele Rechner hinzufügen. Der Administrator sieht so auf einen Blick, wann das letzte Backup gelaufen ist, wann die nächste Sicherung startet und wie weit das Backup der aktuell aktiven Jobs fortgeschritten ist. Im Test konnten wir über eine lokale Konsole den Backup-Zustand aller fünf SPX-Clients überwachen.

RemoteMonitoring
Mit der Remote-Monitoring-Funktion lassen sich die Backup-Jobs mehrerer Clients zentral überwachen.

Für die Verwaltung der Images liefert Storagecraft das Tool Imagemanager mit. Es konsolidiert ältere Image-Backups, löscht alte Images automatisch nach Ablauf der Retention Time und erleichtert den Überblick bei der Konfiguration von Replikations- und Kopierjobs zu anderen Rechnern im Unternehmensnetz oder zu Cloud-Dienstleistern.

Um nicht mehr lauffähige Rechner schnell wiederherzustellen, unterstützt Shadowprotect SPX eine Virtual-Boot-Funktion. Das Tool kann sowohl von virtuellen als auch von physischen Systemen auf Basis des Image-Backups eine neue virtuelle Maschine erstellen und diese direkt hochfahren.

Mit Virtual Boot lässt sich zum Beispiel ein Notebook, das man zur Hardwarereparatur einschicken muss, als VM hochfahren. Der Benutzer kann mit der VM wie gewohnt arbeiten. Die Änderungen werden in den täglichen Image-Backups der VM mitgeschrieben.

Wenn der Rechner aus der Reparatur zurückkommt, spielt der Administrator das aktuellste Backup der VM ein, wodurch der Anwender mit der Hardware wieder nahtlos weiterarbeiten kann. Virtual Boot wird derzeit auf den Plattformen VMware Vsphere, Microsoft Hyper-V und Oracle Virtual Box unterstützt.

Für die Wiederherstellung von physischen Rechnern auf anderer Hardware stellt Storagecraft eine Recovery-Umgebung für Windows und eine Cross-Platform-Lösung bereit, die auch Linux unterstützt.

Schnell installiert

Für den LANline-Test verwendeten wir mehrere physische und virtuelle Systeme. Zwei Dell-Server stellten einen Hyper-V-Cluster auf Basis von WS 2012 R2 bereit. Als zu sichernde Clients kamen ein physischer Dell-PC mit Windows 10 sowie zwei virtuelle WS-2016-Server zum Einsatz. Die Shadowprotext-SPX-Software spielten wir auf allen fünf Systemen auf. Als Backup-Ziel, auf dem die Images gespeichert wurden, diente im Test ein "Windows Server 2012 R2"-Storage-Server. Die Installation des Backup-Tools war nach etwa einer Minute abgeschlossen. Beim Öffnen des Programms erscheint eine Anmeldemaske, in die der Anwender Benutzername und Kennwort sowie falls gewünscht einen Gruppennamen eingibt. Zudem muss er einen Lizenzschlüssel angeben. Die grafische Oberfläche ist übersichtlich gestaltet. Die wichtigsten Funktionen sind wahlweise über Icons oder über ein Textmenü erreichbar.

Bei der Erstkonfiguration legt der Administrator fest, auf welchen Wegen ihn die Lösung über Backup-Vorgänge informieren soll. Er kann sich bei fehlgeschlagenen Backups per E-Mail oder per SMS alarmieren lassen. Zudem stehen tägliche, wöchentliche oder monatliche Reports zur Verfügung, die wahlweise nur fehlerhafte oder auch erfolgreich beendete Backups auflisten.

Einfache Konfiguration der Backup-Jobs

Bevor der Administrator einen Backup-Job erstellen kann, muss er die Backup-Ziele festlegen. Wir richteten für den LANline-Test auf dem "WS 2012 R2"-Storage-Server mehrere Zielverzeichnisse ein. Anschließend konfigurierten wir auf den Rechnern die Backup-Jobs. Shadowprotect SPX unterstützt vollständige Backups, inkrementelle Backups und eine individuell konfigurierbare Mischung aus beiden Methoden. Für alle Varianten stehen Scheduler zur Verfügung, mit denen sich Zeitpunkt und Häufigkeit der Sicherungen einstellen lassen.

Wir wählten die kontinuierlichen Backups, die zuerst ein Voll-Backup erstellen und dann fortlaufend inkrementelle Image-Backups durchführen. Hierbei handelt es sich um synthetische Voll-Backups, die bei einem Restore die inkrementellen Images und das vollständige Image zusammenführen. Das kleinste Zeitintervall für das kontinuierliche Backup beträgt 15 Minuten.

BackupJobkonfiguration
Im Backup-Job wird konfiguriert, welche Daten wie häufig zu sichern sind.

Die Integrität der gespeicherten Daten überprüft Shadowprotect SPX regelmäßig anhand von MD5-Checksummen. Standardmäßig verwendet SPX für das Image-Backup von Windows-Rechnern die Volume Shadowcopy Services (VSS) von Microsoft, um das System in einem konsistenten Zustand zu sichern. In der Job-Konfiguration legt der Administrator auch fest, ob die Daten verschlüsselt werden.

Mit dem von Storagecraft mitgelieferten Tool Imagemanager lassen sich Backup-Images auch auf andere Rechner oder zu Cloud-Providern replizieren. Storagecraft bietet einen derartigen Service in einem Rechenzentrum in Frankfurt an. Die Replikations-Performance lässt sich mit dem Zusatz-Tool Shadowstream steigern, das die Backup-Images in mehreren parallelen Streams überträgt. Der Imagemanager ist zudem erforderlich, um bei kontinuierlichen Backups die Aufbewahrungsfristen zu steuern und die Images zu konsolidieren.

Flexible Recovery-Funktionen

Für die Wiederherstellung von Daten bietet der in Shadowprotect SPX integrierte Image-Ketten-Browser eine gute Navigationshilfe. Der Administrator wählt in der Oberfläche links oben das gewünschte Backup-Ziel aus. In der linken Fensterhälfte listet das Tool alle Backup-Jobs auf. Von welchem Rechner das Backup stammt, erfährt man erst nach einem Mausklick auf eine Image-Datei im rechten Hauptfenster.

Um den Single File Restore zu testen, mounteten wir auf einem Rechner ein zwei Tage zuvor erstelltes Image. Der Administrator kann wählen, ob Shadowprotect das Image mit einem eigenen Laufwerksbuchstaben oder als Unterordner in einem vorhandenen NTFS-Ordner bereitstellt. Wir wählten die Ordneroption. Standardmäßig mountet SPX die Images schreibgeschützt. Der Administrator kann aber auch einen Read/Write-Modus aktivieren.

Der Mount-Vorgang war nach wenigen Sekunden abgeschlossen und wir konnten anschließend auf alle zum Zeitpunkt des Image-Backups vorhandenen Dateien zugreifen und sie zurückkopieren.

Shadowprotect SPX ist auch in der Lage, komplette Volumes wiederherzustellen. Der Restore von Datenlaufwerken erfolgt entweder über die Restore-Volume-Funktion des Image-Ketten-Browsers oder über das gleichnamige grafische Symbol in der Backup-Zeitleistenansicht des SPX-Hauptfensters. Für die Wiederherstellung von Betriebssystempartitionen stellt Storagecraft Recovery-Umgebungen für Windows und Linux bereit, die sich mit einer DVD oder einem USB-Stick booten lassen.

Um die System-Restore-Funktionen zu testen, luden wir die fertige ISO-Datei von der Storagecraft-Website herunter. Hier findet sich auch ein Builder-Tool, mit dem sich individuell angepasste Boot-Medien erstellen lassen. Im ersten Test booteten wir eine WS-2016-VM mit dem Recovery-ISO und spielten ein zwei Tage zuvor erstelltes Backup-Image zurück. Hierfür stellten wir in der Recovery-Umgebung eine Verbindung zu unserem Storage-Server mit den Backup-Images her. Der Restore verlief erfolgreich und die VM stand anschließend wieder funktionsfähig zur Verfügung. In den Windows-Event-Logs konnten wir sehen, dass die Einträge einen Zeitsprung von zwei Tagen aufwiesen. Anschließend brannten wir mit der ISO-Datei eine Recovery-DVD, um auch einen physischen Rechner wiederherzustellen. Dieser Restore verlief ebenfalls erfolgreich.

Shadowprotect SPX unterstützt zudem einen Hardware-Independent Restore (HIR). Die HIR-Funktion ist in den verschiedenen Recovery-Tools integriert. Es ist auch ein Stand-alone HIR-Tool verfügbar, um beim Restore zusätzlich benötigte Treiber hinzuzufügen. Damit ist es möglich, Backup-Images auf einer geänderten Hardware wiederherzustellen, einen physischen Rechner in einer VM wiederherzustellen, eine VM auf einen physischen Computer zu migrieren oder von einer VM-Plattform auf eine andere zu wechseln.

Virtual Boot mit VMs und Hardware

Eine noch schnellere Wiederherstellung von ausgefallenen Systemen ist mit der bereits erwähnten Virtual-Boot-Funktion möglich. Für den Test von Virtual Boot haben wir auf einem Hyper-V-Server den Image-Ketten-Browser geöffnet, um ein älteres Image-Backup einer Test-VM zu booten. Der erste Versuch schlug fehl, weil wir eine Test-VM gewählt hatten, die wir mit der Hyper-V-Hardwaregeneration 2 erstellt haben. Virtual Boot unterstützt bislang nur Gen-1-VMs. Auch Image-Backups von Rechnern mit GPT-Partitionen (GUID Partition Table) lassen sich mit Virtual Boot nicht starten. Wir wählten deshalb das Image-Backup einer Gen-1-VM und konnten mit Virtual Boot automatisch eine neue VM anlegen und starten. Die Netzwerkkarte der neu angelegten VM ist standardmäßig deaktiviert, um zu verhindern, dass derselbe Rechner doppelt im Netzwerk auftaucht. Mit Virtual Boot konnten wir aus dem Image-Backup heraus nicht nur eine neue VM anlegen und hochfahren, sondern auch einen Dell-PC und einen Dell-Hyper-V-Server als virtuelles System wieder online bringen.

Fazit

Für KMU bietet Storagecraft mit Shadowprotect SPX eine Backup-Lösung an, die über flexibel einsetzbare Recovery-Mechanismen verfügt. Ausgefallene Rechner können mit der Virtual-Boot-Funktion aus dem Backup-Image heraus als VM gestartet und so lange genutzt werden, bis die Reparatur abgeschlossen ist. Auch Migrationsszenarien wie P2V oder die Ablösung alter durch neue Hardware lassen sich mit Shadowprotect gut umsetzen. Im Test haben alle Recovery-Vorgänge funktioniert.

Mit den Remote-Monitoring-Funktionen von Shadowprotect lassen sich die Backups aller Systeme zentral überwachen. Für Unternehmen mit einer größeren Zahl zu sichernder Rechner bietet Storagecraft mit Shadowcontrol ein Zusatz-Tool für ein zentrales Management an.

Die Listenpreise für Shadowprotect SPX liegen bei etwa 800 Euro pro physischem Server und rund 290 Euro pro virtuellem Server. Der Einstiegspreis für Desktop-Lizenzen beträgt 73 Euro. In diesen Preisen ist ein Jahr Maintenance enthalten. Wie groß die zu sichernde Datenmenge ist, spielt dabei keine Rolle.

Firmen-Info
Info: Storagecraft

Tel.: 030/224030221

Web: www.storagecraft.com/de/startseite

Christoph Lange.

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