Future IT-Kongress 2012, Ettlingen

Schöner arbeiten

10. Januar 2013, 7:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Der "Future IT-Kongress" Mitte November in Ettlingen rankte sich um den "IT-Arbeitsplatz von morgen im Spannungsfeld von Technik, Mensch und Recht". Entsprechend kamen die Referenten und Diskutanten nur teils aus dem IT-Umfeld wie Veranstalter Appsphere: Neben einem Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) referierten auch ein Fachanwalt für Arbeitsrecht und ein Gesundheits-Coach. Damit standen nicht nur Technik, BYOD (Bring Your Own Device) und Gadgets im Fokus, sondern auch Fragen wie die nach der Vermeidung eines Burnouts.IT-gestützt kann der Arbeitnehmer von heute praktisch immer und überall zu Werke gehen - eine Internetanbindung vorausgesetzt, die zumindest außerhalb der Funklöcher und in urbanen Regionen stets gegeben ist. Die Möglichkeiten flexiblen und ortsungebundenen Arbeitens demonstrierten Fachbuchautor und Mobile-Workstyle-Evangelist Dr. Bernhard Tritsch sowie Gastgeber Frank Roth, Vorstand der Appsphere AG, in einer gemeinsamen Keynote: Zeitgemäß via zweier Windows-8-Tablets fassten sie den Stand der Dinge zum Thema mobile Arbeitswelt zusammen: Der Arbeitsrhythmus werde immer kleinteiliger, die Gerätevielfalt immer größer - aber, etwa im Fall eines Ipads, unter Umgehung der Arbeitsplatzverordnung. Der Endanwender wird immer selbstständiger, so Tritsch, was sich in Schatten-IT ebenso äußere wie in der Einstellung "F.U.I.T." (auf Lateinisch: "Es ist gewesen", im US-Sprachgebrauch aber gemünzt auf die hausinterne IT-Abteilung und etwas prosaischer: "Fuck You, IT!"). Die schöne neue mobile Arbeitswelt, von einschlägigen IT-Anbietern immer wieder propagiert, dient natürlich dem Zweck, die Produktivität zu steigern. So haben schon wiederholt Studien belegt, dass Smartphone-Nutzer mehr Stunden pro Tag arbeiten (siehe Link). Das aus den USA einsickernde Phänomen BYOD (Endanwender nutzen privat beschaffte Notebooks, Tablets oder Smartphones im Unternehmen) setzt diesen Trend fort: Manch ein Arbeitgeber mag sich darüber erfreut zeigen, dass BYOD die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben noch stärker verwischt und damit den Arbeitseinsatz noch weiter steigert (siehe Link). Doch was zunächst von Vorteil sein mag, kann auch zur Überarbeitung und letztlich zum viel diskutierten Burnout beitragen. Der Future IT-Kongress - LANline war als Medienpartner beteiligt - bemühte sich deshalb, die moderne IT-gestützte Arbeitswelt aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten - sodass auch die Schattenseiten zutage traten. In der lebhaften abschließenden Podiumsdiskussion standen deshalb Fragen nach den sozialen und rechtlichen Grenzen der Arbeitsflexibilität ebenso im Mittelpunkt wie die Work-Life-Balance zur Vermeidung eines Burnouts. Rechtsanwalt Thorsten Walter betonte, das deutsche Arbeitsrecht lege dem flexiblen Arbeiten nach wie vor Hürden in den Weg, da es aufgrund einer Orientierung am industriellen Arbeiten dem mobilen Informationsarbeiter nicht gerecht werde. Wann wer wieviel am Wochenende arbeiten darf, ist kompliziert geregelt und teils eine rechtliche Grauzone. Im Zweifelsfall müsse ein Arbeitgeber einen Kollegen sogar abmahnen, wenn dieser freiwillig Dringendes am Sonntag erledige. Die Beraterin für gesunde Lebensführung Dr. Nicole Strauss von Strauss Coaching plädierte ebenso wie Coach Heidi Kupke von Con-tacto dafür, sich bei der Frage nach dem gesunden Arbeiten nicht an einem Gesundheitsbegriff zu orientieren, der Gesundheit ausschließlich als Abwesenheit von Krankheit versteht. Gesunde Selbst- beziehungsweise Mitarbeiterführung müsse vielmehr auch "weiche" Faktoren wie die Zufriedenheit des Einzelnen mit seiner Arbeitssituation und dem Sinn seiner Arbeit umfassen. Nur dies ermögliche es, dauerhaft Überforderung und Burnout zu vermeiden. Der Future IT-Kongress, der 2010 und 2011 in der IHK Karlsruhe stattgefunden hatte, war durch seinem Umzug nach Ettlingen in den aufwändig modernisierten Fachwerkbau der Buhlschen Mühle mit rund 130 Teilnehmern ausgebucht. Laut Appsphere-Vorstand Roth ergab die Veranstaltung mit ihrem breiten Themenspektrum ein sehr positives Feedback, man werde den Kongress auch nächstes Jahr wieder durchführen. Der Autor auf LANline.de: wgreiner

Beim Future IT-Kongress in Ettlingen standen die technischen, juristischen sowie sozialen Aspekte heutiger und künftiger Arbeitsumgebungen im Mittelpunkt. Bild: Appsphere
LANline.

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