Ninite im Test

Softwareverwaltung für Windows-Freeware

20. Juni 2016, 6:00 Uhr | Dr. Johannes Wiele, Security-Spezialist und Autor des LANline Security Awareness Newsletters./jos

Der internationale Freeware-Pool hält in vielen Anwendungsgebieten gleichwertige Alternativen zu kommerziellen Programmen bereit - von der Admin-Toolbox über Office und Medien bis hin zu Internet-Werkzeugen. Ninite bietet das fehlende Software-Management dazu, und zwar auf Einzelrechnern ebenso wie im Netzwerkverbund.

Patchen gehört zum User-Handwerk - neben Computer-Profis haben dies inzwischen wohl auch die meisten der sogenannten "Nur-Anwender" verinnerlicht, und sei es nur, weil neben dem Windows-Rechner oder dem Macbook auch das geliebte Mobiltelefon von Zeit zu Zeit die Systemsoftware und die Apps auf den neuen Stand bringen will. Updates sind außerdem ein Sicherheitsfaktor, denn sie bringen neben neuen Funktionen auch stabilere Funktionalität und stopfen Sicherheitslöcher, durch die sich Hacker auf den PC schleichen können.
Toll, wissen wir, warum erzählt der Autor das nochmal, und dann auch noch dem Profi-Publikum der LANline? Weil ausgerechnet die Gruppe der bewussten Anwender von ausgefuchsten Freeware-Tools und Public-Domain-Alternativen mit ihren Werkzeugpaketen ein kleines Verwaltungsproblem hat: Die Programme kümmern sich um neue Versionen entweder jedes für sich oder gar nicht. Wer also verantwortungsvoll seinen Werkzeugkasten auf dem neuesten Stand halten will, muss die Einzelprodukte regelmäßig auf Aktualität prüfen und dann Exemplar für Exemplar individuell behandeln - und dies funktioniert recht unterschiedlich gut. Die "großen" Office-Pakete, Grafikprogramme und Internet-Tools mahnen ihre Aktualisierungen selbst an. Hier und da darf ein gelegentlicher Klick auf "Updates" nicht vergessen werden, aber vor allem in der Riege der kleinen und feinen Tools geht es zuweilen nicht ohne einen manuellen Versionsabgleich auf der offiziellen Seite des Anbieters voran.
Und genau die muss der Anwender dazu erst einmal wieder heraussuchen, und genau deshalb bleiben Freeware-Programme oft viel länger ungepatcht als andere Produkte, die das Betriebssystem oder der Hersteller automatisch verwaltet.
Dass es im Freeware-Umfeld auch anders gehen kann, hatte ein LANline-Test für den besonderen Fall der "portablen", also installationsfreien Tools bereits gezeigt: Mit "Portable Apps" lässt sich eine ganze Sammlung von Werkzeugen auf einem USB-Stick oder einer Netzwerkplatte nicht nur bequem zusammenstellen und erweitern oder reduzieren - der zugehörige Programmstarter, der wie ein zweites Windows-Startmenü funktioniert, übernimmt gleichzeitig auch die komplette Update-Verwaltung (www.portableapps.com, der Test findet sich in LANline 5/2015 unter dem Titel "Werkzeugkasten für die Schattenplatte" auf den Seiten 40 bis 42).
 
Bequeme Installation der passenden Versionen
Ninite verspricht denselben Grad an Bequemlichkeit für normal installierte Freeware unter Windows. Die Website zu dem Projekt findet sich unter ninite.com, und sie stellt bereits einen Teil der Funktionalität des Tools zur Verfügung: Dort klickt man zuerst in einer langen Liste illustrer Freeware-Programme auf diejenigen, die man auf dem eigenen PC installieren will, und initialisiert dann den Download des zugehörigen Installers und der Tools. Danach lässt sich in Ruhe beobachten, wie der Installer anläuft, Werkzeug für Werkzeug herunterlädt und auf dem PC zu Laufen bringt.
Die Einzelprogramme holt er dazu von den offiziellen Seiten der zugehörigen Anbieter. Ganz nebenbei prüft er, auf welche Sprache der Zielcomputer eingestellt ist und ob es sich dabei um ein 32- oder 64-Bit-System handelt, und wählt automatisch die dazu passenden Versionen der Software-Produkte. Im Test klappte dies auf einem alten Windows-XP-Rechner genau so gut wie auf einem aktuellen Windows-10-System. Eine kurze Überprüfung auf den Anbieterseiten der für den Test ausgewählten Tools ergab, dass Ninite tatsächlich die aktuellsten und richtigen Versionen geladen hatte. Unnötige Reboots bei der Programm-Einrichtung unterbindet das Tool, und laut Anbieter überprüft Ninite immer auch die Security-Hashes der ausgewählten Programme. Wirklich vorteilhaft ist außerdem, dass der User bei dieser Art der Installation keine Gefahr läuft, sich irgendwelche lästigen oder auch gefährlichen Browser-Toolbars oder Zusatzprogramme mit auf den PC zu holen.
 
Updates nur halbautomatisch
Nicht ganz so perfekt ist die Methode, mit der Ninite die Programme auf dem letzten Stand hält. Man ruft dazu den Installer der Erstinstallation einfach noch einmal auf, er prüft dann jedes der ursprünglich ausgewählten Programme auf Aktualität und sorgt für Updates, wo es nötig ist. Dies klingt gut, hat aber einen Nachteil: Ergänzt man von Zeit zu Zeit seinen Freeware-Werkzeugkasten über das Ninite-Portal, sammeln sich mehrere Installer im Download-Ordner an, die jeder für sich nur auf die Programme achten, die der Anwender mit ihrer Hilfe in der fraglichen Sitzung installiert hatte. Um dabei den Durchblick zu behalten, sollte der Nutzer des Systems also zumindest stets wissen, welche Programme aus dem Ninite-Pool er insgesamt auf seinem PC installiert hat, und zu dieser Sammlung einen Komplett-Installer erzeugen. Dann ist die Softwareverwaltung kein Problem. Ein einfaches Hinzufügen und Deinstallieren, wie es das eigene Startmenü von Portable Apps bietet, gibt es an dieser Stelle nicht.
Dennoch - Ninite erleichtert den professionellen Umgang mit Freeware erheblich. Die Auswahlseite der ins System eingebundenen Programme lässt kaum Wünsche offen - sie umfasst die wichtigsten Web-Browser, Security-Tools wie Virenschutz und Adware-Vernichter, Messaging-Programme inklusive Skype, Pidgin und AIM, Online-Storage-Clients wie für Google Drive, Dropbox und Torrent, Media-Player und -werkzeuge wie Itunes, VLC, Winamp und Audacity, Developer- und Internet-Tools wie Python, Putty, JDK und Filezilla, PDF-Reader, Runtimes wie für Java, Dotnet und Silverlight, Filesharing, Kompression, Bildbearbeitung und -betrachtung inklusive GIMP, Xnview und Irfanview, die gängigen Office-Pakete und viele kleine Anwender- und Admin-Tools. Wem etwas in der Liste fehlt, kann über die Ninite-Seite Vorschläge einreichen.
 
Profi-Version für Admins
Ninite selbst ist Freeware für Einzel-User, aber es steht auch eine Profi-Version für die netzwerkweite Freeware-Verwaltung zur Verfügung. Sie kostet 20 Dollar pro Jahr für 100 Systeme, bietet RMM-Integration, Aktualitäts-Audits, Scripting und Offline-Installer und kann ihren Job völlig in Hintergrund erledigen, also unsichtbar für die Endanwender. Nun mag es auf den ersten Blick etwas kurios erscheinen, dass ein Unternehmen, das mit Freeware Geld sparen will, dann wieder Geld für die Verwaltung dieser Software bezahlen soll - aber ganz so dumm ist dies nicht: Überlässt man die Updates den Endanwendern oder versucht man, die Tools auf allen Systemen im eigenen Netz per Mail-Aufforderung, manueller Verteilung oder sogar per Turnschuhadministration auf dem neuesten Stand zu halten, handelt man sich schnell Sicherheits- oder Compliance-Probleme ein.
 
Fazit
Mit Ninite kommt System in den gezielten Einsatz von Freeware auf professionell genutzten Computern. Der Ansatz ist gut, nur für die Update-Verwaltung auf Einzelsystemen könnte man sich noch eine besser automatisierte Verwaltung der installierten Programme wünschen. Wen es nicht stört, wenn seine Freeware-Tools auf dem PC nur über ein separates Startmenü zugänglich sind, kann als Alternative über eine lokal installierte Portableapps-Umgebung nachdenken.

Große Freeware-Auswahl unter einem Dach: die Heimat von Ninite im Web-Browser.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+